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  Concerned Christians
Monte Kim Miller und die Ereignisse um seine "Besorgten Christen"
Am 3. Januar 1999 hat die israelische Polizei in Jerusalemer Vororten 14 Mitglieder der amerikanischen Neuoffenbarer-Gemeinschaft Concerned Christians verhaftet, weil sie von seiten dieser Gruppierung gewalttätige Ausschreitungen auf den Jahreswechsel 1999/2000 hin befürchtete. Die von Monte Kim Miller gegründeten und geführten Concerned Christians ("besorgte Christen") waren ursprünglich in Denver/Colorado ansässig, tauchten aber im Oktober 1998 im Zusammenhang mit einer Prophezeiung Millers, die die Zerstörung Denvers durch ein Erdbeben am 10. Oktober 1998 ankündigte, unter. Der Aufenthaltsort von Kim Miller und von rund 60 in Freiheit befindlichen Anhängern ist unklar, ebenso die Auswirkungen, die die Verhaftung der 14 Personen auf die innere Dynamik der Gemeinschaft haben wird. 
Der Gründer und Führer: Monte Kim Miller
Monte Kim Miller wurde am 20. April 1954 in einer nichtreligiösen Familie in Burlington, einem Bauerndorf im US-Bundesstaat Colorado, geboren. Schon früh soll sich bei Miller eine Begabung zur Ueberzeugung anderer gezeigt haben. Als junger Mann bekehrt sich Miller im Anschluss an eine Veranstaltung mit dem Campus für Chistus-Gründer Bill Bright zu einem Christentum evangelikaler Prägung. Im folgenden Jahr will Miller für Campus für Christus tätig gewesen sein. Jedenfalls bewegt sich Miller zu Beginn der achziger Jahre im evangelikalen Kontext.
New Age-Experte und Weltendserwarter
Miller tritt in der ersten Hälfte der achziger Jahre als evangelikaler New Age-Experte auf und hält über dieses Thema Vorträge in verschiedenen Kirchen in Denver. Dabei zeigt die evangelikale Wahrnehmung des New Age in den Achzigern ein grosses Interesse an der Weltendsthematik, wie am Buch von Constance Cumbey ("Die sanfte Verführung"), zu zeigen ist. Die Erwartung war damals, dass das New Age dem Antichristen den Weg bereiten würde. Das Auftreten der New Age-Bewegung wäre somit ein Zeichen der Nähe des Weltendes. Die extreme Naherwartung des Weltendes bei Constance Cumbey und der Ihren scheint sich Miller soweit verinnerlicht zu haben, dass er daran sogar dann noch festhält, als sich gegen Ende der Achziger Jahren zeigt, dass zwischen dem allmählich verblassenden New Age und dem Weltende kein direkter Zusammenhang bestehen kann.
Der Weg zur Sekte
Im Jahr 1985 begründet Kim Miller zusammen mit AnhängerInnen die Organisation "Concerned Christians". Die Weltendserwartung bleibt prägend, wobei deren Anknüpfungspunkte wechseln. Die New Age-Thematik tritt zurück, an ihrer Stelle führt Miller in der Folge Attacken gegen die katholische Kirche und die charismatische Wort-des-Glaubens-Bewegung. In den Jahren 1988 und 1989 weitet Miller sein Feindbild nicht unbeträchtlich aus: auch Baptisten und Assemblies of God sind nun nicht mehr in Ordnung. In der Folge wird diese Tendenz an ihr konsequentes Ende weitergetrieben: Schliesslich gelten alle Kirchen und Gemeinden als abgefallen, wer mit ihnen verbunden ist, fährt zur Hölle. Die allein wahren Christen sind die "Concerned Christians". Eine fundamentalistische Sekte ist entstanden.
Amerika als Hure Babylon
Der Patriotismus der evangelikalen Szene in den USA führt Miller zu einem weiteren Gedanken: Wenn die als abgefallen verworfenen Kirchen für die Nation einstehen und diese in ihrem Sinne beeinflussen, dann muss auch der Staat verworfen sein. In der Verkündigung Millers übernehmen folglich zunehmend die USA die Rolle der negativen Macht. Amerika gilt Miller nun als Hort des Bösen, ja als die Hure Babylon aus der Offenbarung. Jegliche Form des Patriotismus ist für Anhänger Millers ausgeschlossen.
Der Prophet Gottes
Als New Age-Experte kennt Miller das Verfahren des Channelings, der angeblichen Durchsagen geistiger Wesenheiten durch den Mund in Trance gefallener Menschen genau. Aber offenbar entzündet sich Millers Kritik nicht am Verfahren, sondern an der jeweiligen Wesenheit, die gechannelt wird. Nur so ist erklärbar, dass Miller selbst zu channeln beginnt. Dabei ist sein Anspruch wenig bescheiden: Es soll Gott selbst sein, der (in Ich-Form) durch Miller redet.

Wenn "Gott" durch Miller spricht, ist die persönliche Bedeutung Millers ein wichtiges Thema. Miller gilt als der Führer der Gläubigen in der Endzeit, nur wer Miller folgt, kann erlöst werden. Miller wird auch anlässlich des Jüngsten Gerichtes bei der Vergebung der Sünden mitwirken.

Aus der fundamentalistischen Sekte ist eine Neuoffenbarer-Gemeinschaft messianischen Zuschnitts geworden.

Der Zeuge der Apokalypse: Weltendserwartung Kim Millers
Nach obigem kann nicht erstaunen, dass sich Kim Miller auch in der Bibel wiedersieht. So behauptet er, einer der zwei Zeugen zu sein, die nach der Johannes-Offenbarung zu Beginn der Weltendsereignisse auftreten werden, dann sterben und wieder auferweckt werden. Dieses Sterben Millers und seine Wiederauferweckung soll nun im Dezember 1999 in Jerusalem geschehen, wobei Miller sich dies so vorstellt, dass er (wie weit seine Anhänger mitinvolviert sein werden, ist unklar) von der israelischen Polizei erschossen wird. Daraufhin wird Gott Miller auferstehen lassen und die Endzeitereignisse in Gang bringen. In diesem Zusammenhang befürchten die israelischen Behörden, wohl nicht zu Unrecht, dass Miller seinen Tod in Jerusalem allenfalls durch Gewaltakte provozieren könnte. Der Zugriff der im Hinblick auf den nächsten Jahreswechsel ohnehin besonders wachsamen israelischen Behörden erklärt sich so.
Wie geht es weiter?
Kim Miller und seine Anhänger, welche nach Aussagen von Aussteigern vollkommen in Millers Bann stehen, sind nach wie vor untergetaucht, ihr Aufenthalt ist unbekannt. Wie sie auf die Ereignisse in Israel reagieren werden, muss deshalb Spekulation bleiben.

Manche Experten hoffen, dass die Verhaftung von 14 Anhängern der Concerned Christians Millers Macht über seine Anhänger lockern würde, insofern hier etwas geschehen sei, was sich Millers Kontrolle entziehe.

Diese Hoffnung scheint mir etwas voreilig. Dass von staatlicher Seite für die Concerned Christians nur Uebles zu erwarten ist, hat Miller seinen Anhängern ja deutlich vorausgesagt. Diese Prophezeiung wird nun glatt bestätigt, Miller könnte deshalb an Glaubwürdigkeit auch gewinnen. Dass sich Miller von seinem Endzeitfahrplan durch diese Verhaftung von Anhängern abbringen liesse, dafür spricht wenig.

Die Erfahrung mit anderen Weltendsgemeinschaften macht vielmehr deutlich: Behördliche Zugriffe auf Sekten machen nur dann Sinn, wenn die Führerpersönlichkeit (mit-)verhaftet wird, wie im Falle der "Universellen Weissen Brüderschaft" in Kiew 1993 oder 1998 bei Heide Fittkau-Garthe geschehen. Die Festnahme bloss von Anhängern hat sich in vergleichbaren Fällen bisher immer als kontraproduktiv erwiesen, da der Führer zwar nervös gemacht, aber seines Einflusses auf die Anhänger nicht beraubt wird. Im Gegenteil, er hat nun Grund, die Endzeitspirale massivst weiterzudrehen.

Quellen
Jason Baker: Concerned Christians, Watchman Fellowship, 1998

CNN: Apocalyptic Christians detained in Israel for alleged violence plot, CNN 3. Jan. 1999

John Hiscock: Another Jonestown fear as 50 cult followers disappear, The Age, Melbourne 19. Okt. 1998

Georg Otto Schmid, 1999
Letzte Aenderung 1999, © gos 1999, Infostelle 2000
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