Exorzismus in der katholischen Kirche

Der Begriff Exorzismus  stammt von griech. ἐξορκισμός = Beschwörung, inständige Bitte, Befehl.

Vermutlich schon seit jeher haben die Menschen versucht, mit Ritualen das Böse auszutreiben. Im Neuen Testament werden einige Exorzismen beschrieben, bei denen Jesus Dämonen austreibt. Auch in der Umwelt des Neuen Testaments gab es Dämonenaustreibungen, die in den Volksglauben miteinflossen, auch nach der Christianisierung.

Es wird vermutet, dass es unzählige verschiedene Praktiken des Exorzismus im Mittelalter gab. Um diese zu regulieren, gab der Vatikan 1614 die ersten Richtlinien heraus. Im Rituale Romanum wurden alle gültigen Rituale und Sakramente zusammengefasst, darunter auch der Exorzismus. Bis 1968 waren sie Teil der offiziellen liturgischen Bücher.

Dabei gab es schon in der Frühzeit des Christentums zwei Arten von Exorzismen:

Der deprekative Exorzismus beruht darauf, dass der Exorzist im Namen Jesu um Erlösung vom Bösen bittet. Es handelt sich also um eine Bitte an Gott gerichtet.

Beim imprekativen Exorzismus jedoch geht es um eine Beschwörung, einen Befehl an den Teufel im Namen Jesu den Besessenen zu verlassen. Es handelt sich folglich um einen Befehl an den Dämon.

Vor 1614 gab es noch einen imprekativen Taufexorzismus. Dieser sollte zuerst das Böse aus einem Menschen austreiben, damit er die Taufe empfangen konnte. Im Rituale Romanum wurde dieser jedoch in eine deprekative Bitte umgewandelt.

Papst Leo XIII. (1878-1903) schuf zusätzlich einen kleinen Exorzismus. Dieser besteht aus einem Gebet an den Erzengel Michael, das allerdings nur bei Bedrängnis durch das Böse von Nutzen sein soll, nicht aber bei einer richtigen Besessenheit. In akuter Bedrängnis ist es auch Laien gestattet, diesen kleinen Exorzismus durchzuführen.

Heutzutage gibt es an der Päpstlichen Universität Regina Apostolorum Exorzismuskurse. Ausserdem gab es 2004 die erste Exorzismuskonferenz der Katholischen Kirche. Unter Papst Franziskus wurde 2014 die internationale Vereinigung der Exorzisten offiziell anerkannt.

Bei einem Exorzismus werden Dämonen aus Menschen ausgetrieben, aber auch aus Tieren, Orten oder Dingen.

In der Schweiz verfügt nur das Bistum Lausanne-Genf-Freiburg über offizielle Exorzisten. In den anderen Bistümern werden, wenn nötig Fachpersonen aufgeboten, um einen Exorzismus durchzuführen.

Die Exorzisten handeln nach einem Leitfaden, der 1999 neu herausgegeben wurde und auf den Dämonenaustreibungen durch Jesus in den Evangelien basiert. Dieser Leitfaden für den Exorzismus wird vom Vatikan nur an Bischöfe herausgegeben, die ihn für eine Fachperson anfordern. Für die Öffentlichkeit ist er nicht zugänglich, und während eines Exorzismus sind Journalisten tabu, es darf auch nichts aufgezeichnet werden. Für diese Verschwiegenheit wird offiziell der Grund angegeben, die Kirche wolle damit Missbrauch verhindern.

Zu Beginn des Exorzismus werden Fragen gestellt und erst einmal zugehört. Dabei entscheidet der Priester, ob wirklich ein Exorzismus nötig ist, ein Gebet ausreicht oder der Patient an eine psychiatrische Fachperson weitervermittelt werden sollte. Die Katholische Kirche betont, dass nur nach genauster ärztlicher und psychologischer Begutachtung ein Exorzismus überhaupt in Erwägung gezogen werden darf.

Der Patient wird dann weiter getestet. Dabei wird genau beobachtet welche Reaktion die Person auf ein Gebet oder die Kommunion zeigt. Wenn dann eine Schockstarre, Kraftausbrüche oder das Reden in fremden Sprachen registriert wird, kann ein Exorzismus durchgeführt werden. Doch zuerst muss der Priester den zuständigen Bischof über seinen Patienten informieren, denn dieser muss den Exorzismus autorisieren.

Danach kann der Priester mit dem Exorzismus beginnen, dass nach einem strikten Leitfaden durchgeführt wird, wobei vor allem Gebete gesprochen werden, die den Dämon auffordern, den Körper des Patienten zu verlassen. Zu einem Exorzismus werden neben diversen Texten auch andere Hilfsmittel wie Weihwasser und Kruzifixe benötigt.

Etwa 1300 Menschen bitten jährlich die Katholische Kirche in der Schweiz um einen Exorzismus, so ein Beitrag des SRF von 2017. Nach neueren Aussagen soll diese Zahl aber in den vergangenen Jahren stark angestiegen sein, vor allem unter Menschen mit Migrationshintergrund. Dabei gehen die meisten Anfragen beim Bistum Chur ein.

Trotz der grossen Zahl von Anfragen wurden in den letzten zehn Jahren jedoch insgesamt in der Schweiz nur 10-15 Exorzismen durchgeführt. Diese Zahlen beziehen sich allerdings nur auf den grossen Exorzismus, kleinere Exorzismen gibt es durchaus häufiger.

Medienspiegel zum Exorzismus in der Schweiz bei kath.ch:
https://www.kath.ch/topic/exorzismus/

Kathpedia zum Rituale Romanum:
http://www.kathpedia.com/index.php?title=Rituale_Romanum

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