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Die "Kirche des Neuen Aeon" des Thorwald Dethlefsen
Wie schon 1997 angekündigt schritt Thorwald Dethlefsen, bisher vor allem als erfolgreicher esoterischer Schriftsteller und Kursleiter bekannt, im Jahr 1999 zur offiziellen Gründung einer neuen Kirche, "Kawwana" genannt, ein Begriff, den Dethlefsen in der Kabbala fand und den er mit "Ziel"oder "Inbrunst" übersetzt. Andere Worte wie Gott, Einheit und Licht sind ebenfalls gültige Begriffe für dieses Ziel, das Dethlefsen zum Teil mit überlieferten, zum Teil auch mit selber kreierten Ritualen ansstrebt. Diese Rituale werden nicht erklärt. Sie müssen nicht verstanden, sie müssen erlebt werden.
Die neue Kirche ist notwendig geworden, weil es nur ihr gelingt, das neue Zeitalter, das Wassermannzeitalter, zu gestalten und - was seit den antiken Mysterienkulten niemand mehr vermochte - Menschen rituell in die nächste höhere Welt hinüberzuführen. Die Lehre der neuen Kirche ist in ihren Grundlinien gnostisch konzipiert: Gott hat einen Teil seines Selbst in der Schöpfung verloren. Diese verlorene Hälfte Gottes muss nun wieder in die göttliche Einheit zurückgeführt werden, was nicht so einfach ist, weil sich ein Heer von negativen Wesen, die die niederen Welten bevölkern, dieser "Rückholung" widersetzt. Die neue Kirche ist der erste Teil der erlösten Welt. Aber die ganze Welt soll neue Kirche werden. Im Verlauf dieses Erlösungs- oder Heilungsprozesses erreichen die Menschen die Möglichkeit, sich nicht mehr reinkarnieren zu müssen. Gleichzeitig mit seiner Kirchengründung kritisiert Dethlefsen heftig den unverbindlichen Esoterikmarkt. Mit seinem Rückgriff auf die Kabbala und seiner Kirchengründung wendet er sich an Esoteriker, die der Unverbindlichkeit müde geworden sind und sich gerne verbindlicher engagieren.
Dethlefsen sieht sich als von höchster Stelle Berufener und vergleicht seinen Offenbarungsempfang mit dem Gespräch des Mose mit Gott. Was Gott eingibt, ist nun aber sehr deutlich durch die Kabbala des Isaak Luria (1534-1572) vorgezeichnet. Ari, der Löwe, wie Luria auch genannt wird, lebt nach Auffassung von Dethlefsen immer noch und leitet von fernsten Welten her zusammen mit anderen Persönlichkeiten die neue Kirche. Dethlefsen ist nur ihr irdischer "Vicarius".
Sektenhafte Züge sind schon in der Gründungsphase von Kawwana nicht zu übersehen: die überhöhte Gründerfigur mit unbefragter Autorität, das elitäre Selbstverständnis der Gruppe und das dualistische Weltbild, das Kritik von aussen als Einwirkung dunkler Mächte verstehen kann. So könnte die Kirche des neuen Aeons Gefahr laufen, sich uralten, sattsam bekannten Mustern anzugleichen.
Georg Schmid, 2001
Letzte Aenderung 2001, © gs 2001, Infostelle 2000
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