1906 von Theodor Reuss, Sänger, Agent für Deutschland im
Ersten Weltkrieg und Zeitungskorrespondent, konstitutiert, wurde der
O.T.O dank seiner sexualmagischen Ausrichtung und seinem
Rückgriff auf angebliche Traditionen des im Hochmittelalters
zerschlagenen Templerordens zum populärsten Okkultorden des 20.
Jahrhunderts.
Nach dem Tode des Gründers Reuss, 1923, entstanden mehrere
konkurrierende O.T.O-Gruppen. Die bekannteste führte Aleister
Crowley bis zu seinem Tod 1947. Jede O.T.O.-Variation besteht auf
rigider Hierarchie und Unterordnung unter die jeweilige
Ordensleitung.
Nach Crowleys Tod stritten sich eine schweizer, eine englische, eine
brasilianische und eine kalifornische Gruppe um die rechte
Nachfolge.
Die brasilianische und englische O.T.O.-Variante sind im deutschsprachigen Raume praktisch inexistent.
Die in den 1970er Jahren gegründete kalifornische Gruppe,
jetzt unter der Leitung des Franko-Kanadiers William Breeze wird auch
Caliphat genannt, sieht sich selber als einziger richtiger O.T.O. Sie
ist die weltweit aktivste mit den meisten Mitgliedern: circa 3000. In
der Schweiz tendiert die Zahl dieser Gruppe gegen Null. In
Deutschland sind es weniger als 100 Mitglieder.
Diese O.T.O.-Variation beansprucht für sich, Inhaber der Rechte
an allen Werken Aleister Crowleys zu sein, und beruft sich dabei auf
die Entscheidung eines englischen Gerichts aus dem Jahre 2000.
Der Schweizer O.T.O., bis zu seinem Tod 1990 vom ehemaligen
Bäcker, Hypnotiseur und Ex-Kommunisten Hermann Joseph Metzger
geleitet - gründete in den 1950er Jahren die Abtei Thelema in
Stein, AR, benannt nach dem "Kloster des Freien Willens", das Crowley
in den 1920er Jahren auf Sizilien führte. Ursprung dieser Idee
liegt bei Rabelais' "Gargantua et Pantagruel".
Bis in die 1970er Jahre wurden Kurse über Philosophie, Alchimie,
Psychologie und Magie angeboten. Ein Tempelraum dient bei
entsprechenden Ritualen. Am gleichen Ort hat auch die sog. Gnostisch
Katholische Kirche ihren Sitz, eine Art liturgische
Schwesterorganisation des O.T.O.
Die jetzige Leitung, Frau Annemarie Aeschbach, betont, sie
hätten mit "hartem Satanismus" nichts zu schaffen und man habe
sich vom Gedankengut Crowleys weitgehend getrennt. Die Mitgliederzahl
dieser Gruppe beträgt ungefähr 30.
Peter-R. König 2006
zur Uebersicht Ordo Templi Orientis (O.T.O.)
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