Chan-Buddhismus

Der Chan-Buddhismus (禅, 禪, chinesische Variante des Sanskrit-Begriffs „dhyana“, „Meditation“) ist eine Abzweigung des Mahayana-Buddhismus. Hierbei stehen die kanonischen Texte jedoch nicht im Vordergrund sondern der Fokus liegt auf der Meditation (U.A. mittels sog. Koan/Gongan (公案), Gedankenrätsel) und dem ungeteilten Wirklichkeit im Alltag. Erleuchtung soll mittels täglichem erleuchteten Handeln (Arbeit) erreicht werden. Der Meister gibt dem Schüler die Lehre von „Herz zu Herz“ weiter und bezieht sich dabei nicht auf Texte sondern auf die eigene Erfahrung. Dies kann auch wortlos geschehen.

Chan ist sowohl der Name der Religion sowie auch der erreichbare Zustand. Im japanischen und westlichen Gebrauch ist Zen allerdings bekannter. Der Zustand wird erreicht durch Meditation und beinhaltet ebendiese Meditation sowie auch alles, was in allen Dingen innewohnt und überall zu finden ist, nämlich der ursprüngliche Zustand aller Dinge. Chan ist eine Weisheit, die sich nicht in Worte fassen lässt und nur durch Gleichnisse oder Paradoxe erfahrbar gemacht werden kann.

Das erste Chan-buddhistische Kloster wurde von einem legendären buddhistischen Mönch gegründet, Bodhidharma (Putidamo, 菩提達摩 oder auch nur Damo, im Japanischen Daruma/Bodhi-Daruma). Dieser ist historisch nachgewiesen, ist aber in diversen Legenden zur  mystischen Figur aufgestiegen. Er war der Urvater vom Chan-Buddhismus in China, das durch seine Wanderjahre verbreitet wurde. Schlussendlich wurde ein Kloster unter ihm errichtet, das Shaolin Kloster in Henan. Chan-Buddhismus vereinte dort daoistische Ideale, Kung Fu sowie die erste Form des Chan-Buddhismus.

Shaolin Kung-Fu

In 7. Jhd. nahm der Chan-Buddhismus allmählich institutionell Gestalt an. Der 6. Patriarch Huineng (慧能, 638-713) entwickelte diese Tradition zu deren Eigenständigkeit, wobei er daoistische Prinzipien mit den buddhistischen Moralvorstellungen vereinte. Dadurch wurde der Chan-Buddhismus nicht zum Ziel von derselben Kritik, die der Buddhismus auf sich zog. In der folgenden Zeit wurde der Chan-Buddhismus vermehrt populär und erreichte im 8. Jhd. mit der Tang-Dynastie einen Höhepunkt.

Ab dem 9. Jhd. wurden die Klöster jedoch vermehrt zum Ziel von Banditenattacken und Raubzügen. Dabei wurde auch das politische Klima stetig schlimmer und mit der An Lushan Rebellion 755-763 verschlimmerte sich die Situation für alle Ausländischen Personen sowie Organisationen. Dazu zählte auch der Buddhismus, der durch ein kaiserliches Edikt die Klöster geräumt und die Mönche in den Laienstand zurücksetzte. Später wurde der Buddhismus sogar ganz verboten und die Buddhisten selbst verfolgt.

Die Gläubigen des Chan-Buddhismus hatte dabei das Glück, sich schon abseits der grossen Zentren befunden zu haben, was sie weitgehend unbeschädigt zurückliess. Trotzdem war das Stigma des Buddhismus gross. Weitere grosse Buddhistenverfolgungen folgten bis 971 der Kaiser der Song-Dynastie Taizu (太祖, 927-976) dem Buddhismus seine Wertschätzung verlauten liess. Der Chan-Buddhismus wurde dabei zum weitverbreiteten Ableger des Buddhismus in China. Dabei wurden aber stetig Abläufe formalisiert, die in den Anfangsstunden noch nicht vorgefunden wurden und der Chan-Buddhismus verlor seine Spontaneität. Es entstanden Lehrbücher von Meistern, die im 13. Jahrhundert nach Japan exportiert wurden worauf sich auf diesen Manuskripten belegend der Zen-Buddhismus bildete.

Die Bildung des Neokonfuzianistischen Denkens im 12. Jhd. war die direkte Folge des Aufstiegs des Buddhismus zu jener Zeit. Die mongolische Yuan-Dynastie (1271-1368) förderte den Buddhismus weiterhin und die folgende Dynastie (Ming, 1368-1644) machte den Buddhismus zur Staatsreligion. Dies brachte einen weiteren Aufschwung auch für den Chan-Buddhismus und festigte den Stand der Chan-Philosophie als die Grundlage des chinesischen Buddhismus.

Mit dem Fall der Dynastie der Qing-Dynastie 1912 wurde alle Religion als unmodern eingestuft. Das betraf auch den Buddhismus, der angestrengt zu verbessern versucht wurde. Mit dem Eintreten der kommunistischen Machtübernahme 1949 begann jedoch eine zunehmende Feindseligkeit. Die Ländereien aller Klöster wurden 1951 verstaatlicht und somit die Mönche und Nonnen erneut zum Eintreten in den Laienstand gezwungen. Die Kulturrevolution zwischen 1965 und 1976 wurden die Verfolgungsmassnahmen erneut vergrössert und mehrere Nonnen und Mönche inhaftiert und Kloster zerstört.

Nach dem Tod von Mao Zedong wurde die staatliche Ansicht auf die Religion geändert und nun wurde alle religiöse Aktivität staatlich gesteuert, doch toleriert. Dies erlaubte es, buddhistische Klöster wieder instand zu setzen. Der Chan-Buddhismus wurde ebenfalls wieder erlaubt.

Bodhidharma (Putidamo, 菩提達摩 oder auch nur Damo, im Japanischen Daruma/Bodhi-Daruma) ist eine Figur in der Chan-Buddhistischen Geschichte, der deren Gründung zugesprochen wurde. Den Quellen nach kam er aus der „westlichen Region“ (wahrscheinlich entweder Indien oder Persien) und wurde als „Blauäugiger Barbar“ beschrieben. Er kam im 5. Jhd. nach China um dort die Buddhistische Lehre zu verbreiten. Er ist der 28. Patriarch in der direkten Buddhistischen Linie die bis nach Gautama Buddha selbst zurückführt. Bodhidharma wird auch als der Wand-anblickende Brahmin genannt, so soll er in einer Höhle in der Nähe des Shaolin Klosters in Henan 9 Jahre lang die Wand angeschaut haben bis seine Beine verkümmerten. Trotz dieses Zwischenfalls war er in sehr guter Form und brachte den Mönchen auch Shaolin Kung Fu bei.

Der Buddha des grenzenlosen Lichts wartet mit dem Eintritt ins Nirvana bis sich jeder, der seinen Namen nicht weniger als zehn Mal ausgesprochen hat. Er wurde zum Buddha nachdem er diesen Schwur abgelegt hatte und wird vor allem meditierend dargestellt. Sein Name wird als Mantra oder auch als Gruss/Wunsch verwendet.

In der Meditation sollen sog. Koan behandelt werden. Diese sind Gedankenrätsel, deren Sinn erst durch langes Nachdenken und übersteigen des eigenen Bewusstseins verstanden werden kann. Im Repertoire der Chan-Meister sind meist tausende solcher Koan, die sie ihren Schülern auftragen und über die sogar tagelang meditiert werden kann. Die Koan sind oft nach „Schwierigkeit“ eingestuft und nur Mönche mit einer höheren Stufe bekommen die schwierigeren Koan zur Bearbeitung.

Ein Beispiel eines Koan ist:

Ein Mönch fragte Tozan: „Was ist Buddha?“ Tozan antwortete: „Drei Pfund Flachs.“

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