Nipponzan-Myohoji-Daisanga

Nipponzan Myohoji, auch Nihonzan Myohoji oder Nipponzan-Myohoji- Daisanga, bezeichnet eine neue Religion Japans, die von Nichidatsu Fujii (06.08.1885 – 09.01.1985) gegründet wurde. Über das Datum der Gründung sind die Quellen sich uneinig. Die meisten sprechen aber vom Jahr 1917. Nipponzan Myohoji basiert stark auf dem Nichiren-Buddhismus und dem Lotus-Sutra und lehrt asketische Zurückhaltung und Dankbarkeit. Das wichtigste Merkmal für Nipponzan Myhohoji ist ihr Aktivismus gegen Gewalt und atomare Waffen sowie gegen den Krieg und für den Frieden.

Nichidatsu Fujii wurde am 6. August 1885 in eine arme Bauernfamilie in Kumamoto, Kyushu geboren. Sein Vater drängte ihn darauf, eine Militärkarriere zu machen, was zu dieser Zeit sehr angesehen war. Nichidatsu wollte stattdessen aber lieber Mönch werden. Schliesslich erlaubte ihm dies die Mutter, weil sie fürchtete, er würde die Familie verlassen, wenn es ihm verboten bliebe. Im Alter von 19 Jahren wurde er zu einem Mönch der Nichiren-Schule ordiniert.

1913, im Alter von 28 Jahren, soll Fujii als Teil eines Rituals, um dem Tod des Kaisers Meiji zu gedenken, sich einen Teil seines Armes verbrannt haben, obschon Rituale der Selbsverletzung damals in Japan bereits nicht mehr üblich waren. In der drauffolgenden Nacht soll er im Traum die Weisung erhalten haben zu missionieren. 1917 löste er sich von der Nichiren-Schule und entschied sich zum „wahren Lotus-Glauben“ zurück zu kehren. Er begann in der Öffentlichkeit eine Trommel schlagend und die erste Zeile der Lotus-Sutra „Na-Mu Myo-Ho-Ren-Ge-Kyo“ singend umherzugehen. Diese Methode des Missionierens, die ihm vielerorts auch Ärger eingebracht hatte, ist zugleich die einzige Kulthandlung, die in Nipponzan Myohoji ausgeführt wird.

Um seine Mission ins Ausland zu tragen, zB. nach China, Indien und in die Mandschurei, arbeiteten er und seine Ahänger mit dem japanischen Militär zusammen. 1923 kehrte er allerdings aufgrund eines grossen Erdbebens in der Kanto Region (Tokyo) nach Japan zurück. Daraufhin begann er an mehreren Orten innerhalb Japans „Tempel des wunderbaren Dharma“ (Myohoji) aufzubauen, den ersten davon am Fusse des Berges Fuji. Auf seinen Reisen hatte er im Ausland zuvor mehrere solcher Tempel errichten lassen, jedoch sind die meisten davon wieder zugegangen.

Laut einer Prophezeiung Nichirens sollte der Buddhismus eines Tages an seinen Ursprungsort Indien zurückkehren. Dies und die Tatsache, dass Mahatma Gandhi sich in Indien aufhielt, liess Fujii nach Indien reisen, wo er am 6. Januar 1931 ankam. 1933 traf er Gandhi endlich. Ungeachtet ihrer Meinungsverschiedenheiten soll Fujii Gandhi ziemlich Eindruck gemacht haben und die beiden wurden gute Freunde. Ausserdem gab Gandhi Fujii den Titel Guruji, dabei steht der bekannte Begriff „Guru“ für „(spiritu- eller) Lehrer“, während „ji“ Namen oder Titeln angehängt wird, um Respekt auszudrücken.

Trotz seiner nationalistischen Tendenzen, welche von Fujii selbst und auch von Nipponzan Myohoji offen zugegeben wurden und werden, hatte Fujii sich öffentlich gegen die Art und Weise in der Japan mit den Landsleuten von besetzten Gebieten umging ausgesprochen. Deswegen wird Nichidatsu teils schon früh als Friedensaktivist bezeichnet, wobei sich da die Geister scheiden. Nach Ende des 2. Weltkriegs, nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, hingegen war es nicht mehr nötig, die Sache zu disputieren. Die Schrecken dieses Ereignisses und des modernen Krieges im Allgemeinen liessen Fujii zu einem radikalen Pazifisten werden.

1947 begann Fujii mit dem Bau von Friedenspagoden, buddhistischen Stupas, welche die Menschen, völlig gleich welcher Herkunft oder welchen Glaubens, dazu inspirieren sollen, gemeinsam auf den Frieden hinzuarbeiten. Heute gibt es über 80 solcher Stupas auf der ganzen Welt verteilt. Sie werden von Anhängern der Gemeinschaft erbaut und die Resourcen dazu werden durch Spenden gesammelt. In Europa gibt es jeweils eine solche Stupa in München, in Wien, in Comiso in Italien, in Lettland und drei in England (London, Birmingham, Milton Keynes).

Einen weiteren grossen Effort für ihr Ziel macht die Gruppe mit ihren Peace Walks. Sie organisiert lange Demonstrations-Wanderungen, welche sie mehrere Monate im Jahr beschäftigen. Es versammlen sich jeweils viele Menschen und gemeinsam wandern sie durch Länder, teils sogar über Kontinentsgrenzen hinweg. Dabei werden Trommeln geschlagen und „Na-Mu Myo-Ho-Ren-Ge-Kyo“ wird gesungen. Erreichen will man damit, dass nukleare Waffen abgeschafft werden und soziale Veränderung stattfindet. Eine der bekanntesten dieser Märsche war der „Interfaith Pilgrimage for Peace and Life“, an dem man 1994-1995 von Auschwitz bis Hiroshima wanderte.

Fujii hielt auch mehrere Reden. Darin kritisierte er teils stark die Wissenschaft, da er sie für die Entwicklung der Atombombe und des durch ihre Benutzung entstandenen Leides verantwortlich machte. Andere Themen waren die Bereitschaft in Armut und einfachen Verhätnissen zu leben, die Religiösität, welche sich in der ethischen Moral finde und den inneren Frieden bringe, sowie natürlich der Verzicht auf Gewalt.

Nichidatsu Fujii, alias Guruji, starb am 9. Januar 1985 im Alter von 991⁄2 Jahren. Die Leitung von Nipponzan- Myohoji-Daisanga übernahm bereits fünf Jahre davor Gyoryo Ueno. Ob er seine Führungsposition derweil immer noch inne hat und wie viele Mitglieder die Gruppe führt, lässt sich aber nur schwer herausfinden, obwohl Nipponzan Myohoji weiterhin aktiv ist. Die Zahl der Anhänger im Hauptsitz in Shibuya in Tokyo wird seit Jahren auf 1’500 geschätzt. Für die anderen Zentren lassen sich keine verlässlichen Zahlen finden.

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