Zehnjähriges Jubiläum des Iman Zentrums in Volketswil

Vor kurzem habe ich von Herrn Kaser Alasaad eine Einladung zum zehnjährigen Jubiläum des Iman Zentrum Volketswil erhalten. Diese habe ich mit grosser Freude angenommen. Am 11. Juni fand dieser Anlass zum «Tag der offenen Moschee» und im Rahmen der Weiterbildung «Zürich Kompetenz» statt.

Baugeschichte

Am 6. Mai 2008 wurden zwei Grundstücke an der Juchstrasse erworben. Bereits einen Tag später, am 7. Mai 2008 wurde das Baugesuch eingereicht. Das Projekt wurde von Architekt Tony Marti entworfen, später war Akbar Hakimifard verantwortlich. Die Stiftung Islamisches Zentrum Volketswil wurde am 12. Dezember 2008 notariell beurkundet. Vier Tage später, am 16. Dezember 2008 wurde die SIZV gegründet. Die Gemeindebehörden von Volketswil erteilten am 14. April 2009 die Baubewilligung. Im Juni 2009 erfolgte die notarielle Beglaubigung des Grundstücks, sowie deren Uebertragung an die Stiftung. Mit der Grundsteinlegung und dem Spatenstich am 3. Mai 2010 begann der eigentlich Bau des Zentrums. Im Jahr 2012, am 9. Juli, wurde die Islamische Gemeinschaft Volketswil Zürich IGVZ gegründet, welche damit den Betrieb des Gebäudes übernahm. Die Nutzungsbewilligung durch die Gemeindebehörden Volketswil erfolgte am 13. Dezember 2012. Am 14. Dezember 2012 fand das erste Freitagsgebet statt. Die offizielle Einweihung fand am 30. Dezember 2012 statt.

Baubeschrieb

Das Iman Zentrum ist ein vierstöckiger Bau mit einem Bauvolumen von 11000 Kubikmetern. Die Fläche beträgt 2800 Quadratmeter. Der Gebetsraum für die Männer im Erdgeschoss bietet Platz für 500 Personen. Der Gebetsraum für die Frauen befindet sich im ersten Stock. Dort können 300 Frauen Platz finden. Neben der grosszügigen Eingangshalle beinhaltet der Bau auch diverse Räume für Schulungen und anderweitige Anlässe. Die Frauen haben ungehinderten Zugang zu allen Räumen des Zentrums. Neben zwei Gästezimmern ist mit einem Restaurationsbetrieb auch für die Verpflegung gesorgt. Auf dem zentrumseigenen Parkplatz können 75 Autos abgestellt werden. Mehrere Parkplätze sind eigens für Frauen reserviert und auch so gekennzeichnet. Ergänzt wird das Zentrum durch einen gepflegten Garten und eine Terrasse. Die Baukostenschätzung umfasst folgende Positionen: Grundstück 1,4 Mio. Franken, Baukosten 4,6 Mio. Franken, Inneneinrichtung 1,5 Mio. Franken, was einem Gesamtbetrag von geschätzten 7,5 Mio. Franken entspricht.

Interessante Führung

Die erste Begrüssung fand mit Kaser Alasaad (Imam), Beatrix Laila Oulouda (Stiftung Islamisches Zentrum Volketswil Zürich) und Fatima Elabed (Islamische Gemeinschaft Volketswil Zürich) im kleinen Kreis statt, da die Teilnehmerzahl beschränkt war.

Beatrix Laila Oulouda begann die Leitung der Führung durch die Moschee. Sie ist ehemalige Präsidentin und gleichzeitig auch Schulleitern der Schule ImanZentrum.

Sie erklärte, dass die Stiftung keinen Gewinn erstrebe und auch keinen Erwerbszweck erfülle. Der gesamte Bau sei mit Spendengeldern und ohne Unterstützung aus dem Ausland finanziert worden.

Die Führung beginnt im Erdgeschoss, im Gebetsraum der Männer. Vor den Gebeten wird jedes Mal eine rituelle Waschung vorgenommen von Gesicht, Ohren, Händen bis hin zu den Ellbogen und den Füssen. Die Waschräume befinden sich im Untergeschoss, wo auch Toiletten vorhanden sind. Die Schuhe werden vor Betreten des Gebetsraumes ausgezogen und in die vorhandenen Schuhablagefächer gepackt.

Die Gebete im Iman Zentrum werden in Arabisch und Deutsch abgehalten und alle Vorträge und der Unterricht werden auf Deutsch gehalten.

Heute wird uns auch ein wunderschönes Austellungstück, ein Miniatur Modellbau gezeigt, wo man Mekka, Medina und die erste Moschee sowie das Wohnhaus Mohammeds und seiner Frau Aisha anschauen kann. Ich finde dieses sehr schön gearbeitet und bringe in Erfahrung, dass selbiges aus Medina stammt.

Im Anschluss wird uns der Gebetsraum der Frauen gezeigt, der eine Etage höher liegt. Es wird erklärt warum die Frauen im Gebet getrennt sind von den Männern: Man könnte sich gegenseitig ablenken durch den Körperkontakt (Schulter an Schulter und Fuss an Fuss). Es wird erwähnt, dass es absolut normal ist, dass die Besucher auch Kinder mitnehmen, was Teils auch anspruchsvoll ist, da Kinder nicht immer ruhig sein können.

Der Gebetsraum, der offen ist (grosser Balkon zu den Männern), ist im Verhältnis kleiner als der darunter liegende. Die Erklärung hierfür ist aus alter Zeit. Für die Männer ist das Gebet in der Moschee empfohlen, wogegen es den Frauen freisteht, daran teilzunehmen oder nicht, weil die Frau früher meist Zuhause ihren Pflichten nachkam, während der Mann den Lebensunterhalt der Familie bestritt und schon draussen war.

Im Anschluss an diesen Eindruck durften wir die Bibliothek betreten, die Bücher in arabisch wie Deutsch führt. Es sind Korane und Geschichten/Berichte vom Propheten Mohammed. Jetzt ist der Moment, wo uns auch Herr Alasaad die Ehre gibt und die erste Sure des Korans in arabisch vorliest/singt. Er erklärt, dass die Farben, die in den Suren erkennbar sind, eine Hilfe für die Aussprache sind und es eine Ausbildung braucht, um diese zu beherrschen.

In der dritten Etage befinden sich Schulungsräume und ein Jugendraum. Es wird erklärt, dass der Jugendraum den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zur Verfügung steht, er wird vor allem an Wochenenden genutzt. Es sind auch Jugendliche willkommen, die keine Muslime sind.

Frau Fatima Elabed, Vorstandsmitglied der IGVZ (islamische Gemeinschaft Volketswil Zürich) stellt die IGVZ vor. Sie erzählt uns von den verschiedenen Angeboten, und dass alle BesucherInnen immer eine offene Tür finden. So werden z.B. regelmässig Führungen für Schulklassen der näheren und weiteren Umgebung gemacht. Sie hilft in der Frauengruppe mit, die monatliche Treffen und auch Familienausflüge organisiert.

Jetzt kommt der Moment, wo wir uns im Vortragsraum hinsetzen dürfen, und sich der Imam mit all seinen Aufgaben vorstellt.

Herr Kaser Alasaad kommt ursprünglich aus Syrien, wo er islamische Theologie studiert hat.  Seit 2014 lebt er in der Schweiz. Beruflich ist er als Imam der Islamischen Gemeinschaft Volketswil Zürich – ImanZentrum tätig. In der Schweiz absolvierte er diverse Weiterbildungen und ist zusätzlich zu seinem Beruf als Imam auch als Seelsorger bei der Qualitätssicherung der Muslimischen Seelsorge (QuaMS) in den Bundesasylzentren der Asylregion Zürich wie auch in öffentlichen Institutionen aktiv. Ehrenamtlich engagiert er sich unter anderem als Helfer für arabische Flüchtlinge im Universitätsspital Zürich an der Klinik für Konsiliarpsychiatrie und Psychosomatik.

Kaser Alasaad ist Vorstandsmitglied der Vereinigung der Islamischen Organisationen in Zürich VIOZ, die er auch im Zürcher Forum der Religionen vertritt. Sein Ziel bei der Weiterbildung «Zürich Kompetenz» und der Mitwirkung im Zürcher Forum der Religionen ist es, mit allen anderen Religionsgemeinschaften zusammenzuarbeiten, um gemeinsam eine starke und kohärente Gesellschaft der Liebe, Toleranz und des Respekts aufzubauen, unabhängig von der Religionszugehörigkeit.

Im Anschluss an diese sehr eindrückliche Führung und den Vortragn des Imams gibt es einen offenen Austausch untereinander bei Kaffee und Kuchen.

Mein Fazit dieses Besuches ist überaus positiv. Bei Interesse kann ich einen Besuch in dieser Moschee sehr empfehlen. Die Leitung wie auch die Mitglieder haben einen offenen und sehr herzlichen Umgang mit jedem, auch mit Nichtmitgliedern und Menschen anderen Glaubens.

Ich bedanke mich an dieser Stelle für die Einladung bei Kaser Alasaad, Beatrix Laila Oulouda und Fatima Elabed. Das Jubiläum war eine sehr bereichernde Erfahrung.

Esther Wettler, Juni 2022

Lexikoneintrag Islamische Gemeinschaft Volketswil Zürich IGVZ