Weitere buddhistische Vereinigungen

Im Westen fand eine Neuinterpretation der Buddhismus statt, was ihm den Namen „moderner Buddhismus“ oder „Neo-Buddhismus“ einbrachte. Die sogenannte buddhistische Moderne geht auf das späte 19. Jahrhundert und frühe 20. Jahrhundert zurück. Sie wurde weitgehend von westlichen Orientalisten und reformorientierten asiatischen Buddhisten geschaffen. Die Bewegungen sind vielfältig und reichen vom humanistischen Buddhismus über Soka Gakkai bis hin zum Navayana. In seinen Lehren und Praktiken unterscheidet sich der Neo-Hinduismus von den Hauptströmungen des Buddhismus. Integriert werden Elemente der westlichen Philosophie und Psychologie. Gleichzeitig werden traditionelle buddhistische Elemente wie die Kosmologie, die Wiedergeburt, Karma, das Mönchstum und die Ikonenverehrung verweigert. Im Zentrum stehen vielmehr innere Konzepte wie die Zufriedenheit, Rationalität, Meditation und die Verbindung zur modernen Wissenschaft. Insbesondere in den Theravada-Ländern hat der Neo-Buddhismus politische Freiheitsbewegungen inspiriert. Die Ideale Freiheit und Gleichheit, die man aus dem Westen übernahm, galten dabei als Instrument gegen den Imperialismus der Kolonialmächte. Die beiden Friedensnobelpreisträger Aung San Suu Kyi und der Dalai Lama, die sich für Friedens- und Umweltfragen einsetzten, sind Vertreter dieses modernen Buddhismus.

Im japanischen Kontext geht der Begriff des Neo-Buddhismus und der Moderne auf Publikationen des späten 19. Und frühen 20. Jahrhundert zurück (beispielsweise Andre Bellesort und Louis de La Vallée-Poussin). Auf dem Weltkongress der Religionen 1893 sprachen Anagarika Dharmapala und Soyen Shaku von einem modernistischen Buddhismus. Wegweisend waren auch die Schriften von Shakus Student, D.T. Suzuki, der den Westen in den Zen Buddhismus einführte. In Japan wurde im 19. Jahrhundert, während dem Zusammenfall der buddhistischen Strukturen die Shin Bukkyo-Bewegung immer bekannter, die den Buddhismus gegen die Verfolgung durch die Regierung verteidigen wollten. Die Führer waren Intellektuelle, die sich grösstenteils mit westlicher Literatur auseinandersetzten. Beeinflusst von aufklärerischem westlichem Gedankengut formte sich diese neue Tradition heraus. Sie sahen Japan als Nation, die in Wettbewerb mit der modernen Welt zu treten vermag. Im Zentrum dieses japanischen Nationalismus stand die Zen-Missionierung, wobei Zen eine neue Form hatte und auf westlichen Idealen beruhte. Wegweisend waren dabei die Schriften von Eugéne Burnouf. Imakita Kosen war eine zentrale Figur der Bewegung und öffnete die das Engakuji-Kloster für Laienpraktiker. Zudem ermöglichte er Studenten wir Suzuki den Zugang zur Zen-Praxis. 1930 entstand in Japan die Soka Gakkai, welche sich auch politisch aktiv zeigte.

Bhimrao Ramji Ambedkar (auch bekannt als Babasaheb Ambedkar) war ein indischer Politiker und Reformbeweger, der sich für die Rechte der Dalits einsetzte. Als Protest traten er und seine Anhänger am 14. Oktober 1956 dem Buddhismus bei. Dabei formte er den Buddhismus zu etwas Neuem, das als Navayana-, Ambedkar- oder Dalitbuddhismus bekannt ist. Die zentrale Schrift dieser Bewegung ist sein Buch „der Buddha und sein Dhamma“. Er interpretierte den Buddhismus in Bezug auf soziale Gleichheit neu und lehnte Ideen wie Karma, Wiedergeburt, Jenseits, Meditation, Nirvana usw. ab.

In der Zeit der Aufklärung wurde der Buddhismus im Westen als rationale Philosophie verstanden, welche, im Gegensatz zum Christentum, mit den Naturwissenschaften und dem Liberalismus vereinbar erschien. Buddhistische Lehren trafen dabei den Nerv der modernen Zeit. Harmonisch fügte sich der Buddhismus in westliche Ideologien ein und trug dabei zu seiner Verbreitung bei. Auch die Gestalt des Siddharta Gautamas faszinierte und war für die vielfältige Rezeption im Westen verantwortlich. Die Lehre der Wiedergeburt, Karma, Nirvana und die Vier Edlen Wahrheiten wurden in dieser modernen Form des Buddhismus abgelehnt, wodurch sich traditionelle buddhistische Gelehrte von dieser Bewegung abgrenzten. Die westliche Sicht auf den Buddhismus hatte zur Folge, dass er weitgehend nicht als Religion, sondern „way of Life“ oder Philosophie interpretiert wurde. Texte des Pali-Kanon wurden als Kern des Buddhismus gedeutet, die Texte jedoch rationalistisch interpretiert. Insbesondere der Theosophe Henry Steel Olcott und der von ihm beeinflusste singhalesische Buddhismus-Reformer Anagarika Dharmapala (gründete Maha Bodhi Society: erste buddhistische Organisation im Westen) trieben die Rationalisierung des Buddhismus voran. Die Rationalisierung und Neuinterpretation des Buddhismus hatte auch einen Einfluss auf die Erneuerungsbewegungen des Buddhismus in Asien und prägt heute noch das westliche Bild des Buddhismus.

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