Serbisch-Orthodoxe Kirche (Patriarchat Belgrad)

Die Serbisch-Orthodoxe Kirche wurde durch die Herauslösung aus dem Patriarchat von Konstantinopel gegründet. Als Begründer gilt der Heilige Sava (ca. 1174 – 1236), der heute als Apostelgleicher verehrt wird und als Heiliger in der römisch-katholischen Kirche gilt. Im Jahr 1346 hob der Zarr Stefan Dušan die Stadt Peja, Kosovo in den Rang des Patriarchats an. Dieses mittelalterliche serbische Patriarchat wird noch heute beansprucht und Peja gilt als offizieller Patriarchatssitz der Kirche.

Während der Besetzung der Balkan-Halbinsel durch das Osmanische Reich blieb der serbisch-orthodoxe Glaube weiterhin bestehen, obwohl das Patriarchat und die Kirchenführung zerbrach. Die Autonomie erlangte die Kirche erst im 19. Jahrhundert im serbischen Staat wieder. Im Jahr 1920 wurde das serbische Patriarchat errichtet und und Dimitrije Pavlovic zum ersten Patriarchaten ernannt. Innerhalb dieser Zeit im Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen bzw. später Jugoslawien hielt die Serbisch-Orthodoxe Kirche den Stellenwert der Staatskirche und verteidigte diesen auch vehement gegen Versuche den Status der katholischen Kirche in der Region zu regeln.

Während des Zweiten Weltkrieges sowie danach in der kommunistischen Wende Jugoslawiens, standen Mitglieder sowie Priester und Bischofe der Serbisch-Orthodoxen Kirche unter Verfolgung. Zu dieser Zeit wurde jedoch der Machteinfluss aller religiösen Institutionen gesenkt und es wurden verschiedene Massnahmen dafür getroffen. Die Regierungspolitik wurde dann in den 1960er Jahren wieder liberaler. Seit 1967 veröffentlicht die Serbisch-Orthodoxe Kirche auch die Zeitung „Pravoslavlje“. In dieser Zeit erklärte auch die orthodoxe Kirche in Nordmazedonien ihre Unabhängigkeit vom serbischen Patriarchat. Diese Unabhängigkeit erkennt weder das serbische Patriarchat noch eine andere orthodoxe Kirche an.

Die Einflussnahme der Serbisch-Orthodoxen Kirche in staatliche Angelegenheiten, insbesondere der Einsatz für das serbische Volk, wuchs in den Folgejahren. Die Popularität der Kirche stieg besonders in der Zeit nach dem Tot von Staatschef Tito. Das serbische Volk war mit der politischen Lage unzufrieden und in der Serbisch-Orthodoxen Kirche wurde eine nationale Identität gefunden. Mit dem Beginn von gewaltsamen und turbulenten Zeiten im Jahr 1980 stärkte auch die Serbisch-Orthodoxe Kirche ihren Stellenwert. Sie nahm immer wieder zu Konflikten und Problemen Stellung und beanspruchte dabei eine einseitige Position, die das serbische Volk stets in der Opferrolle sah. Die Ermordung von orthodoxen Serben während des Zweiten Weltkrieges war und ist noch heute ein oft gewähltes Thema der Serbisch-Orthodoxen Kirche, um auf Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Für diese Ermordung mach die Serbisch-Orthodoxe Kirche Kroaten als auch den Vatikan, der sich mit bosnischen Muslimen und Albanern verschworen haben soll, verantwortlich.

Mit dem  Aufstieg von Slobodan Milosevic zum Präsidenten vertrat die staatliche Regierung  die gleichen nationalistischen Werte wie die Serbisch-Orthodoxe Kirche. Dies obwohl Milosevic keine offiziellen Bindung zur Kirche demonstrierte und ihn das Patriarchat zu späteren Zeiten kritisierete.

Mit den wiederholten Angriffen, dass auch katholische Vertreter für die Verfolgung und Ermordung von orthodoxen Gläubigern während des Zweiten Weltkrieges verantwortlich waren, wurden die Beziehungen zu Slowenien und Kroatien weiter strapaziert. Würdeträger der Serbisch-Orthodoxen Kirche riefen Serben in Kroatien und Bosnien-Herzegowina auf, sich zu bewaffnen, um ein weiteres „Massaker“ an Serben zu verhindern. Eine klare Meinung vertrat die Serbisch-Orthodoxe Kirche auch im Kosovo-Krieg. Sie lehnen auch heute noch die Unabhängigkeit von Kosovo vehement ab und begründen dies unteraderem damit, dass der offizielle Patriarchatssitzin in Peja ist.

Einzelne Oppositionsbewegungen gab es in dieser Zeit unteranderem von Sava Janjic, serbischer Mönch und Erzdiakon des Klosters in Decan, Kosovo. Er kritisierte Staatführer Milosevic immer wieder und führte während des Kosovo-Krieges eine  Internetseite, auf der er über den Konflikt informierte und zum Frieden aufrief. In dieser Zeit nahm er auch Flüchtlinge im Kloster in Decan auf. Im Jahr 2005 entschuldigte er sich für diese „Verbrechen“, die er Serbien zugeführt hat.

In den letzten Jahren kamen auch selbstkritischere Äusserungen der Kirche auf und es fanden interreligiöse Konferenzen in der Balkanregion statt.  Die Serbisch-Orthodoxe Kirche ist weiterhin, trotz verfassungsrechtlicher Trennung von Staat und Kirche, in Bewegungen in Serbien und Montenegro verwickelt. Sie wird auch als Nationalkirche bezeichnet und durch den hohen Anteil der gläubigen Bevölkerung ist die Kirche sehr einflussreich.

Die Kirche wird durch das Patriarchat in Belgrad, Serbien geleitet und der amtierende Patriachat, gleichzeitig Metropolit von Belgrad sowie Erzbischof von Peja, ist Irinej Gavrilović (*28.08.1930).

Die Kirche besitzt 40 Diözesen, 3600 Gemeinden und soll 2000 Priester beauftragen. Die Diözesen, oder auch Eparchien genannt, sind vor allem in der Balkan-Region vertreten, befinden sich aber auch in Westeuropa, Nordamerika und Australien.

Die Serbisch-Orthodoxe Kirche in der Schweiz wird durch die Diözese von Österreich und der Schweiz vertreten. Erzpriester in Zürich ist Dr. Theol. Miroslav Simijonovic.

Etwa 85% der Bevölkerung in Serbien bekennt sich zum serbisch-orthodoxem Glauben. Weltweit sollen ca. 8,8 Millionen Menschen der Serbisch-Orthodoxen Kirche angehören.

Serbisch-Orthodoxe Kirchgemeinde – Pfarrei Synaxe Aller Heiligen
St. Alban Kirche
Mühlenberg 11
4051 Basel
http://spc-basel.ch/

Serbisch-orthodoxe Kirchgemeinde Bern – Kirche der Heiligen Kyrill und Method
Aemmenmattstrasse 12
3123 Belp
http://www.spcobern.ch/

Paroisse Orthodoxe Serbe
Case postale 2495
CH-1002 Lausanne
Tel.: +41 (0)21 653 81 61

Serbisch-orthodoxe Kirchgemeinde – Pfarrei Geburt der Allerheiligsten Gottesgebärerin
Kirche St. Joseph
Dorfstrasse 2
6035 Perlen
http://spcoluzern.ch

Franziskanerkirche (Christkatholische Kirche)
Barfüssergasse 26
4500  Solothurn
http://www.spcobern.ch/

St. Gallen – Serbisch-orthodoxe Kirchgemeinde
Langgasse 161
9008 St. Gallen
https://www.spc-sg.ch

Serbische Orthodoxe Kirchgemeinde Heilige Dreifaltigkeit
Elisabethenstrasse 20
8004 Zürich
http://www.crkva.ch/index.php

Serbisch-Orthodoxe Kirchgemeinde – Pfarramt Maria Entschlafen
Glattstegweg 91
8051 Zürich
https://www.pravoslavnacrkva.ch/
https://www.orthodoxekirche.ch/
https://www.spc-zh.ch/
https://www.orthodoxchurch.ch/

Serbisch-orthodoxe Diözese Österreich-Schweiz
Veithgasse 3
AT-1030 Wien
Tel.: +431 713 47 65
www.spc.rs
www.serbische-diozese.org

Der Metropolit von Montenegro, Amfilohije Radović, fiel öfters kontrovers auf. Unteranderem bekennt er sich offen gegen die Unabhängigkeit von Montenegro und bezeichnete den bosnisch-serbischen Kriegsverbrecher Radovan Karadzic als „Giganten des serbischen Volkes“. Neben öfteren homophoben Aussagen leitete er auch Massenproteste gegen eine selbstständige montenegrinisch-orthodoxe Kirche in Montenegro. Die Nichtbeachtung der Schutzmassnahmen führten schliesslich zu einer Corona-Erkrankung und folglich zum Tot von Amfilohije im Oktober 2020.

An der Totenmesse von Amfilohije wurden trotz der hohen Fallzahlen in Montenegro keine Schutzmassnahmen eingehalten. Kirchenoberhaupt und Patriarchat Irinej, der den Begräbnisgottesdienst geleitet hat, erkrankte ebenfalls an COVID-19 und verstarb im November 2020.

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