Wie schaffe ich endlich den Austritt?

Wie schaffe ich es endlich meinen schriftlichen Austritt aus der Neuapostolischen Kirche zu geben? Seit 30 Jahren fehlt mir der Mut dazu, weil mir die Angst vor „Gottes Strafe“ immer noch im Nacken sitzt. Denn es geht mir gesundheitlich und finanziell ja „nur so schlecht, weil ich seit Jahren nicht mehr in die Kirche gehe“! Sagt mein 83-jähriger, im Ruhestand des Priesteramtes, Vater.

Ich wuchs im „Glashaus“ der NAK auf, durfte nicht mit „Weltlichen“ verkehren, keine Schulfreundinnen haben. In dem Dreifamilienhaus, in dem ich am Stadtrand aufwuchs, waren alle neuapostolisch, meine Patin wohnte in der obersten Etage, wir in der Mitte und im Parterre die Familie eines „Hirten-Sohnes“ und Vorstehers unserer Gemeinde. (Eine NAK-Familien-Dynastie)

In der Schule wurde ich gequält, weil ich weder kathlisch noch ev. ref. war und weil mein Vater der Lehrerin verboten hatte, dass ich an der Religionsstunde teilnehmen durfte.

Als ich 11 Jahre alt war, wurde ich vom Diakon meines Vaters sexuell missbraucht. Danach sagte der „liebe Onkel“ zu mir: „wenn du das jemandem erzählst, holt dich der Teufel“.

Der „Liebe Onkel“ war „Türhüter“ und ich musste ihm jeden Sonntag lächelnd die Hand geben. In diesem Jahr fiel ich 3 mal während dem ellenlangem Eingangsgebet, wo meine Mutter mir immer befahl die Augen zu schliessen, in Ohnmacht, schlug jedesmal mit dem Genick auf die Kante der Rückenlehne des Kirchenbankes auf und lag für drei Wochen mit einer Gehirnerschütterung im Bett. Die ärztlichen Untersuchungen ergaben eine Wachstumsstörung. Im Alter von 23 Jahren stellte der Arzt eine Halswirbelverschiebung fest, die sich jetzt im Alter von 52 als Diskusshernie von 4 Halwirberln, Taubheit im linken Arm, Kieferarthrose mit der Prognose, eines Tages gelähmt zu sein entwickelte. Inoperabel. Ich weiss seit Jahren nicht mehr, wie es sein könnte, keine Schmerzen zu haben.

Meine Eltern haben mir nicht geglaubt, als ich es Ihnen Jahre danach erzählte. Mein Vater hat mir sowieso gedroht, dass Gott mir die Beine von einem Auto überfahren lassen werde, wenn ich einen Minirock tragen würde, er hat mich bis ich 18 Jahre alt war, brutal geschlagen, ich durfte nicht weiter zur Schule gehen, denn er konnte das auch nicht und er hätte auch gerne studiert, doch als Mädchen soll ich sowieso heiraten und ihm nicht weiter auf der Tasche liegen. „überhaupt: du kannst nichts und du bist nichts, der Mann ist die Eins, die Frau die Null“

Meine Mutter sperrte mich schon als Kleinkind in den Keller, schlug mich, verfiel der Tabletten- und Alkoholsucht. Sie war auch sehr eifersüchtig auf mich, wenn sich mein Vater einmal ein paar Minuten mit mir beschäftigte, denn für sie hatte er überhaupt nie Zeit, denn er war ja immer im „Auftrag Gottes“ unterwegs nach der normalen Arbeitszeit. Mir wurde jedesmal übel wenn er jeweils Sonntags am Altar von Liebe predigte.

Ich verliebte mich mit 13 j. in einen fünf Jahre älteren „Bruder“, liess mich mit 19 J. von ihm entjungfern und erfuhr am nächsten Tag, dass er nach mir mit einer „Glaubensschwester auch noch ins Bett gehüpft ist und schon lange auch noch eine Freundin hatte.

Meine „grosse Liebe“ ist heute Evangelist, verheiratet und immer noch „Nachbars Lumpi“

Meinen Vater brachte ich zur Verzweiflung mit meinen Fragen, die er nicht beantworteten konnte: Z.B. „Weshalb verurteilt ihr diese Frau, die ein uneheliches Kind erwartert, ihr habt mir doch erklärt, dass Gott die Kinder schenkt? Was ist denn ein Astralleib? Weshalb holt Jesus die Menschen nicht auch, die niemals die Chancen hatten den neuapostolischen Glauben kennenzulernen? Das ist doch ungerecht, denn die können ja nichts dafür!“
Vaters Antwort: „Du versündigst Dich, weil Du nicht gläubig bist, Gott wird dich strafen!“

Komischerweise war die Sünde, Selbstmord zu begehen, beim Bezirksevangelisten Studer (oder hiess er Widmer?), der Gemeinde ZH-Hottingen, ein Tabu-Thema.

Ich könnte noch viel mehr Einzelheiten berichten von dieser Gehirnwäsche, die mein Leben immer noch prägt, doch ich will endlich frei sein, bin aber immer noch voller Angst, dass ich jedesmal ein schlechtes Gewissen habe, wenn ich den Hauspriester mit faulen Ausreden vertröste. Ich habe einfach nicht die Kraft zu sagen: „lasst mich endlich in Ruhe!“ Wenn ich seine Stimme am Telefon höre, werde ich jedesmal zu einem kleinen, sündigen Kind und habe Angst vor noch mehr Bestrafung meines traurigem „Erdendaseins im Jammertal“.

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