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Kurzinformation
Unter den neueren charismatischen Freikirchen ist die Harvest Church in den letzten Jahren besonders im Blickfeld der Oeffentlichkeit gestanden. Vor allem ihr ausgeprägtes missionarisches Engagement hat zu Medienecho, z.B. im Zusammenhang mit Veranstaltungen für Rekruten in Emmen im Jahr 2005, und zu Anfragen bei Beratungsstellen geführt.

Gründer und Leiter der Harvest Church ist der 1956 geborene Andy Kunz. Schon in jungen Jahren wirkte Andy Kunz als Jugendgruppenleiter der offenen Cevi-Arbeit in Rüti ZH. Diese Erfahrung führte bei Kunz, der eine Berufsausbildung als Heizungstechniker abgeschlossen hatte, zum Wunsch nach einer spezifischen Ausbildung für den Dienst in der Gemeinde, weshalb Kunz die dreijährige Diakonenausbildung am Diakonenhaus Greifensee absolvierte. Nach einer anschliessenden Missionsausbildung bei Campus für Christus in London wirkte Kunz für gut sechs Jahre als Jugendarbeiter in der reformierten Kirchgemeinde Winterthur-Seen.

Während eines anschliessenden Aufenthaltes in Kanada gründete Kunz im Auftrag der Vineyard-Bewegung zwei Vineyard-Gemeinden.

Nach seiner Rückkehr in die Schweiz startete Kunz in Winterthur eine eigene Gemeinde, die sich ebenfalls der Vineyard-Bewegung unterstellte und einiges Wachstum erfahren durfte. In der Folge kam es aber über die theologische Ausrichtung zu Spannungen innerhalb der Gemeinde und mit dem Vineyard-Verband, die schliesslich zu einem massiven Mitgliederschwund und zur Trennung vom Verband führten. Es verblieb bloss eine kleine Zahl von Mitgliedern, die sich im November 1999 zur selbstständigen Gemeinde unter dem Namen Harvest Church formierten. Erst mit der Zeit kam es wieder zu einem kontinuierlichen, bis heute anhaltenden Wachstum.

Die Harvest Church wirkt bei der Evangelischen Allianz mit und arbeitet mit anderen Gemeinden zusammen.

Theologie und Frömmigkeit der Harvest Church sind neocharismatisch geprägt. So wurde die Gemeinde von diversen Wellen innerhalb der Neocharismatik der letzten Jahre bewegt, z.B. von der sog. Fürbitte-Bewegung, die intensiv mit Proklamationen arbeitet, wie im Bericht über eine Celebration im Jahr 2004 zum Ausdruck kommt. Das Festhalten an den Vorstellungen der Fürbitte-Bewegung war im Jahr 1999 für die Trennung vom Vineyard-Verband mitverantwortlich. Inzwischen hat sich die Harvest Church von diesen Konzepten distanziert, Andy Kunz spricht davon, dass man mit den Proklamationen „eine Bauchlandung“ gemacht habe.

Mit Erfolg umgesetzt wurde demgegenüber das Hauskirchenmodell, so dass sich die Gemeinde heute als Netzwerk von regionalen Hauskirchen versteht. Zur Zeit existieren ca. 20 Hauskirchen, auch englisch House Churches oder denglisch „Huus Church“ genannt. Diese Hauskirchen umfassen typischerweise nicht mehr als 10 Mitglieder und sind zu folgenden Regionen gruppiert: Bern, Bischofszell, Herisau, Hinwil, Kreuzlingen/Konstanz, Münsingen, Schafisheim, Thun, Turbenthal und Winterthur-Sennhof.

Die Gottesdienste finden zum einen in den Hauskirchen, zum anderen auch in den Regionen statt, einmal pro Monat treffen sich die verschiedenen Hauskirchen zu einem Grossgottesdienst, einer „Celebration“, früher meist in Mühlau/Sennhof an der Stadtgrenze von Winterthur. Inzwischen ist das Lokal in Mühlau zu klein geworden. Zur Zeit finden die Celebrations deshalb in der Mehrzweckhalle Schützenmatte in Lenzburg statt. An diese „Celebrations“ schliesst jeweils ein Mittagessen an. Daneben werden Camps veranstaltet, an welchen Mitglieder der diversen Hauskirchen gemeinsam teilnehmen. An diesen Camps wechseln sich Schulungen, Einsätze und Gesellschaftliches wie gemeinsames Grillen ab. (Letzteres stellt offenbar eine typische Tätigkeit der Harvest Church dar, so wird die Gemeinschaft nach Andy Kunz gelegentlich bezeichnet als: „Die mit der Bibel und dem Grill“.) Darüber hinaus werden Seminare und Events durchgeführt, z.T. in den einzelnen Regionen, z.T. für die ganze Harvest Church, so dass ein durchschnittlich aktives Mitglied auf zwei bis drei Veranstaltungen pro Woche kommt.

Finanziert wird die Gemeinde durch freiwillige Spenden im Sinne des Zehntens. Bisher wurde gelehrt, dass es Entscheidung des Einzelnen ist, welchen Teil des Zehntens er der Gemeinde spenden möchte. Zur Zeit ist die Lehre zum Zehnten aber im Umbruch.

Seit 2004 bietet die Harvest Church eine fünfmonatige Jüngerschafts- und Gemeindegründerschule (JGS) an, die zur Gründung von lokalen Hauskirchen befähigen soll. Die JGS-Kurse werden berufsbegleitend besucht und finden deshalb an Wochenenden statt.

An die JGS schliesst seit einem Jahr die Fulltime Ministry School FMS an, die zwei Jahre dauert und nur vollzeitlich absolviert werden kann. Lehreinheiten und Einsätze, z.B. in Uganda, wechseln sich ab. Während der Schulzeit wird in „jüngerschaftlichem Umfeld“ gelebt, Singles ziehen in Wohngemeinschaften zusammen, Ehepaare nehmen mindestens einmal am Tag an einem gemeinsamen Essen teil. Absolventen der FMS treten entweder in den Vollzeitdienst ein oder kehren in ihren weltlichen Beruf zurück und setzen das Gelernte in ihrer Freizeit um. Zur Zeit besuchen, als erste Klasse überhaupt, 24 Teilnehmer die FMS. In Kürze wird eine weitere Klasse in ähnlicher Grösse die Ausbildung aufnehmen.

Heutiger theologischer Schwerpunkt der Harvest Church ist ein Leben aus einer innigen Verbundenheit mit Gott heraus, eine Verbundenheit, für die das Bild der Liebesbeziehung gewählt wird: „Was wir brauchen sind Menschen, die von der gewaltigen Liebe Gottes vollständig erfasst worden sind. Menschen, die erfahren haben, dass nicht Regeln, Gesetze und Vorschriften, sondern eine innige Liebesbeziehung zu Jesus Christus das Leben als Christ so lebenswert, so frei und absolut gewaltig und alles übersteigend werden lässt. Menschen, die diesen Gott der Versorgung, der Treue, der Liebe und Sehnsucht für uns Menschen, der Heilung und Wiederherstellung und der Vaterschaft kennen. Menschen, die eine tiefe Sehnsucht in ihrem Herzen tragen, mit diesem Gott eng verbunden zu sein. Und es wird keine Frage mehr sein, ob sie diesem Gott ihr Leben ganz zur Verfügung stellen werden. Sie werden es tun…“ „Sie werden es einfach tun und die Reformation wird zu Ende geführt werden! Was von Menschen in früheren Jahrhunderten mit vielen Opfern begonnen hat und später durch Kompromiss zum Stillstand kam, wird noch einmal unsere Länder erfassen.“

Die einzelnen Hauskirchen sollen als Versammlungen von Menschen, die in dieser Nähe zu Gott stehen, in die umgebende Gesellschaft hineinwirken: „Unsere Vision ist, dass in unseren Ländern Orte der Gegenwart Gottes entstehen, der Jüngerschaft und Gemeinschaft, in denen Menschen Gott erleben und begegnen können.“

Daraus ergibt sich als Ziel der Harvest Church: „Wir glauben, dass die Schweiz eine 'neue Reformation' braucht. Als Netzwerk wollen wir in der Schweiz und im Ausland Hauskirchen gründen.“

Als ein Resultat dieser Zielsetzung konnte die Harvest Church in den vergangenen Jahren ein deutliches Wachstum verzeichnen. Umfasste sie bei ihrer Trennung von der Vineyard-Bewegung 1999 rund 50 Mitglieder, besuchen heute 300 - 400 Menschen die Celebrations der Harvest Church.

Georg Otto Schmid, 2006
Letzte Aenderung 2006, © gos 2006, Infostelle 2000
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