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  City Church Zürich
Einführender Artikel
Die City Church wurde 1997 von Heinz Strupler, Hansjörg Stadelmann und Alex Schärrer mit dem Ziel gegründet, eine Angebot zu sein für Leute, die dem Glauben fernstehen. Zusammen mit New-Life führte sie bis Anfang 1999 in der alten Börse einen sogenannten Church-Brunch durch. Die City Church hatte damals etwa 20-30 Mitglieder. Seit September 1999 führt die City Church im CEVI-Zentrum Glockenhof Bistro-Gottesdienste durch, die ein gemischtes Publikum ansprechen. Die Gemeinde setzt sich nach eigenen Angaben zusammen aus a) Menschen, die dem christlichen Glauben nahestanden, aber noch keine Gemeinde hatten, b) Neubekehrten, und c) aus Menschen aus anderen Gemeinden (Transfergewinne) (1). Einmal im Monat gibt es den 11ab11 Gottesdienst, ein grösserer Anlass mit Theater und Band, sonst kleinere Gottesdienste. Bei allen Gottesdiensten ist die Bestuhlung wie in einem Bistro (kleine Tische mit Stühlen), es gibt Getränke und etwas zu knabbern. Die Atmosphäre ist dementsprechend locker.

Seit 1999 ist auch die Kirche gewachsen. Ab Ende 98 bis Herbst 2000 hat Hansjörg Stadelmann sukzessive die Leitung übernommen. H-J. Stadelmann (*1971, verheiratet, 2 Kinder) hat eine Lehre als Fotofachangestellter gemacht und hat mit 19 Jahren die Bibel und Jesus entdeckt und sich für den Glauben entschieden. Danach war er in Chicago und Zürich in der Gassenarbeit tätig. In Zürich holte er sich ab 1995 am IGW (Institut für Gemeindebau und Weltmission von Heinz Strupler) das Rüstzeug zum Pastor und Gemeindeleiter. Diese Ausbildung war berufsbegleitend, H-J. Stadelmann war daneben immer noch in der Gassenarbeit tätig und erlebte den dadurch erfolgten Austausch zwischen Theorie und Praxis fruchtbar. In der City Church arbeiten daher konsequenterweise auch IGW-Studenten mit.

Die City Church versteht sich als evangelische Freikirche und ist dem Bund Evangelischer Gemeinden (BEG) angeschlossen. Ihr Glaubensbekenntnis hat die City Church von der Schweizerischen Evangelischen Allianz übernommen, bei der sie allerdings nicht Mitglied ist. Auch sonst finden sich evangelikale Positionen etwa beim Schriftverständnis. Die Bibel wird als aktuelles Wort Gottes verstanden (2), das aber der Auslegung bedarf (Hermeneutik des Gesamtzusammenhangs und des Heilsplanes). Die Anwendung ist eher pragmatisch (3). Man will Gott auch erleben. Von der Neocharismatik ist die Betonung der Geistesgaben übernommen, auch Heilungen kommen vor. Zungenrede und Prophetie kamen im Gottesdienst bislang nicht vor; die Gabe der Zungenrede wird auch nicht gesucht. Hinter der Lehre der Geistesgaben steht mehr ein Effizienz- und Management-Denken mit dem Ziel des Gemeindewachstums als die Suche nach ekstatischer Erfahrung. So dient ein Gabentest (von Willow Creek übernommen) dazu, dass jede Person sich nach ihren Fähigkeiten und Neigungen für die Gemeinde einsetzen kann. Ebenso obiger Zielsetzung entnommen, aber auch als praktische Hilfe für die Gemeindemitglieder gedacht, ist das sog. VIP-Kärtchen. Jedes Mitglied nimmt sich sieben Personen vor, für welche er/sie betet und auf welche er/sie mit dem Glauben ansteckend wirken will. Das Ziel ist diese Leute zu Gott (und damit möglichst in die Gemeinde) zu bringen. Speziell der 11ab11 Gottesdienst versteht sich als ein Angebot, für Menschen die Fragen zum Leben haben und Gott noch nicht kennen.

Zur Gemeinde gehören auch Hauskreise (Cell-Comunity-System) die ein Power-Team darstellen. Dieses Power-Team übernimmt dabei die "Ämter" nach Eph 4 (Apostel, Propheten, Evangelisten, Hirten und Lehrer) aber auch weitere z.B. Gastgeber. Alle Funktionen in der Church stehen auch Frauen offen. Für alle Ämter gibt es Support wie Schulungen, wo u. a. laientheologisch (4) gearbeitet wird. Auch ein Glaubenskurs (Alphalive-Seminar) wird angeboten. Mit "Love Züri" schliesslich will man Angebote ausserhalb der Kirche schaffen, mit denen man Menschen Gutes tun und positiv in Erscheinung treten will; z. B. Steuerberatung oder Verschenken von Osterhasen (verstanden wird dies als Nächstenliebe ohne Mission)

Organisiert ist die City Church als Verein, dessen stimmberechtigte Mitglieder aber nur Leute aus dem Leitungsteam sind (5). Die gewöhnlichen Church-Mitglieder sind bloss "Besucher" und nicht stimmberechtigt. Man ist aber offen für Anliegen und Rückmeldungen; auch Transparenz wird grossgeschrieben; so wird im Newcomer-Kurs allen Neugekommenen die Organisation der Church erklärt.
Kommentar
Die lockere Atmosphäre der Bistro-Gottesdienste trägt sicher dazu bei, dass die City Church als offen erlebt wird. Bei allen Vorzügen eines praktisch ausgerichteten und gelebten Glaubens wäre eine vertiefte theologische Reflexion wünschenswert (6). Kritisieren kann man, dass ein institutionalisiertes demokratisches Mitspracherecht fehlt.
Statistik und Adresse
Statistik: 1 Gemeinde, 80 Mitglieder
Zeitschrift: Good Move
Adresse: City Church, Josefstr. 206, 8005 Zürich, 01 271 79 29
Internet: www.citychurch.ch
Anmerkungen
Nach Auskunft der City Church der kleinste Anteil; Übertritte werden auch nicht angestrebt. (H-J. Stadelmann telefonisch gegenüber dem Verf. am 18.4.01).
2. Verwiesen wird auf 2 Tim 3,16
3. "Wer sich nach den Prinzipien im Wort Gottes ausrichtet, hat es einfacher im Leben" H-J. Stadelmann gegenüber der Verf. (Telefon vom 10.4.01).
4. Laientheologisch ist als positive Wertung zu verstehen (theologisches Arbeiten mit Laien in für sie verständlicher Form). Zum Begriff Laientheologie vgl. W. Härle, Dogmatik, Berlin / New York 1995.
5. Ein Beraterkreis werde zur Zeit aufgebaut (telefonische Auskunft gegenüber dem Verf. vom 10.4.01).
6. Die City Church meint dazu, dass theologische Reflexion durchaus stattfinde (was von mir ja auch nicht bestritten wird). So stehe etwa hinter dem von mir als pragmatisch charakterisierten Gabentest die theologische Überlegung, dass sich der Leib Christi in der Gemeinde erst dann zeige, wenn jedes Gemeindeglied seinen/ihren ihm/ihr entsprechenden Aufgaben nachkommen könne (H-J. Stadelmann telefonisch gegenüber dem Verf. am 18.4.01). Unter vertiefter theologischer Reflexion würde ich hingegen das Nachdenken darüber verstehen, warum Paulus in 1 Kor auf die Geistesgaben zu sprechen kommt. Paulus hatte nämlich nicht die Absicht, eine Lehre über Geistesgaben zu entwickeln, deswegen spricht er nicht von Geistesgaben (pneumata) sondern pointiert von Gnadengaben (charismata). Mit dem Ämtersysten von Eph 4 (wo die verschiedenen Ämter nicht gelehrt, sondern lediglich konstatiert werden) kann diese Einteilung nicht einfach gleichgesetzt werden. Im Weiteren könnte man sich auch fragen ob und warum diese biblischen "Lehren" für heute eine autoritative Norm haben sollten.
Christian Metzenthin, 2001
Letzte Aenderung 2001, © cm 2001, Infostelle 2000
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