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  Ahmadiyya-Bewegung Ahmadiyya Muslim Jamaat
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  Ahmadiyya-Bewegung des Islam
Kurzinformation
1889

Der Sunnit Hazrat Mirza Ghulam Ahmad von Qadian (1835-1908) gründete 1889 in Qadian (Punjab/Nordindien) die A.-Bewegung, nachdem er seit 1875 Offenbarungen und Visionen von Gott erhalten hat. Darin erklärt ihn Gott zum "Verheißenen Messias" (Imam Mahdi), auf den die Gläubigen der verschiedenen Religionen gewartet haben. Nach ihm werde kein anderer Gesandte Gottes oder Retter mehr kommen. Über das Leben Ghulam Ahmad ist wenig bekannt. Er stammt aus einer wohlhabenden Familie und soll zunächst dem Sufismus nahegestanden und theologische Studien betrieben haben. Ob er eine Ausbildung absolvierte und einen Beruf ausübte, ist ungewiß.

Die Ahmadis erachten sich als die wahren Muslime, die den Koran wieder - dank den Erläuterungen des Verheißenen Messias' - in seiner Reinheit halten, die islamische Welt wiedervereinigen und den Islam binnen 300 Jahren (2189) zur Weltreligion führen werden. Dieses Ziel ist der Antrieb für eine rege Missionstätigkeit, die mit sozialen Projekten verknüpft wird, und sich bereits in über 100 Ländern auf allen fünf Kontinenten ausgebreitet hat. (Nach eigenen Angaben: 3824 Gemeinden in 130 Ländern.) Doch in traditionell islamischen Ländern stößt die Bewegung auf harten Widerstand. V.a. in Pakistan, wo seit 1950 in Rabwah das Weltzentrum liegt, werden die Ahmadis ihrer Glaubensfreiheit beraubt und verfolgt. (1974 erließ die pakistanische Nationalversammlung ein Gesetz, das die A.-Bewegung als "Nicht-islamische Minderheit" erklärt.)

Neben der folgenschweren Behauptung, der endzeitliche Mahdi sei in der Person von Ghulam Ahmad gekommen, unterscheidet sich die A.-Bewegung vom übrigen Islam in ihrer friedfertigen Interpretation des Korans, welche die Anwendung von Gewalt als widerislamisch erklärt, und in der "christologischen" Auffaßung, Jesus sei lebendig vom Kreuz genommen worden, nach Indien geflohen und sei 120jährig in Srinagar (Hauptstadt von Kaschmir) gestorben. (Die Sunniten glauben, daß nicht Jesus am Kreuz hing, sondern ein ihm Ähnlicher und daß Gott Jesus direkt zu sich in den Himmel nahm.) Die Bezeichnung Ahmadiyya kommt nicht, wie man vermutet, vom Namen des Gründers, sondern bezieht sich auf den zweiten Namen, "Ahmad", den der Prophet Mohammad gehabt hat. Dadurch soll ihre legitime Nachfolge des Propheten ausgedrückt werden.

Mittlerweile leitet der vierte Nachfolger des Messias (Khalifatul Masih IV.), Hazrat Mirza Tahir Ahmad, seit 1982 die Geschicke der Gemeinde. Da die Situation für die Ahmadis in Rabwah durch ein Dekret von April 1984 der Militärdiktatur unhaltbar wurde, verlegte er kurze Zeit später die Hauptzentrale der Bewegung ins Exil nach London.

Für die Mitglieder verknüpft sich das missionarische Engagement der Gemeinde mit finanziellen Verpflichtungen. Der Gründer setzte fest, daß nicht nur 6,25% des Einkommens, sondern daß auch mindestens ein Zehntel (maximal ein Drittel) des Vermögens testamentarisch der Gemeinde abzugeben sind. Darüber hinaus werden die Gläubigen durch verschiedene Aufrufe der Khalifas zu freiwilligen Spenden aufgefordert, um finanzielle Hilfe in den Missionsgebieten leisten zu können. Die Bedinung zum Beitritt in die A.-Bewegung ist das Bekenntnis zu einem vom Gründer verfaßten Gelübte (Bai'at), welches Gehorsam gegenüber dem Verheißenen Messias und die vollkommene Unterwerfung unter die Autorität des Heiligen Korans verlangt. Die Ehre des Glaubens und die Sache des Islams sind über den Wert des eigenen Lebens zu stellen.

Kommentar
Die A.-Bewegung ist eine islamische Messiasbewegung, die mit endzeitlichem Engagement nicht nur die Moslems, sondern alle Menschen zu Ahmadis bekehren will. Dank ihrer pazifistischen Grundüberzeugung und ihrem Sinn für soziale Gerechtigkeit fällt sie in nichtmuslimischen Ländern als islamistische Gemeinschaft kaum negativ auf. Sehr befremdlich ist aber die These, die der Gründer in seinem Buch "Jesus in Indien" vertritt, daß Jesus am Kreuz nicht starb, sondern noch lange in Indien und Kaschmir lebte.
Statistik und Adressen
Statistik: 10-15 Mio. Mitglieder weltweit (eigene Angabe)

In D neun Zentren (Zentrale in Frankfurt), in der CH eines in Zürich, in A keines.

Zeitschriften: "Der Islam", vierteljährliche Zeitschrift, Zürich (seit 1949); "Alfazal International", Wochenzeitschrift, London (seit 1994).

Muslim Television Ahmadiyya (MTA): 1991 gegründeter Fernsehsender in Qadian. Seit 1994 Empfang über Satellit auch in Europa und Afrika. Sendungen: Übertragung der Freitagspredigt des Oberhauptes; Auslegung des Korans; Sprachunterricht; Allgemeines Wissen über Hygiene und Gesundheit u.a.m.

Adressen: D: Nuur-Moschee, Babenhäuser Landstr. 25, 60599 Frankfurt/M.; CH: Mahmud Moschee, Forchstr. 323, 8008 Zürich

Andreas Frei, 1998
Letzte Aenderung 1998, © af 1998, Infostelle 2000
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