| Gordon Freeman Fraser, 1914 in San Francisco, USA, geboren, studierte in den Dreissigerjahren in Deutschland, kehrte nach dem Krieg nach Deutschland zurück und entwickelte ein grosses Sendungsbewusstsein, eine eigene Gesundheitslehre, Psychologie und Kosmologie. Nach Aussagen ehemaliger Anhänger sah sich Fraser dazu berufen, die Menschheit auf eine höhere Entwicklungsstufe zu führen. Er repräsentiere - so hiess es - die eine Hälfte der göttlichen Dualität (den heiligen Geist), und könne den Entwicklungsstand jeder Seele beurteilen. Er sei gar in der Lage, einem Menschen die Seele wegzunehmen und nur den biologischen Körper zurückzulassen. Bei öffentlichen Auftritten präsentierte sich Fraser als erfolgreicher Ernährungsforscher und Lebensberater. Die Kosmologie Frasers sah Gott, vor 53 Millionen Jahren entstanden, in sich dual (männlicher Gottvater und weiblicher heiliger Geist). Gott schuf vor 1,25 Millionen Jahren die 23 Milliarden menschlichen Seelen, die durch Höherentwicklung auch Gott werden, resp. sich mit Gott vereinen. (Jesus hat als erster dieses Ziel erreicht). Jeder Tag ist ein Schritt auf diesem Weg. Fraser kannte die Aufstiegsregeln. Der Umgang mit dem eigenen Körper war von zentraler Bedeutung. Viele Menschen hatten in seiner Sicht keine Seele und wurden nur durch Gott gesteuert. Gott prüfte mit seelenlosen Menschen die Aufstiegsbereiten, die allmählich zu einer kosmischen Elite würden. Die Aufstiegsleiter kannte klar vorgezeichnete Stufen - total 100 Punkte auf der unteren Skala, darüber Gottheit, Gottheit plus und Gott. Auf dieser höchsten Stufe konnte eine Seele Avatar werden, d.h. zur Rettung anderer auf die Erde zurückkehren. Im innersten Kreis um Fraser lebten solche Avatare, Verkörperungen von Jesus, Goethe usw. Die sehr detaillierten Ernährungsregeln beförderten den Aufstieg der Seele z.B. durch Entgiftung des Körpers. Nach Aussagen von Aussteigern konnte das Einhalten dieser Regeln durch Kalorienmangel zu Gewichtsverlust führen. Die Ernährungslehre wurde in Kursen Neueinsteigern angeboten. Ältere Mitglieder wurden zum Teil selber auch Ernährungsberater. Der zeitweise einige Tausend Mitglieder umfassende Kreis um Fraser - zu einem grossen Teil im Rentenalter - traf sich nur zum Teil in kleineren, monatlich sich versammelnden lokalen Studienkreisen, wurde aber durch die Schriften des "Studienkreises für Gesundheit und Persönlichkeitsentfaltung e.V." in Meschede mit Schriften Frasers bedient.
Aussteiger kritisierten die ständige Bereitschaft zur Selbstbeobachtung und Selbstzensur der Mitglieder selbst bei Kleinigkeiten im Lebensvollzug, die Angst, auf der Skala nicht genügend Punkte zu erreichen, und die Arroganz befördernde Vorstellung, die meisten Menschen hätten keine Seele. Diese retten zu wollen wäre demnach absurd. Auch die Vorstellung, dass Aussteiger ihre Seele ebenfalls verlieren, wirkte auf Insider bedrohlich. Andere Aussteiger, die Fraser in seinem inneren Kreis in seinem Haus auf der Insel Ischia bei Neapel besuchten, sprachen von einer seltsamen Hitlerverehrung und Deutschtümelei Frasers. (Er wollte Hitler in München getroffen haben. Hitler sei ein Engel gewesen, seine Opfer alles Menschen ohne Seelen). Andere Aussteiger warfen Fraser vor, dass er den Kreis jüngerer Männer um ihn herum sexuell seinen eigenen Neigungen entsprechend instruiere. Körpernähe zwischen Männern befördere - so hiess es - die seelische Höherentwicklung, währenddem unter Paaren ein etwas grösserer Abstand dieser Entwicklung dienlich sei.
Gordon Freeman Fraser starb am 18. Oktober 2005 im Alter von 91 Jahren in München. Seine Anhänger haben die Organisation in "Verein für Gesundheit und Persönlichkeitsentfaltung" umbenannt und sich von der Seelenlehre Frasers mit ihren bizarren Elementen verabschiedet. Ein im Jahr 2007 neugewählter Vorstand hat dies in einer offiziellen Distanzierung zum Ausdruck gebracht:
"Die folgenden Inhalte wird der Verein für Gesundheit und Persönlichkeitsentfaltung nicht verbreiten, aus der Ueberzeugung heraus, dass sie sich auf die Gesundheit und Persönlichkeitsentfaltung von Menschen hinderlich auswirken können:
- Theorien über seelische Entwicklungsstufen beziehungsweise über ein hierarchisch aufgebautes, bewertendes geistiges Weltbild, das gewisse Menschen im Vergleich mit anderen seelisch abwerten oder schlecht machen könnte.
- Zuschreibung von Seelen zu einzelnen Personen. Aussagen über Seelenwanderungen.
- Interpretationen der Geschichte basierend auf der Weltanschauung Gordon Freeman Frasers.
- Aussagen mit absolutem Wahrheitsanspruch. Stattdessen wird auf wissenschaftliche, logische Grundlagen oder persönliche Erfahrungen verwiesen.
- 'Channeling' mit dem Anspruch, dass Gott durch einen spricht. Intuitive Aussagen werden als persönliche Inhalte gekennzeichnet." (aus: Zielrichtung des Vorstandes des Vereins für Gesundheit und Persönlichkeitsentfaltung, 31. 12. 2007).
Weiterhin mit grossem Engagement und Sendungsbewusstsein propagiert werden die Ideen Frasers zur Ernährung und zur Alltagspsychologie. |
