Scientology-Standaktionen rufen Anti-Scientology-Aktivisten auf den Plan

Wer in Schweizer Städten unterwegs ist, kommt nicht umhin, früher oder später einem Stand zu begegnen, welcher von Scientologen geführt wird. Scientology macht vom Recht, auf öffentlichem Grund zu werben, reichlich Gebrauch und schöpft die Kontingente der Städte zur Bewilligung von Ständen mitunter voll aus.

Frontorganisationen

Scientologen führen ihre Stände nicht immer unter den Bezeichnungen Scientology oder Dianetik, sondern auch unter den Namen von sog. Frontorganisationen, die von Scientologen getragen werden und auf Ideen von L. Ron Hubbard Bezug nehmen, aber organisatorisch selbständig sind. In Schweizer Städten aktiv sind etwa der Verein „Sag nein zu Drogen“ oder die Citizens Commission on Human Rights CCHR, die sich kritisch mit der Psychiatrie auseinandersetzt. Manche Städte zählen die verschiedenen Frontorganisationen im Umfeld von Scientology bei der Standvergabe zusammen, andere gewähren jeder Frontorganisation einzeln das volle Kontingent, das einer weltanschaulichen Gemeinschaft zusteht.

Ideal Org Basel und die Folgen

Bei Standaktionen von Scientology werden an manchen Orten Aktivisten-Gruppen aktiv, die ihren Ausgangspunkt bei einer anderen Scientology-Aktion genommen haben: Im Jahr 2014 wurde in der Öffentlichkeit bekannt, dass die Scientology-Niederlassung in Basel nächstens in eine sog. Ideal Org umziehen wird, in ein grosses, repräsentatives Zentrum in bester Lage. Mit der Aktion Ideal Org verfolgt Scientology seit einigen Jahren das Ziel, durch beeindruckende Liegenschaften gesellschaftliche Relevanz auszustrahlen. Nach Beobachtungen von Insidern bleiben die Ideal Orgs aber für den Besucherstrom zu gross, so dass sich die Frage stellt, ob Scientology mit dem Konzept der Ideal Orgs wirklich gut beraten war. Erfolgreiche weltanschauliche Organisationen drängen sich lieber in zu kleine Räume, als dass sie ein Gefühl der Leere aufkommen lassen.

GAGS Basel

Das Projekt des Bezugs einer Ideal Org rief in Basel Anwohner auf den Plan, die sich zu einer Organisation formierten: der Gewaltfreien Aktion gegen Scientology Basel, abgekürzt GAGS Basel.

GAGS Basel demonstrierte nicht nur bei der Eröffnung der Ideal Org in Basel im Jahr 2015, zu welcher auch der Scientology-Chef David Miscavige anreiste, sondern wird auch bei Standaktionen von Scientology aktiv, indem Passanten, die sich für den Scientology-Stand interessieren, auf Scientology angesprochen werden:

https://www.facebook.com/gags.schweiz/

Freie Anti-SC-Aktivisten

Aus der GAGS Basel ist dieses Jahr eine weitere Aktivisten-Organisation herausgewachesn, die Freien Anti-SC Aktivisten, die in der ganzen Deutschschweiz tätig sind und ihre Einsätze bewusst im Voraus mit den zuständigen Behörden absprechen:

http://www.freie-antisc-aktivisten.ch/

Aktionen der Freien Anti-SC Aktivisten haben in den letzten Tagen und Wochen die Aufmerksamkeit der Medien gefunden, so ein Auftritt am vergangenen Samstag in Winterthur:

https://www.toponline.ch/news/winterthur/detail/news/achtung-scientology-sekte-00116516/

Die Reaktion der Städte

Nach Auskunft der Freien Anti-SC Aktivisten reagieren die zuständigen Behörden der einzelnen Städte sehr unterschiedlich. Mancherorts werden die Aktivisten ausdrücklich willkommen geheissen als Ausdruck der Meinungsfreiheit, die auch ein öffentliches Nein zu einer bestimmten umstrittenen Gemeinschaft abdecken muss. Andernorts wird offenbar eine Störung der öffentlichen Ordnung oder des konfessionellen Friedens befürchtet und den Aktivisten bedeutet, dass sie unerwünscht seien.

Hintergrund der Aktivisten

Die Angehörigen von GAGS Basel und der Freien Anti-SC Aktivisten sind z.T. ehemalige Scientologen, in ihrer Mehrheit aber Personen, die sich gegen eine umstrittene Organisation engagieren wollen. Bezüge zu anderen weltanschaulichen Gemeinschaften oder Bewegungen bestehen nicht. Die von Scientology-Vertretern gelegentlich geäusserte Behauptung, Kritikern von Scientology ginge es darum, ihre eigene Organisation (und deren „Schäfchen“) zu verteidigen, greift bei den Aktivisten ins Leere.