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  OCG Organische Christus-Generation / Ivo Sasek
  Uebersicht
  Der Mann zwischen Himmel und Erde
Ivo Saseks Sommertournee im Jahr 2002
Wie schon in den letzten Jahren ist Ivo Sasek, seine Familie und ein Unterstützerkreis aus Saseks Gemeinschaft Organische Christus-Generation (OCG) auch im Sommer 2002 mit einer Werbeveranstaltung im deutschen Sprachraum auf Tournee. Gegeben wird ein als "Novatorium" bezeichnetes Musical mit dem Titel "Lemuel - Der Mann zwischen Himmel und Erde" nacheinander in den Städten Nürnberg, Steyr, Ulm, Hamburg, Berlin, Dresden, Zürich und Chur.

Während in Dresden nach Auskunft von Harald Lamprecht von www.confessio.de von Sasek-Getreuen in der Innenstadt reichlich plakatiert wurde, bleibt die Werbung auf dem Platz Zürich marginal. Den Bahnreisenden empfängt jedoch ein Stellplakat in der Bahnhofshalle, welches der Titel der Veranstaltung sowie ein Bild der OCG-Leider Anni und Ivo Sasek ziert. Das Layout ist so gewählt, dass Saseks Portrait beinahe als Illustration zum Untertitel "Der Mann zwischen Himmel und Erde" gelesen werden könnte - und so ist es ja, wie der Abend noch zeigen wird, möglicherweise auch gemeint. Wer das Plakat mustert, wird alsbald von einem älteren Herrn angesprochen, welcher eine warnrote Armbinde mit der selbstgemalten Aufschrift "Ordner" trägt. Ungute Assoziationen werden durch den Charme des Herrn schnell besänftigt. Ein Faltzettel zum Novatorium aus seiner Hand soll dem Interessierten den Weg zum Ort der Veranstaltung, es ist das Zürcher Volkshaus, weisen. Die Aufschrift "Novatorium" wird auf dem Faltzettel ergänzt durch fünf Sterne - eine vorweggenommene Wertung durch die Veranstalter selbst?

Herren mit und ohne Bart und Damen in den obligaten, oft geblümten Röcken empfangen den Ankommenden am Eingang zur genannten Stätte. Dem Eintretenden wird sofort klar: Hier werden dem modernen Lifestyle keine Kompromisse gemacht. Die OCG ist keine Trendgemeinde. Dennoch finden sich rund dreihundert Menschen im grossen Saal des Volkshauses ein. Die zwei älteren Damen schräg vor mir scheinen Sasek seit Jahrzehnten verbunden - vielleicht gehören sie zu seinem Donatorenkreis. Sie werden den Saal in der Pause wegen akustischer Probleme verlassen. Das Paar rechts neben mir verlässt den Saal schon nach den einleitenden Worten Saseks. Sein Stil scheint nicht zu behagen. Anschliessend nimmt dort, durch einen der zahlreichen Helfer angewiesen, ein Mann Platz, der inhaltlich immer dann mitgehen wird, wenn im Rahmen der Handlung die Polizei schlecht wegkommt. Ob er mit Saseks über deren Drogenrehabilitation "Obadja" bekannt wurde? Das Gros der Anwesenden wird aber ganz eindeutig von OCG-Mitgliedern und Sympathisanten gestellt. Das Wirrwarr der verschiedenen Mundarten verrät, dass Menschen aus der ganzen Deutschschweiz zur Veranstaltung gefunden haben. Das Publikum wird von Offiziellen eingehend und aus diversen Winkeln fotografiert - vielleicht um den Erfolg zu dokumentieren, vielleicht aber auch als Folge von Ivo Saseks Zuwendung zu Verschwörungstheorien, wie sie sich in seinem neuesten Buch "Erschütterung" zeigt (s. 55f., s. 60ff.).

Saseks Kritik-Verbot
Am Anfang tritt er selbst auf die Bühne, Ivo Sasek, Automechaniker, Drogenreha-Leiter, Prediger, Buchautor, Bibellehrer, Apostel, Prophet, und heute abend hier als Texter und Komponist. Er stellt dem Musical ein paar einleitende Bemerkungen voran. Es handle sich um ein Stück mit Tiefgang, beschreibt er sein Werk, und Aufmerksamkeit sei zur Erfassung des Sinns unerlässlich. Denjenigen, die von der Tiefe der Geschichte überfordert sein könnten, stellt er erklärende Bemerkungen am Ende in Aussicht. Denn, soviel wird schon verraten, das Novatorium berichtet zwar von einer fiktiven Geschichte, diese ist aber aus tatsächlichen Begebenheiten gewonnen. Insbesondere zeige das Novatorium die geistlichen Hintergründe irdischer Geschehnisse. Zum Beispiel würde, so fährt Sasek weiter, deutlich werden, von welchem Geist kritische Presse sein könne. Und so sei das Novatorium auch ein Aufruf an die Justiz, durch diesbezügliche Gesetzgebung kritische Presseberichte zu verbieten.

Nach dieser Aufforderung, kritische Stimmen verbieten zu lassen, nimmt sich Sasek das Recht, das er andern gesetzlich verwehren will, in reichem Mass: Gegen drei Stunden dauert das nun folgende Novatorium, und es ist voller undifferenzierter und z.T. klar faktenwidriger Anschuldigungen gegen dritte. Doch eines nach dem anderen.

Prolog in der geistigen Welt
Der Vorhang öffnet sich, und gibt die Bühne frei für ein dramaturgisches Wechselspiel zwischen Film, Diashow und Theater. Der Ton kommt ab Band, die Schauspieler spielen Playback. Handlungen auf der Bühne werden aus dem Off kommentiert ("Lemuel nimmt seine Frau Grace in seinen Arm. Dann küsst er seine Kinder"). Die Verwendbarkeit der Produktion als CD für Daheimgebliebene ist offensichtlich wichtiger als der ästhetische Genuss der BesucherInnen. Für diese wirkt die Kommentiererei als Ueberzeichnung.

Die vom Komponisten angekündigten geistigen Hintergründe gewinnen gleich zu Beginn der Handlung Gestalt in drei Engeln in goldbesetzten weissen Sandalenfilm-Togas, welche mit Erstaunen ein neues Sternbild am Himmel entdecken. Es zeigt eine kniende, schwangere Frau, der Off-Speaker spricht von einer Gebärhaltung. Was soll das bedeuten? Die drei Engel, die als "drei Engel aus dem Abendland" bezeichnet werden, studieren das Wort Gottes. Da finden sie, eine Stelle wird nicht genannt, die Lösung: Das neue Sternzeichen weise auf die Geburt eines neuen Erlösers hin, ja mehr als das, auf die Geburt einer ganzen Erlöser-Generation, einer Herrscher-Dynastie. Die Engel wollen diese Erlöser-Generation sehen. Leider haben sie keine Ahnung, wo diese zu finden sein könnte. Sie wissen nur einen Rat: die sieben Donner aufzusuchen und diese zu befragen. Dies gestaltet sich jedoch heikel, denn der Weg zu den weissagenden sieben Donnern wird durch den feuerroten Drachen mit den sieben Köpfen verstellt. Unter einigem Geschnaube lässt der Drache die Engel passieren unter der Bedingung, dass sie ihm verraten, was die Donner mitteilen. Die Donner weisen den Weg zu einem Vertreter dieser Erlöser-Generation, zu Lemuel, welchen durch sein Leben hindurch zu beschützen die Engel den Auftrag erhalten.

Lemuel, der Sündlose
Szenenwechsel: Ein Haus im Voralpengebiet. Der kleine Lemuel liegt in der Wiege, und beginnt seinen Lebenslauf, welchem der Rest des Novatoriums gewidmet ist. Die Engel scheinen ihre Aufgabe in der Folge nicht wirklich ernst zu nehmen. Nur selten greifen sie in die Handlung ein. Viel öfter sind Dämonen zu sehen, die der Drache - dem staunenden Zuschauer wird offenbart, dass dieser in Wirklichkeit den Satan darstelle - auf Lemuel hetzt.

Lemuel wird anfangs des 7. Jahrtausends geboren als Kind liebevoller Eltern. Er übersteht erste Anschläge seiner dämonenverführten Geschwister, und kann diese im Alter von sieben Jahren für sich gewinnen. Als Teenie weigert sich Lemuel, mit seinen Kollegen die Disco aufzusuchen. Einem prügelnden Kollegen hält er die andere Wange hin - der die Einladung gerne annimmt. Ein Polizist rettet Lemuel aus dieser Bedrängnis - genauso wie Sasek erwartet, dass die Justiz seinen Kritikern den Mund verbieten soll. Die gewaltlose Reaktion überzeugt zwei voll coole Kollegen im Hip-Hopper-Style mit entsprechendem Slang und Gestik - der eine davon wird von Saseks ältestem Sohn Simon mit sichtlichem Spass an der Rolle gegeben -, sich mal auf Lemuels Weltanschauung einzulassen. Bei Lemuel zu Hause stellen sie schnell fest, dass Bibellesen voll fett und vom Feinsten ist. Weitere Kollegen stossen dazu, und Lemuel bringt ihnen die Unterordnung nahe. Nach einigem Zaudern wird auch das akzeptiert, Lemuels Eltern kommen dazu, und gemeinsam singt man das Lob der gegenseitigen Unterordnung.

Naächste Szene: Der nunmehr erwachsene Lemuel liegt im Bett und wälzt sich in einem Albtraum. Eine Frau mit Kamera stürmt auf ihn ein, ein Pfarrer, ein Richter und ein Lehrer folgen, weitere Personen kommen und werfen Steine auf Lemuel. Er überlebt, weil sich die drei Engel schützend über seinen Körper werfen. Er wacht auf und fragt sich: Was soll das? Ich habe doch keine Probleme? Der Traum war prophetisch. Im abschliessenden Lied bezeugt Lemuel, dass er immer richtig gehandelt habe. Er kann bei sich keinen Fehler finden.

Die im Traum dräuende Ungemach konkretisiert sich langsam. Die nächste Szene verarbeitet Ivo Saseks Erfahrung von seinem seinerzeitigen Rauswurf aus der Bibelschule Walzenhausen. In aller Bescheidenheit wird die Szene allerdings an eine Universität verlegt. Wir sehen einen Dozenten in bordeauxfarbenem amerikanischem Doktorhut und ein Halbdutzend Studierende in Studentenverbindungs-Tenues - die Damen praktischerweise mit Röcken ausgestattet. Der Raum wird als "Lehrsaal" der Universität beschrieben, obwohl der Projektor eindeutig das Bild einer Bibliothek an die Wand wirft. (Ob wohl keine der Personen, die an "Lemuel" beteiligt waren, je eine Uni von innen gesehen hat? Fast möchte man es meinen. Die Hip-Hopper sind jedenfalls weit realistischer gelungen als die Studenten und ihr Dozent.)

Wie dem auch sei, die Situation ist die, dass die StudentInnenschaft kurz vor dem Abschluss steht. Es ist eine der letzten Lektionen. Da plötzlich regt sich bei Lemuel, der offenbar all die Jahre des Studiums widerspruchslos akzeptierte, was ihm gelehrt wurde, Widerstand. Er verwirft, als sündloser Mensch muss er es ja besser wissen, die reformatorische Lehre des "simul justus et peccator", die Lehre, dass der Christ gerechtfertigt ist, aber einen sündlosen Zustand auf dieser Erde nicht erreichen kann. Lemuel wird aufgerufen, seine Irrlehre von der Möglichkeit eines sündlosen Lebens zu widerrufen, er weigert sich natürlich und wird ausgeschlossen - ein an einer Uni wohl beispielloser Vorgang. Der Zuschauer erhält den Eindruck, dass aus dieser Szene viel Licht auf Saseks Motivation seiner eigenen Behauptung der Möglichkeit eines sündlosen Lebens fallen könnte.

In der nächsten Szene wird auch Saseks Vorstellung einer Verleumdungswelle, die ihn nach seinem Rauswurf aus der Bibelschule verfolgt habe, auf Lemuel übertragen. Trotzdem kann Lemuel in den nächsten paar Jahren in Ruhe wirken. Er heiratet seine Studienkollegin Grace, die ihm gleich zu Beginn seiner Karriere prophezeit, dass er eine eigene Gemeinschaft begründen werde. Lemuel wird Vater einer Grossfamilie und erfolgreicher Prediger. Die Menschen bekehren sich in Scharen. Doch das Böse ist nicht weit. Es erscheint in der Gestalt einer Journalistin, die die Familie Lemuel aufsucht und über das rechte Verständnis einzelner Bibelstellen zu diskutieren beginnt. Daneben bemerkt sie, dass die Kinder Lemuels sehr auf Linie sind und vermutet Kindsmisshandlung. Die Journalistin mit dem Namen "Wiegler" tut, was ihr Name befiehlt, und schreibt einen Hetzartikel gegen die Lemuels. Da gehts dann Schlag auf Schlag. Unterstützer ziehen sich zurück, Raummieten werden gekündigt, ein Stein fliegt durchs Fenster. Schliesslich packt ein Ueberfallkommando der Polizei den sich sträubenden Lemuel und schleift ihn über den Boden. Ein Polizeistiefel zertritt eine Brille. Unter dem Kommentar meines Nachbarn: "Genauso machen es die Bullen!" folgt der Abspann. Danach feiert ein Schlusssong die Aufnahme der Gerechten in den Himmel.

Lemuel = Sasek?
Gespannt harrt das Publikum auf die erklärenden Hinweise des Texters und Komponisten. Dieser verrät, dass die einzelnen Szenen des Novatoriums aus dem Leben der Saseks gewonnen sind. Genauso hätte er, Ivo Sasek, Verfolgung erlebt, ja noch schlimmer. So sei er letzten Sommer (2001) von der Polizei wegen Volksverhetzung, Fundamentalismus und Kindesmisshandlung verhaftet worden. (allerdings wurde Sasek nicht wegen Fundamentalismus verhaftet - der ist ja kein Straftatbestand -, sondern wegen des Verdachts auf Kindesmisshandlung, begründet durch seine Lehre von der Züchtigung der Kinder mit der Rute. Was soll man also von Saseks wissentlich faktenwidriger Aussage halten? Und dies von einem Menschen, der ein Prophet zu sein beansprucht?).

Als Beleg der Verfolgung lässt Sasek drei kritische Zeitungsberichte (soweit ich es sah, alle aus Deutschland) an die Wand projizieren. Dass jede Kritik an Sasek von Satan gewirkt ist, dieser Schluss wurde dem Publikum nicht nur unterschwellig nahegelegt. Ivo Sasek, der schon seit Jahren in landes- und freikirchlichen Kreisen dafür bekannt ist, dass er kaum Kritik annehmen kann, versteigt sich in dieser Sache offensichtlich in immer schrillere Töne und Bilder.

War es nun gut, Saseks Musical? Zu bemerken ist das Engagement der Schauspielenden, und auch deren z.T. beachtliches Talent. Die Geschichte hingegen wirkte nicht tiefgründig, sondern - mit Verlaub - platt wie eine Flunder. Aber wie soll sich die Biographie eines sündlosen Gutmenschen ohne Ecken und Kanten auch anders gestalten? Zwar wurde die Geschichte der Saseks zugrunde gelegt, aber all das, was am Verhalten der Saseks diskutabel ist, wurde rausgeschnitten. Lemuel sieht man nie seine Kinder mit der Rute züchtigen. Lemuel bringt keine Drogenreha zu Fall. Lemuel beansprucht nicht, von Gott selbst zum Völkerapostel auserkoren zu sein. Lemuel erlässt keine Aufgebote zu Warnveranstaltungen an die Leiter aller Freikirchen im deutschsprachigen Raum. Lemuel ist einfach nur gut. So steht denn auch die Kritik an Lemuel nicht wie diejenige an Sasek im Spannungsfeld verschiedener Meinungen, sondern wirkt bloss noch unbegründet. Da bleibt für Spannung in jeder Art kein Raum.

Die Erlöser-Generation
Warum nennt Sasek sein Musical "Novatorium"? Wohl nicht, um in Selbstbescheidenheit den grossen Oratorien der Musikgeschichte mit seinem Werk nicht zu nahe zu treten. Vielleicht aber deshalb, weil das "Novatorium" Saseks neue Lehre von der Erlöser-Generation präsentiert? Auf jeden Fall ist diese Lehre Saseks theologisches Lieblingskind. Zuerst nachweisbar m.W. im Jahr 2000 beinhaltet diese Lehre, dass die Weltgeschichte einen Ablauf des Kommens und Gehens verschiedener Erlösergestalten kennt, welche Gott jeweils zur Erde sendet. Nach dem vergangenen Erlöser, Jesus, kommt nun als letzte Gestalt eine ganze Gruppe, eben die Erlöser-Generation. "Der Messias kam und ging wieder, und jetzt kommt eine ganze Generation", wie Sasek es in seinem Kommentar zum Musical ausdrückte. Zur Erlöser-Generation gehören all diejenigen, die aus der irrenden Christenheit herausgerufen wurden und sich in den Christus-Organismus einbinden - mit anderen Worten: die OCG.

Die eigene Gruppe als der kollektive Erlöser unserer Zeit - diese Lehre lässt aufmerken, besonders, wenn sie aus Walzenhausen kommt. Dort befand sich lange Jahre der europäische Hauptsitz der theosophisch orientierten Universalen Kirche, die genau das gleiche Muster lehrt, allerdings in theosophischer Terminologie: Die Geschichte kennt eine Abfolge von Inkarnationen höherer Wesenheiten, Avatare genannt, in unserer Zeit hingegen ist eine ganze Gruppe als Avatar tätig, nämlich die Universale Kirche selbst.

Ist es möglich, dass Sasek eine Lehre von einer theosophischen Gemeinschaft übernahm? Auf jeden Fall meinte er beim Freundestreffen im Frühjahr 2002, dass sich auch in "Sekten und Kulten" wahre Lehren finden würden, allerdings vermischt mit Irrtum. Sasek braucht die Argumentation dort für die Uebernahme einer typischen Lehre der Zeugen Jehovas. Aber die Mehrzahl "Sekten und Kulte" lässt für unsere Frage alles offen.

Eines hingegen ist klar. Aus der Bibel lässt sich die Lehre von der Erlösergeneration nicht ableiten. Sasek muss deshalb zu windigsten Begründungsreihen Zuflucht nehmen (im Zentrum steht eine singuläre und in keiner Weise naheliegende Interpretation von Röm 8,19ff.).

Deutlich ist auch, dass sich Sasek zunehmend weiter von einem evangelikalen Glauben, welchem er ursprünglich entstammte, entfernt. Langsam aber sicher verblassen die Gemeinsamkeiten mit Kirchen und Freikirchen, und ein eigentlicher Sasekismus gewinnt Kontur.

Ivo Sasek, der Sündlose?
Eine Frage blieb für den Schreibenden unbeantwortet: Wie weit sieht sich Sasek in der Sündlosigkeit Lemuels wieder? Hält Sasek sich selbst für sündlos? Deutlich wurde bloss dies, dass Sasek für Dinge, die in seinem Leben aus seiner heutigen Sicht schief liefen, gern andere verantwortlich macht. So stellt er in seinem Kommentar zum Musical den Atheismus seiner Jugendzeit als Folge der üblen Kirchen dar. Von eigener Verantwortung war nicht die Rede. (Dazu passt, dass Sasek in seinem neuesten Buch eine Geschichte aus seiner Missionszeit in Nepal umdeutet: Es war nicht Feigheit, die ihn vor einer drohenden Verhaftung alle evangelistischen Schriften wegwerfen liess, sondern die Nepalis in ihrer Verstockung verdienten es nicht besser, so wie einst Elia... "Erschütterung", s. 32f.). Kann Sasek bei sich noch Fehler erkennen? Ist er noch zu Selbstkritik in der Lage?

Ist Lemuel Sasek? In einem Punkt jedenfalls bleibt Sasek ganz klar hinter Lemuel zurück. Sasek hält nicht die andere Wange hin. Meiner Person drohte er auch schon mit juristischen Schritten - wegen eines durchaus moderaten einführenden Artikels zu Saseks Werk und Lehren und wegen einer Einleitung zur zwischenzeitlich auf unserer Website publizierten Abschrift einer Kassette von Sasek (nicht mehr online, da Sasek die Kassette nicht mehr vertreibt). Dass Sasek selbst genau das nicht tut, was er von andern lauthals verlangt (z.B. Unterordnung unter eine geistliche Autorität), ist ein Phänomen, das bei Sasek von aussenstehender Seite leider immer wieder beobachtet werden kann.

Georg Otto Schmid, 2002
Letzte Aenderung 2002, © gos 2002, Infostelle 2000
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