Illuminaten

andere Namen: bayrische Illuminaten, Bund der Perfectibilisten, heute oft auch Illuminati als in Verschwörungsstheorien auftauchende vermeintliche geheime Beherrscher der Welt, welche auf den alten Illuminaten-Orden zurückgehen sollen.

Der Begründer der Illuminaten, Adam Weisshaupt (1748-1830), wurde bereits mit 22 Jahren Professor für Kirchenrecht an der Universität in Ingolstadt. Mit der Wahl Weisshaupts wurde der Lehrstuhl erstmals seit zwanzig Jahren von einem Nicht-Jesuiten besetzt. Obwohl Weisshaupt von Jesuiten erzogen wurde, hegte er nicht viel Sympathie für den Orden. Der Jesuiten-Orden machte dem jungen Professor seinen Einstand schwer. Weisshaupt wurde im grösstenteils von Jesuiten besetzten Lehrkörper nicht akzeptiert.

Von aufklärerischen Ideen überzeugt und isoliert suchte der junge Professor einen Weg, seine Ideen besser an den Mann zu bringen. Inspiriert von den Freimaurern gründete er nach langer Überlegung mit 28 Jahren gemeinsam mit vier Studenten am 1. Mai 1776 in Ingolstadt den Orden der Illuminaten.

Anfangs nannten sich die fünf Mitglieder Bund der Perfectibilisten, änderten den Namen jedoch nach zwei Jahren zu Orden der Illuminaten. Da Mitglieder selten blieben, schloss sich Weisshaupt den Freimaurern an und trat einer Loge bei, um dort weitere Mitglieder zu gewinnen.

Doch erst mit dem Beitritt des Freiherrn Adolf von Knigge änderte sich die Bedeutung des Ordens. Knigge änderte Rituale und Strukturen ab, und ihm gelang es, auch zahlreiche Mitglieder zu gewinnen. Dank dem Zusammenbruch der „strikten Observanz“, einem hierarchischen System bei den Freimaurern, welches geheimes Wissen nur für bestimmte Grade öffnete, konnten insbesondere viele Freimaurer, für welche die Freimaurerei einen grossen Teil ihrer mystischen Anziehungskraft verloren hatte, für den Orden der Illuminaten gewonnen und dabei zahlreiche Logen unterwandert werden.

Weisshaupt, nach wie vor in Bayern, war nicht gerade begeistert von Knigges Erfolg, den dieser insbesondere in Mitteldeutschland verzeichnen konnte, und es kam zu ersten Ausei- nandersetzungen zwischen den beiden.

1784 und 1785 wurden auf Drängen verschiedener jesuitisch geprägten Berater vom bayrischen Kurfürsten Edikte erlassen, die den Illuminatenorden verboten. Weisshaupt und seine Anhänger flohen. In Gotha fand Weisshaupt ein neues Zuhause und wurde Hofrat. Neues Zentrum des Ordens wurde also Mitteldeutschland, wo dann auch die Auseinandersetzung zwischen Knigge und Weisshaupt eskalierte und Knigge zum Austritt aus dem Orden verleitete. Weisshaupt selbst verlor kurz darauf jegliche Unterstützung, als er seine Schwägerin zur Abtreibung ihres gemeinsamen Kindes zwang, für die aufklärerischen Illuminaten ein untragbares Fehlverhalten. Hinzu kam, dass der mittlerweile stark gewachsene Orden keine klaren Ziele besass und somit schnell an Interesse einbüsste.

1785 endete die Geschichte des Illuminatenordens. Einige kleinere Gruppierungen bestanden noch kurze Zeit weiter, doch durch die massive Bekämpfung in einigen Teilen Deutschlands, insbesondere auch durch katholische Würdenträger, gerieten auch diese massiv unter Druck und lösten sich bald auf. Adam Weisshaupt verstarb 1830 in Gotha.

Wie der Name Illuminaten (deutsch: Erleuchtete) schon andeutet, empfanden sich die Mitglieder als kleine, über den anderen Menschen stehende Elite. Man fühlte sich als besonders erleuchtet und verpflichtet, Ideen der Aufklärung zu verbreiten. Das Erlangen von Weisheit war das oberste Ziel der Gemeinschaft.

Zudem wurde, wie in Geheimbünden üblich, Geheimhaltung gross geschrieben, so sollte nicht nur der eigene Zweck und die Mitglieder geheim bleiben, sondern auch die grundsätzliche Existenz der Vereinigung selbst. Auch innerhalb der Gemeinschaft wurde möglichst viel geheim gehalten, so gaben sich Mitglieder beim Eintritt einen Ordensnamen und waren den meisten der anderen Mitglieder nur unter diesem bekannt. Auch Orte wurden aus Sicherheitsgründen umbenannt, ein eigener Kalender geführt. Kommunikation in schriftlicher Form wurde mehrdeutig formuliert und teilweise gar chiffriert. Das geheime Wissen, meist aufklärerische Ideen, wurde den Mitgliedern erst nach und nach eröffnet, um sicherzustellen, dass es keinen falschen Personen in die Hände fiel.

Zahlreiche Rituale wurden betrieben, zum Beispiel eigene Begrüssungs- und Abschiedsformen, bestimmte Redearten und komplizierte Einweihungsriten für den Aufstieg in höhere Grade.

Der Orden wurde streng hierarchisch organisiert. Eingeteilt in drei Klassen (1. Baumschule / Kinderstube, 2. Maurerei, 3. Mysterien), welche wiederum in mehrere Grade eingeteilt waren, galt es in den ersten beiden Klassen, die eigene Loyalität unter Beweis zu stellen, um Grad für Grad nach oben zu klettern. Erst in der Mysterien-Klasse bekamen Mitglieder allmählich mehr und mehr geheime Informationen. Jedes Mitglied sollte genau so viel wissen, wie es verdiente.

Ein Novize, Mitglied des ersten Grades, musste ständig Berichte über sich und seine Umwelt an seinen Betreuer abliefern. Als Betreuer galt die Person, von der die entsprechende Person für den Orden gewonnen wurde. Der Betreuer wiederum musste den Bericht seines Schützlings und einen eigenen abliefern. Diese Praktik reichte hinauf bis zum Ordensoberen, später zum Rat der Ordensoberen. Totale Kontrolle und Überwachung konnten auf diesem Weg betrieben werden, hierarchisch höhergestellte Illuminaten konnten aufgrund dieser schriftlichen Berichte jederzeit über alle Aspekte des Lebens der Rangtieferen im Bilde sein.

Der Ordensobere, zu Beginn Weisshaupt, resp. der Rat der Ordensoberen (Weisshaupt, Knigge und andere) bestimmten, wann jemand reif war, um in einen höheren Grad aufzusteigen, und verwalteten ihrerseits das geheime Wissen.

Die elitäre Gemeinschaft der Illuminaten bestand zu rund einem Drittel aus Adligen, und insgesamt hatten über 70% der Mitglieder ein Studium absolviert. Zum erfolgreichsten Zeitpunkt des Ordens, kurz vor dessen Ende, kann man von 1500 bis 2000 Mitgliedern ausgehen. Darunter waren regierende Adlige, Richter, führende Politiker und zahlreiche berühmte Persönlichkeiten der damaligen Zeit, wie der wohl berühmteste deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (Ordensname Abaris), der Philosoph Johann Gottfried Herder (Ordensname Damasus Pontifex), aber auch der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (Ordensname Alfred).

Schon kurz nach Verbot und Auflösung des Illuminatenordens begannen erste Verschwörungstheorien zu entstehen. Der kometenhafte Aufstieg auf bis zu 2000 Mitglieder innert kürzester Zeit kombiniert mit dem plötzlichen Ende machte die Illuminaten schon im 18. Jahrhundert attraktiv für allerlei Konspirationsthesen. Die Tatsache, dass zahlreiche Personen aus Politik und Kultur beitraten, erweckte schon früh den Anschein der Macht.

Noch zu Lebzeiten Weisshaupts tobte in Frankreich die französische Revolution. Schnell wurden, insbesondere von katholischer Seite, die Illuminaten als mögliche Drahtzieher gehandelt. Tatsächlich lässt sich dies nur schwerlich nachvollziehen, so sind bis heute keine französischen Illuminatengruppen bekannt, und Weisshaupt betrat zu Lebzeiten kein einziges Mal französischen Boden. Das aufklärerische Gedankengut der Illuminaten deckt sich zwar mit jenem der französischen Revolution, doch ist sich die Wissenschaft einig, dass andere Gründe die französische Revolution auslösten.

Zahlreiche Theorien befassen sich mit dem ominösen Symbol einer halbfertigen Pyramide, über der ein Auge steht. Dieses tatsächlich auf Dollar-Scheinen abgebildete Symbol ist seit dem Barock eine gängige Darstellung der christlichen Dreifaltigkeit. Die Verbindung zu den Illuminaten ist schwerlich herzustellen, denn deren Symbol stellte eine auf einem Buch sitzende Eule dar. Von Freimaurern wurde und wird das Symbol genutzt, und tatsächlich waren unter den Gründungsvätern der USA einige Freimaurer.

Von einer Geheimherrschaft der Illuminaten in den USA kann also kaum die Rede sein, und auch von einer geheimen Verschwörung der Freimaurer ist nicht auszugehen, denn deren Mitglieder waren damals bereits bekannt.

Viele Theorien befassen sich zusätzlich zu den Illuminaten auch noch mit der Familie Rothschild, eine jüdische Bankier-Dynastie, denen ebenfalls unzählige Machenschaften angehängt werden. Die Rothschilds hätten, so die gängige Theorie, Weisshaupt beauftragt, den Orden zu gründen, und ihn dafür gut bezahlt und den Orden finanziert. Im Gegenzug sollte Weisshaupt die europäischen Fürstenhäuser unterwandern und seine Macht nutzen, um allerlei Konflikte anzuheizen. Aufgrund militärischer Auseinandersetzungen würden sich die Fürsten dann gezwungen sehen, Kredite bei den Rothschilds aufzunehmen.

Die Theorie ist ziemlich haltlos, denn die Familie Rothschild kam erst bedeutend später zu Reichtum und hatte zum Zeitpunkt des Bestehens des Illuminatenordens gar nicht die Mittel, einen Orden zu finanzieren.

Bis in die Gegenwart wird den Illuminaten angelastet, eine neue Weltordnung schaffen zu wollen: eine Welt ohne Nationalstaaten und ohne Religionen, die von einer kleinen Elite regiert wird, in diesem Fall von den Illuminaten.

Die exakt gleiche Theorie mit anderen Akteuren sind aber genau so bekannt, so werden den Freimaurern, der US-Regierung, den Rothschilds, den Kommunisten und vielen mehr das genau gleiche nachgesagt.

Zahlreiche Staaten oder Staatengebilde sollen von den Illuminaten gegründet worden sein. Die USA und die Sowjetunion waren die beliebtesten unter den unzähligen angeblich von Illuminaten gegründeten Staaten. In jüngerer Zeit kursieren besonders viele neue Theorien um die EU als neuster Streich der Illuminaten. Die Tatsache, dass die Illuminaten seit dem 18. Jh. gänzlich verschwunden sind, wird dabei ausser Acht gelassen.

Gerade erst von der Bildfläche verschwunden tauchten die Illuminaten bereits 1802 wieder in der Literatur auf. Ignaz Ferdinand Arnold verfasste einen Roman, in dem den Illuminaten eine zentrale Rolle zukam. Von da an wurden sie beleibte Bösewichte in zahlreichen fiktiven Erzählungen. In neuerer Zeit wählten auch Umberto Eco (das Foucaultsche Pendel, 1988) und besonders bekannt und erfolgreich Dan Brown (Illuminati, 2003) den Illuminatenorden als Bösewichte ihrer Fiktionen.

Auch in andere Medien fanden die Illuminaten Zugang, berühmtes Beispiel, „Lara Croft: Tomb Raider“ Videospielserie mit anschliessender Verfilmung im Jahr 2001 mit Angelina Jolie in der Hauptrolle.

Die vielen fiktiven Geschichten um die Illuminaten haben bestimmt dazu beigetragen, den Illuminaten den Ruf der weltberühmten, vernetzten Verschwörer einzubringen.

Wulfing von Rohr: Geheimbünde, Hugendubel Verlag Kreuzlingen/München, 1. Auflage 2002

Helmut Reinalter: Freimaurer und Geheimbünde im 18. Jahrhundert in Mitteleuropa, Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main, 2. Auflage 1986

Klaus-Rüdiger Mai: Geheimbünde; Mythos, Macht und Wirklichkeit, Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG Bergisch Gladbach, 1. Auflage 2006

Charles William Heckethorn: Geheime Gesellschaften, Geheimbünde und Geheimlehren, Marix Verlag GmbH Wiesbaden, 1. Auflage 2007

Marco Frenschkowski: Geheimbünde; Ursprung, Geschichte, Fakten, Rheingauer Verlagshaus GmbH Köln, 1. Auflage 2011

Iris Hammelmann: 111 Mal Wissen Geheimbünde, Compact Verlag GmbH München, 1. Auflage 2010

Hermannn Schüttler: Mitglieder des Illuminatenordens 1776-1787/93, ars una Verlagsgesellschaft mbH München, 1. Auflage 1991

Christian Rickens: Das Glühbirnenkomplott, die spektakulärsten Verschwörungstheorien – und was an ihnen dran ist, Verlag Kiepenheuer & Witsch Köln, 1. Auflage 2014

Wolfgang Wippermann: Top Secret, Die grossen Verschwörungstheorien und was dahinter steckt, Verlag Herder GmbH Berlin 2007

http://de.verschwoerungstheorien.wi kia.com/wiki/Illuminatenorden

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