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  Billy Smith
  Uebersicht
  "Wunder geschehen auch heute!"
Billy Smith, "Pastor" und "Heiler"
Mit dem Motto "Wunder geschehen heute!!!" wird Werbung für Billy Smith, seine Verkündigung und seine Heilungen gemacht.

"Billy Smith und seine Frau Mary sind von Gott gesalbt, die übernatürliche und machtvolle Kraft Gottes dieser Generation zu demonstrieren".[1] "Billy Smith Ministries" hat eine deutsche homepage "gott-ist-gut.de", und die Kontaktadresse in Deutschland ist in Tann-Wendershausen/Rhön in Verbindung mit der Freien Christengemeinde, die zum Bund Freier Pfingstgemeinden (BFP) gehört. Auf der homepage von Smith, die in Deutsch und Englisch abgefasst ist, kann man neben der Vorstellung von Billy Smith sowohl Zeugnisse für erfolgte Heilungen als auch Gebetsanliegen finden.

Billy Smith stammt vermutlich aus den USA. Über seine Lebensgeschichte werden auf der homepage jedoch keine Einzelheiten mitgeteilt, sondern sie wird als ein einzigartiges Wunder geschildert. Sein Elternhaus sei schlecht gewesen, der Vater habe versucht, den Sohn zu töten, Smith habe zahllose Krankheiten gehabt und sogar einen beinahe tödlichen Autounfall nicht nur überlebt, sondern sei auch vollständig geheilt worden, während die Ärzte ihn als hoffnungslosen Fall angesehen hätten.

Die Deutung lautet: "Wenn es so aussieht, als hätte der Teufel gewonnen, ist es nichts anderes, als eine Gelegenheit für Gott, seine Kraft und Autorität zu zeigen."[2]

Billy Smith sei seit 25 Jahren Missionar und zieht um die Welt, in 40 Ländern und 50 Bibelschulen habe er das Evangelium verkündet.[3] Es geht jedoch aus der homepage nicht hervor, in wessen Auftrag er herumreist. Verkrüppelte, blinde, gehörlose Menschen "haben Wunder erlebt", Krebs- und AIDS-Kranke seien geheilt worden.[4] Vorbild für diese begeisterten Beschreibungen sind die Heilungswunder Jesu und das endzeitliche Wirken des Messias. "Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören. Tote stehen auf und Armen wird das Evangelium gepredigt" (Matth. 11,5). Die Kraft Jesu soll heute wirken und zum Zuge kommen. Auf Bibeltexte oder-sprüche wird nur wenig oder kein Bezug genommen, beschwörende Hinweise auf Gott und Jesus sowie die Benutzung (!) der Heiligen Geistes müssen genügen.

Jüngst war eine Heilungsveranstaltung in Berlin. Smith tourt im Augenblick durch verschiedene Orte in Deutschland.

Im Herbst 2000 wurde ich zum ersten Mal auf eine Heilungsveranstaltung von Billy Smith im Rahmen der Missionswoche "Mut zum Leben mit Jesus" aufmerksam.[5] Ungefähr 250 Menschen waren gekommen.

Diese Veranstaltung mit Eventcharakter und dem Versuch, Spaß und christliche Freude herbeizuzaubern (oder: herbeizuzwingen?), fand in einem Zelt nahe dem S-Bahnhof Hamburg-Neuwiedenthal auf einer Wiese zwischen Bahndamm und Recyclinghof statt. Sie wurde gemeinsam durchgeführt von der "Freien Gemeinde Neugraben", der "Polnischen Missionsgemeinde" und der "Jesus Gemeinde Buxtehude". Diese Gemeinden gehören zum BFP. Besonders die Jesus Gemeinde Buxtehude betont, dass sie die Bibel im vollen Umfang ernst nimmt und sie von Gott inspiriert sei.[6] Die Gemeinden betonen: "Wir sind freie christliche Gemeinden, die sich an Jesus Christus orientieren und an seinen Aussagen. Wir sind zum Glauben an ihn gekommen und haben erfahren, dass man Gott ganz persönlich erleben kann."[7] Überall wird betont, dass es sich nicht um "eine Sekte handele".

Die Freie Gemeinde Neugraben hat besondere Beziehungen zu dem Evangelisten Reinhard Bonnke. Sieben- bis achtmal jährlich gehe der Gemeindeleiter mit der Organisation "Christus für alle Nationen" (CfaN) und ihrem Leiter Reinhard Bonnke nach Westafrika, um das Evangelium zu verkünden und Menschen zu heilen.[8] In Deutschland wird von CfaN mit spektakulären Erfolgen in Afrika Reklame gemacht, auf Großveranstaltungen werden Videos gezeigt und Geld wird in Plastikeimern gesammelt, um diese Einsätze zu unterstützen. Dass es vor Ort in Westafrika anders aussieht und diese Einsätze sich problematisch auswirken und ausgewirkt haben, sei am Rande vermerkt.

Wie bei Bonnke wird auch bei Smith die Welt in Glaube und Unglaube, Gut und Böse, Gott und Teufel eingeteilt. In diesem Sinne wird sowohl hier in Westeuropa als auch in andern Kontinenten das Evangelium bekannt gemacht.

Der Verkauf von CDs, Musikkassetten, Videos, Büchern spielt stets eine große Rolle. Werbematerial gibt es reichlich, billig ist es nicht. Selbstverständlich ist die Kartenzahlung am Verkaufstisch möglich. Mancher Mensch muss sich entscheiden, ob er etwas kaufen oder eine gute Kollekte geben solle. Beides wäre zu teuer.

Die Veranstaltungen von Billy Smith, aber auch von Bonnke, beginnen mit einem warming-up aus Sakropop, dabei wurde bei dem Abend mit Smith geklatscht und von manchen sogar getanzt. Während dessen erscheint der Meister. Während Bonnke im Anzug auftritt, gibt sich Smith eher locker und hemdsärmelig, er will Nähe herstellen, so dass sich die Menschen unmittelbar angesprochen fühlen. Mancher fühlt sich dadurch jedoch abgestoßen. Der Beginn ist genau einstudiert. Der Auftritt beginnt damit, dass Smith die Menschen zum Lautsingen auffordert, laut "wie Afrikaner". Dazu wird mit Tüchern gewedelt. So sehr man sich auch bemüht, dem ganzen den Anstrich der Spontaneität zu verleihen, so sehr handelt es sich doch um einen Bühnenauftritt mit einem genauen Ablaufplan.

Die Veranstaltung hatte im wesentlichen vier Teile nach der Anfangsphase:
Zeugnis erfolgter Heilungen in der Vergangenheit, Heilungen jetzt, Geldspenden, Bitte um den Heiligen Geist und seine angebliche Manifestation.

Menschen kommen mit mancherlei Leiden, die von Ärzten oftmals nicht mehr zu beheben, manchmal nicht einmal mehr zu lindern sind, mit orthopädischen Leiden, aber es sind auch blinde und gehörlose Menschen. Neben mir im Missionszelt saß ein Mann, der nur noch einen halben Unterkiefer und eine Wange hatte. Ich vermute, ihm fehlte auch die Zunge zum Sprechen.[9] Ich hatte den Eindruck, dass Menschen da waren, die nach jedem Strohhalm greifen, der ihnen irgendwie Hilfe verspricht oder zu versprechen scheint. Manche von ihnen meine ich, bei vergleichbaren esoterischen Events gesehen zu haben. Für viele scheint der Leidensdruck riesig zu sein.

Billy Smith unterstrich ausdrücklich, dass er keinen Menschen hindern wolle, zum Arzt zugehen, aber Krankheit sei "eine natürliche Sache", die auch auf "natürlichem Wege durch das Gebet schwinde". - Der Hinweis auf den Arzt dürfte auch juristische Gründe haben! - Man möge sein Buch zu diesem Thema lesen. Vielleicht erklärt das Buch, wieso das Gebet ein "natürlicher Weg" zur Heilung sei, offenbar anders als die Medizin.

Zunächst sollten die Heilungen der vergangenen Abende "bezeugt" werden.
Mehrfach wurde betont, dass die Menschen schmerzfrei geworden seien. Der Rücken, der eingeklemmte Nerv, aber auch die schlechten Augen und der Alkohol stellen keine Plagen mehr dar. Eine Frau bekundete sogar, dass ihr Bein zwei bis drei Zentimeter gewachsen sei. Smith bestätigte, dass Gott Gliedmaßen und Organe nachwachsen lasse. "Praise the Lord, Halleluja!"
Smith kommentierte die Heilungszeugnisse schließlich mit der Bemerkung, er habe genug "fun" gehabt.

So wurden nun Menschen nach vorn gerufen, um sich heilen zu lassen. Für Schwangere wurde um eine schmerzfreie Geburt gebetet, für ein kinderloses Ehepaar um Kinder. Dabei "gebot" Billy Smith "den Körpern der betroffenen Menschen" gesund zu sein. Die Voraussetzung der Heilung bestand darin, dass die Heilungsuchenden Billy Smith "ansehen mussten".

Offenbar hatte Smith bei vorherigen Treffen manchen Leuten versprochen, sich persönlich um sie zu kümmern. Wer sich jedoch später darauf berief, wurde enttäuscht.

Nach den Heilungsgebeten wurde das Dankopfer eingesammelt. Man sollte über dem Portemonnaie beten, Gott werde einem sagen, wie viel man geben sollte, die Unkosten würden dadurch ohnehin nicht gedeckt. So wurde Druck auf die Leute ausgeübt, damit sie möglichst viel Geld geben. Ich habe bei einer Veranstaltung von Bonnke gesehen, dass im Plastikeimer beinahe nur Geldscheine von 5¤ an aufwärts lagen. Das Publikum solcher Events ist in der Regel aber nicht sehr betucht. Bei Smith hatte ich leider keine Möglichkeit, einen Blick in die Gabeneimer zu tun.

Sodann strebte der Abend auf den Höhepunkt zu. Der Heilige Geist sollte kommen und die Menschen sollten in Zungen reden. Billy Smith sei derjenige, der den Heiligen Geist "freisetzen" wollte. Jeder, der ihn empfangen wollte, sollte nach vorn kommen. Die Zungenrede sei das Zeichen des Hl.Geistes. Gott habe Smith Sprachen sprechen lassen, die er nie gelernt habe, Chinesisch und Japanisch. Zunächst vollführte er selber einige zungenbrecherische Kunststückchen, die als Gottes Wirken deklariert wurden. Billy Smith betonte, er selber könne seine Zunge gar nicht so schnell bewegen. Menschen wurden nach vorn geholt, um in Zungen zu reden und manche brachten auch ein paar Laute hervor, andere sträubten und genierten sich, aber keiner wurde entlassen, ehe er nicht einige Laute oder Silben ins Mikrophon gesprochen, geflüstert, gestöhnt, gekrächzt hatte. Die Menschen hatten nun angeblich den Hl.Geist. Auch der Mann neben mir ging nach vorn, auch er wurde gezwungen, Laute ins Mikrophon zu röcheln als Zeichen seiner Heilung und des Hl.Geistes. Dieses Geschehen wurde jeweils mit Gehüpfe und Halleluja-Rufen gefeiert.

Für mich war es das Zeichen aufzustehen und zur S-Bahn zu gehen, denn mir war buchstäblich übel und innerlich kalt.

Billy Smith hatte sich zwei Stunden lang selber dargestellt: Er trat auf, umgeben von Helfern und Helferinnen, er betonte, genug "fun" gehabt zu haben, er zwang die Menschen, ihn anzuschauen. Der Hl.Geist wird aktiviert durch den Gehorsam gegen den "Heiler". Der "Heilige Geist" unterliegt der Verfügungsgewalt des Menschen. Smith "setzt ihn frei". Stets war er im Mittelpunkt. Er hatte die Menschen dazu gebracht, zu grunzen und zu quieken, zu hüpfen und zu klatschen. Vielleicht fühlte sich mancher hinterher ein bisschen besser und aufgelockert. Was aber geschieht mit denen, die am nächsten morgen nüchtern feststellen, dass sich nichts geändert hat außer dass sie um eine Hoffnung ärmer sind und vor andern Menschen in ihrer ganzen Bedürftigkeit bloß gestellt waren?

Den Hintergrund bilden das Positive Denken, ein Heilungsoptimismus und -positivismus sowie "Power-Evangelism". Das ganze Szenario dürfte der "Neugeist-Bewegung" entstammen. Sie geht davon aus, dass der Mensch im Grunde mit dem Göttlichen eins ist und sich dem Reich Gottes in sich selbst nur zu öffnen braucht, indem er sich allen negativen Einflüssen und Gedanken verschließt. Das entspricht Smith´ Umgang mit dem "Hl.Geist", der im Menschen sein muss, wenn er denn "freigesetzt" werden kann.

Dass das Evangelium und auch die Heilungsgeschichten Jesu jedoch keine schrille Erfolgsgeschichte sind, sondern im Zeichen des Kreuzes Christi stehen, wird übersehen.

Die Überschrift "Wunder geschehen auch heute!!!" ist ein Appell an die Leichtgläubigkeit von Menschen, die hilfsbedürftig und verzweifelt sind. Sie werden für den Personenkult um einen Menschen, der sich als Heiler bezeichnet, missbraucht.

Die veranstaltenden Gemeinden betonen zwar auf ihren homepages, dass sie mit den Kirchen das Apostolische Glaubensbekenntnis gemeinsam haben, aber dieser Event vertrug sich schlecht damit. Man stellt sich die Frage, ob hier nicht im Grunde das Christentum in Misskredit gebracht wird.

Anmerkungen
1. http://gott-ist-gut.de, abgelesen am 4.4.06
2. http://gott-ist.gut.de/mitte2.htm, abgelesen am 4.4.06
3. http://gott-ist-gut.de/mitte2htm, abgelesen am 4.4.06
4. http://gott-ist-gut.de , abgelesen am 4.4.06
5. Faltblatt Herzlich Willkommen zu den Zelttagen mit Pastor Billy Smith (Herbst 2000)
6. www.jgbux.de, abgelesen am 10.4.06; zu Bonnke vgl. J.Pegelow, "Christus für alle Nationen" (CfaN), in: Nordelbische Blätter 13, Kiel 2003.
7. Faltblatt
8. www.neugraben.de/index.php?id=10, abgelesen am 10.4.06
9. Vgl zum ganzen G.Lademann-Priemer, Billy Smith in Hamburg, Materialdienst/EZW 1/2001, S.32-35
 
 
Gabriele Lademann-Priemer, 2006
 
Letzte Aenderung 2006, © gl 2006, Infostelle 2000
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