Evangelische Informationsstelle: Kirchen - Sekten - Religionen 

Evangeliumsgemeinde Menorah

 

 

Die 1986 als Abspaltung von der Schweizerischen Pfingstmission SPM in Wetzikon gegründete Evangeliumsgemeinde Menorah stellt eine pfingstlerische Gemeinschaft traditionellen Stils dar, der insbesondere die Heiligung ein Anliegen ist. Neuere Lehren und Praktiken der charismatischen Bewegung werden hingegen verworfen. Eine Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden gibt es nicht. Gründer und Leiter der Evangeliumsgemeinde Menorah ist der ehemalige Coiffeur und SPM-Prediger Bruno Meyer. Versammlungen der Evangeliumsgemeinde Menorah finden statt in Wetzikon/ZH, in Rottweil/D und in Märstetten/TG. Geschichte und Lehre der Evangeliumsgemeinde Menorah werden im folgenden dargestellt anhand von gut 50 Predigten Bruno Meyers, die uns schriftlich vorliegen, und anhand von diversen Briefen, Gesprächen und Telefonaten, u.a. mit Bruno Meyer selbst.

 

Der Gründer und Leiter: Bruno Meyer

Bruno Meyer, geb. 1938, ist in Schaffhausen in einer traditionell reformierten Familie aufgewachsen und erlernte den Coiffeur-Beruf. Nach einem langjährigen Auslandaufenthalt liess er sich in Wetzikon nieder. Eine erste Ehe ging in die Brüche. Nach seiner Bekehrung zu einem pfingstlerisch geprägten Christentum wurde Bruno Meyer zum Prediger der Schweizerischen Pfingstmission SPM ordiniert und wirkte in der Folge in den SPM-Gemeinden Rüti ZH, Uster und Wetzikon. Versuche Meyers, sich mit seiner Ex-Frau wieder zu versöhnen, führten zu keinem Erfolg. Meyer heiratete deshalb ein zweites Mal. Ein von SPM-Gepflogenheiten abweichendes Taufverständnis und die Gründung von lokalen Gruppen in Gemeinden, wo schon eine SPM bestand, führten 1986 zur ansonsten gütlich verlaufenen Trennung Bruno Meyers von der SPM. Meyer gründete zusammen mit Menschen, die mit ihm die SPM verliessen, die Evangeliumsgemeinde Menorah mit Sitz in Wetzikon. In den Folgejahren erlebte die Menorah-Gemeinschaft ein starkes Wachstum und bildete an manchen Orten lokale Gruppen. Um 1994 wurden diese allerdings bis auf eine Dependance in Rottweil/Deutschland und in Märstetten/TG wieder aufgegeben. Diese Konzentrierung hat damit zu tun, dass die Menorah-Gemeinschaft in den neunziger Jahren zahlreiche Abgänge zu verzeichnen hatte. Im Moment umfasst die Menorah-Gemeinschaft in Wetzikon mit Kindern rund 190 regelmässige Gottesdienstbesucher, die sich jeweils sonntags um 9.30 Uhr im Schulhaus Lendenbach zum Gottesdienst treffen. Die Gemeinde in Rottweil, die unter der Leitung von Lothar Trensch steht, zählt bloss 25 regelmässige Besucher (Adresse: Hölderstrasse 11).

 

Erwählung

Bruno Meyer vertritt eine Erwählungslehre, wie sie für Kleingemeinschaften ohne Anschluss an einen grösseren Verband nicht untypisch sind. Ein Lehrkonzept, das davon ausgeht, dass nur wenige im Voraus zum Heil erwählt sind, macht erklärbar, warum die Anhänger wenige bleiben, wogegen andere Kirchen weit grösser sind. Auch mangelnder missionarischer Erfolg wird so nicht zur Anfechtung des eigenen Wahrheitsanspruchs.

Bruno Meyer fasst seine Erwählungslehre so: Manche, nicht zahlreiche Menschen werden im Voraus erwählt, dann geprüft, und wenn sie die Prüfungen bestehen, zu "Ueberwindern" und Jesus Christus gleich. "Im Königreich der Himmel, das heisst in der Stadt des grossen Königs, werden einst nur Ueberwinder wohnen" (Aus der Schule laufen? 13. Mai 1998). Dabei unterliegt das Erwähltsein nicht eigenem Verdienst, sondern geschieht allein aus dem Willen Gottes: "Die Erwählung Gottes über einen Menschen geschieht aus seiner eigenen freien Gnade" (Dankbarkeit und liebliches Wesen, 23. März 1997).

Diese Erwählung der Wenigen bedeutet für Bruno Meyer nun aber nicht, dass alle anderen verloren wären. Vielmehr entwirft Meyer ein gestuftes Bild der Seligkeit. Die Erwählten werden Gott am nächsten stehen, Menschen, denen das Ueberwinden der Sünde zu Lebzeiten nicht gelingen mag, die ein "Christenleben in der Halbheit" führen, erreichen eine tiefere Stufe. Mancherorts kann Bruno Meyer dieses Bild bis zur Allversöhnung ausweiten, so dass jedem Menschen ein Platz im Paradies gesichert werden kann.

 

Bekehrung

Erster Schritt des Erwählten zu seiner Bestimmung ist die Bekehrung: "Ein Glaubensleben, welches trotz dem Mühsal eines Lebens im Fleisch keine Zweifel kennt! Ein solches ist dann möglich, wenn eine klare Bekehrung als Grundlage vorhanden ist. Eine klare Bekehrung setzt eine ebenso klare Uebergabe an Jesus Christus voraus" (Im Glauben leben, 14.1.1996).

Nach der Bekehrung wird der Neuzugänger in der Menorah-Gemeinde unterwiesen in einer Jüngerschule, welche zur Geistestaufe mit Zungenrede führen soll. Die Geistestaufe wird dabei durch Handauflegen vermittelt.

 

Heiligung

Die Heiligung ist das Hauptverkündigungselement in Bruno Meyers Wirksamkeit. Heiligung, das allmähliche Ablegen der Sündhaftigkeit, ist eigentliche Aufgabe des Christen, und vor allem des Erwählten. Durch Heiligung und nur durch diese setzt er seine Erwählung um.

Das Ende der Heiligung ist das völlige Verschwinden des weltlichen Menschen: "Christi edelstes Wesen kann nur der empfangen, welcher sich völlig entleert hat" (Tiefen und Höhen, 15. Juni 1997). Der Mensch, wie er war, wird ersetzt durch das Wesen Christi: "In seinen Heiligen wird er (Jesus Christus, gos.) verherrlicht, weil die Seinen alle Gnaden zur Vollendung in der Heiligung ohne Widerspruch entgegengenommen haben. Sie sind im Wesen dem Sohne Gottes gleichgeworden" (Warten!?, 4. Mai 1997).

 

Versuchung und Bewährung

Auf dem Weg der Heiligung ist der Mensch dauernd im Kampf mit Versuchungen: "Eigentlich befindet sich der Geliebte Gottes in einem ständigen Kampf, der in der Seele ausgefochten wird. Diesen haben wir zu überwinden" (Drei verschiedene Versuchungen, 3. August 1997). Die Versuchungen kommen vom Menschen selbst, von Gott und von Satan.

Die Versuchungen aus dem Menschen selbst beruhen auf dessen "Eigenwillen" und äussern sich in "Unruhe, Sorge, Lust, Zweifel": "Wenn Unruhe, Sorge, Lust, Zweifel dich versuchen, habe ein entschlossenes NEIN zu der Versuchung! Aller Stolz, Eigensinn und jede Lust muss sterben" (Gemeinschaft mit dem Vater, 22.11.1995).

Die Versuchungen göttlicher Herkunft sind fürs Heil wichtig. Erst das Bestehen dieser Versuchungen macht den erwählten Gläubigen zum "Ueberwinder", der das Wesen Jesu Christi erlangt: "Nun erlaubte Gott dem Satan, Hiob anzutasten, und so kam Hiob in die Lage, seine Berufung, Gott zu dienen, fest zu machen. Dieses wird keinem Erwählten und Berufenen erspart bleiben! Im Festmachen der Berufung wird ein Erwählter zum Ueberwinder und somit zum Erben, nämlich Miterben Christi" (Dankbarkeit und liebliches Wesen, 23. März 1997). Und: "Wenn der Herr sieht, dass eine Seele sich nach dem völligen Heil sehnt, weil sie weiss, dass nur der Heilige IHN schauen kann, dann wird der Herr eine solche Seele Läuterungswege führen. Der Glaube wird erprobt, die Seele wird zur lieblichen Braut umgestaltet, würdig dem Bräutigam! Die Vollendung ist einer solchen sehnenden Seele gewiss!" (Warten!? 4. Mai 1997).

So stehen u.U. schwerzhafte Erfahrungen des Versucht- und Geprüft-Werdens für ein besonderes Erwählt-Sein. Sie können deshalb Anlass für Dankbarkeit sein: "Jede Krone ist mit Juwelen geschmückt. Es sind die kostbaren Gnaden der Erziehung und Züchtigung des liebenden Vaters im Himmel, und diese Juwelen zeichnen auch den dankbaren Christ als einen echten Sohn Gottes aus. Wie sollten wir dankbar sein, dass der Vater im Himmel uns so schmücken will!" (Dankbarkeit und liebliches Wesen, 23. März 1997).

Für die Ueberwindung der Versuchungen ist Demut wichtig: "Mangelt dir Vollkommenheit, so ersetze diese mit Demut, und du wirst in allen Versuchungen siegreich sein und zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade vollkommen werden" (Drei verschiedene Versuchungen, 3. August 1997).

 

Trauer und Schmerz statt Lust

Der Weg Gottes mit den Erwählten ist kein angenehmer: "Gott aber hat sich in seiner grossen Liebe und Weisheit fest vorgenommen, alle Verkehrtheit im Menschen zu zerbrechen, bis nichts mehr vom gottlosen Wesen übrig bleibt. Die wichtigsten Mittel dazu sind: Leiden, Schmerzen und Trauer. Kein Mensch kann dieser Tatsache entgehen. (...) So soll auch unser Leben eines des ständigen Umsinnens sein und Traurigkeit ist die vornehmliche Voraussetzung dazu. Der Traurige verlässt seinen sicheren Stand und ist bereit, zu hören. Traurigkeit bessert das Herz! Wer Schmerzen durchlitten hat, verändert sich! (...) Ohne Schmerzen und ohne Trauer wird wohl das Eingehen in die Königsherrschaft Gottes nicht zu erreichen sein" (Umgang mit Leid, 24. September 1995).

 

Perfektion

Ein Erreichen des Ziels der Heiligung, die vollkommene Sündlosigkeit, ist nach Bruno Meyer durchaus möglich. So sagt er über die "Ueberwinder": "Es sind Heilige, die auf den Tag der Wiederkunft Jesu durch die reiche Gnade Gottes zum vollen Masse der Grösse Christi gelangt sind" (Zielgerichtet, 18. Februar 1996). Und: "Die Heiligung ist eine Frucht, welche ihre Zeit zur Vollreife braucht. Der Sklave Gottes, die Sklavin Gottes, erkauft durch das kostbare Blut des Lammes, wird zur Vollreife kommen; das heisst zur Verherrlichung Gottes und seines Sohnes in der Heiligung vollendet werden. Unterwirf dich täglich der herrlichen Residenz des Sohnes Gottes..." (Im Glauben leben, 14.1.1966).

So kann Bruno Meyer von einem Zeitpunkt sprechen, wo "du keine Sünde mehr in deinem Leben hast" (Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen, ohne Datum).

Zur möglichen Vollendung des Heiligungsprozesses sei Brunos "See-Parabel" zitiert: "Die Seele eines Erlösten kann man mit einem klaren See vergleichen. Klar ist der See, weil er von klaren Wasserquellen gespiesen wird. Diese sind Gottes Wort. Doch am Grund des Sees hat es Schlamm und allerlei Unrat, so auch in der Tiefe der menschlichen Seele. Auch da hat es noch mancherlei Unreines! Nun aber kommt ein heftiger Sturm (Satan) und wühlt den See auf. Das Wasser wird trüb. Das sind die Erfahrungen, die wohl unangenehm, doch sehr nötig sind. (...) Sie geben zu erkennen, wo wir wirklich stehen, und Gott sei dank, fliesst immer wieder ohne Unterbruch das saubere Wasser, Gottes Wort und Gnade, in unser Leben. Der See wird bis auf den Grund klar. Solche aufwühlende Lebenssituationen werden sich beim Getreuen immer wieder einstellen, bis seine Seele in allen Tiefen völlig rein ist" (Durch das Bakatal, 19. Mai 1996).

 

Der Weg zur Heiligung: Gehorsam gegenüber den Plänen Gottes

Recht oft betont Bruno Meyer die Notwendigkeit der Uebereinstimmung der Pläne des Gläubigen mit den Plänen Gottes, d.h. des Gehorsams gegenüber Gottes Plänen und Anweisungen: "Eine Frage muss uns immer wieder gestellt werden: Sind unsere Wünsche, Pläne und Vorhaben in Uebereinstimmung mit Gott? Ehrfurcht äussert sich in Liebesgehorsam gegenüber Christus!" (Drei verschiedene Versuchungen, 3. August 1997). Wer gegenüber Gottes Plänen auf eigenen Wünschen beharrt, steht in "Rebellion": "Hüten wir uns vor der Sünde, vor jeder Rebellion gegen die Führungen Gottes, dass doch niemand Frieden mit schlechten Neigungen oder Gewohnheiten schliesst!" (Kraft durch das Gebet, 18. Mai 1997).

Dagegen gilt: "Den Vater und Christus erkennen geht nur über den Weg des Gehorsams, darin beweist ein Kind Gottes seine Liebe zu Gott" (Die zukünftige Stadt, 14.04.1994).

In diesem Zusammenhang verwendet Bruno Meyer gerne die Rede vom Christen als dem Sklaven und von Gott als seinem Besitzer: "Sehen nicht manche in einer völligen Uebergabe aller Pläne, Wünsche und Vorstellungen einen Verlust? Wie aber kann ein Mensch, der gewisse Bereiche des Lebens so gestaltet, wie er will, seinen Besitzer kennenlernen? Mehr noch, er wird bestimmt an jenem Tage, wenn er vor dem Herrn, seinem Besitzer, erscheinen muss, einen ewigen Verlust hinnehmen müssen! (...) Nein, wir haben kein Recht auf ein Privatleben vor dem Besitzer! (...) Das ist die richtige, Gott wohlgefällige Lebensweise; da ist kein Raum für ein Privatleben, und das ist der Weg, deinen herrlichen Besitzer, Jesus Christus, kennenzulernen" (Der Ochse und der Esel, 23. Juli 1995).

 

Heiligung praktisch: Einzelvorschriften

Sich den Plänen Gottes zu unterstellen kann für die AnhängerInnen der Menorah bedeuten, auf Karriere, aber auch auf Weiterbildung und Freizeitbeschäftigung zu verzichten oder diese Bereiche in ihrer Bedeutung zumindest stark einzuschränken: "Hast du deine Zeit, welche dir nach den Tagespflichten übrigbleibt, dem Herrn übergeben? Unnötige Vielbeschäftigung, Besuch von unnötigen Kursen, Vergnügungen, die nichts bringen als nur Ablenkung, sind Zeitvertreib, welche keine Ewigkeitswerte haben" (Alles übergeben? 27. September 1995).

Konkret besteht Heiligung insbesondere in Anweisungen moralischer Natur: "'Heilig zu sein' im sittlichen Sinne ist der Wille Gottes und seine Berufung für alle, die an den Namen seines Sohnes, Jesus Christus, glauben" (Ehrfurcht vor Gott, 19. Februar 1997).

Hierbei gilt: Die Bibel resp. ihre Verkündigung regelt im Grunde alle Fragen: "Das Christentum hat eine lückenlose, gute Lebensweise für den Glaubenden bereit. Die Bibel hat für jeden Lebensbereich etwas zu sagen, und das zu unserem Besten!" (Das Gebot der Stunde, 19. Januar 1997).

Fernsehen und Video sind für Erwählte nicht statthaft: "Ich bin fest überzeugt, dass Fernsehen, Video und nicht wenige Zeitschriften Gott gar nicht gefallen" (Alles übergeben? 27. September 1995).

Konsequenterweise wird TV-Evangelisation abgelehnt: "Im weiteren bin ich überzeugt, dass der Heilige Geist keinen Fernseher gebraucht, um die Botschaft von Christus zu verbreiten, sondern geheiligte Männer Gottes" (Ebd).

Das Lesen von Zeitschriften ist zumindest problematisch: "Es ist besser, zur Zeit ins Bett zu gehen, anstatt vor dem Götzen, dem Fernseher, oder mit dem Götzen, der Zeitschrift zu sein!" (Das Gebot der Stunde, 19. Januar 1997).

Mit Ausnahme von Sachliteratur sind Bücher aller Art verboten: "Wer von euch hat noch Schund in den Bücherregalen und ist noch stolz auf die in Leder gebundenen Romane? Damit schliesse ich nicht Sachliteratur ein, sondern erfundene Geschichten, welche Krieg, Ehebruch, Kriminalität, Utopien, dann die Philosophie und anderen Unsinn verherrlichen; weiter Comics, welche die Ordnung des Schöpfers und das Ansehen der Schöpfung lästern" (Abwärts? - Es geht empor!, 25. Februar 1996).

Fotoalben sind zu durchforsten auf Anstössiges und Belustigendes: "Wer von euch hat noch Narreteien und Nacketeien und andere unwürdige Dinge in den Photoalben seines alten Lebens?" (Ebd.).

Das Hören von Rockmusik ist ausgeschlossen (Im Glauben leben, 14.1.1996), ja weltliche Musik jeder Art gehört sich nicht: "Wer von euch duldet in seinem Hause weltliche Schallplatten; Musikkassetten?" (Ebd.).

Spässe aller Art entsprechen nicht der allgemeinen Lustlosigkeit der Menorah-Frömmigkeit: "Eine Gefahr besteht darin, dass du vom Geist der Unnüchternheit angegriffen wirst. Dein innerer, göttlicher Ernst ist in Gefahr abzubröckeln. Uebermut, Spassen, zweideutiges Reden, dies sogar mit Bibelzitaten, und anderes mehr, dämpft den Heiligen Geist!" (Durch das Bakatal, 19. Mai 1996).

Auch Sport ist zumindest problematisch: "Andere aber frönen dem Sport, extravaganten Hobbys, oder man ist versucht aus ehrgeizigen Motiven sich weiterzubilden, um höher zu kommen, und dann hat man bald keinen Platz mehr für Jesus Christus. So kommt der Weltsinn in dein Leben. Dein Denksinn wird vernebelt, und du kannst den Willen Gottes nicht mehr prüfen" (Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen, ohne Datum).

Abgelehnt wird das Weihnachtsfest: "Es ist sicher, dass der Weihnachtsbaum, die Kerzen, die Weihnachtsbäckerei und anderes mehr ein uralter heidnischer Brauchtum ist.... Das gibt auch ein Verständnis dafür, warum dieses 'Fest' bei dem Namenschristentum so wichtig ist und in Uebertreibungen auf alle Weise ausartet. Sollten Gotteskinder daran teilhaben? Ich denke nicht!" (Jesus ist gesetzt zum Fall und zum Aufstehen, 24.12.1995).

 

Der Heiligung entgegen stehen aber nicht nur Taten, sondern auch unpassende Gedanken. Diese sollen kontrolliert werden: "Alles was nicht erbaut, nicht ehrbar, und unrecht ist, alle unkeuschen und unliebsamen Gedanken, alles was ein schlechter Ton ist, muss unter die Zucht kommen und muss gefangengenommen werden unter den Gehorsam gegenüber Christus. Nie sollst du schlechten Gedanken nachgehen und mit den Gedanken spielen! So wird der Friede Gottes mit dir sein" ("Bleibet in mir!", 10. Juni 1998).

 

Bei all diesen Vorschriften ist zu beachten, dass der Gläubige unter permanenter Beobachtung steht: "Wir haben viel mehr Zuschauer, als wir denken! Wir können keinen Schritt tun, kein Wort sagen und keine Tat vollbringen, ohne dass es die Himmelswelt nicht sehen würde" (Der offene Himmel, ohne Datum).

 

Gemeinde und Bedeutung des Predigers

In der Ermöglichung der Heiligung liegt eine wesentliche Aufgabe der Gemeinde: "Die Gemeinde ist die Schmiede Gottes, wo die Erwählten ausgerichtet werden. Sie ist die Werkstatt des Töpfers, in welcher der Berufene geformt wird" (Tiefen und Höhen, 15. Juni 1997).

Diese Formung geschieht insbesondere durch die Predigt: "Was ist die Gemeinde? Dort wird gepredigt und gelehrt. Die Gemeinde ist aber mehr: Durch die Predigt und Belehrung werde ich aufgefordert, mich zu entleeren" (Ebd.).

Belehrung geschieht durch das Wort Gottes, und dieses ist nicht nur die Bibel, sondern auch die Predigt: "Wir hören das gesprochene Wort Gottes in der Predigt, beim Lesen der Bibel oder durch eine bildliche Rede" (Höre mit dem Herzen, 21. Juli 1998).

Der Inhalt der Predigt ist anzunehmen: "Verwirf kein Wort, ganz egal wie es zu dir gekommen ist: durch die Predigt, durch das Lesen des Wortes Gottes, durch einen Bruder oder durch eine Schwester" (Freiwilliges Müssen, ohne Datum).

Angesichts dieser Bedeutung der Predigt ist klar, dass sie nicht versäumt werden soll: "Es kommt vor, dass Gotteskinder den Gottesdienst früher verlassen, weil sich Gäste angemeldet haben und das Gastmahl ihnen wichtiger ist als der Abschluss eines Gottesdienstes. Was für eine Verachtung dessen, der da spricht!" (Das lebendige Wort, 31. 12. 1995).

Reifere Christen in der Gemeinde sind Vorbilder, denen gegenüber Kritik nicht am Platz ist: "Wie oft hast du dich erhoben gegen Vorbilder in der Gemeinde? Du hast sie kritisiert oder ihnen deinen Unwillen gezeigt? So lässt man den ungeheiligten Gedanken freien Lauf nach der unedlen Gesinnung!" ("Bleibet in mir!", 10. Juni 1998).

Demokratische Gemeindestrukturen lehnt Bruno Meyer ab, weil er solches in der Bibel nicht sieht: "Die Gemeinde zu Philadelphia hat keine demokratischen Einrichtungen, wie Mehrheitsentscheid oder einen Vorstand wie irgend ein Verein, keine Gemeindestunden, wo alle mitreden, mitdiskutieren und mitentscheiden können!" (Ezechiel Teil 4, ohne Datum).

Manche regelmässige BesucherInnen der Evangeliumsgemeinde Menorah weisen Bruno Meyer offenbar einen zumindest kirchen- wenn nicht heilsgeschichtlichen Rang zu, indem Meyers Wirksamkeit in einen grösseren Zusammenhang gestellt wird: So hätte Luther die deutsche Bibel gebracht und die Täufer die Glaubenstaufe, dem Pietismus wäre die Betonung der Bekehrung zu verdanken und der Pfingstbewegung das erneute Wirken des Heiligen Geistes, wogegen Bruno Meyers Aufgabe nun die Vollendung des Gottesvolkes in der Endzeit wäre. Menorah-Anhänger können Martin Luther und Bruno Meyer in einem Atemzug nennen.

 

Die Rolle der Frau

Heiligung besteht für weibliche Angehörige der Menorah-Gemeinde darin, eine Frauenrolle traditionellster Art zu übernehmen:

"Ihr Frauen, unterstützt eure Männer in allem auf dem gemeinsamen Weg... Manche Frau ist das, was in Sprüche 19,13 und in Sprüche 21,9 steht.... (es folgen die Stellen, gos.) ... Immer hat sie etwas auszusetzen am Mann. Es geht dabei nicht um der Sache willen, sondern solche Frauen, wiewohl berufen, sind getrieben von einem bösen Geist! Lieblich sollte eine Erwählte Gottes sein; lieblich gegenüber dem, der sie zur Ehefrau erwählt hat! Ihr sanfter und stiller Geist soll die Atmosphäre im Haus bestimmen!" (Dankbarkeit und liebliches Wesen, 23. März 1997).

 

Kindererziehung

Eine besondere Betonung in der Verkündigung Bruno Meyers findet die Kindererziehung. Hier meint Bruno, dass Kinder von klein an sündig sind, und sieht schon in den ersten Regungen des Eigenwillens gegenüber den Eltern, die gottgesetzte Autorität, diese Sündhaftigkeit belegt: "Das Fleisch steht für Selbstwille, Eigenwille. Dieses ist der Ursprung der Sünde. Kinder beweisen es! Sie sind noch nicht in grobe Sünde gefallen, jedoch geben sie schon sehr früh ihren Eigenwillen zu erkennen" (Gemeinschaft mit dem Vater, 22.11.1995).

Deshalb sind die Kinder zu erziehen. Dies aber liegt heute im Argen, da die Strenge früherer Zeiten nicht mehr angewandt wird: "Schon die Kinder sind respektlos vor ihren Eltern. Der Grund ist an einem einfachen Ort zu finden: Sie sind die Götzen der Eltern, und Götzen haben nun einmal keinen Respekt vor den Menschen!" (Höre mit dem Herzen, 21. Juli 1997). Dagegen meint Bruno: "Wir können uns nicht nach dem Zeittrend halten, in dem keine Autorität mehr respektiert wird. Es gibt Autoritäten! Gott ist die Macht, und Er hat die Eltern in die Verantwortung gesetzt, die Kinder zu erziehen..." (Ebd.).

So gilt denn: "Eltern sind gehalten, ihre Kinder zu erziehen und in Schranken zu halten. Die Bibel gibt den Eltern die Anweisung dazu und die Autorität. Vieles in der Erziehung verstehen die Kinder nicht, oder sie wollen es nicht verstehen. Einiges ist ihnen gar zuwider. Sie sind oft unzufrieden, rebellieren und sind dabei im Irrtum! In der Erziehung der Kinder durch die Eltern sind jedoch diese (gemeint: jene, gos.) durch das Gesetz, die Gebote der Eltern, gefangen" (Anbruch der Endzeit, 30. April 1995).

Ein Problem ist hierbei der Kontakt der eigenen mit anderen Kindern: "Kinder kommen nach Hause, angesteckt mit dem ungehaltenen, wilden Wesen von unerzogenen und dadurch geschädigten Kindern. Beharrlich muss die Mutter, der Vater, korrigieren, bis die Kinder imstande sind, selber zu unterschieden, was gut und böse ist" (Jesus kommt wieder!, 29. Dezember 1996).

Ein Spezialfall ist der Umgang mit jugendlichen Kindern, die einem pfingstlichen Christentum nicht zuneigen. Solange sie im Haus der Eltern wohnen, haben sie sich an die dort geltenden sittlichen Regeln zu halten: "Wer von euch duldet in seinem Hause... Poster, die eure unbekehrten Söhne und Töchter aufhängen, dazu den Unflat von Videokassetten mit sündigem Inhalt? Wer von euch gestattet dem Sohn, der Tochter, das Haus als einen billigen Hotelbetrieb zu benützen, dieser oder diese lebt aber in Hurerei, in Trinkgelage und Lästerung gegen euren Glauben? Du wirst nie sagen können: 'Es geht empor', wenn du das alles in deinem Hause duldest" (Abwärts? - Es geht empor!, 25. Februar 1996).

 

Geld

"Ueberwinder" stellen ihr ganzes Geld, nicht nur den Zehnten, unter die Verfügung Gottes: "Hast du dein Geld, Vermögen und deinen Besitz Christus übergeben? Ich rede nicht vom Zehnten deines Einkommens, welcher ja das alttestamentliche Minimum der Abgaben war. Ich sage auch nicht, dass du alles, was du an Vermögen hast, jetzt gleich weggeben sollst. Die Frage lautet: Hast du das Verfügungsrecht deines Geldes an Christus übergeben?" (Alles übergeben, 27. September 1995).

Das Geld soll nicht für eigene, sondern für Gottes Pläne zur Verfügung stehen: "Gott hat oft andere Pläne mit unserem Geld, als wir es haben, und diese sind gewiss besser" (Ebd.).

Der Zehnte, zehn Prozent des Einkommens, ist mindestens gefordert. Die Anhänger der Menorah werden aber motiviert, weit mehr zu geben. Wer dies tut, wird belohnt: "Willst du einmal mit dem Minimum (dem Zehnten, gos.) vor dem Herrn erscheinen, das wäre beschämend! Uebergib alles Jesus, stell es IHM zur Verfügung und du wirst hier schon Segen empfangen!" (Ebd.).

Aber: "Nicht aus Zwang lege auf der Himmelsbank an, nicht aus Berechnung, sondern aus deiner Herzensüberzeugung! Dein Geldkonto mag abwärtsgehen, du aber kannst sagen: 'Es geht empor!' Ich habe über all die Jahre die Feststellung gemacht, dass jene Gotteskinder die glücklichsten sind, welche ein bescheidenes Leben führen, und ihren Ueberfluss dem Herrn zur Verfügung stellen" (Abwärts? - Es geht empor!, 25. Februar 1996).

 

Endzeiterwartung

Die Menorah-Gemeinde ist, wie Insider berichten, von einer starken Naherwartung des Weltendes geprägt. Bruno Meyer gilt manchen Anhängern als Vollender des Gottesvolkes in der Endzeit. In der Verkündigung Brunos wird eine erfolgreiche Heiligung als Vorbedingung für das Weltende genannt: "Ja, wenn der letzte lebendige Stein des heiligen Tempels Gottes durch die Gnade Gottes vollfertig ist, wird bald Christus das Wort sprechen, und alles Vergängliche wird sich in Glut auflösen, bis in die kleinsten Bauteilchen" (Ehrfurcht vor Gott, 19. Februar 1997). Die Heiligung der Gläubigen und damit auch Brunos Drängen zu dieser dient folglich der Beschleunigung der Endzeit.

Wenn nun die erwartete Endzeit nicht eintrifft, bedeutet dies allerdings kein Schaden: "Die Gemeinde (die Urgemeinde, gos.) bereitete sich auf die Wiederkunft von Jesus Christus vor, und wiewohl diese nicht in Erfüllung ging, sind sie mit dieser Erwartung sehr gut gefahren" (Unter dem Druck der Umstände, 15. März 1995). Als Prediger das Weltendsfeuerchen ab und an etwas zu entfachen, das kann folglich nicht schaden.

 

Keinerlei Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden

Bruno Meyer kennt keinerlei Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden. Bruno Meyer glaubt, dass durch Kontakte immer auch Einflusse der beteiligten Gemeinden aufeinander auftreten. Dies möchte Bruno Meyer vermeiden. Der See frischen Wassers würde, so könnte man Bruno Meyers See-Parabel ausweiten, durch die Zuleitung von Dreckwasser anderer Gemeinden verunreinigt.

Dass dieses als sektiererisch gesehen werden kann, gesteht Bruno Meyer gleich selbst zu: "Heute mögen sie dir sagen: 'Du bist sektiererisch, denn du bist in einer Gemeinde, welche weder in einem Verbund, noch in der Alianz ist'; oder: 'Du bist gesetzlich', weil dein Wandel für sie störend ist; oder: 'Du bist ungeistlich und sündigst wider den Heiligen Geist', weil du ihre religiösen Rauschzustände als dämonisch abtust!" (Zielgerichtet, 18. Februar 1996).

Der Besuch von Veranstaltungen anderer Gemeinschaften ist problematisch: "Hast du eine Einladung zu einer Säuglingsbesprengung oder Konfirmation, Firmung, Hochzeit, Abdankung usw.? Du weisst, dass es eine Heuchelei ist; eine Tradition ohne Beziehung zu Jesus Christus. Weder von der religiösen Institution, noch von den Einladenden ist ein Bekenntnis zum echten Glauben vorhanden, dann gehe zum Herrn, deinem Besitzer und frage IHN, ob du daselbst teilnehmen solltest! Denke daran: Alles aber, was nicht aus Glauben geschieht, ist Sünde" (Der Ochse und der Esel, 23. Juli 1995).

 

Ablehnung von neueren charismatischen Lehren und Gebräuchen

Bruno Meyer bezeichnet seine Gemeinde als dem "vollen Evangelium" in pfingstlichem Sinne verpflichtet, aber als nichtcharismatisch. In der Tat greift Bruno Meyer auf die frühe Pfingstbewegung zurück, beinahe alle neueren Entwicklungen innerhalb der pfingstlich-charismatischen Bewegung werden aber verworfen, so im einzeln:

Der Toronto-Segen ist satanisch gewirkt und ein Endzeitzeichen: "Wir sind bereits im Zeitalter der falsche Propheten. Offenbarungen, Visionen und kühne Aussagen, die keine Grundlage in der Schrift haben, präsentieren diese auf dem Serviertablett und viel Volk Gottes glaubt daran. Manifestationen, wie Lachen, Schreien, auf den Rücken fallen usw. werden als Geisteswirken und Anfang einer Erweckung ausgegeben" (Anbruch der Endzeit, 30. April 1995).

Die "Wunder und Zeichen" der Dritten Welle und der Vollmächtigen Evangelisation John Wimbers werden kritisch gesehen: "Wunder und Zeichen für das ungläubige Geschlecht, welche nur dem vergänglichen Fleisch dienen und das Wohlleben fördern, nehmen heute einen wichtigen Stand in der Christenheit ein" (Ein neues Lied, 19. November 1997).

Aber auch die Anbetung, wie sie heute in charismatischen Gemeinden und weit darüber hinaus gepflegt wird, findet scharfe Ablehnung: "Es gibt 'Experten' und sogenannte 'Lobpreisteams', welche es verstehen, ganze Gemeinden und Konferenzversammlungen zu gefühlsmässiger 'Anbetung' aufzupeitschen. Wenn das Fest vorbei ist, geht man nach Hause und dort findet man wieder das besiegte Leben vor, und so wartet man auf das nächste Fest, wie es auch die Welt macht! Sie geht ins Trinkhaus, ins Tanzhaus, ins Sporthaus usw. und dann zurück in den Alltag" (Gemeinschaft mit dem Vater, 22.11.1995).

Weiters polemisiert Meyer gegen einen lockeren Vortragsstil, wie in der Charismatik mancherorts üblich, nämlich gegen "all jene Prediger, welche durch ihre Witzpredigten die Gläubigen unterhalten, wie ein 'show master', um sie von den Wegen Gottes abzulenken" (Geistliche Opfer bringen, 27. Oktober 1996).

Verwerfung findet die "geistliche Kriegführung": "Ein weiterer Grund der Popularität dieser falschen Christusse ist, dass diese meinen, ganze Städte, Nationen zu den Füssen Jesu zu bringen, und das hört man gerne" (Anbruch der Endzeit, 30. April 1995).

Die "Prophetenbewegung" kommt nicht besser weg: "Falsche Propheten sind als sogenannte 'Gesegnete des Herrn' eingeladen worden und haben Irrtümer in die Gemeinden gebracht. Man spricht von Offenbarungen des HL. Geistes und gibt Gott noch die Ehre für die dämonischen Auswüchse" (Ezechiel Teil 3, ohne Datum).

Bei seiner Ablehung des "Wohlstandsevangeliums" schliesst sich Bruno Meyer dem verbreiteten Argument an: "Ebenso das Wohlstandsevangelium, es passt genau in die heutige konsum- und luxusorientierte Christenheit in gewissen Ländern" (Anbruch der Endzeit, 30. April 1995).

Christliche Rockmusik wird abgelehnt: "Sogenannte 'christliche' Musikgruppen haben unter dem Vorwand, ein Förderband des Evangeliums zu sein, die Herzen der Jugendlichen von gläubigen Eltern geraubt und verdorben" (Ezechiel Teil 3, ohne Datum).

 

Heilungs- und Befreiungsdienst

Dem Heilungsdienst ist in der Evangeliumsgemeinde Menorah jeweils der letzte Freitag im Monat gewidmet. Hier können körperlich Leidende Handauflegung erhalten. Allerdings liegt auf dem Heilungsdienst wenig Gewicht. Bruno Meyer betont denn auch, dass zumeist eher Linderung als Heilung empfangen würde.

 

Den Befreiungsdienst, das Austreiben von Dämonen, übt Bruno Meyer in Indien, wo er Zustände der Besessenheit mit den auch aus Filmen bekannten markanten Symptomen häufiger antreffen will. Die Rückführung diverser Beschwerden und Abhängigkeiten auf dämonische Einwirkung, wie in der heutigen charismatischen Szene nicht unüblich, lehnt Bruno Meyer ab. Diese Probleme resultieren für Meyer aus Ungehorsam, ein Befreiungsdienst wäre deshalb ein Ablenkungsmanöver. Diese Auffassung führt dazu, dass Meyer hierzulande keinen Befreiungsdienst vornimmt.

 

Mission

Aktiv ist die Menorah-Gemeinschaft in der Auslandsmission, wo sie insbesondere in Indien ein Standbein hat. Hier ist es die Indische Dörfermission des Pastors Hallelujah Israel, die von der Menorah unterstützt wird. Die Pastoren der mittlerweise rund 130 Gemeinden dieser Mission werden aus der Menorah-Kasse bezahlt (was Aufwendungen von Fr. 8000.- pro Monat ergibt). Die Ausrichtung der indischen Dörfermission ist dieselbe wie diejenige der Menorah-Gemeinde, ein traditionelles pfingstliches Christentum mit besonderer Betonung der Heiligung, unter Ablehnung aller neueren charismatischen Tendenzen.

 

Bewertung

Bruno Meyer ist in seiner Theologie von drei Gedanken getrieben: Der Gerechtigkeit Gottes, der Sündhaftigkeit des Menschen von Kindsbeinen an und der sich aus beidem ergebenden Notwendigkeit eines Ringens um die Reinheit der Gemeinde.

Die Wichtigkeit eines gerechten Gottes verunmöglicht Bruno Meyer eine sektenhafte Beschränkung des Heils auf die eigene Gemeinschaft, obwohl die soziologischen Rahmenbedingungen für eine solche Entwicklung gegeben wären, insofern Kontakte zu anderen Gemeinden nicht bestehen. Die Gerechtigkeit Gottes erfordert, dass alle Menschen ihre Chance erhalten, nicht nur die Menorah-Anhänger. Allen Aussenstehenden das Christsein im eigentlichen Sinne abzusprechen wie es etwa Werner Arn von Adullam tut, ist Bruno Meyer deshalb nicht möglich. Zumindest in Christsein in "Halbheit", aber auch wiedergeborenes Christsein ist ausserhalb der Evangeliumsgemeinde Menorah Realität.

Was Bruno Meyer durch seine Betonung der Gerechtigkeit Gottes an Offenheit gewinnt, droht er durch seine Heraushebung der Sündhaftigkeit des Menschen wieder zu verlieren. Im Kampf gegen die Sünde liegt die Hauptaufgabe der Erwählten und damit das Hauptthema der Verkündigung. Bruno Meyers Predigt sei vergleichbar mit "einer ausgeleierten Schallplatte mit Sprung: Bekehrung, Heiligung, Heiligung, Heiligung...", meinen Insider. Die protestantische Ablehnung der Werkgerechtigkeit kommt bei Bruno Meyer (wie auch anderswo in der Pfingstbewegung) zur Hintertür wieder herein: Am Halten der Gebote zeigt sich das Erwähltsein, ein Ringen um ein bibelgemässes Leben in ihrem Verständnis wird so für Menorah-Anhänger zur Lebensaufgabe, wenn sie zu den Erwählten gehören wollen. Vorschriften und Vorschriftchen sind die Folge. Gegen aussen wirken Menorah-VertreterInnen deshalb, wie Bruno Meyer es ja auch selbst einräumt, mitunter äusserst gesetzlich.

Ueber diesen Umweg können sie dann wieder auftreten, die Züge einer pfingstlichen Sekte. Die Gemeinschaft der Reinen kann als die Gruppe der Erwählten gesehen werden, wogegen ausserhalb die Erwählung fraglich und nur die "Halbheit" gewiss ist. Diese Haltung kann bei Menorah-VertreterInnen durchaus angetroffen werden, auch wenn Bruno Meyer solches nicht predigt. Der Gedanke liegt vom System der Menorah her gesehen in der Luft. Nur praktisch gelebte Zusammenarbeit mit anderen Gemeinden kann hier Abhilfe schaffen.

Dass Bruno Meyer für manche seiner Anhänger offenbar einen heilsgeschichtlich herausgehobenen Rang erhält, geht in die gleiche Richtung. Diesen deutlichen Sektentendenzen entegenwirken kann wiederum nur Zusammenarbeit, die immer auch eine Relativierung des eigenen Predigers resp. Gemeindeleiters bedeutet. Ist eine Zusammenarbeit vielleicht auch darum nicht erwünscht?

In der Diskussion um die Evangeliumsgemeinde Menorah nimmt die Frage des Umgangs mit den Kindern einen breiten Raum ein. Dies geschieht nach den angeführten Aussagen Bruno Meyers zum Thema nicht zu Unrecht. Die Rede von der Sündhaftigkeit schon kleiner Kinder und die Betonung der Autorität der Eltern kann zusammen mit dem Ziel zunehmender Reinheit und Sündlosigkeit in der Praxis zu sehr problematischen Konstellationen führen. Jedenfalls ist der Gedanke einer zunehmenden Entfaltung des Kindes und einer Entwicklung von dessen Autonomie kein Anliegen der Evangeliumsgemeinde Menorah. Hier liegt einiges im argen und bedürfte seitens von Bruno Meyer dringenst einer Korrektur. Vielleicht wäre hier die Beachtung des Neuen Testaments hilfreich: Jesus lässt die Kinder so zu sich kommen, wie sie sind, und segnet sie ohne Versuch der Austreibung von sündhaften Autonomiebestrebungen und dergleichen.

Georg Otto Schmid, 1999


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