Organische Christus-Generation OCG

Ivo Sasek, der Gründer und Leiter der Organischen Christus-Generation (OCG), wurde 1956 in Zürich geboren, absolvierte eine Ausbildung als Automechaniker und arbeitete im Anschluss als Autoverkäufer in einem Grossbetrieb. Aufgewachsen in einem überzeugt atheistischen Elternhaus bekehrte sich Sasek 1977 zu einem Christentum evangelikaler Prägung und schloss sich im Jahr darauf der damaligen Newlife-Bewegung an. Von der Bibelschule der Newlife-Bewegung wurde Sasek allerdings 1982 weggewiesen, weil er sich pfingstlerischen Lehren öffnete.

Sasek arbeitete in der Folge in der christlichen Drogenrehabilitation «Villa Akazia» in Zihlschlacht TG mit und gründete 1984 mit Absolventen dieser Organisation ein eigenes Drogenrehabilitationszentrum unter dem Namen Obadja in Walzenhausen AR. Seine dortige Liegenschaft wurde unter der Bezeichnung «Panorama-Zentrum» zum Mittelpunkt von Saseks verschiedenen Aktivitäten.

Neben die Drogenrehabilitation Obadja trat ein Gemeindelehrdienst: Sasek hielt Vorträge in Gemeinden und warb dort für seine Auffassung des Christentums. Bücher, Kleinschriften und Audio-Kassetten Saseks erscheinen im hauseigenen Verlag Obadja, ab 1997 Elaion-Verlag genannt.

Seine Lehrtätigkeit sieht Sasek im Rahmen eines apostolischen Dienstes, zu welchem er berufen sei. Ziel dieses apostolischen Dienstes wäre eine Unterweisung ganzer Gemeinden im Sinne der Theologie Saseks. De facto verlassen aber die meisten von Sasek überzeugten Menschen ihre Gemeinde und schliessen sich einem Hauskreis an, der im Sinne Saseks wirkt.

Seit dem Jahr 1999 tritt die Gemeinschaft um Ivo Sasek unter dem Namen Organische Christus-Generation OCG auf. Sasek selbst behauptet, die OCG schon im Jahr 1997 begründet zu haben. In den folgenden Jahren sind zahlreiche weitere Arbeitszweige und verwandte Organisationen begründet worden. In der Öffentlichkeit bekannt wurden insbesondere die 2008 begründete Anti-Zensur-Koalition AZK und die Online-Medien-Plattform Kla.tv.

Im Jahr 2008 öffnete sich die OCG der Reinkarnationslehre, was zu einer deutlichen Reduktion der Mitgliederzahl führte, dem Vernehmen nach von ca. 3’000 Personen auf ca. 2’000 Menschen.  In den letzten Jahren war die OCG von zahlreichen Abgängen betroffen, und manche Ex-Mitglieder berichteten in der Öffentlichkeit von ihren Erfahrungen.

Im Sommer 2020 wurde die OCG Opfer eines Hackerangriffs durch das Kollektiv Anomymus Germany, das zahlreiche interne Dokumente der OCG publizierte.

Die Saseksche Theologie zeichnet sich durch eine betonte Radikalität aus: Wichtiges Anliegen ist die Hingabe an Gott und seinen Willen, ausgedrückt mit dem Begriff des Ganzopfers. Alles, was die Gottesbeziehung stören könnte, ist zu lassen, z.B. Hobbys, die dem einzelnen wichtig sind und gerade darum die Gottesbeziehung konkurrenzieren. Das ganze Leben ist allein auf Gott und seinen Willen auszurichten.

Ziel ist der Zustand «Christus in uns», welchen Sasek als einen Stand von Heiligkeit entwirft, wo nur noch Gottes Wille im Leben wirkt. Dabei gestaltet Sasek seine Lehre sehr stark in Abgrenzung zur evangelikalen «Normaltheologie», welcher er mangelnde Radikalität vorwirft. Die anfängliche Anerkennung Saseks in Teilen der evangelikalen Bewegung ist in den letzten Jahren einer weitgehenden Ablehnung gewichen, was Sasek als Rückweisung seines apostolischen Dienstes deutet und wogegen er mit recht schrillen Tönen kontert. Von evangelikaler Seite wird in diesem Zusammenhang angemahnt, dass Sasek nicht bereit sei, Kritik von aussen in irgendeiner Form aufzunehmen.

Im Laufe der Zeit hat Sasek sich der Esoterik-Szene angenähert und von dort manches übernommen, etwa die Lehre der Reinkarnation und eine Neigung zu Verschwörungstheorien. Theosophischer Herkunft könnte auch Saseks Idee einer Erlöser-Generation sein, welche die OCG darstellen will (Saseks Lehre erinnert an das Konzept des „Gruppen-Avatars“ in der Neuen Weltkirche des Christus, die ihren Schweizer Hauptsitz über lange Jahre ebenfalls in Walzenhausen AR hatte).

Wer sich Sasek anschliessen möchte, d.h. „in die Verbindlichkeit“ geht, wie das bei der OCG heisst, findet sich in Walzenhausen zu „Bemessungs-Tagen“ ein.

Anschliessend ist die Mitwirkung in einem lokalen Hauskreis der OCG üblich.

Zudem werden die OCGler motiviert, bei den Sommeraktivitäten der Gemeinschaft mitzuwirken, etwa als Schauspieler oder Komparsen in den Filmen Ivo Saseks oder als Mitarbeiter bei seinen Musicals.

Zum Umfeld der OCG gehören mittlerweile einige Organisationen und Projekte:

– Seit 1994 publiziert Ivo Sasek Bücher in seinem eigenen Verlag, zuerst unter der Bezeichnung Verlag Obadja, ab 1997 unter dem Namen Elaion-Verlag.

– Die Zeitschriften „Panorama-Nachrichten“ und „Der Oelbaum“, später „Der Ölbaum„, verbreiten die Lehren Ivo Saseks und der OCG.

– Die Firma Panorama-Film produziert die Filme der OCG, so im Jahr 2006 den Film „Helden sterben anders“, der die Figur des Arnold Winkelried nach OCG-Weltanschauung umdeutete und unter grossem Einsatz der OCG-Mitglieder als Schauspieler und Komparsen gedreht wurde. Als Produzent und Regisseur trat Ivo Sasek selbst auf.

– Die im Jahr 2007 gegründete Anti-Genozid-Bewegung AGB engagierte sich politisch im Sinne Saseks. Zurzeit scheint die AGB, die zwischenzeitlich auch als Anti-Genozid-Partei AGP auftrat, kaum mehr aktiv zu sein.

– Die seit 2008 aktive Anti-Zensur-Koalition AZK organisiert unter der Leitung von Ivo Sasek Kongresse, bei welchen Personen, die sich selbst in den Medien zensiert fühlen, mit ihren jeweiligen Thesen auftreten, so etwa Jürg Stettler von Scientology oder die Holocaust-Leugner Bernhard Schaub und Sylvia Stolz.

– Ab dem Jahr 2011 arbeitete Ivo Sasek mit einem Team an einer eigenen Bibelübersetzung unter dem Titel Interlineare Vollanalyse I-VO.

– Seit dem Jahr 2012 erscheint die Zeitschrift Stimme und Gegenstimme S&G, welche einer angeblich kommenden Zensur des Internet durch Verteilung von Hand zu Hand entgegenwirken soll. Inhalt sind Meldungen, die teilweise von Zusendenden übernommen werden. In S&G werden auch Fake News verbreitet, so behauptete Ivo Sasek in der Ausgabe 58/2013, dass der Leiter von Relinfo „gerne Tischrücken mit okkulten Vereinigungen“ spiele. Daran stimmt nichts, Georg Schmid kennt Tischrücken ausschliesslich aus der Literatur und hat mit okkulten Vereinigungen nur soviel zu tun, dass er im Rahmen seines Auftrags über sie berichtet.

Kla.tv (ehemals Klagemauer.tv) verbreitet Nachrichten im Sinne Saseks und hat sich mittlerweile zu einer der bekanntesten Plattformen für Verschwörungstheorien im deutschen Sprachraum entwickelt.

– Die im Jahr 2019 begründete Internet-Plattform Vetopedia wird als „freie Enzyklopädie der Gegenstimmen“ betitelt. Publiziert werden u.a. Gegendarstellungen zu Medienberichten, vor allem über Ivo Sasek und die OCG, aber auch zu Daniele Ganser und zu Jürgen Elsässer, dem umstrittenen Chefredaktor des COMPACT-Magazins.

Umstritten ist Ivo Sasek insbesondere deshalb, weil er in den Neunzigerjahren die körperliche Züchtigung der Kinder gelehrt und an seinen Kindern auch geübt hat. Ziel der Züchtigung ist dabei nicht nur Strafe, sondern das Brechen jeden Eigenwillens der Kinder.

Sasek weist in der Öffentlichkeit gerne darauf hin, dass er in der Schweiz niemals wegen körperlicher Züchtigung verurteilt wurde. Dies liegt aber nicht daran, dass er diese nicht geübt hätte, sondern dass die körperliche Züchtigung der eigenen Kinder in der Schweiz nach wie vor legal ist und dass die Grenze zur Misshandlung dem Ermessen des jeweiligen Richters anheim gestellt ist.

Heute lehrt Sasek die körperliche Züchtigung nicht mehr öffentlich, er hat sich aber von seinen diesbezüglichen Aussagen in den Neunzigerjahren unseres Wissens niemals öffentlich distanziert.

Dem Vernehmen nach zählten sich nach der Einführung der Reinkarnationslehre im Jahr 2008 rund 2’000 Menschen zur OCG und ihrem Umfeld. Nach einer Austrittswelle in den vergangenen Jahren wird die Zahl der Mitglieder und Sympathisanten heute kleiner sein.

Ivo Sasek
Nord 33
9428 Walzenhausen
https://www.ivo-sasek.ch/

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