Evangelische Informationsstelle: Kirchen - Sekten - Religionen 

Damanhur

 

 

Oberto Airaudi (geb. 1950), in seinen jungen Jahren erfolgreicher Atemtherapeut in Turin, schon früh geprägt durch in Turin seit dem 19. Jahrhundert lebendige esoterisch-theosophische Tradition und durch die augenfällige Präsenz ägyptischer Kultur (Turin besitzt eine der bedeutendsten Sammlungen ägyptischer Altertümer), gründet 1975 in Valchiusella im nördlichen Piemont zusammen mit Gesinnungsgenossen die Foederation von Damanhur, benannt nach dem im westlichen Nildelta gelegenen Damanhur (Demi-en-Her = Horusstadt). Die in dieser Foederation wie in einem eigenen Staat lebenden ca. 700 Damanhurianer betreiben 40 wirtschaftliche Unternehmungen (sie produzieren vor allem naturnahe Nahrungsmittel und naturnahe Textilien resp. Kleider). Manche Damanhurianer arbeiten ausserhalb der Foederation. Die Foederation hat eine eigene Regierung, ein eigenes Gericht, eigene Schulen, eigenes Geld, einen eigenen Sicherheitsdienst, eine eigene Zeitung, ein eigenes Fernsehen und gut 60 eigene Wohnhäuser auf einer Fläche von 185 ha. Die Spiritualität von Damanhur entspringt vielen Quellen: Ägyptischer Sonnenkult (Oberto Airaudi liess sich zeitweilig "der Falke" nennen. Der Falke ist das Horustier. Horus ist präsent im regierenden Pharao), theosophisches Menschenbild, rituelle und symbolische Anleihen aus den alteuropäischen und altamerikanischen Kulturen, alte Kraftplatzmagie (Damanhur gilt als der Kraftort par excellence), Anleihen aus dem Hellenismus - vor allem aus den sog. Mysterienreligionen - verbinden sich mit einem utopischen Verständnis des menschlichen Geistes: In Damanhur lernt der Geist des Menschen sich auf mehrfache Weise aus seinem Körper zu lösen. Er kann - mittels einer eigens konstruierten Zeitmaschine - sich auch auf Zeitreisen begeben. Die Sexualität in Damanhur unterliegt keinen Restriktionen. Wohl aber werden neue Bürger erst nach einer langen Probezeit in die "Lichtstadt" aufgenommen. Wer sich anschliessend den Prinzipien von Damanhur nicht unterwirft, kann wieder ausgeschlossen werden. Oberto - der einzige Damanhurianer, der heute nicht mit einem Tiernamen - einer Art Totemnamen - angesprochen wird, will in dem theoretisch basisdemokratischen Damanhur in keiner Weise Guru oder Chef sein. Er wird aber bei den Regierungswahlen regelmässig wieder in die Regierung gewählt. Die Weltpresse wurde auf Damanhur aufmerksam, als 1992 bekannt wurde, dass Damanhur in einem naheliegenden Berg seit 1977 einen unterirdischen Tempel ausgräbt. Der Tempel, an dem immer noch weitergebaut wird, soll dem Besucher eine initiatische Reise ermöglichen, eine Art moderne Mysterienerfahrung, die dem Geist erlaubt, sein wahres Selbst zu finden und zu entfalten. Die einzelnen Tempelhallen, Räume und Gänge sind reich bemalt mit Symbolen verschiedenster Herkunft. Geheimnisvolle "Apparaturen" sollen dem Menschen verhelfen, seine Zeitreisen anzutreten oder andere paranormale Erfahrungen zu machen. Seit 1994 wirbt Damanhur mit einem Zentrum in Berlin für seinen Weg zum neuen und höheren Menschen. Adepten können nun auch zu Damanhur stossen, ohne in Damanhur selbst zu leben.

 

Adressen:

Popolo Spirituale - Damanhur, c/o Lepre Viola, Via Pramnarzo 3, I- 10 080 Baldissero C.se.

OROME`Damanhur, Nürberger Str. 16, D-10789 Berlin, Tel. 0049 30 2815488

 

Georg Schmid, 2001


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