New International Church

Kaylena Steiner, 2018

Der Gründer der New International Church, John Ekweonu Sagoe, wurde in Westafrika geboren. Seine Eltern stammen aus Ghana und Nigeria. Als junger Mensch soll Sagoe im September 1989 in Lagos unter dem Einfluss einer Überdosis an Marihuana eine Vision gehabt haben, in welcher er sich als Leiter einer Megachurch mit 10’000 Besuchenden sah. Beruflich war er dem Vernehmen nach in verschiedenen Branchen tätig, unter anderem als Computeringenieur, bis er sich im Jahr 2001 entschied, in den vollzeitlichen Dienst zu gehen. Eine Zeitlang soll Sagoe in der Vineyard-Bewegung aktiv gewesen sein. Im Jahr 2003 gründete Sagoe die New International Church in Biel, als deren Pastor er seither wirkt. Inzwischen hat Sagoe das Schweizer Bürgerrecht erhalten und lebt mit seiner Frau und fünf Töchtern in der Schweiz.

Seit dem Jahr 2015 existiert neben der Gemeinde in Biel eine Tochtergemeinde in Basel, geleitet von Bobby und Joëlle Gyamfi. Eine Tochtergemeinde in Bern wird von Elmar und Margot Grichting geleitet.

John Sagoe gilt als Träger einer prophetischen Begabung, der schon zahlreiche Voraussagen getätigt habe, die später in Erfüllung gegangen seien. Die Angaben dazu bleiben allerdings eher vage, so soll Sagoe im Jahr 2010 einem europäischen Land einen Präsidentenwechsel vorausgesagt haben (falls kein konkretes Land genannt wurde, handelt es sich um eine Prophezeiung, die jedes Jahr von neuem in Erfüllung geht). Eine andere Prophezeiung habe Vulkanausbrüche auf Island angekündigt, was ebenfalls keine sehr gewagte Prognose darstellt. Spezifischeres ist uns nicht bekannt.

Dennoch erwartet Sagoe bedingungslose Unterordnung unter seine prophetische Gabe, so meint er auf seiner Website www.propheticonlinementorship.com: „Once you are being taught and led by a prophet, you must know that he will lead you based on what he receives in the spirit. Every word from his mouth should be taken serious as the word from the Lord himself. He will teach you based on what is necessary at a particular time. He will speak into your life. Your breakthrough lies in your obedience to his instructions. If you say YES to this mentorship, then God will work with you on an increased level, shooting you towards the top, unfolding to you your assignment in life, equipping you and shaping you!“ Auf Deutsch heisst das: „Sobald du von einem Propheten gelehrt und geleitet wirst, musst du verstehen, dass er dich aufgrund dessen leitet, was er im Geist erfährt. Jedes Wort aus seinem Mund soll so ernst genommen werden, wie das Wort des Herrn selbst. Er wird dich aufgrund dessen lehren, was zu einer bestimmten Zeit notwendig ist. Er wird in dein Leben hinein sprechen. Dein Erfolg liegt in deinem Gehorsam gegenüber seinen Anweisungen. Wenn du zu dieser Betreuung JA sagst, dann wird Gott auf einer erhöhten Stufe mit dir arbeiten, dich an die Spitze treiben, dir deine Lebensaufgabe offenbaren, dich ausrüsten und dich formen!“

Als ich am Sonntag morgen endlich aus meinem letzten Bus stieg, war es etwa 8:40 Uhr. Ich folgte meinem GPS-Signal über Google Maps und wusste, dass ich auf dem richtigen Weg war, als ich ein Schild mit den Worten „New International Church“ sah.

Nachdem ich mich ein wenig umgesehen hatte, fand ich den Eingang des Kirchengebäudes. Ich habe sofort einen der Veranstalter gefunden, welcher mich als Neuankömmling erkannte, mich willkommen hiess und mich auf die vielen Flyer aufmerksam machte, die sich auf einer Ablage befanden.

Ich schaute mich in der Haupthalle um und sah hinten einen Stand der gemeindeeigenen Ghana-Mission. Dort waren viele Bilder von der dazu gehörigen Schule und deren Kindern angebracht. Der Stand verkaufte kleine Pflanzen in Miniatur-Vasen aus Glas, welche mit dekorativen Steinen gefüllt waren, deren Erlös zu Gunsten der Ghana-Mission geht. Neben dem Stand befand sich eine Tonkabine, wo Kameras aufgestellt waren, und ich nahm an, dass dort die Onlinestreams gefilmt wurden. Links davon gab es noch zwei weitere Stände, an denen Bücher und CDs verkauft wurden, welche man als Papierausgabe oder in der Online-Version erwerben konnte. Der vordere Bereich der Halle beherbergte die Bühne mit einigem an Tonausstattung, wo sich fünf Sängerinnen unterschiedlicher Herkunft unterhielten. Eine andere Frau sass vor einem Keyboard, eine spielte Schlaginstrumente und ein Mann sass auf der Seite mit einem Akkordeon.

Einige Leute begrüssten mich, sowohl Teammitglieder als auch Besuchende. Sie waren freundlich und schüttelten mir die Hand, eine Frau umarmte mich sogar. Ich begann ein Gespräch mit einer netten, freundlichen Dame und stellte ihr ein paar allgemeine Fragen. Als ich ihr jedoch erklärte, dass ich im Auftrag von Relinfo komme, sagte sie, sie würde lieber keine Fragen beantworten, bis Pastor Sagoe erklärt, dass dies in Ordnung ist.

Dann stellte sich mir der Ehemann der Hauptsängerin vor. Er war sehr nett zu mir und erklärte, wie sehr er die ethnische Vielfalt in der Kirche schätzte. Vor der Bühne befand sich eine Reihe von Flaggen, und er sagte mir, dass sie die Nationalitäten in der Kirche repräsentierten – es waren 23 Flaggen. Ich war überrascht von dieser Vielzahl; ich hatte online über diese Vielfältigkeit gelesen, aber ich dachte, es wären vielleicht zehn oder elf Nationalitäten vertreten, nicht 23. Die Flaggen, die ich erkennen konnte, waren die von Italien, Spanien, der Schweiz, Deutschland, Österreich, Israel, Mexiko, Frankreich, Indien und der USA.

Um 9.30 Uhr gesellte sich ein männlicher Sänger zu den Sängerinnen auf der Bühne, und die Hauptsängerin begann mit dem Lobpreis. Die Kinder gingen alle zu verschieden Betreuungspersonen im hinteren Teil des Raumes, blieben allerdings für die Lieder im Saal. Das erste war „Du bist erhoben“, dann folgte „Die Güte des Herrn“. Eine Zeile des Liedes lautet: „Sein Erbarmen hört niemals auf.“ Daran schloss eine Ansprache der Hauptsängerin über Gnade und über Pastor Sagoes fünftes Kind an, welches zwei Wochen davor zur Welt gekommen ist und Mercy (dt. Gnade) heisst.

Nachdem die Hauptsängerin ihre Rede beendet hatte, setzte die Band noch einmal zum Lied „Die Güte des Herrn“ an. Fast alle standen und tanzten an ihrem Platz. Das nächste Lied „Majestät“ dauerte eine Weile. Der Beamer zeigte den Text nicht immer korrekt an, was es für mich schwierig machte zu folgen. Auf das schweizerdeutsche Lied „Chönig vo mim Härz“ folgte ein weiterer englischer Titel, „Take My Life“. Bis anhin waren alle Lieder „Slow-Christian-Pop“ (Sakro-Pop). Sie waren im Allgemeinen repetitiv und hatten einfache Melodien. Einige der Sänger auf der Bühne liessen interessante Harmonien und Solo-Parts hinein fliessen, aber abgesehen davon blieben sie simpel. Je mehr Lieder gespielt wurden, desto intensiver tanzten und klatschten die Leute im Rhythmus mit. Es war die aktivste Lobpreiszeit, die ich je gesehen habe.

Das nächste Lied „We Bow Down and Worship“ wurde mehrfach gesungen, wobei die Worte ausgetauscht wurden. Die Leute wurden angehalten, selbst zu beten und zu preisen, und sie taten dies auch, indem sie vor- und zurückgingen und sich laut in derjenigen Sprache äusserten, welche sie auch immer bevorzugten. Ich sah mich in der Gemeinde um und würdigte die farbige Garderobe und die schönen Kleider.

Als letztes Lied wurde „Forever Grateful“ gespielt. Dann traten eine ältere Dame in einem rosafarbenen Kleid und ein älterer Mann in einem weissen Hemd auf die Bühne. Die Dame betete und pries auf Deutsch, während der Mann auf Englisch übersetzte. Die Gemeinde betete und pries weiterhin selbständig.

Um 10.30 Uhr begann der Gottesdienst offiziell. Die Leute hatten sich nach und nach seit 9.30 eingefunden, und der Pastor war um 10.00 Uhr hinzugekommen. Die Kinder waren für den Lobpreis im hinteren Teil geblieben, aber während der Willkommensrede zur Sonntagsschule verliessen sie den Raum.

Wir wurden mit dem Kirchenmotto willkommen geheissen: „Where Jesus is Lord, Prayer is Key, and God’s Time is the Best.“ Oder: „Wo Jesus der Herr, Gebet der Schlüssel und Gottes Zeit die Beste ist.“ Sie machten allgemeine Ankündigungen zu den kommenden Seminaren, für die ich Flyer gesehen hatte. Neu war für mich, dass sie vom nächsten Gottesdienst in Solothurn sprachen, wo sie sich Schritt für Schritt vorwärts bewegen und Fuss fassen würden. Das war überraschend für mich, da ich nichts von einer neuen Kirche in Solothurn wusste.

Nachdem die Ankündigungen vorbei waren, trat die Frau in Rosa von der Bühne und der Mann im weissen Hemd übernahm auf Deutsch. Eine Frau in einem schwarzen Kleid nahm das zweite Mikrophon und übersetzte auf Englisch. Sie sprachen über Finanzen und sagten, dass in dieser Kirche oft das Thema Geld behandelt würde. Sie begannen Gründe dafür aufzuzählen. Sie verwiesen auf Lukas 6,35 und die Leute schauten in ihren Bibeln und auf ihren Handys nach, aber der Vers war auch in Deutsch, Englisch und Französisch auf den Bildschirm projiziert. Sie erklärten, wenn man selbst grosszügig sein könne, würde Gott diese Grosszügigkeit zurückgeben. Man könne Gott mit Geld ehren, Gott zu geben sei ein Zeichen von Dankbarkeit, und Opfer seien Prüfungen von Gott.

Die Band sang „Forever Grateful“ während Umschläge ausgeteilt wurden. Auf den Umschlägen waren acht Spendemöglichkeiten erwähnt: Opfer, Zehnten, Pastor, Erstlingsfrucht, Gebäude, Mission, Mediendienst und Anderes. Man konnte markieren, wofür man spenden wollte, und das Geld in den Umschlag legen. Unten auf dem Umschlag konnte man noch ein Gebetsanliegen aufschreiben. Die Umschläge wurden dann in Eimern gesammelt. Das war für mich eindrücklich, da ich noch nie eine Kollekte in dieser Art gesehen habe.

Nach der Kollekte verliess der Mann im weissen Hemd die Bühne, während Pastor Sagoe sie betrat. Davon ausgehend, dass die Predigt gleich beginnen würde, schaute ich mich im Raum um, damit ich eine Vorstellung davon bekäme, wer anwesend war. Es gab 80 Sitzplätze, wovon fünf bis zehn leer waren. Das Durchschnittsalter der Besucher war vermutlich 45; ich habe höchstens fünf andere junge Erwachsene in meinem Alter gezählt, dazu kamen rund zehn Kinder. Es waren geschätzt 50 Frauen auf 30 Männer.

Der Pastor fing kurz vor 11 Uhr an zu predigen. Er sprach in Englisch, während die junge Frau im schwarzen Kleid auf Deutsch übersetzte. Mithilfe von 2. Timotheus 3,1-5 listete er drei Gebetsanliegen auf. Zuerst kamen die Verse 1 und 2. Er sagte, diese Verse seien eine Prophezeiung der Endzeit, und dass Menschen heutzutage nicht wüssten, was Liebe bedeutet, sie kennten Egoismus. Egoismus komme nicht von Gott, sondern sei ein schlechtes Zeichen der Endzeit. Er betete danach für Liebe und gegen den Egoismus. Die zwei Personen auf der Bühne fielen in das Gebet ein und sprachen laut in ihr Mikrophon, derweil standen alle auf, beteten laut, tanzten herum und bewegten sich.

Dann kamen die Verse 3 und 4. Pastor Sagoe sagte, sie richteten sich gegen Menschen, die Vergnügungen – Filme, Ausgehen, Spielen – dem Kirchenbesuch vorzögen. Es seien böse, satanische Geister, die dies verursachten. Er meinte zwar, dass Gott es liebe, wenn seine Leute Vergnügen haben – aber die Endzeit liesse sie Vergnügungen mehr lieben als Gott, was böse sei und einen in die Hölle bringe. Er fuhr fort, dass der Sabbat nicht für die Erholung da sei, von der die Schweizer behaupten, dass sie diese bräuchten. Sie ruhten sich aus, schauten fern und spielten, aber der Sabbat wäre für göttliche Aktivitäten gedacht. Dann erklärte er die falsche Interpretation der Bibel und den Mangel an Wissen zum grössten Feind der Christen. Es folgte ein Gebet gegen trügerische Endzeitgeister. Gleich wie zuvor beteten die Personen auf der Bühne, während die Gemeindemitglieder sich bewegten und laut mitbeteten.

Dieses gesamte Gebetsanliegen war für mich schwierig positiv zu werten, besonders weil Pastor Sagoe Vergnügungen als böse bezeichnete und meinte, sie brächten Menschen in die Hölle. Später, als er sagte, ihr grösster Feind sei die falsche Interpretation der Bibel, musste ich mich fragen, warum er annahm, seine Interpretation sei korrekt und besser als die Auslegungen anderer.

Das dritte Gebetsanliegen war von Vers fünf begleitet und handelte von Stolz und Verrat. Pastor Sagoe sagte, Dinge über Gott zu stellen bedeute, dass man zu viel Stolz habe. Auf falsche Art religiöse Leute bekämpften das Heilen, den Heiligen Geist, Befreiung und Prophetie. Solche Leute bezeichneten sich als Kinder Gottes, aber sie glaubten nicht wahrhaftig.

Alle wurden dann nach vorne gerufen, damit für sie gebetet werden konnte, um den Dämon der Vergnügung zu überwinden, während die Band im Hintergrund Musik spielte. Pastor Sagoe hielt Öl in einer Hand und tupfte es auf die andere, dann betete er über den Gläubigen mit einer Hand auf deren Stirn. Viele Leute fielen um, aber es standen andere bereit, um sie aufzufangen. Pastor Sagoe machte allgemeine Prophezeiungen, zum Beispiel über eine Veränderung in einer Familie in den nächsten drei Monaten. Als er für eine Frau betete, fing sie an, wild um sich zu schlagen und zu schreien, bevor sie auf den Boden fiel, wo sie weiter um sich schlug und schrie. Die Gemeinde wurde gebeten, die Hände auszustrecken und Gebete auf sie zu richten. Später schrie und stürzte ein anderes Mädchen, aber weniger heftig als die erste Person. Das gesamte dritte Gebetsanliegen dauerte etwa eine Stunde.

Ich hatte bereits vermutet, dass die Gemeinde an Austreibung böser Geister, Besessenheit durch Dämonen und Exorzismus glaubt, aber ich hatte niemals Eindeutiges darüber gelesen. Nun zu hören, wie der Pastor darüber sprach und tatsächlich behauptete, böse Geister auszutreiben, während Leute umfielen und schrien, war für mich schockierend. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Während meiner Recherche verstand ich nicht ganz, weshalb einige Ratsuchende bei Infostellen sich wegen der New International Church Sorgen machten, da die Gemeinschaft weitgehend harmlos wirkte, aber nun konnte ich nachvollziehen, dass diese Praxis Angst hervorrufen könnte.

Nachdem die letzten Gebete vorbei waren, scherzte Pastor Sagoe darüber, die „kürzeste Predigt, die ich je hatte“ zu halten. Da er sein iPad nicht finden konnte, witzelte er, dass vielleicht die Entrückung zuerst unsere elektronischen Geräte wegnehmen würde. In Bezug auf die prophetische Befreiung – so wird das Austreiben von bösen Geistern bezeichnet – sagte er der Gemeinde, dass Christen mehr als andere Religionen hätten. Sie erhielten Demonstrationen von Jesus und eine Beziehung mit ihm, während andere Religionen nur Bücher besässen.

Er fuhr mit organisatorischen Bemerkungen fort, wie ein Prophetie-Treffen in Hamburg und die vielen Anhänger der Gemeinschaft in Deutschland. Er sprach von einem Mann, Frank, der am Mentorenprogramm teilnimmt, welches Pastor Sagoe anbietet. Frank hatte Krebs, ist aber nun geheilt und bekommt mehr Kinder. Er gab an, dass jeder Termin der Kirche im Sommer wichtig sei, denn diese Daten seien Verabredungen mit Gott, nicht mit Menschen. Als er auf das Beziehungsseminar zu sprechen kam, redete er von seiner Frau, mit welcher er seit sieben Jahren verheiratet ist. (Mein Gedanke war: Fünf Kinder in sieben Jahren? Meine Güte!) Er scherzte, dass die erste Frage, die er im Himmel stellen würde, sei: „Darf ich meine Frau nochmals heiraten?“

Darauf folgte die eigentliche Predigt, welche wieder von Geld handelte. Pastor Sagoe sagte, Jesus habe viel über Geld geredet, und dass es eines der wichtigsten Themen in der Bibel sei. 10% der Verse in den Evangelien handelten von oder über Geld. In der Bibel, meinte Pastor Sagoe, gebe es 500 Verse über das Gebet, unter 300 über den Glauben, aber mehr als 2’000 über Geld. Er denke, all diese Verse seien für Christen des 21. Jahrhunderts gedacht, damit sie wüssten, wie mit Geld umzugehen sei. Er fuhr weiter, dass man bereit sein müsse, alles wegzugeben und von vorne anzufangen, sonst habe man im Leben gar nichts erreicht. Er versicherte, dass die Bereitschaft zum Neubeginn der Schlüssel zum Erfolg sei.

Danach witzelte er darüber, dass dies seine kürzeste Predigt überhaupt gewesen sei. Er betete für alle, dann zerstreute sich die Gemeinde. Nachdem es vorbei war, wartete ich in einer Schlange, um mit dem Pastor zu sprechen, stellte mich vor und fragte, ob ich ein Interview mit ihm machen dürfte – er stimmte zu und sagte, ich würde hoffentlich die Wahrheit schreiben.

Ich fand eine der ersten Personen, die mich begrüsst hatten, und stellte ihr Fragen über die Kirche und ihre Geschichte. Die Hauptsängerin nahm auch für eine Weile am Gespräch teil. Sie bemerkte, dass falsche Informationen über die Gemeinde verbreitet würden, was sie störe – zum Beispiel würden sie als Migrationskirche bezeichnet, obwohl sie eigentlich darauf konzentriert seien, die ganze Bevölkerung der Schweiz zu erreichen. Manche Leute meinten auch, die Kirche sei eine Abspaltung von Pastor Sagoes alter Kirche, Vineyard, aber tatsächlich sei sie eine Neugründung.

Die erste Frau sagte, sie glaube, dass jede Kirche eine Mission habe und die Aufgabe ihrer Kirche das Ghana-Projekt sei. Sie glaubten an Unterordnung unter die Leitung und an die Wichtigkeit, sich selbst führen zu lassen. Sie erläuterte ausserdem, die grosse Bedeutung des Mentors von Pastor Sagoe, Rev. Sam K. Ankrah, und dass der Pastor für die meisten seiner Entscheidungen dessen Zustimmung einhole.

Als wir die Unterhaltung beendeten, war es bereits 13.15 Uhr. Ich wünschte der Dame alles Gute und machte mich auf den Weg zur Busstation. Ich hatte über vieles nachzudenken. Die Predigt war kurz gewesen, aber die „prophetische Befreiung“ war schockierend. Ich war ausserdem überrascht, von der Entrückung zu hören, da das ein weiterer Hinweis darauf war, dass die Gemeinschaft an ein baldiges Ende der Welt glaubt. Der Fokus auf das Geld machte mich skeptisch. Ihr Glaube an Unterordnung und an die Wichtigkeit, einem spirituellen Meister zu folgen, beunruhigten mich, ähnlich wie das Mentorenprogramm, da dort Gehorsam und die Befolgung von Befehlen stark betont wird, was gefährlich werden kann.

Dennoch fand ich es faszinierend, wie interaktiv die Versammlung war – es wurde oft „Amen!“, „Halleluja!“ und „Ja!“ ausgerufen, oder man stimmte ein, wenn Pastor Sagoe einen Vers zitierte, den alle gut kannten: „You shall know the truth and the truth shall set you free!“ – „Und ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ (Joh 8,32) Pastor Sagoes Sprache war auch bemerkenswert – sie war nicht besonders wortgewandt oder perfekt formuliert, aber sie war charismatisch. Er wiederholte sich oft und betonte das, was er wichtig fand. Die Worte, die er benutzte, waren einfach, aber sehr effektiv.

Insgesamt war der Gottesdienst spannend, allerdings um einiges länger, als ich erwartet hatte. Ich hatte das Gefühl, viel mehr erfahren zu haben, als ich über das Internet herausfinden konnte, und ich begann zu verstehen, weshalb diese Kirche manchen Menschen Sorgen bereitet. Es gab einige kritische Punkte in den Bereichen Geld, böse Geister, Gehorsam und Endzeit. Ihre Gemeinschaft und besonders ihre Integration aller Nationalitäten waren beeindruckend. Dass die Gemeinde dafür gelobt wird, scheint mir berechtigt.

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