Gemeinde Evangelisch Taufgesinnter

anderer Name: Gemeinschaft Evangelisch Taufgesinnter GET

In den Jahren 1904/1905 kam es innerhalb der von Samuel Heinrich Fröhlich (1803–1857) gegründeten Bewegung der Evangelisch Taufgesinnten zu einer Spaltung über der Frage, ob ein Oberlippenbart bei Männern zulässig sei oder nicht. Die «vertragsame», den Oberlippenbart tolerierende Richtung entwickelte sich zu den Evangelischen Täufergemeinden ETG, die «unvertragsame», den Oberlippenbart ablehnde Richtung blieb bei der alten Bezeichnung Gemeinde Evangelisch Taufgesinnter.

Die Evangelisch Taufgesinnten üben die Gläubigentaufe, die allerdings lange Bewährung im Glaubensleben voraussetzt, sodass nur ein Teil der Gemeinde getauft ist. Den Mitgliedern wird, wenn kein Zivildienst besteht, der waffenlose Militärdienst empfohlen. Der Eid wird verworfen.

Die Evangelisch Taufgesinnten möchten, wie sie sagen, «nach dem Wort Gottes am schmalen Weg festhalten». Sie fordern den Verzicht auf weltliche Vergnügungen. Universitäre Ausbildungen werden abgelehnt. Radio und Fernsehen sind verboten, ebenso die Lektüre von Romanen. Tageszeitungen sind erlaubt.

Wer aus der Gemeinde ausgeschlossen wird oder diese verlässt, wird fortan gemieden.

Alle anderen christlichen Gemeinschaften werden abgelehnt. Das Betreten kirchlicher Gebäude ist strikte verboten.

Besuche von Aussenstehenden werden abgewiesen.

Von ehemaligen Mitgliedern wird den Evangelisch Taufgesinnten ein fundamentalistisches Bibelverständnis, eine rigorose Gesetzlichkeit und ein ausgeprägter Elitarismus vorgeworfen. Von den Ältesten arrangierte Ehen von Personen, die sich vor der Eheschliessung nicht kennen, seien üblich.

Die Evangelisch Taufgesinnten geben weder Standorte noch Zahlen bekannt.

Versammlungshäuser existieren in der Schweiz zurzeit in Bärau, Basel, Busswil bei Büren, Erlen TG, Kandergrund, Lützelflüh, Münsingen, Oftringen, Rüti ZH, Schmiedrued und Steffisburg. Dazu kommen in Baden-Württemberg Versammlungshäuser in Adelshofen-Eppingen, Heissesheim-Mertingen, Nagold und Niedereggenen-Schliengen.

Altersheime führen die Evangelisch Taufgesinnten in der Schweiz in Münsingen, Rüti ZH und Walde AG, in Baden-Württemberg in Nagold.

Die Versammlungen der Evangelisch Taufgesinnten umfassen in der Schweiz ca. 200 getaufte Mitglieder. Dazu kommen rund 1000 «Freunde», d.h. ungetaufte Erwachsene und Kinder.

Die Evangelisch Taufgesinnten publizieren keine Adressen.

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