www.relinfo.ch

 
  Adullam Freunde von Werner Arn, Christlicher Informationsdienst (CID)
  Uebersicht
  Bericht von einer Veranstaltung des Christlichen Informationsdienstes CID
alias Adullam
Die offiziell namenlose, allgemein aber "Adullam" genannte Gemeinschaft um den ehemaligen Primarlehrer Werner Arn kann sich in den letzten Jahren einigen Wachstums erfreuen. Dies geschieht auf drei Wegen: Zum einen bieten Werner Arn und die Seinen unter der Bezeichnung "Christlicher Informationsdienst Wattwil" Vorträge an, deren Besucher aus ihren bisherigen Kirchen und Gemeinden herausgelöst und zu neuen Gemeinschaften zusammengefasst werden sollen. Zum anderen übernimmt Arn lokale Hauskreise, die sich mit der jeweiligen Gemeinde zerstritten haben oder sich aus Menschen zusammensetzen, die einen Gemeindeanschluss nicht fanden. Zuzüglich begeben sich Anhänger Arns quasi als U-Boote in gemeindlich wohlintegrierte Hauskreise und lösen diese erst aus ihrer Gemeinde heraus. Mit diesen Methoden es der Gemeinschaft um Arn gelungen, den Raum der Ostschweiz zu überschreiten und in Zürich und Basel Gruppen zu gründen. Gestern (19. Dezember 1998) war das Zürcher Oberland dran. In einer von Greifensee aus nahegelegenen Gemeinde sollte ein Informationsabend des Christlichen Informationsdienstes stattfinden, welcher sich insbesondere an die Jugend richtete. Der lokale Pfarrer avisierte mich über die Veranstaltung und informierte allenfalls gefährdete Jugendliche im Voraus. Die Chance, das Wirken Adullams ohne grossen Anreiseaufwand erleben zu können, wollte ich mir nicht entgehen lassen. Von der Frage bewegt, wie eine fundamentalistische, äusserst wertkonservative und mit stark sektenhaften Zügen versehene Gemeinschaft wie Adullam die Jugend im Raum Zürich gewinnen will, begab ich mich in Begleitung einer Zeugin zum Veranstaltungsort. Fünf Menschen waren schon da, alle vom Christlichen Informationsdienst. Die Jugend blieb weg. So entspann sich in Ermangelung eines Besseren eine Diskussion zwischen den fünf Adullam-Vertretern und meiner Person, deren Kernpunkte im folgenden aus der Erinnerung wiedergegeben werden sollen.
Der Weg zu Arn
Die Diskussion begann mit einer Runde, in welcher die fünf Adullam-Vertreter, vier Männer und eine Frau, über ihren Weg zu Werner Arn berichteten: eine Person kam aus der katholischen Kirche, eine aus der reformierten, eine weitere aus einer Chrischona-Gemeinde, die vierte war ein "circulating saint" d.h. sie machte vor Adullam eine Phase des Gemeinde-Tourismus in charismatischen und nichtcharismatischen Freikirchen durch, die letzte Person war ex-katholisch und Mitglied eines Hauskreises ohne Gemeindebindung.
Adullam eine Sekte?
Sehr bald schon wurde die Frage, ob Adullam eine Sekte sei, zum Thema. Da ich mich auf Nachfrage hin korrekt als "Schmid aus Greifensee" vorstellte und einräumte, vom Pfarrer des Ortes über die Veranstaltung informiert worden zu sein, dauerte es nicht lange, bis meine Identität bekannt war. Mein Artikel war den Anwesenden weitgehend vertraut, wenn er auch recht verschieden eingeschätzt wurde. Während eine Person ihn als Lügenpamphlet würdigte, meinte eine andere, abgesehen vom Wertungsteil am Schluss sei meine Darstellung so korrekt, dass die Wahrheit daraus deutlich sichtbar werde. Wie ich dazukomme, die Gemeinschaft um Werner Arn als mit stark sektenhaften Zügen versehen einzuschätzen? Ich erklärte unsere Sektenkriterien und erlaubte mir die Prüfung von zwei wesentlichen Faktoren: Ist Werner Arn unfehlbar? und: Hält sich Adullam für alleinseligmachend?
Werner Arn gilt als unfehlbar
Freikirchen können differenzieren: Während die Bibel unfehlbar ist, ist deren Auslegung selbstverständlich fehlbar, über Auslegungsfragen kann und muss diskutiert werden. Mit dem Prediger in einer Auslegungsfrage uneins zu sein, ist in einer Freikirche das Normalste der Welt. Ebenso ist es natürlich, dass verschiedene Prediger derselben Freikirche in manchen Fragen verschiedene Positionen vertreten. Nicht so bei Adullam. Die Verkündigung von Werner Arn ist ebenso unfehlbar wie die Bibel selbst. Meine Frage in die Runde, ob irgendjemand in irgendeiner Auslegungsfrage eine andere Meinung vertrete als Werner Arn, wurde verneint. Eine Person gab an, schon seit 1980 mit Werner Arn zusammenzuarbeiten. Diese Person fragte ich, ob Werner Arn in diesen 18 (achtzehn!) Jahren irgendeinen Fehler gemacht hätte. Die Antwort: Nein!
Begründung der faktischen Unfehlbarkeit Werner Arns
Um diese offensichtliche Unfehlbarkeit der Verkündigung Werner Arns zu begründen, kommen seitens der Adullam-Vertreter verschiedene Argumentationsfiguren zum Einsatz:

- Werner Arn verkündigt bloss das Wort Gottes, deshalb ist seine Verkündigung genauso irrtumslos wie das Wort Gottes. Dies im Gegensatz zu anderen Verkündigern, die nicht das Wort Gottes verkündigen, sondern ihre persönlichen "Meinungen" über die Bibel. Was immer von Aussen kommt und Arn widerspricht, ist folglich bloss "Meinung" und damit abgetan.

- Wer sich wirklich bemüht, das Wort Gottes zu verkündigen, erhält den Beistand des Heiligen Geistes, welcher ihn vom Irrtum auch in Auslegungsfragen bewahrt. Deshalb kann Werner Arn nicht irren. Dass dies aber heissen würde, dass alle Menschen, die in Auslegungsfragen zu einer anderen Ansicht als Werner Arn gelangen, den Beistand des Heiligen Geistes nicht haben und sich nicht wirklich um die Bibel bemühen, dies wurde bestätigt. Nur bei Adullam bemüht man sich wirklich um die Bibel. Auf meinen Einwand hin, dass ich bei zahllosen anderen religiösen Organisationen den genau gleichen Glaubensernst antreffe und in vielen Kirchen dieselbe Bemühung um die Bibel wie bei Adullam, erhielt ich keine Antwort. Man glaubt das wohl einfach nicht, weil es nicht sein kann. In diesem Zusammenhang wurde mir mitgeteilt, dass auch ich persönlich, wenn ich mich wirklich um die Bibel bemühe, mich irgendwann in Wattwil SG einfinden werde.

- Christ zu sein, heisst einig zu sein. Wer mit den wahren Christen, und dies sind ja Werner Arn und die Seinen, irgendwo nicht einig ist, ist deshalb kein wirklicher Christ. Die Zirkularität des Argumentes fällt den Adullam-Vertretern nicht auf.

- Eine Person räumte immerhin ein, dass sie gewisse Auslegungen Arns nicht so einfach annehmen konnte. Ich war gespannt darauf, wie mit dieser Situation umgegangen wurde. Die betreffende Person meinte, dass sie "ins Gebet gegangen" und "von Brüdern belehrt" worden sei. Am Ende dieses Prozesses stand die Annahme der Lehre Arns.

In Gemeinschaften ausserhalb Adullams gibt es kein Heil
Die zweite Sektentest-Frage bezog sich auf einen allfälligen Ausschliesslichkeitsanspruch von Adullam. Für Freikirchen ist es selbstverständlich, dass jemand nicht der eigenen Organisation angehören muss, um gerettet zu werden. Auch die Mitglieder zahlreicher anderer Kirchen gelten als Christen und sind als solche akzeptiert, auch wenn man mit ihnen in manchen Lehrfragen nicht einig geht. Nicht so bei Adullam. Meine Frage, ob es ausserhalb Adullams irgendeine Gemeinschaft gäbe, die in Ordnung sei, wurde beantwortet mit Hinweis auf eine Gruppe von 15 Menschen im Südtirol und auf eine solche von fünf am Niederrhein. Beide Gruppen sind aber mit Werner Arn eng verbunden und übernehmen dessen Lehren. Gibt es irgendeine Kirche oder Gemeinde in der Schweiz, die, nicht mit Werner Arn verbunden, in Ordnung wäre? Nein. Extra Adullam nulla salus.
Die Hure Babylon
Die anderen Kirchen und Gemeinden sind, das ist für die Adullam-Anhänger klar, Babylon, die Hure, weil sie Hurerei betrieben haben, indem sie "Meinungen" lehren und nicht das Wort Gottes. Diese Gemeinschaften sind deshalb umgehend zu verlassen. Die Vorwürfe im einzelnen:

- "Die Katholische Kirche betet den Satan an. Wen den sonst?", meinte der Ex-Katholik. Meine Antwort: "Gott, natürlich!" entlockte ihm nur ein mildes Lächeln. Als Ex-Katholik weiss er es ja besser: Marienkult, Totenkult... Mein Hinweis auf die Apokryphen lässt ein Anti-Apokryphen-Programm anspringen. Verwirrlich für die Adullam-Vertreter wird die anschliessende Debatte um die Kanonsbildung (also um die Frage, welche Schriften zum Neuen Testament dazugehören und welche nicht). Infolge ihrer Ablehnung jeder theologischen und deshalb auch kirchengeschichtlichen Bildung sind Werner Arn und die Seinen hier schlecht gewappnet.

- Die reformierte Kirche ist bei Adullam ohnehin unten durch, weil sie sich modernen Lehren aller Art, wie der Gleichberechtigung der Frau, öffnet.

- Nichtcharismatische Freikirchen "gehen Allianzen ein" und sind deshalb nicht in Ordnung. Dass die "Einheit der Christen" eine Einheit in der Verschiedenheit ist, wie ich anhand von Galater 2 zu zeigen versuchte, war den Adullam-Vertretern nicht zugänglich.

- Die Charismatik wird mit einer äusserst windigen Auslegung von 1. Kor 13 abgewiesen (die darauf beruht, dass die Verse 12 und 13 einen zeitlicher Ablauf darstellen. Dies kann aber nicht sein, da Vers 13 durch das "nun", das eben "jetzt" und nicht "dannzumal" heisst, vor die in Vers 12 geschilderte Situation zurückgreift und damit den Zeitraum bis zu den in Vers 12 dargestellten Ereignissen meint.)

Das Halten der Gebote
Für die Adullam-Vertreter ist klar, dass der Weg zu Gott der Weg des Haltens der Gebote ist. Heilsgewissheit gibt es keine. Nur wer "treu bleibt", "gehorsam ist" und sich an alle Gebote, auch die alttestamentlichen, hält, wird errettet. Dass zur Begründung dieser Lehre eine Stelle aus dem Römerbrief herhalten muss, ist der blanke Hohn. Meine Bitte, den Römerbrief doch mal ganz und nicht nur in einer "Best of"-Auswahl durch Werner Arn zu lesen, wird mit Schweigen quittiert. Dass es da ein paar problematische Stellen gibt, ist offenbar bekannt.

Der Druck, unter welchem Adullam-Vertreter angesichts dieses Sich-das-Heil-verdienen-Müssens stehen, wurde spürbar, als eine Person davon berichtet, wie sehr sie sich danach sehnen würde, nach ihrem Tod Jesus zu sehen, und wie sehr sie sich um dieses Ziel bemühen würde. Ihr Opfer ist gross, verzichtet sie doch als Geschiedene auf eine Wiederheirat. Und dennoch ist ihr der Lohn nicht gewiss.

Sonderlehren
In der Lehrentwicklung Adullams haben sich in der letzten Zeit offenbar einige Ideen ergeben, die biblisch gesehen absurd sind und sich daraus begründen, dass einerseits niemand bei Adullam der biblischen Sprachen mächtig ist, andererseits aber auch die Verwendung von Kommentaren zur Bibel abgelehnt wird. Die Lehren folgen aus Spekulationen über dem deutschen Text.
Jesus als Pöstler Gottes
Jesus Christus wird von Adullam auch im Alten Testament gesucht. So soll überall da Jesus gemeint sein, wo im deutschen Text vom "Engel des Herrn" die Rede ist. Unter dem Wort "Engel" versteht Adullam, wie heute üblich, soviel wie "ein göttliches Wesen". Erstaunen löste mein Hinweis aus, dass das hebräische Wort im Originaltext (malak) schlicht und einfach Bote heisst, und zwar durchaus im Sinne von Postbote. Jesus wird von Adullam so zum Postboten Gottes degradiert. Da sich Adullam auf die Lehre von der Dreieinigkeit festgelegt hat, tut sich hier ein Widerspruch auf, der nur schwer wieder zu beheben sein wird.
Herr Meier, Herr Müller und Herr Zebaoth
Geradezu grotesk mutet das zweite Missverständnis an, das sich infolge der Unkenntnis des hebräischen Textes in die Lehre Adullams eingeschlichen hat. Ueberall, wo das Alte Testament den Herrn Zebaoth erwähnt, sei ebenfalls Jesus Christus gemeint, wird einem beschieden. Das Missverständnis rührt daher, dass der Ausdruck "der Herr" als Titel verstanden wird, wogegen das Wort "Zebaoth" als Name gilt. Das Gegenteil ist der Fall. Die deutsche Bibel setzt den Ausdruck "der Herr" dort, wo das hebräische Alte Testament den Eigennamen Gottes, Jahwe, bringt. Zebaoth ist hingegen die Mehrzahl von "zaba", Heer, heisst also "die Heere". Der Ausdruck "der Herr Zebaoth", im hebräischen Text "Jahwe zebaoth", bedeutet deshalb "Jahwe der Heere" (gemeint die Himmelsheere, die Jahwe umgeben).

Der diesbezügliche Bescheid war für die Adullam-Vertreter gänzlich verwirrend. Dass mit dem Namen "Jahwe" zwar der dreieinige Gott, aber nicht speziell Jesus Christus gemeint sein kann, wurde zugegeben. Dass die Argumentation betreffs des "Herrn Zebaoth" damit aber zusammenbricht, dies einzuräumen waren die Adullam-Vertreter nicht in der Lage. Es blieb bei Schweigen.

Dass ein Studium der biblischen Sprachen gerade für Menschen, die bibeltreuer sein wollen als alle anderen, schlicht unerlässlich ist, dies vermochten die Adullam-Vertreter trotz dieses argumentatorischen Super-GAUs nicht einzusehen: "Dafür verschwende ich meine Zeit nicht", meinte einer. Es ist deshalb anzunehmen, dass aus dem Hause Adullam in den nächsten Jahren weitere Absurditäten zu erwarten sein werden.

Zusammenfassung
Die Gemeinschaft um Werner Arn unterscheidet sich mittlerweile kaum mehr von einer typischen Sekte. An Werner Arn ist kein Fehler, es kann auch keiner sein. Alle anderen Gemeinschaften führen grundsätzlich ins Verderben, und wer nur einer Weisung Arns keine Folge leistet, fällt aus der "Einheit" und ist damit ebenso verloren. Der Druck auf das "Halten der Gebote" wird zum beherrschenden Lebensgefühl, wie bei jeder Sekte kompensiert durch die Verheissung, zur Elite der Geretteten zu gehören und damit viel besser zu sein als alle anderen.

Gerade dieser Stolz, der Werner Arn nicht mehr auf Korrektur hören lässt, führt Adullam nun zunehmend in Sonderlehren. Die vielgeschmähten "Allianzen" sind deshalb nicht Liebhaberei, sondern Notwendigkeit. Nur wer mit gleichberechtigten Partnern im Gespräch bleibt, kann Sektentendenzen entgegensteuern.

Aeusserst sektenhaft wirkt das Diskussionsverhalten der Adullam-VertreterInnen. Auch nur an einem Punkt nachzugeben, dies ist nicht möglich. Der Aussenstehende, ein Vertreter der Hure Babylon, kann im Konfliktfall nur Unrecht haben, auch wenn die Argumentation Adullams wie bei der "Herr Zebaoth"-Frage luftballonartig zerplatzt. Man wird Werner Arn fragen, was jetzt zu glauben sei.

Aufgesetzte Freundlichkeit mag das tiefsitzende Misstrauen gegenüber dem Aussenstehenden nur schlecht überspielen. Erhellend ein Abschnitt des Gebetes, welches nach zwei Stunden der Diskussion gesprochen wird: "Herr, ich danke dir, dass ich niemandem gegenüber Hass empfinden muss, auch Herrn Schmid gegenüber nicht."

Georg Otto Schmid, 1998
Letzte Aenderung 1998, © gos 1998, Infostelle 2000
zurück zum Seitenanfang