Jesiden

andere Schreibung: Eziden, Yezidi

Jesiden – die Ableitung des Namens liegt ebenso im Dunkeln wie die Wurzeln ihrer Religion – nennen sich  nach unterschiedlichen Schätzungen zwischen 800 000 und 2’000’000 Kurden vor allem aus dem Nordirak, Syrien und der Türkei.

Viele ehemalige Jesiden bekehrten sich im Verlauf der Jahrhunderte unter islamischem Druck zum Islam. Andere sind in den letzten Jahrzehnten nach Europa emigriert, wo ihnen der Flüchtlingstatus zuerkannt wurde.

In Deutschland leben zurzeit etwa 100 000 – 200 000 Jesiden.  Sie pflegen ihr geistiges Erbe seit 1993 in ihrer neuen Zeitung Denge Ezidiyan, Stimme der Jesiden, die in kurdischer, deutscher und türkischer Sprache erscheint und durch Beiträge von Forschern und Freunden der Jesiden zum ersten Mal eine bisher weitgehend verborgene und nur in Umrissen bekannte Religion ins Licht des modernen Bewusstseins bringt. Parallel mit diesem Bemühen um Präsentation eines bisher «geheimen», d.h. verpönten Kultes geht das Bestreben nach Eindeutigkeit und Einsichtigkeit yezidischer Theologie und Praxis.

In eigenem Verständnis pflegen die Jesiden die «Urreligion« des Irans, den Mithraskult.

Nach westlichem Empfinden handelt es sich aber um eine Religion eigener Art, die sich aus altiranischen, gnostischen, jüdischen, christlichen, mandäischen und islamischen Elementen entwickelt hat. Ihr gemässigter Dualismus und ihr Lichtkult verbindet sie mit dem alten Iran, ihre Verehrung der Gestirne als Engel mit dem alten Mesopotamien, ihr Brauch der Beschneidung und ihre Verehrung islamischer Heiliger mit dem Islam und ihre «Taufe« mit den Christen und den Mandäern, einer heute nur noch sehr kleinen, alten gnostischen Gemeinschaft im Süden Iraks und in der iranischen Provinz Huzistan, in deren heiligen Schriften Johannes der Täufer eine bedeutende Rolle spielt. Ihre Speiseverbote hingegen erinnern an das Judentum.

Zentrum der Religion war und ist das Grabheiligtum des Scheich Adi in Lalish bei Mossul. Zu den wesentlichsten Elementen ihres Glaubens gehört die dualistische Interpretation der Welt. «Teufelsanbeter» wurden die Jesiden genannt, weil der böse Geist als Teil des Weltplanes Gottes und als alles wirkender und alles wissender Herr der Welt höchste göttliche Ehren geniesst. Er erscheint auch als Melek Taus, «Engel Pfau» – als Bronzevogel wird er im Grabheiligtum in Lalish aufbewahrt – und heisst auch «Saitan», Satan, doch diesen Namen und alles, was an ihn anklingt, wagen Jesiden nicht auszusprechen.

Die Jesiden teilen sich in drei Kasten, die strikte Endogamie pflegen, d.h. nur innerhalb der eigenen Kaste heiraten, die Scheiche, die Pire und die Muridun (Laien). Scheiche und Pire leiten die religiösen Zeremonien, die Scheiche haben zudem politisch-administrative Funktionen und vertreten die Jesiden gegen aussen. Die Muridun, die Laien, sind die zahlenmässig grösste Kaste.

800 000 – 2’000’000 Gläubige weltweit. Die Mehrheit der europäischen Jesiden bilden die rund 100 000 – 200 000 in Deutschland lebenden Gläubigen. In der Schweiz gibt es keine offizielle Organisation für Jesiden. Schätzungen zufolge sind es rund 500 Gläubige.

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