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Mun-Bewegung

Kurzinformation

 

Die Mun-Bewegung, früher auch Vereinigungskirche genannt, wurde 1954 in Soeul begründet vom Koreaner San Myung Mun (in englischer Schreibweise Sun Myung Moon) Nach ihm heissen die Anhänger auch Munies (oder engl. Moonies). Mun sieht sich zum Messias berufen, der das Werk Jesu Christi, der als im Wesentlichen gescheitert gesehen wird, vollendet. Hintergrund ist die Vorstellung Muns, dass das Problem der Menschheit ein genetisches sei, da sie aus einer sexuellen Verbindung Evas mit der Schlange (dem Satan) abstammen würde. Ziel ist es nun, aus der satanischen in die göttliche Blutlinie überzuwechseln und dadurch "wiederhergestellt" zu werden. Dies geschieht durch Adoption durch Mun im Rahmen des sog. "Blessings" (Segnung), von Aussenstehenden allgemein als Massenhochzeit bezeichnet. Dabei wird dem Mitglied nicht nur ein Partner zugeführt, sondern in der "Holy-Wine-Zeremonie" auch ein Wein getrunken, welcher etwas Blut von Mun enthält. Dadurch geschieht der Wechsel in die göttliche Blutlinie. Als problematisch gestaltete sich diese Vorstellung insbesondere für die Kinder von Munies, die von der genannten Theorie her eine sündlose Generation sein sollten, und den diesbezüglichen Erwartungen ihrer Eltern in aller Regel nicht zu genügen vermochten.

Während die Mun-Bewegung in Korea recht kirchenartig auftrat, konnte das für die USA, wo die Bewegung seit 1958 aktiv ist, nicht gesagt werden. Hier entwickelten die Munies Missionsmethoden, die für den sektenhaften Ruf der Organisation wesentlich verantwortlich sind, z.B. "Love Bombing" (der Anzuwerbende wird mit Zuwendung überschüttet), "Heavenly Deception" (Himmlische Täuschung, Lüge als Missions- und Geldsammelmethode, Verleugnung der Zugehörigkeit zur Mun-Bewegung, ja überhaupt religiöser Absichten), "Sandwichen" (der Anzuwerbende wird nie allein gelassen, sondern - wie der Schinken im Sandwich - stets von zwei Bisherigen begleitet, die z.T. vorgeben, ebenfalls neu zu sein), Camps mit räumlicher Abschottung und hoher zeitlicher Inanspruchnahme, welche keine Zeit zu eigenem Nachdenken übrig lässt. Infolge dieser Methoden wurde die Mun-Bewegung der USA bei Sektenexperten zum Musterbeispiel für sog. "Programming", für ein Ueberzeugen von Anzuwerbenden nicht durch Inhalt, sondern durch psychologische Tricks. Trotz dieser Methoden gelangten weniger als 20 % der Besucher des einführenden Weekend-Camps zu einer mehr als zweijährigen Mitgliedschaft (was deutlich macht, dass die Methoden im Unterschied zu sog. "Gehirnwäsche" in Gefangenenlagern keinesfalls zwingend wirksam sind). Wer bei der Mun-Bewegung verblieb, wurde oft mobilen Fundraising-Teams zugeteilt, welche häufig mit überlangen Arbeitstagen unter allerlei Vorwänden Geld für Mun und seine Bewegung sammelten.

Der daraus resultierende Kontaktabbruch mit dem Ursprungsmilieu liess begüterte Familien ab und zu sog. "Deprogrammierer" engagieren, welche das Mitglied unter An-wendung ähnlicher Methoden wie die Gemeinschaft selbst (Einschliessung, Ueberschüttung mit Information, hohe zeitliche Inanspruchnahme) von den nachteiligen und inkonsequenten Seiten der Mun-Bewegung zu überzeugen suchten - nicht selten mit Er-folg, da eine Bekehrung unter Einfluss von Tricks einer ebensolchen Gegenwirkung durchaus offen ist. In den letzten Jahren wurde das Deprogramming, da als Freiheitsberaubung selbstredend illegal, zunehmend durch Interventionen mit Zustimmung des Mitglieds ersetzt, welche eine ähnliche Erfolgsquote erreichen.

Junge Menschen aus dem deutschen Sprachraum wurden mit den Munies hauptsächlich als Touristen oder Ausstauschstudenten in den USA konfrontiert. Zur Zeit werden einige hundert Schweizer bei der Mun-Bewegung mittun, z.B. in Osteuropa. Eine Niederlassung existiert in Wien, nicht aber in der Schweiz. Deutlich sind die Anzeichen einer gewissen "Verkirchlichung" im Zusammenhang mit der altersbedingten Veränderung von einer Gemeinschaft, die vor allem junge Menschen anspricht, hin zu einer Organisation mit altersmässigem Schwergewicht in den mittleren Lebensjahren, siehe dazu den Artikel über einen Besuch bei der Mun-Bewegung in Wien.

Die Mun-Bewegung arbeitet mit unzähligen Unterorganisationen, deren Verbindung mit der Mun-Bewegung unterschiedlich deutlich gemacht wird, weshalb von Kritikern in diesem Zusammenhang auch von Tarnorganisationen gesprochen wird.

Georg Otto Schmid, 2004


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