Zum Tod von Uriella (Erika Bertschinger-Eicke, 1929-2019)

Nachruf von Prof. Georg Schmid

Uriella war für Fiat Lux Mitglieder die Lichtgestalt in unserer apokalyptisch gedeuteten Gegenwart. Sie versprach den Übergang aus dieser gegenwärtigen dunkeln Welt in die gereinigte neue Welt. Sie genoss als Heilerin und als Sprachrohr Gottes unendliches Vertrauen.

Für Aussenstehende, die sie lose kennen lernten, war sie eine harmlose Märchenfee, oft auch eine mit Augen zwinkernde Lachnummer, geschmückt wie ein Christbaum. Wer sich intensiver mit ihr beschäftigte, stiess auch auf die Schattenseiten ihrer Bewegung. Uriella hatte ihre Gemeinschaft fest im Griff. Ihre Essensvorschriften und anderen Regeln waren göttliches Gebot. Uriella wurde nicht nur geliebt, sondern auch gefürchtet. Man schrieb ihr auch fast magische Kräfte zu, vor denen Austrittswillige sich fürchteten.

Persönlich empfand ich Uriella immer als tragische Figur. Nach einer Hirnerschütterung entdeckte sie die Gabe, in Trance himmlische Botschaften zu empfangen. Das eröffnete ihr die Karriere als Ordensgründerin und Lichtgestalt. Diese Rolle, die sie damit übernahm, wurde allmählich stärker als sie selbst. Sie lebte diese Rolle trotz aller misslungenen Heilungen und Prophezeiungen. Sie verlor in ihrer Rolle völlig die Realität. Menschen, denen die Realität abhanden kommt, sind eigentlich zu bedauern.

Georg Schmid, 25. Februar 2019