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  NAK Neuapostolische Kirche
  Uebersicht
  "Der Stammapostel offenbart in Wort und Tat den Willen des Sohnes."(1)
Verbale Verbeugungen vor dem Stammapostel in der Neuapostolischen Kirche
Nachlese im Kürbisgarten?
Die Neuapostolische Kirche (NAK) erlebt zwar zur Zeit in Mitteleuropa wie andere Grosskirchen und "Grossekten" stagnierende oder rückläufige Mitgliederzahlen. Der Stammapostel vergleicht den Versuch, in unseren Breitengraden "Seelen zu gewinnen" mit einer "Nachlese im Kürbisgarten". "Eine Nachlese bei Kürbissen bringt wirklich nicht viel, denn sie sind ja kaum zu übersehen."(2) Aber nicht überall muss die NAK im Kürbisgarten nachlesen. Ihr zahlenmässiger Erfolg in der dritten Welt ist eklatant. Sie zählt heute weltweit 9,3 Millionen Mitglieder, gut zwei Millionen mehr als vor vier Jahren. Diesen Erfolg verdankt sie wahrscheinlich - ihr selber kaum bewusst - ihrer denkbar schlichten, ja sogar anspruchslosen Spiritualität.
Der Fels Gottes in der Brandung der Gegenwart
In einer Zeit des permanenten Umbruchs in allen Lebensbereichen bietet die NAK Geborgenheit und Halt in einfachen Führungsstrukturen, einfachen Glaubensinhalten, einfachen Regeln. Der Stammapostel ist der Fels Gottes mitten in der wilden Brandung der Gegenwart. "Das Stammapostelamt ist das Felsenamt, das Jesus für die Urkirche dem Apostel Petrus anvertraute. Damit verbunden war auch die Schlüsselgewalt und der Auftrag, der Herde Christi als erster Hirte zu dienen."(3) Wer sich an diesen Felsen hält und an die anderen Apostel, die ihn umgeben, an die klaren Gesetze, die er im Namen Gottes verkündet (4), der erlebt Geborgenheit und sichere Führung mitten in einer Zeit, die jede Ordnung aufzulösen droht. "Es ist der Ausdruck wachsender Gesetzlosigkeit auf manchen Gebieten, dass heute so vieles erlaubt ist oder toleriert wird, was noch vor Jahren undenkbar war. Und man wird als verkorkst hingestellt, wenn man da oder dort nicht mitmacht und dieser Gesetzlosigkeit keinen Vorschub leistet."(5) Verkorkst oder nicht, Hauptsache, ich bin dem Chaos der Welt entronnen. Ich stehe auf dem göttlichen Felsen so fest, dass die Wogen der bösen Zeit mich in keiner Weise mehr zu Fall bringen.
Heilige Gleichförmigkeit
Die NAK kennt eigentlich kaum eine eigene Theologie (6) und auch nicht einmal im Ansatz den Versuch zu einer zeitgemässen oder weltnahen Verkündigung. Ihre in ihren Zeitschriften nachgedruckten Predigten zeichnen sich aus durch antiquierte biblische Sprache, assoziativen Bibelgebrauch und minimale Bandbreite der behandelten Themen. Kurz - das Geheimnis dieser meist vor vollen Kirchenbänken gehaltenen Predigten ist die fromme Monotonie. Aehnlich anspruchslos ist der exegetische Aufwand der NAK. Die NAK kennt fast kein exegetisches Bemühen. Kurz - die Theologie der NAK gleicht in ihrer bedürfnislosen Gleichförmigkeit den schwarzen Anzügen der vielen kirchlichen Amtsträger in den vordersten Bankreihen der Gottesdienste. Oder ist die NAK-Spiritualität gar nicht so bedürfnislos, wie sie bei erster Uebersicht erscheint? Vielleicht kann theologische Naivität und der Verzicht auf alle spirituellen Extravaganzen einer versammelten Gemeinschaft ein aussergewöhnliches Mass an Geborgenheit und ein Gefühl für sicheres Geführtwerden vermitteln. Anspruchsvolle Theologie und weltnahe, vielleicht sogar originelle, aber in jedem Fall anregende oder gar aufregende Predigten dienen dem Sicherheitshunger der verunsicherten Zeitgenossen nur sehr schlecht.
Den Felsen spiegeln
Die überall auffallende NAK-Gleichförmigkeit steht und fällt selbstverständlich mit dem Stammapostel. Er ist sozusagen die personifizierte Glaubensnorm. In jedem Gottesdienst, in dem er auftritt, setzt sein "Dienst am Altar" die Grundlinie für alle noch anschliessenden "Zugaben." Die auch noch sprechenden Apostel oder anderen Amtsträger spiegeln in eigenen Worten meist das soeben vom Stammapostel Gesagte (7). Dank diesem Bemühen um endlose Spiegelung findet die NAK zu ihrer Homogenität, zu ihrer spirituellen Einfarbigkeit und zu ihrer theologisch anspruchslosen Norm. Zu den Spiegelungen der Stammapostelpredigt in den Predigten der anderen Würdenträger liessen sich noch viele für die Mentalität und die Führungsstruktur der NAK bezeichnende Beobachtungen beibringen. Ich möchte im Folgenden nur auf den emotional interessantesten Aspekt dieser Spiegelungen eingehen, auf die Huldigungen der anderen Würdenträger an den Stammapostel. Der neuapostolische Christ ist ein nüchterner Mensch, der Amtsträger ist inkorporierte emotionale Zurückhaltung. Der NAK-Christ geht vor dem Stammapostel nicht auf die Knie, noch küsst er irgendwelche Bischofringe. Die Huldigungen an den Stammapostel sind fast rein verbal. Aber umso inniger zeigen sich in diesen Huldigungen, wieviel verdrängte Gefühle und wieviel Liebe zum sicheren Führer im Glauben in einzelnen Amtsträgern leben. Nur nebenei sei noch erwähnt, dass diese Huldigungen wahrscheinlich auch der eigenen geistigen Laufbahn dienlich sind. Auf alle Fälle könnte ich mir vorstellen, dass das Fehlen solcher Huldigung von hierarchisch noch Höherstehenden bemerkt und zur Kenntnis genommen wird. Kurz - ein verbaler Bückling vor dem Stammapostel kann keinem Apostelhelfer schaden. Trotzdem - in den Huldigungen verbindet sich neuapostolische Nüchternheit mit einer überraschenden Innigkeit.
Aus Doktrin wird Erfahrung
Manche Huldigungen variieren in eigenen Worten und als eigene Erkenntnis dargestellt die offizielle NAK-Lehre zum Stammapostelamt: "Als unser Stammapostel zu uns sprach, dachte ich: Es ist die Stimme des Herrn, die wir hören." (8) Ein anderer Amtsträger spürt "eine tiefe Dankbarkeit, dass...man aus Gnaden den Mann Gottes in unserem Stammapostel erkennen darf, seinem Wort glauben, in seinen Fussspuren wandeln und somit das Ziel erreichen kann." (9) "Unter dem Dienen unseres Stammapostels hatte ich das Empfinden, dass uns der Mann Gottes an die Hand genommen und uns eingealden hat, auf dem Weg zum Ziel weiter vorwärts zu gehen, um Gott, unserem Vater, aber auch der Vollendung, damit dem Ziel unseres Glaubens wieder ein Stückchen näher zu kommen."(10) In der Begegnung mit dem Stammapostel wird die offizielle Doktrin eigene Erfahrung.
Das höchste der Gefühle
Andere legen Gefühlsäusserungen vor, die sie mit allen anderen Answesenden verbinden. Der Stammapostel öffnet durch seine Liebe die Tür zum eigenen Herzen und damit auch die Tür zum Herzen aller anderen Anwesenden: "Wir haben einen grossartigen Gottesdienst erlebt und im Dienen unseres Stammapostels Liebe zu uns allen empfunden."(11) Dieses Verbundensein mit dem Stammapostel und den anderen Anwesenden gehört zum Besten, was Menschen zustossen kann: "Auch wir sind heute abend durch das Dienen unseres Stammapostels auf die Höhe der Freude geführt worden."(12) Das innigste der Gefühle, das in der Begegnung mit dem Stammapostel aufbricht, ist aber keinesfalls die wilde Freude. Auch wenn der NAK-Amtsträger Gefühle zeigt, wahrt er Ordnung und Mass. Das höchste der Gefühle ist der Friede: "Durch das Dienen des Stammapostels und des Bezirksapostels wurde ein wunderbarer Friede in unsere Herzen gelegt."(13) "Als der Stammapostel betete, wurde unsere Seele ruhig und friedevoll."(14)
Das Geheimnis des herzlichen Würdenträgers
Wieder andere Huldigungen an den Stammapostel - kaum eine Anschlusspredigt an die Predigt des Stammapostels verzichtet auf Huldigungen - treffen wahrscheinlich das für manche neuapostolische Christen bedeutenste Moment im Stammpostelamt: Die geheimnisvolle Verbindung von Autorität und Herzlichkeit im Amtsträger. Nicht dass der Stammapostel ein besonders herzlicher Mensch sein müsste, um den Gotteskindern die folgenden Komplimente zu entlocken. Allein dass Faktum, dass der höchste Würdenträger sich menschlich verhält und seine Zuhörer wohlwollend anspricht. Die Aura seines Amtes macht seine Freundlichkeit und sein Wohlwollen beinahe schon zum Wunder. Die nach Autorität hungernde Seele erlebt sein Wohlwollen beinahe als Zuwendung des Himmels zur Erde und ist durch eine an sich normale Freundlichkeit zutiefst gerührt. Wäre der Stammapostel nicht der Stammapostel, so müsste er trotz aller Herzlichkeit auf die folgenden Eulogien auf seine Herzlichkeit sicher verzichten: "Ich dachte an ein Sprichwort, das wir in der englischen Sprache haben. Wenn einer sehr grosszügig und liebevoll ist, dann sagen wir: Er hat ein Herz aus Gold. Das haben wir heute bei unserem Stammapostel erlebt. Er hat ein goldenes Herz für uns, die Kinder Gottes. Er macht sich Gedanken über uns, er lehrt uns , und er gibt uns etwas. So können wir als Kinder Gottes auch goldene Herzen bekommen - und von dem abgeben, was wir empfangen haben."(15) "Der heutige Tag ist gross und heilig, weil der erste Knecht und Diener Gottes, unser Stammapostel, zum ersten Mal in Taiwan ist, und der Tag ist deswegen so gross und heilig, weil der Altar des Herrn unter uns aufgerichtet ist. Das Grosse und Heilige an diesem Tag ist Dienen Gottes Gottes an unseren Seelen durch das Wort, das Lebenswasser aus dem Herzen unseres Stammapostels."(16) "Der Stammapostel offenbart in Wort und Tat den Willen des Sohnes."(17)

Wer den Stammapostel als Stammapostel erlebt, der fühlt in der Herzlichkeit des Apostels die Liebe des Himmels, der sich der Erde zuwendet. Ohne die Aura seines Amtes wäre seine Herzlichkeit nur menschliche, und seine Theologie und Predigt wären nur Zeungisse spiritueller Monotonie. Aber so, als Stammapostel, grüsst in ihm der Himmel die Erde. So, als Stammapostel, entlockt er den nach ihm Sprechenden die Lobeshymnen auf einen lebenden Menschen, wie sie hochtrabender nur noch die östliche Gurumystik kennt.

Wie reagiert der Verehrte?
Der Stammapostel geht in seinen Reaktionen auf alle verbalen Verbeugungen mit keinem Wort ein. Er wehrt sie aber auch in keiner Weise ab. Er akzeptiert die Huldigung, die ihm zuteil wird, kommentarlos. Aber in seiner den Huldigungen vorausgehenden Predigt bricht er selbstverständlich dem Lob auf den Stammapostel und das Stammapostelamt schon freie Bahn. Der Stammapostel ist sich bewusst, was sein Amt in den Augen der Gotteskinder bedeutet. "Das Wasser des Lebens wird dargeboten im Apostelamt."(18) Wer sich über dieses Amt erhebt, irrt: "Und manch einer meint, er wisse dies und jenes besser als die Apostel und der Stammapostel - auch das kommt vor. Das alles sind Zeichen der letzten Zeit."(19) Der Stammapostel ist der Fels in den chaotischen Brandungen der Gegenwart, der Mann Gottes, der unsichere Zeitgenossen sicher ans Ziel führt. Warum darf dieser Fels nicht Fels genannt werden? Und warum sollte sich dieser Gottesmann wehren, wenn die Menge sich verbal vor ihm beugt? Der einzige Grund, sich solche Verehrung zu verbieten, würde aus dem Bewusstsein entspringen, dass Gott allein die Ehre gebührt. Aber dieses Bewusstsein kann sich in dieser Klarheit in der NAK nicht finden. Denn Gott hat sich im Bewusstsein der NAK in untrennbarer und einzigartiger Weise mit dem Stammapostel und den Aposteln verbunden. Wer Gott ehrt, vergisst nicht Gottes wahre Diener. "Der allmächtige Gott und sein Werk sind für uns wie ein Fels."(20) "Liebe Grüder und Schwestern, bei allem, was auch in der Zukunft gegen Gottes Werk vorgebracht wird, muss eines uns klar sein: Wir stehen an der Sache des Herrn; unsere Sache ist aus Gott und hat Bestand, sie ist nicht aus Menschen. Gottes Werk wird nicht untergehen!"(21) Die NAK kann Gott nicht mehr ohne sein Werk, ohne seine NAK, betrachten.
Anmerkungen
1. Bezirksapostel Pos, in einem Gottesdienst in Managua am 26.Januar 1997, Unsere Familie 57. Jahrgang, Nummer 9, 5.Mai 1997, 12

2. Stammapostel Richard Fehr, in einem Gottesdienst in Elmshorn am 20. April 1997, Unsere Familie 57. Jahrgang, Nummer 16, 20. August 1997, 10

3. Leitfaden für den Religionsunterricht der neuapostolischen Kirche, 4. Jahr, Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt am Main o. J. 79. Vgl. auch die folgende Erklärung des Stammapostels Fehr zum Stammapostelamt:

"Was tut der Stammapostel mit seiner Schlüsselgewalt? Jesus sagte zu Petrus: 'Ich gebe dir des Himmelsreiches Schlüssel.' Hier habe ich einen Schlüssel", erklärte der Stammapostel den Anwesenden, "damit kann ich in dieser grossen Stadt nur ein Zimmer, mein Hotelzimmer, öffnen. Dafür ist dieser Schlüssel gemacht. Was kann man mit dem Schlüssel zum Himmelreich öffnen? Die Zugänge zum Altar, dort kann Gottes Wort wirken und seine Gnade in den Sakramenten empfangen werden." Stammapostel Fehr anlässlich seines Besuchs in Taipeh, Unsere Familie 57.Jahrgang, Nr. 13, 05.Juli 1997,5

4. Zu den wichtigsten Regeln gehört der regelmässige Gottesdienstbesuch.

5. Stammapostel Fehr, in einem Gottesdienst am 16. März 1997 in Berlin, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nummer 12, 20. Juni 1997, 9

6. Bezeichnend für den Mangel an theologischer Reflexion ist nicht zuletzt die Zitationspraxis der Apostel, die sich nicht scheut, Banalitäten mit Autoritäten zu verbinden. So zitiert der jetzige Stammapostel Fehr einen seiner Vorläufer im Amt wie folgt: "Stammapostel Bischoff sagte ja zu seiner Zeit schon das bekannte Wort: 'Es bleibt nicht so.'" Stammapostel Fehr im Gottesdienst in Elmshorn am 20.4.97, in: Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nummer 16, 20. August 1997, 9.

7. Jede Nummer der Zeitschrift "Unsere Familie" berichtet im Hauptteil an erster Stelle von einem Stammapostelgottesdienst irgendwo auf der Welt. Der Stammapostel predigt als erster. Ihn begleitende Amtsträger werden von ihm zu "Zugaben" aufgefordert. Die folgenden Zitate sind alle den in der Zeitschrift "Unsere Familie" publizierten schriftlichen Versionen dieser Stammapsotelpredigten und den ihr folgenden Anschlussvoten entnommen.

8. Bezirksapostel Kolb in einem Gottesdienst in Elmshorn am 20.4.97, a.a.O. 15

9. Bezirksapostelhelfer Horn im Gottesdienst in Hannover am 23. Februar 1997, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nr. 1O,14

10. Berzirksapostel Saur, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nr. 13, 5. Juli 1997, 13

11. Bezirksapostel Klingler im Gottesdienst in Georgetown am 19. Januar 97, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nr.11, 5.Juni 1997, 13

12. Bezirksapostel Rosentreter, in einem Gottesdienst in Pretoria am 17. Dezember 1996, Unsere Familie, 57.Jahrgang, Nr. 8, 20. April 1997, 12

13. Bezirksapostel Dessimoz, im Gottesdienst in Hannover am 23. Februar 1997, a.a.O. 12

14. Bezirksapostel Rosentreter, im Gottesdienst am 1.März 1997 in Taipeh, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nummer 13, 12.

15. Bezirksapostel Barnes, in einem Gottesdienst in Hannover am 23. Februar 1997, a.a.O. 11

16. Bezirksapostel Saur im Gottesdienst in Taipeh, a.a.O. 11

17. Bezirksapostel Pos im Gottesdienst in Managua am 26.Januar 1997, a.a.O. 12

18. Stammapostel Fehr im Gottesdienst in Taipeh, a.a.O. 8

19. Stammapostel Fehr im Gottesdienst in Krefeld am 6. April 1997, Unsere Familie, 57. Jahrgang, Nummer 14, 20.Juli 1997, 7

20. Stammapostel Fehr in einem Gottesdienst in Georgetown am 19. Jan.97, Unsere Familie 57. Jahrgang, Nr.11, 5.Juni 1997, 10

21. Stammapostel Fehr, Gottesdienst vom 6. April 1997, a.a.O. 8

Georg Schmid, Oktober 1997
Letzte Aenderung 1997, © gs 1997, Infostelle 2000
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