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Cursillo de Christiandad
"Cursillo de Christiandad" - so der volle Name der Bewegung - heisst wörtlich aus dem Spanischen übersetzt "Kleiner Kurs im Christsein". Dieser dreitägige Intensiv-Glaubenskurs, der von einem Team aus Priestern und Laien angeleitet wird, ist "ein Weg zur Vertiefung im Glauben. Er möchte den Menschen helfen, eine Antwort zu finden auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. (...) Der kleine Glaubenskurs will keine moderne Form der Erwachsenenbildung sein, sondern den Teilnehmern die Erfahrung des Wesentlichen im Christentum vermitteln." Cursillo ist dabei weder ein Verein, noch eine Organisation, sondern sieht sich mehr als Bewegung. Offiziell ist Cursillo von Rom anerkannt als eine der katholischen Laienbewegungen.

Grundsätzlich will der Kurs Christen und Christinnen helfen, ihren Glauben zu erneuern und im Alltag zu leben. Der Kurs steht deshalb Interessierten aller Konfessionen offen. Ungetaufte werden erst zum Kurs zugelassen nach einer gründlichen Vorbereitung, die vertraut machen soll mit den Grundbegriffen des katholischen Glaubens.

Entstehung und Ausbreitung der Cursillo-Bewegung
In den Jahren 1947 und 1948 bereitete sich eine Gruppe junger spanischer Christen mit dem Priester Don Sebastian Gaya auf die jährliche Wallfahrt nach Santiago de Compostela vor. Während der Vorbereitungszeit stellte sich heraus, dass die jungen Christen eine Kluft empfanden zwischen kirchlicher Tradition und deren Verkündigung einerseits, und der Alltagspraxis, dem Leben als Christ oder Christin andererseits. Deshalb versuchten sie als Gruppe, das Wesentliche des Christentums für sich selber herauszuarbeiten und dies anschliessend in einer verständlichen Form den anderen Gläubigen zu vermitteln. 1949 fand nach einer langen Vorbereitungsphase der erste "Cursillo de Christiandad" im Kloster San Honorato in den Bergen Mallorcas statt.

Ursprünglich waren die Kurse für Jugendliche gedacht, aber bald wurden auch Kurse für Männer und Frauen durchgeführt. Die Nachfrage war gross, und so konnte die Bewegung sich allmählich ausbreiten. 1951 fanden erste Kurse in Kolumbien statt, danach in den USA, in Japan und Portugal. 1960 wurde der erste deutschsprachige Cursillo in Wien angeboten. Heute gibt es ihn in allen Kontinenten, insgesamt in 54 Ländern.

Geleitet wird die Cursillo-Bewegung ihrer Grösse wegen mittlerweile vom Weltsekretariat (OMCC), das soeben von Südkorea nach Deutschland verlegt wurde, wo es bis ins Jahr 2002 vorläufig bleiben wird. Das Weltsekretariat hat zum einen die Aufgabe, die Nationalsekretariate zu koordinieren und zu beraten, zum anderen den Kontakt mit dem Päpstlichen Rat für Laien im Vatikan zu pflegen. Vorsitzender der OMCC ist derzeitig Frances Ruppert aus Landshut.

Absichten und Ziele der Cursillo-Bewegung
"Der Cursillo wendet sich an nach Wahrheit suchende Menschen, an engagierte Christen wie an Kirchgänger, die verunsichert sind. Kritisch Distanzierte sind ebenso willkommen wie Menschen, die nach zeitgemässer Glaubensorientierung verlangen. Der Cursillo nimmt den ganzen Menschen ernst. Er schenkt innere Freiheit und neue Glaubensfreude." Die Botschaft vom barmherzigen Vater bezeichnet die Bewegung als das wesentliche Element des Evangeliums. In Christus ist Gott Vater dem Menschen liebend näher gekommen, in seinem Sohn spiegelt sich seine Sorge um den Menschen. Zu Christus zu finden, die befreiende Kraft des Gebetes zu erfahren, soll unserem Leben Sinn und Inhalt geben. "Christus ist die Antwort auf unsere Fragen und Probleme." Dabei wird die Verbindung zu Jesus Christus nicht nur als persönlicher Lebenssinn begriffen, sondern auch als Auftrag: Im Sinne von Joh 17,21 "Alle sollen eins sein" ist das Ziel jedes christlichen Lebens, "Gemeinde Jesu zu sein, und Kirche zu bauen. (...) Der Ruf zur Nachfolge Jesu gilt jedem Menschen. Cursillo will den Menschen befähigen, Gemeinde mitaufzubauen, Gemeinschaft zu bekommen und Gemeinschaft anzubieten."
Cursillo - Der Kurs
textDer Cursillo dauert drei Tage, in der Regel von Donnerstag Abend bis Sonntag Abend. Pro Kurs finden sich 20 - 30 TeilnehmerInnen zusammen, die im Alltag verschiedensten Berufen nachgehen und unterschiedlichen Alters sind. Meist werden die Kurse nach Geschlechtern getrennt durchgeführt, was die Bewegung folgendermassen begründet: "Das ist eine Besonderheit des Cursillo, um Frauen und Männer in ihrer eigenen Wesensart anzusprechen." Mittlerweile gibt es aber auch gemischte Kurse, bei denen lediglich die Diskussionen teilweise getrennt stattfinden. Geleitet werden die Kurse von einem ehrenamtlichen Team, bestehend aus Laien und einem oder zwei Priestern. Abwechslungsweise werden Impulsreferate gehalten, Diskussionen geführt ("Der Dialog in Gruppen hat hohen Stellenwert."), zum Gebet angeleitet und Eucharistie gefeiert. Somit soll die ganze Palette von Möglichkeiten, das eigene Christsein zu erfahren, abgedeckt werden. Dabei wird ein Gedanke zentral: Um mit Gott und den Mitmenschen in einer Einheit leben zu können, muss der Mensch sich zuerst mit sich selber versöhnen, mit sich selber eins sein. "Die Erkenntnis, dass einer Versöhnung mit Menschen und mit Gott die Aussöhnung des Menschen mit sich selbst vorausgehen muss, wirkt für viele befreiend." Die dreifache Versöhnung (mit sich selber, mit Gott, mit den Menschen) stehen deshalb als Motto über dem ganzen Kurs, wobei jeder der drei Tage einer Versöhnung gewidmet ist.

Der Ablauf des Kurses gliedert sich folgendermassen:

1. Tag: Begegnung (Aussöhnung) mit mir selbst
Alles in unserem Leben lässt sich letztlich darauf zurückführen, dass wir in unserem Leben einen Sinn suchen. Wir finden uns mit den Grenzen unseres Daseins nicht ab und stehen immer wieder vor ungelösten Fragen. Diese Fragen will der erste Tag aufhellen und vertiefen. Priester und Laien sprechen über die folgenden Themen:

- Was ist mein Ideal?

- Gnade - das Ja Gottes zum Menschen

- Kirche - Warum ist sie für mein Christsein wichtig?

- Glaube - Antwort des Menschen

- Was ist echte und wahre Frömmigkeit?

2. Tag: Begegnung (Versöhnung) mit Christus
An diesem Tag soll den Teilnehmern bewusst werden, dass Christus der Mittelpunkt ihres Lebens ist. Es werden viele Möglichkeiten aufgezeigt, Christus zu begegnen und in der Gemeinschaft mit Jesus Christus zu leben. Themen des Tages:

- Warum ist Vertiefung meines Glaubens immer wieder notwendig?

- Sakramente - Begegnungen mit Jesus Christus

- Apostolat - Berufung und Auftrag

- Hindernisse - Schuld und Sühne

- Sendungsauftrag - Glaubenszeugnis

3.Tag: Begegnungen (Versöhnung) mit der Gemeinschaft
Christliches Leben verwirklicht sich in der gemeinsamen Hinwendung zu Christus und seiner Kirche. In der Gemeinschaft von Glaubenden finden wir den Mut zur Beharrlichkeit im christlichen Leben. Themen des Tages:

- Christsein in der Welt

- Leben mit Christus

- Christliches Leben in der Gemeinschaft

In allen Schriften der Cursillo-Bewegung wird stets darauf hingewiesen, dass der Kurs weder rational erfasst, noch beschrieben werden könne - man muss ihn erleben. Auf der Homepage der Bewegung wird dies folgendermassen begründet: "This is not because the Cursillo Movement is a 'secret' organization. The reason behind the mistery is God. No one can fully explain how God touches each person in His special/unique way throughout the various elements of the Cursillo Movement." Im Sinne von Joh 1,46 "Komm und sieh!" soll jede und jeder seine eigenen Erfahrungen machen mit dem Cursillo. Im Gegensatz zu anderen Kursen kann man sich aber über den Inhalt eines Cursillo im Voraus genau informieren. Der Vorwurf von Heimlichtuerei wäre hier absolut fehl am Platz. Offenbar lässt sich aber die Ambience eines Cursillos nur schwerlich beschreiben.

So verschieden letztlich die Eindrücke nach dem Kurs zu sein scheinen, einig ist man sich offenbar über dessen Wirkung: "Viele finden in den drei Tagen zu ihrer persönlichen Berufung." Dadurch, dass während des Kurses auch Zeit bleibt für persönliche Aussprachen mit einem Seelsorger, fänden manche auch wieder zum Busssakrament. "Sie erfahren innere Befreiung und den Anfang eines intensiven christlichen Lebens."

Der vierte Tag
"Nach dem Kurs beginnt der vierte Tag, der 'immerwährende' Tag, der das Glaubens-Erlebnis der drei Cursillo-Tage andauern lässt für ein ganzes Leben." Von der Entscheidung für Christus neu begeistert, sind die Kursabsolvierenden aufgerufen, die Verantwortung für die Gemeinschaft der Kirche wahrzunehmen. Sie sollen den Geist von Jesus Christus in ihre Familie, ihre Gemeinde und ihren Berufsalltag hineintragen. Um den Geist des Apostolats zu erhalten, wird empfohlen, regelmässig eine der Freundschaftsgruppen zu besuchen. In diesen kleinen Gruppen will man sich gegenseitig stets neu im Glauben bestärken. Auch grössere Treffen werden hie und da angeboten. "Teilnehmer der Kurse einer Pfarrei, eines Dekanates oder einer Diözese kommen zusammen, um sich zu vertiefen, das Wort Gottes zu hören und Eucharistie zu feiern. Die Erneuerung der Kirche als Gemeinschaft von Gemeinschaften ist ein wesentliches Anliegen der Cursillo-Bewegung."
Abschliessende Bemerkungen
Wie mir Werner Hellstern, Leiter des Cursillo-Sekretariates der Schweiz mitteilte, befindet sich die Cursillo-Bewegung in unserem Land erst in der Aufbauphase. So hätten bis anhin etwa 100 Leute einen der Kurse in der Schweiz besucht. In anderen Ländern aber würden sich die Leute um eine Teilnahme am Kurs fast streiten. Hellstern hofft aber, dass sich die Kurse auch bei uns weiter ausbreiten. Als zentrales Anliegen der Bewegung nennt er, den Menschen ein Leben mit Jesus Christus, der Zentrum alles Geschehens sein soll, nahezubringen.

Sektenkundlich ist die Cursillo-Bewegung als unproblematisch zu bezeichnen. Beim Lesen der Schriften der Bewegung fragt man sich allerdings, wie ein dreitägiger Kurs ein Leben so grundsätzlich verändern kann. Dies mag vielleicht daran liegen, dass vielen ein fröhlicher und gefühlsbetonter Umgang mit ihrem Glauben gefehlt hat und sie die Atmosphäre des Cursillos deshalb als sehr befreiend erleben.

Dagegen, dass die Kurse in vielen Ländern nach Geschlechtern getrennt durchgeführt werden, ist nichts einzuwenden, solange diese Trennung nicht dazu benützt wird, althergebrachtes Rollenverhalten und konservative oder diskriminierende Geschlechtsbilder zu festigen.

Adressen:
- Cursillo-Sekretariat. W. und A. Hellstern, Schützenstr. 19, 8702 Zollikon
- Arbeitsgemeinschaft der Diözesansekretariate der Cursillo-Bewegung Österreichs (ADC) Bennogasse 21, A - 1080 Wien
- Cursillo-Arbeitsgemeinschaft Deutschland (CAD). Sekretariat, Kapellenberg 58, D - 89610 Oberdischingen

Internet-Adressen:

- http://www.natl-cursillo.org/

- http://www.go4th.org./

Alle Zitate stammen aus Primärliteratur der Cursillo-Bewegung (Prospekte und Internet).

Infostelle 1998
Letzte Aenderung 1998, © Infostelle 1998, 2000
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