Gottesdienstbesuch bei der Comunidade Evangélica International da Zona Sul

Laura Meyer, 2020

Die Comunidade Evangélica da Zona Sul ist eine Gemeinschaft brasilianischer Herkunft, die ein pfingstliches Christentum vertritt. Sie wurde in den frühen Neunzigerjahren von Marco Antonio Rodrigues Peixoto in Rio de Janeiro gegründet. 1994 begann Peixoto mit der Gründung der Gemeinde ausserhalb Brasiliens. In Zürich gibt es die Gemeinschaft seit 1998.

Die Demonstration der Liebe zu Jesus Christus ist laut der Gemeinde von besonderer Wichtigkeit. Die Gemeinde hat eine sehr missionarische Einstellung. So steht zum Beispiel auf ihrer Homepage: «Wie Jesus, der das Evangelium auf die Straße brachte, sind wir bei CEIZS, weil wir die verwandelte Kraft des Wortes Gottes kennen, aufgefordert, es weit über die Mauern des Tempels hinaus zu verbreiten. Und wie die Apostel Petrus und Johannes wollen wir uns an die Gesellschaft unserer Zeit wenden und allen sagen: Schau uns an. Wir bringen die gute Nachricht von Jesus in Ihr Leben.» 

In ihrem Glaubensbekenntnis wird die geistliche Kriegführung vertreten. Darunter versteht sich die Vorstellung, dass Dämonen durch Kampfgebet vertrieben werden müssen. In der Vergangenheit trat die Gemeinde als Samba-Gospler in der Streetparade auf. Laut Pastor Souza muss dieser Auftritt als geistliche Kriegführung angesehen werden.

Weiter wird der innere Zusammenhalt der Gemeindemitglieder als sehr wichtig eingeschätzt. In den Predigten wird oft betont, dass die Mitglieder innerhalb der Gemeinde ihr soziales Umfeld finden sollten. In kritischer Sicht könne dies als problematisch angesehen werden.

Die Gottesdienste der CEIZS finden jeden Mittwoch- und Sonntagabend statt. Ich habe den Weg von Rüti nach Dielsdorf auf mich genommen und einen ihrer Gottesdienste besucht. Gelinde gesagt: er hat bei mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen.

An jenem Mittwochabend waren ziemlich viele Leute anwesend. Insgesamt waren es locker über 30. Die Frauenquote betrug etwa 60%. Das Alter der Anwesenden variierte zwischen Familien mit Babys, Kindern, Teenagern und Erwachsenen. Ich wurde als fremdes Gesicht erkannt und man hat mich dann auch direkt angesprochen und gefragt, wie ich auf die Gemeinde gestossen bin, woher ich komme etc. Ich nehme also an, dass alle anderen Anwesenden regelmässig die Gottesdienste vom CEIZS besuchen. Dies merkte man auch an der Art und Weise, wie sie sich während des Gottesdienstes verhielten.

Der Pastor predigte auf Portugiesisch, zeitgleich wurde auf Deutsch übersetzt. Dies war manchmal etwas verwirrend, da der Übersetzer nach jedem gesprochenen Satz den Pastor unterbrach. Später bemerkte ich aber, dass viele Besucher nur Deutsch oder Spanisch sprachen, weshalb die Live-Übersetzung wohl nötig ist. Diese Tatsache fand ich ziemlich interessant. CEIZS ist die erste brasilianische Gemeinde, die ich besucht habe, welche zu einem markanten Teil nicht nur brasilianische Anhänger hat.

Der Inhalt der Predigt war ziemlich heftig. Der Pastor begann damit, das Thema Krieg anzusprechen. «Ich meine nicht den Krieg im Osten. Ich spreche vom Krieg der hier, Tag für Tag, stattfindet.» Er erklärte, dass wir uns mitten in einem Krieg mit dem Teufel befinden. Oder besser gesagt im Krieg mit allem, was fern von Gott ist. Der Pastor hat uns wortwörtlich dazu aufgefordert, in den Krieg zu ziehen: «Zieht eure Kriegskleidung an!» Dabei bediente er sich mehreren Allegorien: Der Glaube als Rüstung, die Bibel als Schwert etc.

Weiter sprach er darüber, dass es schlecht sei, eine neutrale Einstellung zu haben. Gott sei selber nicht neutral und wolle, dass wir Menschen ebenfalls parteiisch sein sollten. Viel genauer ging er nicht darauf ein, deshalb weiss ich nicht, was genau ich mir darunter vorstellen soll.

Dann sprach er etwa zehn Minuten lang über die Tore zur Hölle. Ich war sehr erstaunt darüber, wie offen die Gemeinde mit Begriffen wie Hölle, Dämon oder Teufel umging. Bequemlichkeit, Neid, Scham – all das seien Tore zur Hölle, denn diese Gefühle hätten wir Menschen nur, weil wir zuliessen, dass der Teufel diese Gefühle in uns auslöst. Empfinde man also beispielsweise Neid, tue man das, weil man das Böse bereits an sich rangelassen habe. Das sei der Krieg, über den der Pastor anfangs gesprochen hat. Täglich müsse man dagegen ankämpfen, damit gottesferne Gedanken aller Art keinen Platz in uns finden.

Man dürfe nicht zulassen, dass der Teufel zu uns selbst Kontakt aufbaut. «Wir Menschen sind sehr niedrige Wesen. Trotzdem haben wir das Recht dazu, auf den Teufel zu treten!»

Eine weitere Aussage des Pastors war: «Wenn deine Seele zweifelt, reiss sie raus und verpass ihr ein paar Schläge! Deine Zweifel sind Nahrung für den Teufel. Hin und wieder müssen wir uns zwingen, wieder zur Besinnung zu kommen.» Als der Pastor das sagte, imitierte er die Szene: er verpasste der Luft einige Schläge.

Im Grossen und Ganzen kann man sagen, dass es ein sehr lauter Gottesdienst war. Sowohl der Pastor als auch alle Anwesenden waren extrem enthusiastisch.

Gegen Ende des Gottesdienstes wurden die Besucher dazu aufgefordert, selbst ins Mikrofon zu reden. Was genau sie sagen sollten, blieb ihnen freigestellt. Man konnte alles äussern, was man loswerden wollte.

Manchmal habe ich nicht mehr verstanden, was einige von ihnen meinten, weil nur noch ins Mikrofon geschrien wurde. Ein paar der Anwesenden waren zu Tränen gerührt. Insgesamt haben etwa zehn Leute etwas gesagt. Einige von ihnen haben mehrere Minuten lang pausenlos geredet.

Während manche über die Macht Gottes sprachen, redeten andere darüber, dass die Leute, die den Gottesdienst besuchen, gesegnet werden würden. Andere wiederum beteuerten ihre Unwürdigkeit und Kleinheit, und dass Gott sie aber trotzdem liebe.

Die meiste Zeit über wurde Livemusik gespielt. Oft war es instrumentelle Hintergrundmusik, die während der Predigt gespielt wurde. Zwischendurch wurde aber auch laut mitgesungen, hauptsächlich auf Portugiesisch. Der Liedtext stand jeweils mit deutscher Übersetzung vorne, von einem Beamer eingeblendet. Manchmal wurde dasselbe Lied anschliessend auch auf Deutsch gesungen.

Die Lieder, die sie in ihren Gottesdiensten singen, wurden meist von der CEIZS selbst geschrieben. Auf ihrer Website steht folgendes: «Im Laufe der Jahre haben wir die Gelegenheit erlebt, Songs zu produzieren, die mit ihren zeitgenössischen Rhythmen Grenzen überschreiten, Barrieren durchbrechen, segnen und Leben in allen Schichten der Gesellschaft erreichen. Dies ist uns möglich, weil unsere Lieder mit der Kraft des Wortes geboren werden, das von der Kanzel kommt, inspiriert von den Botschaften, die Gott unseren Pastoren gibt.» Das CEIZS hat bereits neun eigene Alben publiziert.

Die Mitglieder der Gemeinschaft wirkten auf mich sehr freundlich und offen. Ich habe gemerkt, dass die Leute von der CEIZS viel Wert darauf legen, dass sich alle im Raum wohl und erwünscht fühlen.

Abschliessend kann man sagen, dass das CEIZS eine äusserst interessante Gemeinschaft ist, deren Gottesdienste es ziemlich in sich haben. Ich wage zu behaupten, dass die von mir besuchte Predigt als kontrovers angesehen werden kann.

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