Apostolic United Brethren

kurz AUB, the Work, the Priesthood, Allred Group, auf Deutsch: Apostolische Vereinigte Brüder

Die Apostolic United Brethren sind eine Abzweigung des Council of Friends und treten vor allem in Utah, Wyoming und Montana, aber auch in Mexiko auf. Mitglieder bezeichnen die Organisation nicht als Kirche, sondern sehen die herkömmliche Kirche Jesu Christi der Heilige der Letzten Tage als legitime und göttliche, aber vom richtigen Weg abgekommene Kirche an.

Abgespaltet aus dem Council of Friends organisierte Rulon Clark Allred die neue Gemeinschaft im Jahr 1951. Die Abspaltung erfolgte, da nicht alle Mitglieder des Council of Friends Allred als neuen Führer anerkannten. Allred lebte in Salt Lake City, Utah und arbeitete als Chiropraktiker. Er heiratete sieben Frauen und zeugte etwa 48 Kinder. Auf Wunsch und Drang anderer Mitglieder heiratete er weitere verwitwete Frauen und hatte zum Zeitpunkt seines Todes 16 Frauen. Zu seinen Enkelkindern zählen unter anderem der Basketballspieler Lance Allred und der Reality-TV-Star Christine Brown.

Im Jahr 1977 wurde Allred im Auftrag von Ervil LeBaron, dem Leiter einer anderen fundamentalistischen Mormonengruppierung, ermordet, und sein Bruder Owen Allred übernahm die Leitung der AUB.

Die Religionsgemeinschaft meldete sich 1978 erstmalig kontrovers, als sie in Zeitungen mittels Zitaten von Brigham Young das neu eingeführte Recht für Dunkelhäutige auf das Priestertum in der herkömmlichen HLT-Kirche kritisierten. Die Anzahl der Mitglieder der AUB stieg infolge der Regelungsänderung in der HLT-Kirche an und somit auch die Anzahl der polygamen Ehen.

Gemäss dem Glauben der AUB führte die neue Regelung und somit das Betreten der Tempel durch Dunkelhäutige zur Entweihung der Tempel. Nachdem Owen Allred eine Offenbarung erhalten hat, wurde ein „Endowment“-Haus in Bluffdale, Utah und ein Tempel in Ozumba, Mexiko erbaut.

Internationalen Zuwachs erhielt die AUB Mitte der 80er Jahre aus Bristol, Grossbritannien. Die Glaubensgemeinschaft hatte erfahren, dass sich Mitglieder der HLT-Kirche für Polygamie und den fundamentalistischen Glauben interessieren. Eine Gruppe der AUB reiste daraufhin nach Bristol und etwas mehr als 80 neue Mitglieder kehrten zurück und schlossen sich der AUB an.

Nach dem Tod von Owen Allred im Jahr 2005 übernahm sein Nachfolger Joseph LaMoine Jenson die Führung und leitete die AUB ohne grosse Medienaufmerksamkeit oder Skandale bis zu seinem Tod im Jahr 2014. Seither ist Lynn A. Thompson in der Leitung, dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wird.

Aus der AUB zweigten sich weitere Gruppierungen ab, die organisierte oder unabhängige Gemeinden in den USA und Mexiko gründeten. Unter den Abspaltungen ist auch die Church of the Firstborn of the Fulness of Times mit Sitz in Mexiko, die 2019 in den Medien war, weil Mitglieder der Gemeinde durch bewaffnete mexikanische Gruppen ermordet wurden.

Der Grundglaube ist sehr ähnlich der herkömmlichen HLT-Kirche, da das Buch Mormon und andere gemeinsame Schriften verwendet werden.

Im Jahr 2001 verwahrte sich Allred öffentlich gegen den Vorwurf, dass Polygamisten in Utah die Heirat von Minderjährigen unterstützten und befürworteten. In der AUB finden keine organisierten Heiraten statt, und Jugendlichen wird angeraten zu beten, damit ihnen Gott den zukünftigen Partner zeigt. Nur durch ein polygames Leben erreicht man die höchste Stufe und das Celestial Kingdom nach dem Tod. Oft wird argumentiert, dass die „Verwaltung“ von vielen Menschen in den Familien durch das Oberhaupt, den Vater, das Leben als Gott mimt und so die beste Vorbereitung für das Jenseits ist. Owen Allred meinte, dass Männer fähig sein müssen, ihre Familien in allen Belangen zu unterstützen, bevor diese erweitert werden.

Weitere Aussagen von Allred waren, dass sämtliche Gesetze des Landes, bis auf das, welches die Ehe regelt, zu befolgen sind. Er wies seinen Mitgliedern jedoch auch an, die Finanzverwaltung der Familien nicht den Frauen zu überlassen. Trotz kontroverser Ansichten gilt die AUB als offener und liberaler als andere Abspaltungen und tritt viel öffentlicher auf. Dies nicht nur durch Aussagen der Führung der Gemeinschaften, sondern auch durch Auftritte in Dokumentationen, Reportagen oder sogar im Reality TV. Die AUB beziehungsweise AUB-Mitglieder und ehemalige Mitglieder sind unteranderem in den Sendungen „Sister Wives“, „My Five Wives“ oder „Seeking Sister Wife“ sowie in der Dokumentation „Inside Story: Polygamy“ zu sehen.

Ein weiterer Unterschied zu anderen polygamen Mormonengemeinschaften ist, dass der Kontakt zu Aussteigern weiterhin gepflegt wird und Kinder nicht zur Polygamie gezwungen werden.

Wie in der HLT-Kirche wird Homosexualität als bewusste Entscheidung gesehen, und die AUB lehrte Mitgliedern, dass gleichgeschlechtliche Partnerschaften falsch und egoistisch seien.

Ähnlich zur HLT-Kirche wird auf bescheidene Kleidung gesetzt und der Konsum von Alkohol, Kaffee und Schwarztee untersagt. Bei konservativeren Mitgliedern ist auch das Tragen von Ohrringen verboten.

Die AUB unterscheidet sich in der Struktur von der des Council of Friends. Die Leitung der Gemeinde steht dem führenden Mitglied und Propheten zu. Dieser liegt in der Hierarchie über dem Rat des Priestertums oder auch Aposteln. Genauere Funktionen oder Aufgaben sind nicht bekannt.

Die Mitglieder sind zur Abgabe des Zehnten verpflichtet.

Durch die verschiedenen Abzweigungen und Heiraten zwischen den Gruppierungen besteht ein gewisses Netzwerk. Weiteres ist nicht bekannt.

Die bekannteste und offensichtlichste Kontroverse ist, dass die Polygamie gelebt wird und durch die Schliessung von mehreren Ehen bewusst gegen die geltenden Gesetze verstossen wird.

Die AUB und der ehemalige Leiter Owen Allred waren in einen Geldwäsche- und Betrugsskandal verwickelt. Zu den sexuellen Missbrauchsvorwürfen gegen den aktuellen Leiter Lynn. A. Thompson wurde verkündet, dass eine interne Untersuchung durchgeführt wird, aber seither nichts weiter vermeldet.

Der AUB wird der Missbrauch von Sozialgeldern vorgeworfen, da manche weiblichen Mitglieder keinen rechtmässigen Vater für ihre Kinder angeben und so zusätzliche Sozialleistungen vom Staat erhalten.

Die AUB zählt die grösste Mitgliederzahl unter den fundamentalistischen Gemeinden und hat circa 10’000 Mitglieder (aktuellster Stand 1999; zurzeit wahrscheinlich tiefer).

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