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Hildegard Matheika

 

Unter den zahlreichen Wahrsagerinnen und Wahrsagern, die an Esoterik-Messen und ähnlichen Veranstaltungen auftreten, ist Hildegard Matheika bestimmt eine der bekanntesten. Es dürfte nicht zuletzt die Vielfalt der Disziplinen, die Frau Matheika beherrscht, für diese Bekanntheit verantwortlich sein: Frau Matheika legt Karten, liest Hände und vermittelt Kontakt zu jenseitigen Wesen.

Bei öffentlichen Veranstaltungen, die zu letzterem, der Kontaktaufnahme mit Verstorbenen, dienen, berichtet Frau Matheika aus ihrem Leben: Sie wurde 1948 geboren und hatte eine schwierige Kindheit, weil ihre Schwester behindert war und damit alle Aufmerksamkeit der Eltern auf sich zog. Als Hildegard 16 Jahre alt wird, schenkt ihr ihre Grossmutter ungarischer Abstammung deren Wahrsagekarten. Hildegard versucht es: es klappt! Mit achtzehn Jahren heiratet Hildegard, um ihrem Elternhaus zu entfliehen. Der Ehe werden zwei Töchter geschenkt, Hildegards Ehemann erweist sich jedoch als Alkoholiker. In Hildegards 28. Lebensjahr kommt es zur Trennung. Hildegard lebt ein halbes Jahr mit ihren Töchtern alleine, worauf sie ihren jetzigen Mann kennenlernt, der sie in den bisher 21 Jahren der Ehe bei der Ausübung ihres Berufes unterstützt.

Hildegard Matheika praktiziert Kartenlegen und Handlesen, bis sie vor acht Jahren während einer Beratung eine "Energie" wahrnimmt, die sie als die Lautfolge "Klaus" deutet. Es stellt sich heraus, dass Klaus der Name des verstorbenen Mannes der ratsuchenden Person war. Dieses Erlebnis bringt Frau Matheika dazu, fürderhin auf Mitteilungen aus dem Jenseits zu achten. Mit einiger Uebung gelingt es ihr immer besser, mit Verstorbenen Kontakt aufzunehmen.

Während öffentlicher Veranstaltungen bietet Frau Matheika vor der Kontaktaufnahme die Versetzung einiger Freiwilliger in einen "energetischen Heilschlaf" an. Während des vom Schreibenden besuchten Anlasses finden sich sechs Probanden auf der Bühne ein, die sich in einer Reihe vor Frau Matheika aufstellen. Hildegard hält ihre rechte Hand über die Stirn eines Probanden, legt die linke auf dessen Brust und schiebt, je nach Beharrungsvermögen des Freiwilligen, sachter oder stärker. Alsbald kippt die Heilschlaf-willige Person gegen hinten, wo sie von Frau Matheikas Ehemann aufgefangen und auf den Boden gelegt wird. Ziel des Heilschlafes ist die Ausrüstung mit "Energie". Die Wahrnehmungsfähigkeit der heilschlafenden Personen ist während des Heilschlafes nicht eingeschränkt. Frau Matheikas Heilschlaf-Induktion unterscheidet sich in nichts vom "Ruhen im Geist", das an charismatischen Veranstaltungen gepflegt wird. Hildegards Heilschlaf ist damit einer der Belege dafür, dass die sogenannten "Manifestationen des Heiligen Geistes" der charismatischen Bewegung durchaus auch ohne jede Bezugnahme auf den Heiligen Geist auftreten können.

Während die Heilschlafenden auf der Bühne ruhen, nimmt Frau Matheika Kontakt zum Jenseits auf. Dazu lässt sie sich auf einem Stuhl nieder, schliesst die Augen und versetzt sich in Volltrance, was nur einige Sekunden dauert. In dieser Zeit geht Hildegard, wie sie vorher erklärt hat, auf der Astralebene den Geistern entgegen. Die Geister und deren Mitteilungen nimmt sie hierbei nicht als Gestalt und Worte wahr, sondern als "Energien", die sie in die verbale Sprache übersetzt.

Sobald Frau Matheika den Kontakt hergestellt hat, können ihr Fragen gestellt werden, die sie an die Geister weiterleitet. Ihr Mann übernimmt die Leitung der Diskussion, indem er unter den zahlreich aufgestreckten Händen die Person erwählt, die als nächstes eine Frage stellen darf. Die Fragenden sind angewiesen, den gewünschen Verstorbenen mit dessen Vornamen zu bezeichnen, ihr Verhältnis zu diesem anzugeben und dessen Todesjahr zu nennen. Darauf kann an den Verstorbenen eine Frage gerichtet werden, deren Beantwortung Frau Matheika alsbald ausrichtet. Meist geht die Frage danach, ob ein bestimmter Verstorbener eine Botschaft an den fragenden Angehörigen habe. Frau Matheika übermittelt hierzu kurze Antworten zum Teil kryptischen Inhaltes, wie "Eine welbliche Person in Ihrer Nähe meint es nicht gut", zum Teil Unzutreffendes, etwa wenn sie zu einem Mann, der deutlich im Rentenalter sich befindet, meint: "Ihre beruflichen Probleme werden sich in einem halben Jahr gelöst haben". Andere Fragende befinden sich noch in der Trauerarbeit um einen bestimmten Verstorbenen und erkundigen sich nach dessen Wohlergehen. Hier kann Frau Matheika meist Wohltuendes berichten, wie: "Ihre Tochter ist eine weitentwickelte Seele, es geht ihr gut, sie ist ständig in Ihrer Nähe". Konkreten Fragen weichen die Geister aus, etwa wenn eine Ratsuchende sich erkundigt, was ihr verstorbener Vater heute zum Thema meint, das zwischen Vater und Tochter früher hochumstritten war. Hier lässt sich der Geist nicht zu einer näheren Angabe des nicht genannten Themas verleiten. Der Vater beschränkt sich auf die Aussage, dass er seine Tochter heute besser verstehen würde als früher. Weiter auf die Aeste hinaus wagt sich die verstorbene Tante einer anderen Frau bei deren Frage, die schlicht und einfach lautete: "Wie soll ich mich entscheiden?" Hier meint die Jenseitige, damit Hildegards eigene Lebenserfahrungen einbeziehend: "Die Trennung von einem Menschen ist für Sie sehr wichtig für Ihre Weiterentwicklung". Ob die angetönte Entscheidung sich wirklich um eine Trennungsfrage drehte, vermochte der Schreibende leider nicht zu eruieren.

Mancher skeptische Zuschauer mochte vielleicht verleitet sein, den Verstorbenen eine Testfrage zu stellen und vom Grossvater etwa die Namen seiner drei Schwestern erfahren zu wollen. Solche Fragen sind aber, wie Frau Matheika im voraus erklärte, ausgeschlossen: "Die Verstorbenen lassen sich nicht testen, da kommt dann einfach keine Antwort. Es müssen sinnvolle, hilfreiche Fragen sein". Warum die Verstorbenen kein Interesse an einem Beweis ihrer Identität haben, diese Frage blieb allerdings offen.

Nach rund zehn Minuten wacht Frau Matheika aus der Volltrance wieder auf, die Heilschlafenden werden geweckt und Hildegard beendet die Veranstaltung mit einer "Energie-Uebertragung": Die Anwesenden schliessen die Augen und legen ihre Hände mit der Handfläche gegen oben auf die Oberschenkel, eine Haltung, die von den "Einstellungen" des Bruno Gröning-Freundeskreises bestens bekannt ist. Nun geht Hildegard durch den Saal und überträgt mittels erhobener Hände ihre Energie, damit die Besuchenden "voll Power wieder heimkehren können".

Wer mit der Antwort der Verstorbenen nichts anfangen konnte oder mit der Identifikation "einer weiblichen Person" Mühe hatte, dem wird geraten, eine Einzelberatung bei Frau Matheika aufzusuchen, wo dann auch auf Karten und Chirologie zurückgegriffen wird.

Der Schreibende kam in den Genuss einer chirologischen Beratung, während welcher ihm etwa "heilende Hände" zugeschrieben wurden, von welchen er bis heute (leider) nichts bemerkt hat. Wo Frau Matheika ins Detail geht, liegt sie zumindest in meinem Fall daneben.

Von ihrer Arbeit und deren Wirksamkeit scheint Hildegard Matheika überzeugt zu sein. Frau Matheika Raffinesse oder gar Betrug zu unterstellen hat der Schreibende keinen Anlass, dafür äussert sich Frau Matheika viel zu unbefangen und ungeschützt. Für manche trauernde Person mag die Vorstellung, dass der geliebte Verstorbene sich gut fühlt und den Trauernden stets umgibt, hilfreich und tröstlich sein. Als Entscheidungshilfe taugen Frau Matheikas Erkenntnisse m.E. aber wenig, da sie oft unscharf, im schlechtesten Falle gar unzutreffend sind.

Georg Otto Schmid, 1998


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