Graswurzle schafft Raum für gefährliche Alternativmedizin – Felix Opprecht und die «Germanische Neue Medizin»

Wir sind aufgeregt, als wir bei der Haltestelle «Quellenstrasse» in Zürich die Tram verlassen. Mitten in der Stadt soll ein Vortrag von Felix Opprecht stattfinden, der sich zum Ziel gesetzt hat, die «Germanische Neue Medizin» zu verbreiten. Veranstaltet wird der Vortrag von den Graswurzle Gruppen der Kreise Fünf und Zehn in Zürich.

Graswurzle, eine als Verein organisierte Post-Corona-Bewegung, hat sich in den letzten Monaten vermehrt rechtem, verschwörungsideologischem und esoterischem Gedankengut zugewendet. Dass Felix Opprecht nun im Rahmen seiner «Swiss Tour 2022» mit Graswurzle zusammenarbeitet, ist trotzdem erschreckend. Denn die «Germanische Neue Medizin» (GNM), die er vertritt, ist bekannt als ein pseudowissenschaftliches Erklärungsmodell für Krankheiten, das von Ryke Geerd Hamer ins Leben gerufen wurde. Die Erfindung des 2017 verstorbenen, einstigen deutschen Arztes ist bekanntlich antisemitisch, homophob und rassistisch und verharmlost unter anderem Krebserkrankungen, die nach Hamer am besten unbehandelt bleiben sollen.

Aus diesem Grund sind meine Kollegin und ich aufgeregt und besorgt, als wir zu der Adresse laufen, die sich in einem Zürcher Hinterhof befindet. Eingeladen sind explizit Personen, die sich «ein alternatives Gesundheitssystem wünschen». Gekennzeichnet mit einem Ballon ist der Eingang schnell entdeckt und kurz vor 19:00 betreten wir einen kleinen Gemeinschaftsraum. Felix Opprecht steht bereits vor der Leinwand, auf der seine Powerpoint-Präsentation ablaufen wird. Am Eingang werden wir nach unseren Namen für ein Namensschild und nach einer Kollekte gefragt. Die Namen werden anhand einer durch die Voranmeldungen erstellten Liste überprüft.

Als alle angemeldeten Personen da sind, befinden sich circa 20 Personen im Raum, die wir im Durchschnitt auf Mitte/ Ende 50 schätzen. Wir sind mit Mitte 20 die mit Abstand jüngsten Anwesenden, das restliche Altersspektrum siedelt sich zwischen Mitte 30 und circa 70 Jahren an.

Eine Warnung vorweg

Opprecht wirkt selbstbewusst, als er zu sprechen beginnt. Vor dem eigentlichen Vortrag, in dem er die sogenannten «Fünf biologischen Gesetze» erläutern will, unterbreitet er einige Prämissen, die man beachten soll. Zunächst erklärt er, dass er normalerweise keine Live-Vorträge halte, er habe zu oft schlechte Erfahrungen mit Justiz und Polizei gemacht. Er bevorzuge das Online-Format vor allem deshalb, weil er im Zweifel schnell das Land verlassen könne. Mit einem Lächeln auf den Lippen spricht er von Dubai und keiner der Zuhörer scheint sich daran zu stören. Im Verlauf des Abends soll sich herauskristallisieren, warum den Anwesenden solche Aussagen nicht bitter aufstossen.

Als nächstes fragt Opprecht in die Runde, ob jemand der Anwesenden schulmedizinisch oder therapeutisch ausgebildet sei. Falls ja, wolle er niemandem auf die Füsse treten – er sei es jedoch gewohnt, dass es für die meisten Menschen schwierig sei, wenn jemand ihr Weltbild in 90 Minuten auf den Kopf stellt. Er betont zudem, dass er kein «Fachchinesisch» reden möchte, sondern die «Fünf biologischen Gesetze» so einfach wie möglich zu erklären versucht. Er sei schliesslich selbst nur Laie und wisse wie es sich anfühlt, von Inhalten erschlagen zu werden. Dennoch macht er deutlich, wie die Inhalte des heutigen Abends von den Anwesenden aufgefasst werden sollen: Er werde heute Abend ausschliesslich Fakten präsentieren, nein sogar naturwissenschaftliche Gesetze. Im Gegensatz zur Schulmedizin hantiere man hier nicht mit Theorien und bediene sich nicht verschiedener Naturwissenschaften. Die GNM sei selbst eine Naturwissenschaft.

Er beendet seinen «Vortrag vor dem Vortrag» damit, dass er hier niemanden überzeugen wolle. Er fordert uns Zuschauer dazu auf, im Anschluss an den Abend das Gesagte selbst zu überprüfen. Wer sich mit Verschwörungserzählungen und Fake News auseinandersetzt, der weiss: Hier tätigt Opprecht einen genialen Schachzug. Er gibt seinen Zuschauern das Gefühl, die Kompetenz zu besitzen, Gesagtes einwandfrei und alleine in die Kategorien richtig und falsch einzuordnen. Dies tut er in dem Wissen, dass die meisten Anwesenden keine wissenschaftliche Ausbildung haben und mit Begriffen wie «Korrelation» und «Kausalität» nur wenig anfangen können. Er weiss zudem, dass er sich hier in einer Gruppe befindet, die sich seit Langem ausschliesslich durch «Alternative Medien» informiert und dementsprechend Faktencheck-Websites und Nachrichten, die nicht ihrer Meinung entsprechen, als Fake News abtut. Wenn sie also einen Artikel in «20 Minuten» finden, in dem die Todesopfer von Hamers Methoden genannt werden, geht dies vollkommen spurlos an der Gruppenmitgliedern vorüber. Medien, denen sie vertrauen, zeigen sich höchstwahrscheinlich offen für alternative Medizin, weshalb eine Überprüfung schlussendlich einer Bestätigung gleichkommt.

Keine Krankheit ohne psychisches Trauma

Nachdem Opprecht sich die Aufmerksamkeit der Zuschauer gesichert hat, beginnt er die «Fünf biologischen Gesetze» nach Hamer zu erläutern. Die detailreichen, sich teilweise widersprechenden Inhalte lassen sich auf wenige Kernaussagen herunterbrechen.

Grundlage der GNM ist Hamers Überzeugung, dass jede Krankheit, ausgenommen Unfälle oder Gewalteinwirkung von aussen, durch einen sogenannten «biologischen Konflikt» ausgelöst werden. Diesen definiert Opprecht als ein plötzliches Ereignis, das eine traumatisierende und isolierende Wirkung auf eine Person hat. Was das genau bedeutet, wird nicht näher erklärt. Interessant ist jedenfalls, dass hier ein psychisches Phänomen mit dem Begriff «Biologischer Konflikt» beziffert wird und die Deutungshoheit über das entsprechende Ereignis dem oder der Betroffenen selbst überlassen wird. Dies soll im weiteren Verlauf des Abends eine bedeutende Rolle spielen.

Bei manchen Krankheiten, so Opprecht, müsse dieser Konflikt gelöst werden, damit es einem besser gehe. Bei anderen Krankheiten sei es sogar besser, den Konflikt nicht zu lösen, weil dies meist mit starken gesundheitlichen Beeinträchtigungen einhergehe. So erklärt er beispielsweise einer Dame, die ihm von ihrem Tinnitus berichtet, dass bei der Lösung des Konflikts ein Hörsturz die Folge sei. Sie solle also im Grunde genommen den Tinnitus in Kauf nehmen, damit nicht noch Schlimmeres folge.

Es gebe aber auch Krankheitssymptome, die sich erst nach der Lösung eines Konflikts etablieren, in der sogenannten Regenerationsphase. Hierbei seien Krankheiten nur ein Zeichen dafür, dass eine Heilung bereits eingesetzt hat und der Körper keiner Therapie von aussen bedarf. Für meine Kollegin und mich ist unerträglich anzuhören, was als nächstes folgt: Zu den Krankheiten, die sich von selbst heilen würden, gehören neben Autoimmunkrankheiten unter anderem auch Krebs und Depressionen. Im Klartext bedeutet das, dass schwere Krankheiten und psychische Störungen, die selbst bei einer adäquaten Behandlung eine hohe Mortalität aufweisen, lieber in Ruhe gelassen werden sollen und von selbst verschwinden. Chemotherapie und medikamentöse Behandlungen würden hier mehr schaden als helfen, so Opprecht.

 «Viren existieren nicht»

Auf Nachfrage einer Zuschauerin hin erklärt Opprecht, wie aus der Sicht der GNM Covid zu erklären sei: Durch die kollektive Angst, ausgelöst durch Politik und Medien, hätten viele Menschen zur gleichen Zeit die gleichen Konflikte erfahren, die sich dann in ähnlichen Grippe-Symptomen manifestierten. Ursächlich für die seiner Ansicht nach vereinzelten Tode sei eine durch die Politik verursachte Todesangst, die sich schliesslich auf die Lunge auswirke. Jede Art von Konflikt könne nämlich spezifischen Symptomen zugeordnet werden. Der Mechanismus dahinter sei in der von Hamer vorgenommenen Dreiteilung von Psyche, Gehirn und Körper zu finden. Durch den «biologischen Konflikt», der psychisch wahrgenommen wird, finde ein «Einschlag» ins Gehirn statt. Es wird nicht näher erklärt, wie das funktionieren soll. Dieser Einschlag in einem bestimmten Areal des Hirns sei mit speziellen körperlichen Auswirkungen verbunden, da jeder Ort im Gehirn die Gesundheit anderer Organe und Körperteile steuere. So könnten durch bestimmte Konflikte beispielsweise Knochen brüchig werden, durch andere entstünden Herzinfarkte und wieder andere verursachten Hautkrankheiten. Während dies zwar aus medizinischer Sicht absolut unsinnig ist, folgt es immerhin einer gewissen Logik. Im Verlauf des Abends wird es aber immer unlogischer und abstruser. Bakterien und Viren (die es ja nach seiner Aussage eigentlich nicht gibt) seien für den Körper nie schädlich. Es gebe auch keine Schlaganfälle: Diese seien fehlgedeutete «Einschläge» in das Gehirn. Opprecht betont immer wieder die angebliche Unwissenheit und Dummheit von Schulmedizinern. Diese könnten nicht einmal einen Scan eines Magnetresonanztomografen (MRT) richtig interpretieren. Ironischerweise zeigt er bei diesem Satz auf ein Bild, bei dem es sich um einen Scan eines Computertomografen (CT) handelt, nicht um einen MRT Scan.

Medikamente als Ursache allen Übels

Im Allgemeinen sind Medikamente laut der GNM unsinnig, einige sind sogar schädlich. Sie würden gezielt eingesetzt, um die Menschen krank zu machen, damit die Pharmaindustrie davon profitiert. Nur in seltenen Ausnahmen seien Medikamente hilfreich. Bei einem Herzinfarkt müsse man im Zweifel eine Spritze Kortison direkt ins Herz geben. Opprecht kenne aber auch mindestens eine Person, die einen Herzinfarkt einfach «ausgesessen» habe. Er betont hier unverhohlen, dass er dies als persönliche Stärke interpretiert. Er selbst habe auch eine Krankheit unter unsäglichen Schmerzen «ausgesessen»: Leukämie. Die sei aber mittlerweile wieder verschwunden.

Opprecht erzählt in diesem Zusammenhang vom Tod seines Vaters, der seiner Meinung nach durch Morphium verursacht wurde. Sein Vater sei schon lange krank gewesen und habe unter starken Schmerzen gelitten, weshalb sein Arzt ihm Morphium gegeben habe. Opprecht habe schon damals gewusst, dass dies der sichere Tod des Vaters sei. Das teilte er auch seinen Geschwistern mit, die ihn – verständlicherweise – darauf hinwiesen, dass er Zimmermann sei und kein Arzt. Als der Vater dann, wie angeblich von ihm prophezeit, drei Wochen später verstarb, sah er sich bestätigt. Lachend fügt er hinzu: «Jesus war schliesslich auch Zimmermann!»

 Jubel und Begeisterung

Im Anschluss an den Vortrag entsteht automatisch eine rege Diskussion mit Opprecht, die Zuschauer haben viele Fragen. Diese sind jedoch keinesfalls kritischer Natur. Die Anwesenden wollen wissen, wie sie diese Erkenntnisse für sich anwenden können, wie die Konflikte genau funktionieren und was der Titel der weiterführenden Literatur ist. Wir sind sprachlos über das völlige Fehlen von kritischen Fragen nach einem Vortrag, der – wenn man alle darin genannten Regeln beachtet – zum Tod führen kann. Die Anwesenden zeigen sich begeistert von der Hetze gegen die Pharmaindustrie, von der scheinbaren Unsinnigkeit des Impfens und von der Aussage, dass der Körper sich in den meisten Fällen selbst heilt.

Zu Beginn entstand für uns ein bitterer Beigeschmack als niemand sich regte, als Opprecht offen die Möglichkeit anspricht, aufgrund von strafrechtlicher Verfolgung das Land zu verlassen. Im Verlauf der Diskussion wird deutlich, was zu diesem Verhalten führt. Die Anwesenden fühlen sich als die Verfolgten, als die, die die Wahrheit kennen und denen dennoch niemand glaubt. Eine Dame fragt, was Opprecht ihr für den Umgang mit Freunden empfehle, die ihr nicht glauben, wenn sie ihre Meinung über Corona teilt. Er antwortet trocken, dass er sich mit anders gesinnten Menschen gar nicht beschäftigt. Mit seiner Familie rede er nicht über seine Überzeugungen.

«Sie hatten keine Hirnblutung – Sowas existiert gar nicht!»

Opprecht tritt während des gesamten Vortrags selbstsicher auf. Das scheint die Anwesenden dazu zu bringen, mit ihm persönliche Gesundheitsinformationen zu teilen. Eine Gruppe von Menschen, in der typischerweise echauffiert abgewunken wird, wenn man nach der «sensiblen» Information des Impfstatus fragt, vertraut einem Mann Gesundheitsinformationen an, der keinerlei medizinische oder psychologische Ausbildung hat und lediglich die Erfindungen eines verurteilten Straftäters rezitiert. Neben der bereits genannten Dame, die unter ihrem Tinnitus leidet und der Opprecht empfiehlt, besser nichts dagegen zu unternehmen, betraut noch ein anderer Mann Opprecht und das Plenum mit seiner Krankengeschichte. Er litt letztes Jahr unter einer Hirnblutung und wurde deshalb operiert. Ich bekomme gar nicht mit, was der Herr für eine Frage zu seiner Erkrankung hat, da unterbricht Opprecht ihn schon und weist darauf hin, dass es keine Hirnblutungen gebe. Als der Mann dann verunsichert von dem Bild erzählt, dass der Neurochirurg ihm von seiner Blutung gezeigt hat, winkt Opprecht ab und sagt, dass es sich um ein Ödem im Hirn gehandelt habe, was lediglich der Ausdruck eines Heilungsprozesses sei. Der Mann, der ein Bein hinter sich herzieht, ist einer der ersten, der sich auf den Heimweg macht. Wir hoffen inständig, dass dieser Mann nicht denkt, er habe mit dem lebenswichtigen Eingriff im letzten Jahr einen Fehler begangen.

Ein Kommunikationskurs macht sich bezahlt

Opprecht erwähnt während des Vortrags, dass er vor seiner Beschäftigung mit der GNM einen Kommunikationskurs besucht habe. Mir scheint es, als hätte er das ein oder andere daraus mitgenommen und wende nun spezielle Techniken bei seinem Vortrag an. Denn auch wenn die Zuschauer seinen Inhalten grundsätzlich positiv gestimmt sind, gibt es einige Unklarheiten. Wie löst man den Konflikt, der ja unbewusst ablaufen soll? Welche Konflikte muss man lösen, welche nicht? Woher weiss man, welchen Konflikt man hat? Auf all diese Fragen weiss Opprecht nur begrenzt eine Antwort. Er verweist auf Hamers Bücher und kreiert das Narrativ eines verfolgten Genies, dessen Texte es sich zu lesen lohnt. Als eine Dame fragt, wie Hamer ursprünglich die GNM entwickelt habe, weicht Opprecht aus und erklärt stattdessen, man müsse einfach gewisse Listen Hamers auswendig lernen. Das einzige Mal, das Opprecht etwas zu Hamers Methoden erzählt, ist als er berichtet, wie Hamer die Akten von unzähligen Krebspatienten durchgegangen sei und dabei festgestellt habe, dass jeder einzelne von ihnen ein schlimmes Erlebnis vor dem Beginn der Krankheit zu verzeichnen hatte. In mir kocht es. «Korrelation bedeutet nicht Kausalität!» möchte ich schreien. Und obwohl die Antworten Opprechts generell nur wenig befriedigend wirken, scheinen Leute sich bestätigt zu fühlen. Wenn jemand eine simple Frage stellt, wiederholt Opprecht sie oft lediglich. Er redet so lange Nonsense bis die Person selbst eine Lösung vorschlägt und er dem Genannten zustimmt.

Das Grosse Finale

Als wären die vorherigen Inhalte des Abends nicht schon problematisch genug, tätigt Opprecht im Rahmen der Diskussion einige prekäre Aussagen. Zunächst erklärt er, dass es schwere psychische «Beeinträchtigungen» gebe, die durch einen doppelten «Einschlag» ins Gehirn entstünden. Er zählt gesammelt auf: Serienmörder, Pädophile und Homosexuelle. Es gebe aber eine gute Nachricht: Diese doppelten «Einschläge» seien bis zum 25. Lebensjahr reversibel, wenn man den zugrundeliegenden Konflikt löse. Nicht nur porträtiert Opprecht hier Homosexualität als Krankheit, er suggeriert darüber hinaus eine Umkehrbarkeit von sexueller Orientierung und dies explizit bei jungen Menschen. Die möglichen Ableitungen und Handlungen durch diese Ansicht sind bekannt und menschenverachtend.

Anschliessend weist er auf zwei weitere, seiner Ansicht nach bedenkliche, Entwicklungen hin.

Erstens sei die Einführung der Anti-Baby-Pille als eines der grössten Probleme unserer Welt anzusehen. Als er erläutert, was er damit meint, wird deutlich, dass er keine gesundheitlichen Konsequenzen des Präparats erklären will, sondern gesellschaftlich bedenkliche Veränderungen, die angeblich daraus resultieren. Die hormonelle «Veränderung» der Frau, die angeblich durch die Anti-Baby-Pille von statten gehe, verwandle eine Frau in einen Mann. Man solle sich mal darüber Gedanken machen, warum so viele Frauen heute ganz andere Sachen machen, als früher, beispielsweise Lastwagen fahren! Wir sind sprachlos, aber der zweite daraus abgeleitete Gedanke, den Opprecht ausspricht, ist mindestens genau so problematisch. Die Anti-Baby-Pille sei zudem dafür verantwortlich, dass durchschnittlich nur noch 1,8 Kinder pro Frau geboren würden. Um die Schweizer Kultur zu erhalten, müssten es jedoch 2,5 Kinder im Durchschnitt sein. Bei Muslimen hingegen würden vier Kinder durchschnittlich geboren – man solle sich also nicht wundern, wenn es 2050 nur noch Moscheen und keine Kirchen mehr gebe.

Opprecht, der sich während des Vortrags mehrmals dazu äussert, dass Spiritualität und Übersinnlichkeit nicht zu seinem Weltbild gehören, sorgt sich um die spirituelle Landschaft der Schweiz und schafft es, bei den Anwesenden damit Angst und Hass zu schüren.

 Die «Germanische Neue Medizin» und Graswurzle – eine potenziell lebensgefährliche Kombination

Die Inhalte der Germanischen Neuen Medizin sind nicht wissenschaftlich fundiert. Die «Neue Medizin» bedient sich falsch verstandener Psychoanalyse und weltanschaulich bedenklichen Positionen. Ryke Geerd Hamers antisemitische, homophobe, sexistische und rassistische Denkart wird von Felix Opprecht weitergegeben. Dass nun eine Zusammenarbeit mit Graswurzle stattfindet, ist hochgefährlich. Denn Graswurzle ist eine der am schnellsten wachsenden Bewegungen in der Schweiz mit über 80 Lokalgruppen und über 3000 Mitgliedern. Die Tatsache, dass alternativmedizinische Verfahren, die Chemotherapie und andere lebenswichtige Behandlungen ablehnen, nun bei Graswurzle willkommen sind, wirft einen dunklen Schatten auf die Bewegung und verdeutlicht die Dringlichkeit einer weiteren Beobachtung.

Julia Sulzmann, Juni 2022

Lexikoneintrag Germanische Neue Medizin GNM

Lexikoneintrag Graswurzle

https://www.20min.ch/story/anhaenger-von-umstrittenen-krebsheiler-touren-durch-schweiz-226626958892