Telepathische Tierkommunikation

Tierkommunikation mittels Telepathie gehörte in den letzten Jahren neben Wahrsagemethoden und Jenseitskontakten zu den meistgefragten Angeboten auf dem Markt der Esoterik und alternativen Spiritualität. Ursprünglich von der kalifornischen Sozialwissenschaftlerin Penelope Smith entwickelt und in ihrem Buch „Animal Talk. Interspecies Communication“ 1982 vorgestellt (deutsch „Gespräche mit Tieren“ 1985, zahllose weitere Auflagen), wird Tierkommunikation heute von einer grossen Zahl von Anbietern offeriert. Eine der bekanntesten Tierkommunikatorinnen in der deutschsprachigen Schweiz ist Franziska Matti, geboren 1970, aufgewachsen auf einem Bauernhof im Berner Oberland, kaufmännische Ausbildung, seit 2006 als Tierkommunikatorin in Thörishaus BE aktiv, wo ihr unsere Praktikantin einen Besuch abstattete.

Als ich am Bahnhof in Thörishaus Station ankam, stand Franziska Matti schon bereit. Sie fuhr mich mit ihrem Auto zu ihrer Wohnung in einem Reihenhaus. Im Auto wartete schon ihr Hund Cäsar, der, wie sie sagte neugierig auf mich sei. Der kleine Terrier wollte gleich auf meinen Schoss springen, doch ich sagte, dass ich das nicht schätze. Zu Hause bei Franziska Matti angekommen, führte sie mich in ihren Kursraum im Keller des Hauses, Cäsar kam natürlich mit. Der Raum war eher karg eingerichtet. Ich erhielt Gelegenheit, Frau Matti ein paar Fragen zu ihrer Arbeit zu stellen.

Wie funktioniert Tierkommunikation?

Tierkommunikation ist eine Form der Telepathie, eine Art auf Distanz zu fühlen. Man muss zuerst sein Bewusstsein erweitern, um für die Mitteilungen der Tiere offen werden zu können. Ich spüre die Seelen aller Lebewesen, du kannst das noch nicht. Telepathie ist die Sprache zwischen Seelen.

Wie genau drückt sich diese Sprache aus?

In Worten, Bildern oder Gefühlen. Manche Tiere senden nur auf einem dieser drei Wege, andere auf mehreren, das ist sehr unterschiedlich. Mit Meditation kann man das Bewusstsein erweitern, um diese Dinge wahrzunehmen. Das kannst du bei mir in meinen Kursen lernen.

Mit welchen Tierarten sollen Sie häufig kommunizieren?

Meistens sind es Hunde, Katzen oder Pferde, doch es sind auch speziellere dabei, wie Kühe, Esel, Schlangen, Hamster, Hasen, Meerschweinchen und Vögel.

Kühe? Das hätte ich nicht gedacht. Gibt es da eine grosse Nachfrage?

Nicht besonders, so etwa eine im Monat. Meistens sind es Fragen zur Gesundheit, warum die Kuh keine Milch mehr gibt, wo sie Schmerzen hat oder warum sie ausschlägt.

Wie viele Pferdehalter kommen denn so in etwa zu Ihnen?

Sehr viele, so drei bis vier pro Woche. In den letzten Jahren sind es deutlich mehr geworden und tendenziell wird die Nachfrage weiter wachsen. Bei Pferden geht es meistens ums Wohlbefinden der Tiere, um Schmerzen und um Probleme in der Zusammenarbeit von Pferd und Reiter. Pferde sind sehr sensibel und brauchen Ausgeglichenheit, sie übernehmen unsere Empfindungen.

Gibt es Dinge, die Tiere häufig sagen?

Nein, es gibt keine Standardantworten. Tiere sprechen lieber nicht von sich aus, sie wollen eine Frage zu einem Thema gestellt bekommen, dann können sie konkrete Antworten geben. Mit Geplauder sind sie überfordert.

Was für Kunden haben Sie? Welche Menschen suchen Antworten in der Tierkommunikation?

Drei Viertel meiner Kunden sind Frauen zwischen 30 und 60 Jahren. Es sind in der Regel sehr tierliebende Leute, die ums Wohl ihrer Tiere besorgt sind. Meist geht es um ernste Themen, zum Teil gar um sterbende Tiere.

Können Sie von dieser Arbeit leben?

Früher war das ein Nebenerwerb, ich habe im kaufmännischen Bereich gearbeitet. Mit den Jahren wurde die Nachfrage so gross, dass ich mich selbständig machte. Heute kann ich sehr gut davon leben.

Sie bieten auch an, Halsketten zu machen, welche die Haustiere für ihre Halter gestalten. Verkaufen Sie viele davon?

Es geht so, etwa zehn bis zwölf pro Monat, fast ausschliesslich an Frauen. Das ist schade, denn die Tiere haben grosse Freude daran. Sie suchen die Steine nach Farben aus, die ihnen gefallen und sie sagen dann auch warum sie genau diese ausgewählt haben.

Um eine solche Tierkommunikation hautnah mitzuerleben, hatte ich ein Bild von Sheila mitgenommen sie ist die Katze von Freunden. Zusätzlich musste ich Franziska Matti ihr Alter, 17 Jahre, nennen und schon konnte es losgehen. Ich hatte mir vorher drei Fragen überlegt, die ich stellen konnte.

Meine erste Frage war, warum mich Sheila immer anmaunzt. Franziska Matti antwortete darauf, dass Sheila etwas zu Essen wolle, zudem Aufmerksamkeit und Liebe. Die Katze sagte, ich hätte angenehme Hände, sie lasse sich gerne von mir streicheln. Ihr Maunzen ist ihre Sprache, aber wir müssten uns keine Sorgen um Sheila machen.

Während Franziska Matti sprach, sah sie immer wieder das Bild von Sheila an, schob es hin und her und fuhr mit den Fingern darüber.

Meine zweite Frage war, warum Sheila oft so böse guckt. Darauf sagte Franziska Matti, Sheila wolle in Ruhe gelassen werden, was man respektieren müsse. Dann lachte Franziska Matti auf, weil Sheila von sich selbst sagte, sie sei eine Diva. Aber sie hätte ihre Menschen sehr lieb. Anscheinend ist Sheila eine sehr bestimmende Katze, die weiss, was sie will.

Als letztes fragte ich, was Sheila schon immer mal sagen wollte. Sheila sagte mir durch Franziska Matti, dass sie ihre Familie sehr lieb habe und dass sie froh sei, zu genau diesen Menschen zu gehören. Sheila fühle sich immer gut aufgehoben und wahrgenommen, sie wolle jedoch keine andere Katze mehr im Haus. Sheila sei sehr schnell eifersüchtig, denn sie wolle im Mittelpunkt stehen.

Gesundheitlich gehe es ihr noch sehr gut und darüber sei sie sehr glücklich und dankbar.

Franziska Matti meinte dann, dass Sheila eine ungewöhnliche Katze sei, die sehr viel von sich aus spreche. Ausserdem wolle sie, dass ich alles, was sie hier sagte ihrer Familie mitteile. Sheila hätte mich nämlich beeinflusst, dass ich sie mit zur Tierkommunikation nehme.

Zum Schluss meinte Sheila noch, dass sie gerne mehr gebürstet werden wolle, sie würde auch dafür stillstehen. Schön zu sein, sei ihr wichtig. Sheila dankte für die gute Pflege, die sie in ihrem Leben erhalten hatte.

Nun teilte Franziska Matti mit, dass Sheila sich von uns abgewannt habe und nichts mehr sagen wollte. Diese Katze sei sehr speziell, sie habe eine starke Seele, die schon vieles erlebt habe, also schon oft reinkarniert sei.

Zu meiner Überraschung teilte mir Franziska Matti nun mit, dass ihr Hund Cäsar auch etwas gefragt werden wolle. So fragte ich ihn, was er gerne mache. Franziska Matti sagte mir, er fahre gerne Boot und spiele mit Holz. Er gäbe auch gerne Kurse, obwohl das natürlich auch Arbeit sei. Cäsar spiele gerne mit Papa (Franziska Mattis Mann), doch er wäre gern noch etwas jünger. Er wolle mit den anderen Hunden mithalten, doch das falle ihm immer schwerer, jedoch wolle er keine Bachblütentherapie.

Franziska Matti meinte dann noch, dass Eifersucht ein grosses Thema bei Haustieren sei und dass die meisten ihrer Kunden mehr als ein Haustier haben. Sie schenkte mir ausserdem ihr Buch und sagte, ich solle ihr schreiben, wenn ich noch Fragen hätte. Dann machte ich mich auf den Heimweg.

Der Besuch bei Franziska Matti war spannend, doch Sheilas Antworten überzeugten mich nicht. Die Aussagen waren schon sehr allgemein und sie hat einiges im Leben von Sheila nicht erwähnt, was sehr wichtig für die Katze ist, so zum Beispiel die jüngste Tochter der Familie oder der Umstand, dass der Vater nicht mehr zu Hause wohnt.

Dass man mit Tieren mittels Körpersprache kommunizieren kann macht für mich Sinn, aber telepathische Gespräche aus der Ferne durch Ansehen eines Bildes? Ich persönlich halte das nicht für möglich, doch wer so eine Tierkommunikation mal versuchen will, soll es gerne tun, unterhaltsam ist es auf alle Fälle. Nur sollte man die ganze Sache nicht zu ernst nehmen. Zum Beispiel die Frage der Notwendigkeit einer veterinärmedizinischen Behandlung würde ich lieber mit der Tierärztin oder dem Tierarzt diskutieren wollen als mit Tierkommunikatoren.

Wer sich für die Frage interessiert, warum sich telepathische Tierkommunikation heute so grosser Beliebtheit erfreut, wird fündig in Frau Mattis Buch: „Tierantworten. Verständliche telepathische Tierkommunikation (Gesprächsabläufe, Erläuterungen, Tiermeditationen)“, Pro BUSINESS Verlag, Berlin 2009.

Hier berichtet Franziska Matti von ihrem Werdegang, von ihren eigenen Tieren und von Kommunikationen mit Tieren von Kunden. Sehr deutlich wird, dass die Botschaften der Tiere in der Tierkommunikation – ähnlich wie die Antworten der Verstorbenen bei den Jenseitskontakten – für die Kundschaft fast ausschliesslich positiv sind. Kaum je beschwert sich ein Tier über seine Haltung, in der Regel wird gedankt, so meint etwa Pünktli, ein 10jähriger Yorkshire-Terrier, durch Franziska Matti: „Ich bin sehr gerne an meinem Platz und danke Mami für die gute Pflege“ (Tierantworten s. 26).

Haustiere sind, wie es dem Wunsch mancher Tierhalter entspricht, oft die Reinkarnation von verstorbenen Tieren derselben Halterschaft, so z.B. auch Franziska Mattis Jack-Russell-Terrier Cäsar. Dieser meint: „Damals war ich eine Ratte mit dem Namen Gipsy und lebte auch schon bei Mami … Nun bin ich also als Jack-Russell zurückgekommen, um meine Aufgabe – die Förderung von Mami – wahrzunehmen“ (Tierantworten s. 12).

Genau wie die Verstorbenen im Rahmen von Jenseitskontakten befreien auch die gechannelten Tiere vor schlechtem Gewissen, etwa wenn Stöffu, eine 17jährige Katze, über Franziska Matti ihrer Halterschaft sagen lässt: „Doch nun ist es an der Zeit, dass sich unsere Wege im Körperlichen trennen. Wenn sie dafür bereit sind, sollen sie mich ohne schlechtes Gewissen zum Doktor bringen, der mich dann erlösen wird“ (Tierkommunikation s. 32).

Damit Tierkommunikation gelingen kann, ist aber „unerschütterliches Vertrauen“ in die Antworten der Tiere erforderlich, denn: „Jeglicher Zweifel lässt die sehr leise Stimme der telepathischen Kommunikation sofort erlöschen und ist deren schlimmster Feind!“ (Tierkommunikation s. 17).

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