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  OCG Organische Christus-Generation / Ivo Sasek
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  Organische Christus-Generation (OCG)
Kurzinformation
Andere Namen und verbundene Werke: Obadja, Panorama-Zentrum, Elaion-Verlag.

Ivo Sasek, Gründer und Leiter der Organischen Christus-Generation (OCG), wurde 1956 in Zürich geboren und absolvierte eine Ausbildung als Automechaniker. Aufgewachsen in einem überzeugt atheistischen Elternhaus bekehrte sich Sasek 1977 zu einem Christentum evangelikaler Prägung und schloss sich im Jahr darauf der damaligen Newlife-Bewegung an. Von der Bibelschule der Newlife-Bewegung wurde Sasek allerdings 1982 weggewiesen, weil er sich pfingstlerischen Lehren öffnete. Sasek arbeitete in der Folge in der christlichen Drogenrehabilitation «Villa Akazia» in Zihlschlacht/Thurgau mit und gründete 1984 mit Absolventen dieser Organisation ein eigenes Drogenrehabilitationszentrum unter dem Namen Obadja in Walzenhausen(AR, Schweiz). Seine dortige Liegenschaft wurde unter der Bezeichnung «Panorama-Zentrum» zum Mittelpunkt von Saseks verschiedenen Aktivitäten. Neben die Drogenrehabilitation Obadja trat ein Gemeindelehrdienst: Sasek hält Vorträge in Gemeinden und wirbt dort für seine Auffassung des Christentums. Bücher, Kleinschriften und Audio-Kassetten Saseks erscheinen im hauseigenen Elaion-Verlag. Seine Lehrtätigkeit sieht Sasek im Rahmen eines apostolischen und prophetischen Dienstes, zu welchem er berufen sei. Ziel dieses apostolischen Dienstes wäre eine Unterweisung ganzer Gemeinden im Sinne der Theologie Saseks. De facto verlassen aber die meisten von Sasek überzeugten Menschen ihre Gemeinde und schliessen sich einem Hauskreis an, der im Sinne Saseks wirkt. Für dieses Hauskreissystem ist in den letzten Jahren der Begriff «Organische Christus-Generation» OCG geprägt worden.

Die saseksche Theologie zeichnet sich durch eine betonte Radikalität aus: Wichtiges Anliegen ist die Hingabe an Gott und seinen Willen, ausgedrückt mit dem Begriff des Ganzopfers. Alles, was die Gottesbeziehung stören könnte, ist zu lassen, z.B. Hobbys, die dem einzelnen wichtig sind und gerade darum die Gottesbeziehung konkurrenzieren. Das ganze Leben ist allein auf Gott und seinen Willen auszurichten. Ziel ist der Zustand des «Christus in uns», welchen Sasek als einen Stand von Heiligkeit entwirft, wo nur noch Gottes Wille im Leben wirkt.

Dabei gestaltet Sasek seine Lehre sehr stark in Abgrenzung zur evangelikalen «Normaltheologie», welcher er mangelnde Radikalität vorwirft. Die anfängliche Anerkennung Saseks in Teilen der evangelikalen Bewegung ist in den letzten Jahren einer weitgehenden Ablehnung gewichen, was Sasek als Rückweisung seines apostolischen Dienstes deutet und wogegen er mit recht schrillen Tönen kontert. Von evangelikaler Seite wird in diesem Zusammenhang angemahnt, dass Sasek nicht bereit sei, Kritik von aussen in irgendeiner Form aufzunehmen.

In der letzten Zeit zeigt sich eine zunehmende Distanzierung Saseks vom Evangelikalismus durch Ausbildung oder Uebernahme diverser Sonderlehren, z.B. diejenige einer "Erlöser-Generation", die das Werk des Messias Jesus Christus fortsetze und mindestens potenziell sündlos sei. Dabei wird diese Erlöser-Generation in der Praxis wohl als im Wesentlichen mit der Gemeinschaft OCG deckungsgleich wahrgenommen. Ebenso finden sich Ansätze zu einer Lehre fortlaufender Offenbarung und zu Verschwörungstheorien. Auch die Ansprüche des eher kleinwüchsigen Sasek bezüglich der Bedeutung seiner eigenen Person scheinen tendenziell zu steigen, so erlebt er sich als zum Völkerapostel berufen.

Wer sich Sasek anschliesst, findet sich in Walzenhausen zu «Bemessungs-Tagen» ein. Hier wird von Sasek und Mitstreitern der Glaubensstand des Einzelnen bemessen, oft mit dem Befund, dass der Gottesbeziehung noch Hinderliches im Wege steht, das fürderhin zu lassen ist.

Ins Gespräch gekommen ist Sasek insbesondere im Jahr 2001 einerseits durch eine aufgebotsartige Einladung an die Leiterschaft von Freikirchen im deutschsprachigen Raum, sich zu einer Veranstaltung mit prophetischer Warnbotschaft einzufinden, und andererseits durch seine Lehre von der Notwendigkeit der Züchtigung von Kindern mit der Rute. Inzwischen wird die Züchtigung nicht mehr öffentlich gelehrt, wohl aber weiterhin geübt.

Zeitschrift: Der Oelbaum

Adresse: Ivo Sasek, Nord 33, CH-9428 Walzenhausen

Statistik: keine Zahlen bekannt. Wohl ein paar Dutzend Gruppen mit Schwergewicht in Süddeutschland und in der Schweiz, mehrere Hundert Menschen umfassend.

Kommentar
Ivo Saseks radikale Theologie vermag auf den ersten Blick zu beeindrucken, geht aber in ihrer absoluten Fassung des «Christus in uns» über die Faktizität des Menschlichen hinweg. Die Folge ist Verdrängung, die sich in säuberungsartigen Psychodynamiken in Saseks Gemeinde und in schrillen Drohreden gegenüber Gemeinden, die sich Saseks vermeintlichem apostolischen Auftrag nicht unterordnen wollen, Bahn bricht. Dass sich mit dem theologischen Anliegen menschliche Geltungswünsche verbinden, kann Sasek nicht sehen, weil er keine Korrektur von aussen anzunehmen bereit ist. Eine zunehmende Zahl von Sonderlehren ist weitere Folge dieser mangelnden Kritikfähigkeit. Das traurigste Kapitel ist aber die Züchtigung der Kinder mit der Rute, die Sasek nicht nur an seinen eigenen Kindern übt, sondern auch von den Menschen, die sich seinem Werk anschliessen, als Glaubenspflicht forderte.
Georg Otto Schmid, 2002
Letzte Aenderung 2002, © gos 2002, Infostelle 2000
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