Freimaurerei

Der Name «Freimaurer» geht mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Bezeichnung von Steinbildhauer («freestone-masons») zurück. Die englische Bezeichnung lautet «Freemason» und wird zum ersten Mal in einem Dokument aus dem Jahr 1396 der Kathedrale von Exeter genannt. Im Jahre 1537 werden die Mitglieder der Zunft in England als «Freemasons» bezeichnet. Man geht davon aus, dass sich der Name von «freestone» einem weichen Stein ableitet, der von Steinmetzen früher bearbeitet wurde.

Die Freimaurer bezeichnen eine Bruderschaft mit humanitären Prinzipien. Es ist ein ethischer Männerbund, der die Menschheit verbessern will, indem sie sich selbst verbessern. Ihr Motto lautet dabei: »Erkenne dich selbst». Freimaurerei sei ein «Ort der Geselligkeit und Zirkel der Reflexion» wie das der Grossmeister Nicola der Schweizerischen Grossloge Alpina schreibt.

Als älteste Freimaurerloge weltweit gilt die «Lodge of Edingburgh No 1.» in Schottland, welche 1599 gegründet wurde. Anderen Quellen zufolge sollen die ersten Logen in England unter Steinmetzen gegründet worden sein. Am 24. Juni 1717 schlossen sich vier solcher Bünde zu einer ersten Freimaurergrossloge zusammen. Seither gilt dieser Tag offiziell als Gründungsdatum der Freimaurerei.

Die erste Freimaurerloge in der Schweiz wurde 1736 von Lord George Hamilton in Genf unter dem Namen «Société des maçons libres du parfait contentement» gegründet. Diesem galt die englische Freimaurerei als Vorbild. 1768 wurde die «Union des Cœurs», die älteste noch aktive Loge der Schweiz gegründet. Neun Genfer Logen gründeten 1769 dann die «Grand Loge», womit sich die Schweizer Freimaurerei vom englischen Vorbild zu lösen begann und sich immer mehr dem französischen annäherte. Auch in anderen Kantonen der Romandie wurden Logen gegründet. In der Deutschschweiz wurden die Gründungsversuche von der Obrigkeit vereitelt. Erst ab 1744, mit der Gründung der Loge in Zürich, begannen die Freimaurer auch hier ihr Netz aufzubauen.

Für die Schweizer Freimaurerei waren die Beziehungen zu ausländischen Logen sehr wichtig. Je nach politischer oder kultureller Identität verband man sich mit englischen, französischen oder preussischen Logen. Daraus resultierte eine heterogene Ausrichtung der Logen in der Schweiz, die man mit der Schaffung des «Directoire helvétique romand» (Logen des französischen Ritus) und des «Directoire helvétique allemand» (rektifizierter schottischer Ritus) anzunähern versuchte. Die Logen in Basel und Zürich richteten sich nach dem schottischen Ritus, der sich an einem reformierten Christentum mit starken mythischen und pietistischen Aspekten orientierten, während die Romandie sich eher dem französischen Vorbild zuwandte. Die englische Freimaurerei versuchte weltweit eine Verpflichtung zum Gottesglauben durchzusetzen, während die meisten romanischen Länder auf einen Glaubenszwang verzichteten. Dies war auch der Grund für die gegenseitige Bekämpfung der angelsächsischen und romanisch-agnostizistischen Strömungen innerhalb der Freimaurerei. Insbesondere Adelige, wohlhabende und gebildete Bürger tragen den Logen bei und diskutierten neue Ideen. Diverse Versuche der Gründung von sprachregionalen oder nationalen Grosslogen blieben ohne Erfolg. 1844 wurde schliesslich die bis heute bestehende «Grossloge Alpina» als schweizerische Dachorganisation gegründet.

Pius VII und Leo XIII verurteilten die Freimaurerei, was eine Ablehnung seitens der Freimaurerei gegenüber der Kirche zur Folge hatte. Sie befürworteten ein agnostizistisches und antiklerikales Gedankengut. Immer mehr beschäftigten sich die Freimaurer mit gemeinnützigen Tätigkeiten. Die katholischen Kantone traten als erbitterte Gegner der Freimaurer auf und sorgten dafür, dass die Bruderschaften ihre Liegenschaften verkaufen mussten.

In der Zwischenkriegszeit lancierte der Führer einer rechtsextremen Front Arthur Fonjallaz 1934 eine Initiative zur Abschaffung der Freimaurerei in der Schweiz. Diese wurde in der Volksabstimmung jedoch abgelehnt. Dennoch nahm die Zahl der Freimaurer nach dem Zweiten Weltkrieg ab, fast die Hälfte verliess die Bruderschaft zwischen 1935 und 1945. Erst in den 1970-1990er Jahren wurde der Bund attraktiv und konnte wieder einen Zuwachs verzeichnen.

Die Bruderschaft hat sich humanitären Prinzipien verpflichtet und will die Mitglieder moralisch verbessern. Dazu treffen sie sich regelmässig in ihrer Loge. Die Freimaurer sollen für soziale Gerechtigkeit einstehen. Die Grundideale lauten: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Die Mitglieder der Logen verstehen die Freimaurerei als Haltung und Gemeinschaft von Gleichgesinnten und nicht als Weltanschauung. Während früher neue Ideen und Gedanken für die Menschheit besprochen wurden, wird heute viel philosophiert (insbesondere zum Thema Menschlichkeit). Die Mitglieder sind angehalten guten Taten im Alltag zu vollbringen.

Die Freimaurer sind in Logen, einzelnen lokalen Vereine organisiert. Den Logen steht ein Vereinspräsident der «Meister vom Stuhl» vor. Es gibt auch einen Schriftführer, einen Schatzmeister und andere Funktionen. Vereinsentscheide werden demokratisch gefällt.

Die Logen sind in einem Dachverband zusammengeschlossen, der von Freimaurern auch als Grossloge, Obedienz oder Obödienz bezeichnet wird.

Weltweit soll es 2,6 Millionen Freimaurer geben.

Bei den Freimaurern handelt es sich um eine geschlossene Gesellschaft. Theoretisch kann jeder Mann ein Mitglied werden. Jedoch wird er geprüft und der Bund entscheidet darüber, ob der Anwärter aufgenommen wird oder nicht. Die Freimaurer missionieren dabei nicht, sondern warten darauf, dass sie von «Suchenden» angesprochen werden.

Die Loge bezeichnet den Versammlungsort (der Gemeinschaft (früher die Hütte als Arbeitsstätte der Steinmetze und Werkmaurer). Die Logen beschreibt aber auch die unabhängigen Gruppen, über die die Freimaurer organisiert sind. Dabei handelt es sich um Vereine, welche die Wissenschaft und Kunst fördern.

Der Tempel ist das Herzstück der Freimaurer Loge, wo Rituale stattfinden.

Mit den Ritualen zelebrieren die Freimaurerei ihre Philosophie. Dabei spielt das Bewusstsein vom Tod eine zentrale Rolle. In den Zeremonien kommen Texte, Symbole und Musik zum Zuge. Es werden Vorträge gehalten, Diskussionen veranstaltet und gemeinsam gegessen und getrunken.

Für die Freimaurer gilt die Aufnahme in ihre Gemeinschaft als die Wende im Leben eines Suchenden. Das Aufnahmeritual gilt als das wichtigste, wobei der Neuling «Wanderungen» im Tempel durchlaufen muss. Die Regeln des Aufnahmerituals stemmen aus dem frühen 18. Jahrhundert. Der Anwärter, bei den Freimaurer «Suchender» genannt, bereitet sich im dunkeln Raum auf den Ritus vor, indem er drei Fragen beantworten soll (Was ist die Bestimmung des Menschen? Was erwarten Sie vom Bund der Freimaurer? Was kann der Bund der Freimaurer von Ihnen erwarten?). Nach dem Beantworten der Fragen kommt ein Mann in den Raum, der den Suchenden in den Tempel begleitet. Im Tempel sind kein weltlicher Besitz erlaubt. Der Suchende muss zudem das Hemd aufknüpfen, was das offene Herz aber auch Schutzlosigkeit und Demut symbolisieren soll. Die Hosenbeine werden hochgekrempelt, was den Aufbruch zu einer Wanderung aufzeigen soll. Mit verbundenen Augen wird er in den Tempel geführt. Dies hat zum Zweck, dass er andere Freimaurer nicht erkennen soll, solange er noch kein Mitglied ist. Zudem symbolisiert es die Suche nach Wahrheit/Licht. Er klopft an die Tür und wird eingelassen. In der Zeremonie spielen die vier Elemente des Lebens eine zentrale Rolle. Dazu wird die Hand des Anwärters zuerst in eine Wasserschale gehalten, was die Reinheit der Seele anzeigen soll. Danach in eine Schale mit Erde, als Symbol für Entstehung und Tod des Menschen. Mit einem Fächer, der die Luft symbolisiert, wird ihm Luft zugefächelt. Der Suchende darf dann die Augenbinde abnehmen und die Mitglieder erkennen. Am Ende kommt der Suchende zu einem rauen Stein (Symbol für den Menschen, welcher bereit dafür ist mit einem Hammer an sich zu arbeiten), auf den er dreimal mit einem Hammer schlagen muss.

Zahlreiche berühmte Personen in der Öffentlichkeit waren/sind Freimaurer. Dazu gibt es Listen mit Namen, die teilweise von den Logen selbst veröffentlicht werden. Einige davon sind: Winston Churchill, Johann Wolfgang von Goethe, Wolfgang Amadeus Mozart, Jonas Furrer, George Washington, Henri Dunant, Alexandre Gustave Eiffel usw.

Freimaurerlogen sind traditionell Männerlogen. Bis heute ist die Mehrheit der Gemeinschaften nur Männern zugänglich. Dabei orientiert man sich an der Ausrichtung der Londoner Dachverbände, welche die Freimaurerei für Frauen aberkennt. Einige liberale Dachverbände, welche auf ein französisches Vorbild zurückgehen, haben aber einzelne Frauenlogen und setzten sich für Toleranz ein. Die erste Schweizer Frauenloge («Lutèce») wurde 1964 in Genf gegründet.

Die Freimaurer-Symbolik geht auf die Kathedralen-Bauer des Mittelalters zurück und spielen auch heute noch eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft. Steinmetze verfügten über geheimes Wissen in der Geometrie und Kunst, was sie in ganz Europa begehrt machten.

Zu den wichtigsten Symbolen der Freimaurer zählen der rechte Winkel für Rechtschaffenheit, der Zirkel für die weltumspannende Bruderliebe, das G, das für Geometrie steht, der Totenschädel, der die Vergänglichkeit des Lebens aufzeigt und der salomonische Tempel in Jerusalem als erster grosser Tempelbau in der Geschichte der Menschheit. Der Salomonische Tempel wird dabei symbolische als Tempel der Humanität gesehen, da König Salomon bei den Steinmetzen als grösster Bauherr der Heiligen Schrift galt. Die Freimaurer übertragen diesen Tempelbau symbolisch auf die Entwicklung der Menschen und Menschheit.

In den Johannislogen (Johannes der Täufer als Schutzpatron der Steinmetze), auch «blaue Logen» genannt, gibt es drei Grade, welche nach der Initiation durchlaufen werden: Lehrling, Geselle, Meister (auch «Meister vom Stuhl»). Ab dem Ende des 18. Jahrhunderts kamen in verschiedenen Logen noch andere Grade dazu wie z.B. Ritter. Der höchste Grad in der Freimaurerei ist der Meister. Um diesen Grad zu erreichen, muss man sich am Logenleben beteiligen und hat dann als Meister die Befugnis eine Loge zu leiten.

Wenn das Mitglied aufgenommen wird, muss es sich zum ewigen Stillschweigen gegenüber Uneingeweihten verpflichten. Früher hiess es, dass das maurische Geheimnis behütet werden muss und bei Verrat die Todesstrafe durch Halsabschneiden drohe. Diskretion sehen die Freimaurer selbst als Voraussetzung für Vertrautheit und Tiefgang in den Gesprächen untereinander. Seit etwa drei Jahrzehnten bemühen sich die Logen um Transparenz. So veranstalteten sie zum 150. Jubiläum eine Ausstellung in Freiburg. Es gibt eine Menge an Literatur zu den Freimaurer-Logen und auch die Logen selbst publizieren einiges aus ihrer Internetseiten. Natürliche bleibt dabei das maurerische Geheimnis aber bewahrt.

Durch die Geheimhaltungspflicht der Bruderschaft sind zahlreiche Geschichten, Gerüchte, Anfeindungen und Verschwörungstheorien rund um den Bund entstanden.  Insbesondere durch Hitler im zweiten Weltkrieg wurden die Freimaurer als verschwörerischer Bund dargestellt und verboten. Dabei wurde propagiert, dass sich eine jüdische Elite in den Bund eingeschlichen hätte um die Weltherrschaft an sich zu reissen. Gemäss den Verschwörungserzählungen soll die Bruderschaft der Freimaurer mächtiger sein als alle Regierungen der Welt und damit die Weltherrschaft innehaben. Zu den Freimaurern soll eine Elite der reichsten Familien der Welt, sowie die wichtigsten Politiker gehören. Die Verschwörungserzählungen halten sich hartnäckig und werden durch das aufgebauschte Mysterium in Film und Literatur (z.B. Dan Brown) verstärkt.

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