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Fachschule Esothek

 

 

Die Fachschule Esothek, 1986 von Yvonne Blättler und ihrem Partner Max Rüfle in Buochs/NW begründet, ist eine der erfolgreichsten, aber auch meistdiskutierten esoterischen Schulen der Schweiz. Während Hunderte von KursabsolventInnen davon Zeugnis ablegen, dass das Angebot der Esothek einem breiten Bedürfnis entspricht, berichten andere esoterisch tätige Personen davon, dass durch die Esothek belastete Menschen zu ihnen stossen würden.

Yvonne Blättler, die fachliche Leiterin der Esothek, wurde 1950 geboren und beschäftigte sich nach eigenen Angaben schon seit ihrer Jugendzeit mit esoterischen Disziplinen. Nach einer Ausbildung als Kauffrau stiess sie zum Astrologisch-Psychologischen Institut (API) von Louise Koch, wo Blättler ihre erste astrologische Schulung erhielt. Weitere Ausbildungen in anderen Systemen der Astrologie folgten. Dass sich Blättler intensiver mit Astrologie befasst hat als konkurrierende VertreterInnen dieser Richtung, ist ihr ein Anliegen zu betonen. Max Rüfle kann sogar sagen, dass nirgendwo die Astrologie so seriös betrieben werde wie im Rahmen der Esothek.

Die Astrologie wird von Yvonne Blättler kombiniert mit der Psychosynthese nach Roberto Assagioli, einer esoterischen Form der Psychologie, die von der Vorstellung ausgeht, dass der Mensch aus einer Unzahl von Teilpersönlichkeiten bestehen würde, welche zu versöhnen und zu akzeptieren wären. Das Ziel ist die Selbständigkeit des Menschen, die Verwirklichung des eigenen Willens. Nicht zu verwechseln ist die Psychosynthese mit wissenschaftlich anerkannten Formen der Psychotherapie, sie stellt vielmehr eine esoterische Disziplin dar. Yvonne Blättler absolvierte diverse Ausbildungen in Psychosynthese, u.a. in New York.

Die heutige Aktivität der Esothek steht auf den beiden Pfeilern, die sich aus der Ausbildung von Yvonne Blättler ergeben: Astrologie und Psychosynthese. Im Bereich der Astrologie beschränkt sich die Esothek auf Charakteranalysen, jegliche Prognostik wird abgelehnt. Analysen sind zu haben im Rahmen von Beratungsgesprächen, aber auch als Computerausdruck. Daneben bieten Blättler und Rüfle eine Ausbildung zum Astrologen an, wobei diese Ausbildung allerdings neben der Astrologie auch die Psychosynthese voraussetzt.

Gruppenbildung unter KursabsolventInnen findet nicht statt. Eine solche ist von der Leitung der Esothek auch nicht beabsichtigt. Neben Esothek-Kursen noch parallele Veranstaltungen anderer Anbieter zu frequentieren wird von Yvonne Blättler als wenig nützlich angesehen, es sei besser, sich auf einen Weg zu konzentrieren, es ist aber eher der Regelfall als die Ausnahme.

Der Erfolg der Esothek bemisst sich an der Zahl der Kursabsolventen. Zu rund 100 regelmässigen Besuchern der Esothek-Schulungen stossen jährlich ca. 500 BesucherInnen bloss einzelner Kurse hinzu. Obwohl finanziell nach Angaben von Blättler und Rüfle nicht unbedingt einträglich, scheint die Esothek infolge des guten Zuspruchs des Publikums manchem Esoterik-Anbieter zum Vorbild geworden sein.

Kritik an der Esothek wird ab und zu laut. Manche AbsolventInnen von Beratungen und Kursen berichten von einer sehr direktiven Art Yvonne Blättlers, die mit ihrer Meinung und Ratschlägen zu allerlei Lebensfragen keineswegs zurückhalte. Geschieht solches in der Gruppe, wie bei Psychosynthese-Kursen üblich, ist durchaus vorstellbar, dass eine teilnehmende Person emotional "unter die Räder kommt". Yvonne Blättler gesteht in diesem Zusammenhang zu, dass sie eine sehr starke Persönlichkeit sei, die ihren Standpunkt sehr klar deutlich mache und nicht so leicht bereit sei, von diesem abzuweichen. So würden im Rahmen der Psychosynthese-Kurse Deutungen von Kursteilnehmern, die "falsch" seien, ganz klar zurückgewiesen. Manche der hiervon betroffenen Menschen finden dann zu anderen Instituten und berichten dort von ihren Erfahrungen.

Deutlich wird hier die Gefahr jedes Psychokurses, das nämlich durch das Autoritätsgefälle zwischen Leiterschaft und Teilnehmenden und verstärkt durch den Gruppendruck eine Dynamik aufkommen kann, in welcher der Teilnehmende Zuschreibungen erfährt, die für ihn nicht mehr stimmig sind, gegen welche er sich aber kaum wehren kann. Möglich bleiben in dieser Situation nur Unterwerfung oder Abgang. Es wird zu beachten sein, wie Yvonne Blättler dieser Gefahr fürderhin entgegenwirken wird. Ihr entschuldigend gemeinter Hinweis auf ihre starke Persönlichkeit genügt hier allein jedenfalls nicht, ganz im Gegenteil.

Georg Otto Schmid, 1998


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