Erlebnisse aus der Pfingstgemeinde in Brig

In der Pfingstgemeinde Brig war mein erster Eindruck, diese Menschen seien ernsthafter, feuriger und hätten einen grösseren Glauben als jene in der FEG (freie evangelische Gemeinde).

Mir fiel auf, dass in der Pfingstgemeinde viel mehr für Kranke gebetet wurde. Auch über das Wirken Gottes durch Heilung an Kranken wurde ich zum ersten Mal unterrichtet. Dämonenaustreiben und geistliche Kampfführung wurde uns gelehrt und praktiziert. Man lehrte uns, dass wir auch Tote auferwecken können, wenn wir nur genug Glauben hätten und vieles mehr.

Sehr schnell musste ich jedoch feststellen, dass man durch menschliche Lehre all das Wirken Gottes beschleunigen, vereinheitlichen und vor allem vereinfachen wollte. Das Wirken Gottes wurde zu einer Formel gemacht. Man brauchte nur bestimmte Zeremonien vorzunehmen, gewisse Handlungen ausführen und schon reagiert Gott auf unsere Wünsche! Dass ein solches Verhalten sehr nahe an Zauberei grenzte, merkte ich damals nicht. In der Pfingstgemeinde wurde ein Heilungsevangelist aus Amerika eingeladen. Dieser Mann hat uns ein paar Tage gezeigt wie man zu kurze Beine nachwachsen lässt, Hautpilze entfernt, Frauen in den Wechseljahren heilt, wie Hüftgelenkverformungen beseitigt werden, usw. Nichts war unmöglich. Ich wurde damals auch von einem Hautpilz befreit, der jedoch bald wieder da war.

Die Heilungsgabe war somit ganz einfach zu bekommen, wenn man nur wollte. Anschliessend an den Besuch dieses Heilungspredigers wurde dann in der Gemeinde durch den Pastor nachgehackt, was bedeutete, dass der Pastor in der Versammlung jene Christen, welche die Heilungsgabe möchten, auf die Bühne bat. Sofort bin ich aufgestanden und war befremdet, dass nur etwa vier von vielleicht vierzig Personen diese Gabe wollten. Wir wurden gebeten, während ein paar Minuten die Arme in die Höhe zu halten. Danach kam der Pastor zu jedem von uns und hat uns vielleicht 10 mal stark über die Hände gestrichen und gesagt, wenn wir beim herunternehmen der Arme ein Kribbeln in den Händen spüren würden, dann hätten wir von Gott die Heilungsgabe erhalten.

Als ich dieses Kribbeln verspürte, sagte der Pastor, dass ich nun die Heilungsgabe erhalten hätte und ich solle nun hinaus in die Welt und Tote auferwecken und Menschen heilen.

„Die Kranken für die Du betest, werden gesund.“ So ungefähr war sein Kommentar. Als bekannt wurde, dass ich die Heilungsgabe hätte, schickte man mich zu einer Frau mit Krebs im Endstadium. Ich betete für sie und trieb den Geist des Krebses aus, und sagte ihr, dass Gott sie heile! Denn ich war ja ein Glaubensheld, somit musste Gott sie heilen. Kurz darauf verstarb die Frau und ich fragte mich, was ich ihr angetan hätte. Was muss diese Frau in ihren letzten Stunden durchgemacht haben? Aber eben, so schnell kommt man bei Schwärmern zur Heilungsgabe. Für mich war es ein fürchterlicher Schock und mir kamen sehr viele Fragen hoch, die mir niemand beantworten wollte. Ich musste dieses Erlebnis alleine verarbeiten, doch es wurde mir zu einer heilsamen Lehre. Lange Zeit fragte ich mich selber: Bin ich überhaupt ein richtiger Christ? Wenn ich ein Christ wäre, dann hätte Gott sie doch sicher geheilt!

Das Thema Geld war stets hoch aktuell. Die Predigten über den „Zehnten“ waren eine ständige „Liturgie“. Als Geschäftsmann war ich daher in der Gemeinde hochwillkommen. Sofort beförderten sie mich ins Ministery-Team! Damit wurde ich auch gleich als „Auffänger“ in das sonntägliche Umfallspektakel eingebunden.(Torontosegen). Später wurde uns vom Team gelehrt wie man selber manipulieren könne, damit Menschen durch uns umfallen. Da bei mir jedoch nie jemand zu Boden ging, fühlte ich mich einmal mehr zu wenig geistlich.

Auch das war wieder ein Grund, grosse Anfechtungen zu verdauen. Die Umfallphänomene nach den Predigten hatten in unserer Gemeinde sehr stark zugenommen und es war sehr peinlich wenn den Frauen beim hinfallen die Röcke bis zum Anschlag hochrutschten und Glaubenschwestern schnell nach Decken greifen mussten. Gleichzeitig hat dann das sogenannte Lachen im Geist angefangen, was mich oftmals gewaltig ärgerte. Ich nahm einmal eine suchende Frau an einen unserer Gemeindevorträge mit. Plötzlich fingen mitten in dem Vortrag zwei Frauen an zu kichern und zu lachen, wie zickige Teenis und so stark, dass man sich auf diesen ernsthaften Vortrag nicht mehr konzentrieren konnte.

Bei einem Hauskreistreffen war dann diese Lachsalbung so stark dass man sich am Boden wälzte. Als die Tochter des Hauszellenleiters sich dann zu uns stellen wollte, konnte sie den Raum nicht betreten, sie ist rückwärts in den Gang des Hauses zurückgefallen! Sie konnte diesen Raum nicht betreten! Sofort haben wir analysiert, dass die Salbung über uns paar Geschwister so gross sei, dass niemand mehr dazustossen konnte. Mit anderen Worten sagten wir uns, dass wir fast zu heilig waren für diese Schwester! Wo viel Zungenrede ist, da kommt Hochmut!

Einmal wurden Propheten aus Hannover eingeladen, welche anscheinend sofort unterscheiden konnten welche Leute vom Teufel und wer von Gott war.

Uns vom Ministery-Team wurde während des Gottesdienstes mitgeteilt, dass zuhinterst im Gottesdienstraum eine Hexe böse Gedanken und Kräfte gegen Pastor Lai senden würde und dieser könne fast nicht mehr predigen, wir sollten sofort eine geistige Mauer vor der Bühne bilden und eine Kette machen .Wir vom Team mussten dann eine Art Mauer bilden um den Pastor zu schützen. Zusätzlich wurde die (sogenannte ) Hexe aus dem Gottesdienstraum entfernt. Durch ihre Entfernung wurde angeblich der Gottesdient gerettet durch uns Beter !! Was für ein siegreicher Kampf hatten wir damals doch errungen. Ich habe mich von diesem Tag an gefragt, was aus dieser Frau geworden ist, die unseren Gottesdienst besuchte und die man rausgeschmissen hatte?

Anschliessend wurde von den sogenannten Propheten noch ein Tanz vorgeführt. Eine Tänzerin hatte während des Tanzes die glorreiche Idee, fortwährend Reis im Gottesdienstraum herumzuwerfen, so als würde sie Hühner füttern. Meine Frau war im Putzteam und von diesem Hühnerfüttern nicht sonderlich begeistert.

Es wurden durch diese hannoverschen Propheten auch ein Gebetsmarsch durch den Ort gemacht um festzustellen was für örtliche Geister diesen Ort binden würden. Bei katholischen Altaren blies man die Kerzen aus u.a.m.. Auf diese Weise wurde vermutlich unser Städtchen vor bösen Mächten gerettet!

Diese Pfingstgemeinde im Städtchen war bis anhin sehr bescheiden gewesen mit ihren Ansprüchen was das Gemeindelokal betraf, da es eine kleine Schar war. Sie entschieden einst, ein altes und einfaches Haus auf Kredit zu kaufen. Voller Freude über das eigene Lokal hatten die Geschwister dieses Haus nach und nach umgebaut. Nun gab es jedoch in der Gemeinde verschiedene Unstimmigkeiten und so wurde in relativ kurzer Zeit dreimal der Pastor ausgewechselt. Furchtbare Streitereien hatten grosse Spaltungen und Verletzungen bei den Mitgliedern so wie bei den Pastoren verursacht. Immer wieder gings um die Kardinalsfrage: „War der neue Prediger nun genug geisterfüllt oder nicht?“

Der dritte dieser Pastoren war jedoch mit diesem bescheidenen Häuschen nicht zufrieden. Er hatte grosse Pläne und wollte plötzlich ein ganzes Industriegebäude mit hunderten von Quadratmetern Fläche für einen horrenden Preis kaufen, obwohl man an dem alten Häuschen vermutlich noch keinen Rappen abbezahlt hatte. Da wurde es vielen Geschwistern mulmig. Es entstand mehr und mehr Widerstand welcher so gross wurde , dass Brüder aus der Leitung die Gemeinde frustriert verliessen.

Nun hat die Leitung einen “Erweckungsevangelist” aus Amerika angeheuert, welcher uns dann während drei Tagen prophezeite, in der Schweiz, dem wichtigen Land in Europa, gäbe es demnächst eine grosse Erweckung wo sich Millionen bekehren würden. Auch in unserer Region werde es eine riesige Erweckung geben. Dieser Erweckungsevangelist fragte uns ernstlich, ob wir Christen dafür vorbereitet und fähig seien, all die Neubekehrten zu betreuen. Ob wir überhaupt genügend Platz hätten für all die Menschen, die dann in unsere Gemeinde strömen würden?

Das war also der springende Punkt! Denn bei einer Erweckung mit solch gigantischer Dimension war natürlich das alte Häuschen zu klein.

Betreffs der grossen Erweckung sowie des Industriegebäudes blieb Skepsis. Nun wurde Gott gebeten, zu zeigen, ob man das grosse Gebäude wiederum mit grossem Kredit kaufen sollte. Ein besonders geistreicher Bruder kam auf die Idee, man müsse dieses Gebäude im Stil von Jericho einnehmen! Vermutlich wollte er, dass die Kreditmauern fielen! In einer Nacht- und Nebelaktion stolperte dann die ganze Clique sieben mal unter Beobachtung aller umstehenden Katholiken um dieses Fabrikgebäude. Nach diesen Umkreisungen waren wir nicht klüger als vorher! Oder wollte Gott uns durch unsere müden Beine doch noch etwas sagen?

Das Gebäude wurde dann nicht gekauft und diese riesige Erweckung ist leider auch nicht eingetroffen. Doch beinahe wäre durch eine hinterhältige Manipulation durch einzelne Manipulatoren eine ganze Gemeinde samt ihrem Ruf in Konkurs gegangen! (Trotz Warnrufen konnte es die Leitung nicht lassen, horrende Summen für Dinge zu verschleudern, die nie hätten passieren dürfen. Die Geschichte deckt sich beinahe mit jener, welche auf der folgenden Seite nachzulesen ist: http://www.charismatik.aussteiger-info.ch/default.asp?id=25&mnu=25

Plötzlich entdeckte der Pastor, dass er einen neuen feindlichen Geist in der Gemeinde wahrgenommen hatte. Es war der furchtbare Geist der “Iseebel”. Dieser Geist wütet angeblich in allen Menschen die es wagen, das unnüchterne Treiben zu hinterfragen. Wie ich im Internet erfahren habe, wirkt dieser schreckliche, mörderische Geist auch in Deutschland! Der Pastor übergab mir ein Büchlein zum Thema Iseebelgeist. Nun wurde mir klar, dass via Bücherversand so nach und nach alle möglichen, gute wie böse Geister, langsam aber sicher in die Freikirche kommen.

Für den Torontosegen musste man allerdings nach Toronto und für eine besondere Salbung nach Pensacola. Diese Pilgerreise wurde in dieser Gemeinde auch tatsächlich gemacht! Ich hatte die Reise noch vermittelt. Welche Schande!

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