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Geistige Loge Zürich Verein Pro Beatrice |
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Uebersicht |
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Wie findet ein spritistisches Medium zu seiner
Medialität?
Zur Entstehung der Geistigen Loge Zürich (heute: Verein Pro
Beatrice) |
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Spiritismus mit den Augen der Geister betrachtet |
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Ein überzeugendes Medium kann seinen Weg zur Medialität
nicht selbst beschreiben. Die Geistwesen, die sie in ihrer sog.
Trance aufsuchen oder heimsuchen, können allein erklären,
warum sie und wie sie gerade diese Person als Botin und Sprachrohr
erwählten. Denn das Medium-Werden ist von dieser sichtbaren
weltlichen Seite des Menschseins aus betrachtet entweder völlig
unbegreiflich oder nur als mehr oder weniger offenkundiges Zeugnis
einer beginnenden psychischen Erkrankung zu verstehen. Vom Jenseits
des Todes aus betrachtet, von der geistigenWelt her besehen, gewinnt
dieser Prozess in der Auffassung der spiritistischen Gemeinschaft
erst sein wahres Profil. Nebenbei bemerkt: Nicht nur das Werden des
Mediums muss von der geistigen Welt aus betrachtet und gedeutet
werden. Spiritismus als Zuflucht zu hilfreichen Seelen verstorbener
Menschen wirkt immanent, d.h. aus rein diesseitiger Weltbetrachtung
aus gedeutet stümperhaft, banal, oft sogar geradezu
dümmlich. Was die Verstorbenen als Botschaft zu vermelden haben,
lässt den kritischen, nur an diesseitigen Gegebenheiten
orientierten Geist für die spätere sog. geistige
Weiterentwicklung nichts Gutes erahnen. Auch einstmals pointierte und
originelle Zeitgenossen schwelgen, wenn sie sich von drüben
melden, in banalen Allerweltsweisheiten oder schwammigen Andeutungen.
Das spiritistische Jenseits beeindruckt das Auge und Ohr der Lebenden
nur, wenn die Lebenden es mit den Augen der Verstorbenen betrachten.
Aus diesem Grunde spielt der sog. Leitgeist oder Geisteslehrer eine
derart bedeutende Rolle in beinah jeder spiritistischen Gemeinschaft.
Mit irgend einem neu sich meldenden Geist kann und mag sich auch eine
gläubige Zuhörerschaft nicht indentifizieren. Sie schwirren
durch den Raum, sanft wie ein Hauch, vieldeutig wie ein Seufzer,
realitätsarm wie eine verlorene Erinnerung. Anders aber reagiert
die spiritistische Gemeinschaft, wenn sie sich mit einer Leitgestalt
im Jenseits identifizieren und quasi mit deren Augen das Jenseits und
das Diesseits betrachten kann. Plötzlich gewinnen die
Jenseitsschilderungen eine eigenartige persönlich gefärbte
Intensität. Das Banale wird bedeutungsvoll, das Schwammige
gewinnt an Konturen. An der Hand eines Verstorbenen müssen die
Lebenden durchs Land der Toten wandern, und mit seinen Augen
müssen sie die unendlichen Räume ausmessen, sonst wird die
Wanderung durch die andere Welt zur Jagd nach Seifenblasen.
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Beatrice Brunner als beispielhaftes Medium |
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Unter den Medien der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit
verdient Bertha Brunner, in ihrer Gemeinschaft Beatrice genannt,
besondere Beachtung. Zum einen hat sie unmittelbar nach dem zweiten
Weltkrieg ihre mediale Laufbahn beschritten, in einer Zeit, als
spiritistische Erfahrungen sich meist noch auf kleinere Zirkel
beschränkten, und als grosse spiritistische Gemeinschaften - wie
wir sie heute in mancher Form und Fassung kennen - noch die Ausnahme
waren. Auf der anderen Seite hat die Bewegung von Beatrice Brunner,
die sog. Geistige Loge, andere, unwillentlich oder sogar entgegen
jeder eigenen Absicht ähnliche Bewegungen ausgelöst. So
wäre Uriella ohne ihre Zeit bei der geistigen Loge nicht zu dem
geworden, was sie heute ist. Beatrice Brunner hat in vielen Leuten,
erfolgreichen und erfolglosen, den Wunsch nach eigener medialer
Betätigung geweckt. |
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Wie finden die Geister zu Beatrice? |
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Umso aufschlussreicher sind die Ausführungen des Geistlehrers
Josefs, vermittelt durch sein Medium Beatrice, über die
Anfänge von Bertha Brunners Medialität. Sie deuten mit
seltener Klarsicht die menschlichen und allzumenschlichen
Dispositionen, die zu dem führten, was nachher als die
Medialität von Beatrice Brunner angesprochen wurde. Der bei
Beatrice Brunner beliebteste Geistführer, Josef, schilderte dies
an Ostern 1954 zuerst mit allgemeinen Ueberlegungen zur medialen
Disposition, dann mit aufschlussreichen Einzelheiten. Zehn Jahre
später hat Arthur Brunner, der Gatte von Beatrice Brunner, die
Ausführungen des Geistlehrers noch um seine Sichtweise
ergänzt. Ich versuche, auf einzelne Etappen von Frau Brunners
Weg zum Medium einzugehen: |
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Das Jenseits sucht sich seine Diesseitigen |
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"Nun, sicherlich interessiert es euch zu vernehmen, wie das alles
überhaupt möglich war. Ich möchte euch dafür eine
Schilderung geben, denn auf diese Weise könnt ihr erkennen, wie
die Geisterwelt Gottes wirkt, wie diese Gemeinschaft entstehen
konnte, aus welchem Geschehen heraus. So wurde euch doch schon die
Belehrung zuteil, dass bei einem Menschen zuerst einmal eine gewisse
Fähigkeit vorhanden sein muss, um in dieser geistigen Weise
wirken zu können. Mediale Veranlagungen haben sozusagen alle
Menschen, doch sind sie meist nur schwach vorhanden und nicht bei
allen in gleicher Weise. Diese Geistesgaben verteilen sich aber in
einer grossen Vielfalt und sie werden von Engeln Gottes da und dort
gefördert, wo man erkennt, dass wirklich etwas aufgebaut werden
kann."
Die geistige Welt begnügt sich offensichtlich nicht damit,
sich durch transzendente Räume zubewegen. Sie sucht sich Tore
ins Diesseits. Die Verstorbenen kehren ins Hier und Heute zurück
- nicht weil sie vermissen würden, was sie verloren haben. Das
kommt auch vor, ist allerdings nicht die Regel. Sie suchen uns auf
zum Trost und zur Belehrung. Sie können nicht zusehen, wie das
Diesseits sich in seiner Diesseitigkeit verrennt. Dieser
spiritistische Grundgedanke von der hilfreichen Zuwendung der Toten
zu den Lebenden impliziert - bei aller Reserve des biblischen
Glaubens gegenüber dem Kontakt mit hilfreichen Toten - doch
einen an sich christlichen Grundgedanken: Der Himmel interessiert
sich für die Erde. Die Transzendenz erscheint in der Immanenz.
Nur ist diese Zuwendung des Himmels zur Erde christlich vor allem als
Menschwerdung Gottes in Christus verstanden, im Spiritismus vor allem
Meldung der Toten durch den Mund des Mediums bei den Lebenden. Kein
Wunder, dass diese andere, spiritistische Form der Zuwendung nicht
nur die Art sondern auch den Inhalt der Begegnung verändert. |
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Das Flüstern der toten Mutter |
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Im konkreten, biographischen Teil seiner Erklärungen
äussert sich Josef mit folgenden Worten über sein Medium
Beatrice:
"So möchte ich folgendes erklären: Euer Medium hatte mit
sieben Jahren seine Mutter verloren. Die Mutterseele aber wollte nur
immer wieder zurück zu ihren Kindern. Die beste Gelegenheit bot
sich ihr bei dem Mädchen; denn die Mutterseele erkannte sogleich
die Möglichkeit einer Verbindung und das Empfinden des Kindes
für sie. Es wurde ihr auch erlaubt, immer wieder zu ihm
zurückzukehren. Sie tat es nachts, wenn das Kind schlief. Dann
näherte sie sich seinem Bett und sass in der ersten Zeit jeweils
stundenlang auf dem Bettrand. Nachher versuchte sie mit dem Kind zu
sprechen, ohne es zu erschrecken. Es fehlte ihr aber die notwendige
Kraft, um sich deutlich hörbar zu machen. Sie konnte nur
flüstern. Doch dieses Flüstern wurde mit der Zeit stark
genug, um das Kind wachzurufen. Und von da ab hörte das Kind das
Flüstern seiner Mutter, doch wünschte er nicht gestört
zu werden und machte dann sofort Geräusche mit der Decke. Das
aber störte wieder den Aufbau der Kräfte und erschrecke
zugleich die Mutterseele. Sie brauchte dann wieder eine gewisse Zeit,
bis sie die Kraft wieder aufgebaut hatte, um wieder sprechen zu
können."
Wenn ich die Biographien mancher Medien und Channels durchsehe, so
begegnet mir selten eine Schilderung der ersten Schritte auf dem Weg
zur Medialität so eindrücklich wie in diesen
Erklärungen des Geistführers Josef. Wer könnte es der
kindlichen Seele nicht nachempfinden, dass sie nachts die
verstorbene, geliebte Mutter flüstern hört? Und wer
begreift nicht die geheime Angst und Sehnsucht des Kindes, wenn es
mit seiner Decke den flüsternden Geist verscheucht, um
alsogleich das Verschwinden der Mutter wieder zu bedauern? Und wer
versteht nicht dieses beinah unauflösbare Ineinander von innerem
und äusserem Geschehen, wie es sich für kindliches
Empfinden unmittelbar anbietet, wie es aber im Geist des Erwachsenen
erst wieder durch die spiritistische Gemeinschaft zurückgewonnen
werden kann? Die Sehnsucht des Kindes setzt sich die Mutter ans
eigene Bett, möchte mit ihr sprechen und sie verstehen und
möchte sich doch auch wieder unter der Decke vor ihr verbergen.
Und die Sehnsucht flüstert als Mutter am Bett sitzend ohne
verstehbare Worte diese eine unendlich tröstliche Botschaft dem
Kind ins Ohr: Ich bin hier. Ich verlasse dich nicht. Spiritismus ist
- seine kindlichen Wurzeln in Rechnung gestellt - ein
phänomenaler Dialog mit eigenen Sehnsüchten, Ängsten
und Wünschen. Die Seele wirft ihre Ängste und Hoffnungen in
die geistige Welt und holt sie sich hörbar und vielleicht sogar
sichtbar wieder vor die eigenen Sinne zurück, um mit ihnen ins
Gespräch zu kommen. Dieses Gespräch mit diesen Geist
gewordenen eigenen Ängsten und Wünschen löst diese
Ängste und Wünsche zwar nicht auf, aber sie verwandelt ihre
Qualität. Waren diese Ängste und Wünsche vorher ein
unberechenbarer und oft entsetzlich schmerzhafter Teil meiner selbst,
so sind sie mir nun - vom Jenseits aus mir begegnend - gleichzeitig
eigen und völlig fremd. Die Distanz aber, die ich durch diese
Verfremdung gewinne, befreit mich nicht von meinen Ängsten und
Wünschen, sondern lindert nur ihre schmerzende Intensität.
Die brennendste Sehnsucht, zum Geist verdichtet, wird mir zum
geistigen Freund. |
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Von der kindlichen Einbildungskraft zur erwachsenen
Medialität |
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"Bald gewöhnte sich das Kind an das Flüstern der Mutter.
Es wusste, es ist die Mutter, aber es konnte die Worte nicht
verstehen. Diese Verbindung ist immer geblieben, doch später
hatte sich die Mutterseele ihren Aufgaben im geistigen Reiche
zugewandt und ist dann nur noch von Zeit zu Zeit in die Nähe des
Kindes gekommen.
Nun hatten auch andere Wesen diese Verbindung gesehen und dass es
möglich ist, sich durch diese Menschen zu bekunden. Wo aber dem
Menschen keine Belehrung geboten wird über das Bemühen all
dieser Geistwesen, und er nicht weiss, woher seine Inspirationen und
das innere Sprechen kommen, da bedarf es doch zuerst einer
Aufklärung. Und dazu benutzen die Geister wieder Menschen.
So wurde euer Medium später ---als es zur Frau herangewachsen
war und die frühen Stürme des Lebens bestanden hatte - auf
seine medialen Fähigkeiten aufmerksam gemacht durch einen alten
Mann."
Die Begegnungen mit der flüsternden Mutter verlieren sich,
sobald der Schmerz über den Verlust der Mutter nachlässt.
Als erwachsene Frau kann Beatrice nur zu den kindlichen Erfahrungen
zurückkehren, weil - und dies erweist sich als 1. Voraussetzung
für erwachsene Medialität - eine spiritistische Belehrung
ihr die theoretische Möglichkeit schenkt, die kindliche
Erfahrung mit Erwachsenenlogik zu begründen. Der moderne Mensch
traut seiner immer noch in ihm verborgenen Einbildungskraft nur, wenn
ihm sein Verstand alle Hindernisse, die diesem Vertrauen im Wege
stehen, aus dem Weg räumt. Die spiritistische Weltsicht, durch
einen alten weisen Mann erläutert, wird für die erwachsene
Beatrice zum offenen Tor in neue Erfahrungen mit neuer, eigener
Einbildungskraft. Natürlich darf die kindliche Einbildungskraft
nicht mehr ungeteilt als solche aufgegriffen werden. Sie wird - dies
verlangt das Theoriebedürfnis des Erwachsenen und seine
spiritistische Scheidung eigener seelischer Dynamik in eigene passive
Disposition und aktive Geistwesen - aufgefächert in Trance
einerseits und Geistwesen andererseits. Nur so kann der erwachsene
Mensch seiner Einbildungskraft noch so bedingungslos vertrauen, wie
es ihm als Kind möglich war. Wäre kein Geistwesen mit von
der Partie, wäre alles seine Einbildung, dann wäre alles
"nur Einbildung". Beatrice wird erst Medium, wo es ihr gelingt, ihre
kindliche Intuition durch spiritistische Belehrung in Trance und
Geistwesen aufzufächern. |
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Das Flüstern des toten Kindes |
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Die zweite Voraussetzung für den Durchbruch der Frau Brunner
zu ihrer Erwachsenenmedialität schildert bezeichnenderweise
nicht der Geistlehrer Josef in seiner Kundgabe von Ostern 1954,
sondern bezeichnenderweise ihr Gatte Arthur Brunner in seiner
Anmerkung zur Botschaft des Geistlehrers von 1964:
"Anmerkung: Genau genommen führte die Vorgeschichte der
Medialität Beatrices auf den Weihnachtstag 1945 zurück. Es
war zunächst alles andere als ein frohes Weihnachtsfest, viel
eher ein Tag der Trauer für Beatrice und den Schreibenden, ihren
Mann; denn wir hatten just an diesem heiligen Tag unser Jüngstes
verloren. Der 26. Dezember sollte dann allerdings schon der
Geburtstag der Medialität unserer Beatrice sein. Das kam so: Der
Schreibende selbst hatte sich damals schon längst aus einem
inneren Drang heraus mit den Fragen nach den letzten Dingen
auseinandergesetzt und drei Jahre zuvor ein Buch veröffentlicht
mit dem Titel: "Die Toten leben!" Aber trotzdem war dieser Tag der
Frohbotschaft für uns beide ein Trauertag, und mehr denn je
drängten sich jetzt dem Schreibenden und Beatrice die
Jensetisrätsel auf. Wohin mochte unsere kleine Kinderseele
entschwunden sein? Ich wollte endlich versuchen, der Wahrheit auf den
Grund zu gehen. Dazu kam mir der Umstand zu Hilfe, dass ich seit
einiger Zeit den oben erwähnten "alten Mann" kennen gelernt
hatte, der sich schon seit vielen Jahren mit dem "wissenschaftlichen
Spiritismus" befasste. Schon anderntags folgte Beatrice meinem
Drängen, ihn zwecks Trost und Aufklärung aufzusuchen. (...)
Und siehe da, indem wir uns aufrichtigen Herzens versenkten und der
Dinge warteten, die da kommen sollten, wurde Beatrice gleich schon an
diesem ersten Abend hellsehend, was mich, im Gegensatz zu ihr,
gewaltig beeindruckte. Die sich darauffolgenden Zusammenkünfte
standen bereits schon im Zeichen einer sich vertiefenden Trance.
Innerhalb dieser ersten drei Wochen maniferstierte sich u.a. eine
verstorbene Sängerin, hellsehend von Beatrice wahrgenommen;
unter ihrer Leitung vermochte Beatrice beachtlich schön
Koloratur (ohne Worte) zu singen, während sie sonst - hier muss
es wohl verraten werden - überhaupt keine Singstimme hat. Es
wurde anfänglich medial gezeichnet und geschrieben. Es wurden
auf diesem Wege auch neue Gymnastikübungen vorgezeigt, offenbar
Lockerungsübungen für die Gesundheit. Erst etwas
später kam es zum Sprechen. U.a. kamen auch Jenseitige, die in
fremden Sprachen durch das Medium gesprochen hatten, Sprachen, die
das Medium nicht beherrscht. "
Die Parallele zur Erfahrung der kleinen Berta ist offensichtlich.
Damals verlor das Kind seine Mutter. Nun verliert die Mutter ihr
Kind. Und beide Male reagiert die Seele auf den Trennungsschmerz mit
kindlicher Einbidlungskraft: Totale Trennung kann und darf nicht
sein. Die lebende Seele sucht den geliebten toten Menschen. Das erste
Mal braucht die noch kindliche Seele für ihre sog.
spiritistischen Erfahrungen noch keine spiritistische Theorie. Die
kindliche Einbildungskraft genügt sich selbst. Das zweite Mal
bahnt sich die spiritistische Theorie den Weg zurück in die
kindlichen Erfahrungen. Allerdings war die Begegnung mit der toten
Mutter damals wahrscheindlich das Intimste, was dem Kind begegnen
konnte. Nun wird die in Trance einerseits und Geistwesen andererseits
aufgespaltene Imagination zum Keim einer äusserst erfolgreichen
neuen sprititistischen Gemeinschaft. Trotzdem ist die Medialität
der Frau Brunner wie das Spiegelbild der kindlichen Imagination. Oder
etwas allgemeiner formuliert: Spiritismus ist die Rückkehr der
irritieren und verletzten Seele in die kindlich-imaginäre
Gemeinschaft von Lebenden und Toten, eine Rückkehr, die den
Trennungsschmerz lindert, die sich aber mit einem theoretischen
Lehrgebäude, mit einer spirititistische Doktrin legitimieren
muss. Frägt sich nur, welche Opfer diese spiritistische
Rückkehr in die kindliche Imagination vom erwachsenen Menschen
verlangt. Die Medialität von Beatrice Brunner endet in eine
romanhaft auswuchernden Jenseitslehre. Wenn Menschen Menschen
verlieren, muss sich Trost finden. Aber wieviel bringt mir ein Trost,
der sich in Jenseitsspekulationen verliert? Der biblische Glaube
liebt das Leben im Hier und Jetzt. Was nachher sein wird, wird uns
nachher intensiv beschäftigen. Was bringt mir ein Schweifen
durch angebliche geistige Welten, solange ich diese Welt nur
fragmentarisch kenne? Und was bringt mir ein Trost, der mich aus
meiner Welt entführt? |
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Georg Schmid 1998 |
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Letzte Aenderung 1998, © gs 1998, Infostelle 2000 |
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