Aussteigergeschichten

In der Zeit meiner ‚Therapie von der Neuapostolischen Kirche‘ schrieb ich kleine Texte, Geschichten, Gedankenfragmente. Ich nenne sie einfach Aussteigergeschichten, sie sind ohne nachträgliche Überarbeitung zusammengetragen.

Ein Noch-Mitglied der Neuapostolischen Kirche (NAK) fragte mich im Briefwechsel nach den Alternativen zur Kirche

Der Weg aus der NA – Kirche braucht Zeit, und die haben wir!
Zur Alternative: Es gibt sie nicht!
Die Alternative ist die Wüste und der Marsch durch’s Schilfmeer (unter Lebensgefahr).

Es heisst: Ich bin Dein Gott, der Dich aus dem Sklavenhaus Ägyptens befreit hat, Und Du sollst zusehen, dass Du Dich in keine andere Sklaverei mehr begibst (keine anderen Götter neben mir….) Keine Sklaverei durch nichts und niemand, auch nicht durch solche, die dir das Denken abnehmen oder verbieten.

Und es war ein langer, harter Weg durch die Wüste, übern Sinai, und da war nix mit Girlanden und Blasmusik.

Es geht um Freiheit.

Es gab und gibt keine autoritäre Struktur, in der das Wort Jesu gelehrt und gelebt werden kann! Kann es nicht geben. (Deshalb ist der Vatikan auch kein bevorzugter Aufenthaltsort des heiligen Geistes, so es ihn gibt. ) Es geht um Freiheit und nicht um die Zementierung eines Sünderbewusstseins mit gekrümmtem Rücken als Dauerzustand. Es geht nicht um die Abhängigkeit von einer Priesterschaft mit Heilsmonopol, egal wie diese sich nennt. (Egal welches Firmenlogo)

Aus dem warmen Stall NAK in einen anderen Stall ist nicht, Stall bleibt Stall und Käfig bleibt Käfig und gemolken bleibt gemolken, ob der Melker nun kalte oder warme Hände hat.

Die Wüste ist groß und die Fleischtöpfe Ägyptens, die Versorgung zum Preis der Unterwerfung garantieren, sind auch da. Und die paar, die losgezogen sind, wussten nicht wohin sie kommen. So sind die Alternativen!

Es sind Naki zu den Evangelischen, kann man! Ich bin zu den Katholischen, auch das geht. Ich war 4 Jahre ‚gar nichts‘, ob’s Wüste war, weiß ich nicht, ich weiss nur, dass ich jetzt nicht im Lande Kanaan bin, vielleicht immer noch Sinai.

Der Weg ist steinig, aber gangbar. Und bei Gott nicht ohne Zweifel. Aber Glaube ohne Zweifel ist wahrscheinlich so was wie ein Magnet mit nur einem Pol. (Gibt es nicht!) Gleichnamige Pole stossen sich ab und ungleichnamige ziehen sich an.
Das Gleichnis dürfen Sie selber ausbauen.

Es war einmal ein kleiner neuapostolischer Junge, der lebte in einer kleinen bescheidenen Welt, in einem kleinen Dorf im Schwabenland. Das Dorf war klein, die Wohnung, die die Familie mit der Oma teilen musste war klein, aber hoch, der Horizont, den die oben erwähnte Glaubensgemeinschaft hatte, war auch klein. Und das kleine Kinderherz wurde von den grossen Priestern, Aposteln und Oberaposteln immer kleiner gemacht. Kleine , verzagte, unkritische, kindlich-kindische Herzen, die waren beliebt bei den beleibten Aposteln und Oberaposteln. Das „selig, die geistig armen“ war mehr ein „selig die dummen“. Aber es kam so, dass das brave, verzagte, aber nicht ganz dumme Kind das Abitur machte und nicht mehr richtig wusste, ob es nun schon zu den Verdammten gehöre, oder den Ansprüchen der ‚Babbler‘ und Schwätzer noch genüge. Dass es den „Spiegel“ lesen und z.T. verstehen konnte, kam verschärfend hinzu. Da sagte das Kind: „Ihr lieben Apostel und Oberapostel, bei euch will ich nicht länger bleiben. Alles was man macht, und wie man es macht ist falsch. Macht man’s ungern, ist’s nicht richtig, macht man’s gern, ist’s Fleischeslust. Egal wie, ihr habt immer eine fette heisse Pfanne parat, in die ihr unsereinen mit nacktem Hintern hineinsetzt. Wieso ihr nicht von Gottes edler Messingpfanne sprecht, ist mir ein Rätsel.“ Das hatte der Junge inzwischen begriffen.

Also zog er aus und er kam zu den Evangelischen und zu den Katholischen. Obwohl es dort auch Leute mit Pfannen gab, manche sogar noch viel schöner theologisch verziert, hat ihm eigentlich niemand mehr eine Pfanne aufgeschwätzt. Denn wie das Schicksal so spielt, seine Pfanne hatte er noch. Irgendwann stellte er fest, dass er sich selbst immer wieder mit nacktem Hintern in diese heisse Pfanne setzte. Und das fand er gar nicht lustig. Als er die Pfanne nun endlich loswerden wollte, merkte er, dass es nicht einmal mehr festzustellen war, ob ihm die Apostel die Pfanne unbemerkt in den Rucksack gesteckt hatten, oder ob er sie freiwillig mitgenommen hatte. Ist ja auch egal. Er sollte die Pfanne, und sei sie noch so schön und aus altem Messing, mehr oder weniger theologisch verziert, einfach wegwerfen. Und es ist ja wohl legitim, auch andern aus solchen Pfannen herauszuhelfen. Selbst wenn sie geschenkt sind, biblisch, pseudowissenschaftlich oder sonst wie verziert, und zig Jahre herumgeschleppt wurden.

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