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  Humanistische Bewegung Die Bewegung / Humanistische Partei
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  Die "Bewegung" und die Humanistische Partei
aus: Informationsblatt Nr. 4/1990

Seit kurzem treten meist jugendliche Leute auf, die sich als Anhänger der "Bewegung" ausgeben. Sie suchen auch in unserem Land neue vielfach junge Anhänger zu gewinnen und sie fallen durch beharrliche, drängende Werbung auf. Einem Exposé von Dr. Joachim Finger, einem Mitglied der Ökumenischen Arbeitsgruppe "Neue religiöse Bewegungen in der Schweiz", ist dazu folgendes zu entnehmen:

Die "Bewegung" hat 1966 als Studiengruppe in Mendoza (Argentinien) ihren Anfang genommen. Sie vertritt die Lehren des Argentiniers Mario Luis Rodriguez Cobo, genannt Silo, und gewann in dessen Heimat sowie in Chile bald weitere Anhänger. Nach einer Periode der Ausweitung entstand als neue internationale Organisation "die Gemeinschaft" (Gemeinschaft für die menschliche Entwicklung = la Communidad). Nach verschiedenen Umgestaltungen fand die "Bewegung", die (nach eigenen nicht nachkontrollierbaren Angaben) in 40 Ländern 40000 Mitglieder zählt, ihre heutige Form. Die "Bewegung" ist streng hierarchisch und zentralistisch organisiert. Je 10 Mitglieder werden auf verschiedenen einander übergeordneten Ebenen von den "Gruppendelegierten" bzw. den "Teamdelegierten" bzw. den "Allgemeindelegierten" zusammengefasst und von den "Koordinierern" geleitet, die ihrerseits vom "Generalkoordinator" oder "Ersten Magisterium", d.h. von Silo selber, abhängen. Die "Delegierten" werden jedoch nicht von unten gewählt, sondern von oben ernannt. Nach Aussagen von abgesprungenen Mitgliedern und internen Papieren sind die Beförderungen zudem nicht nur von Formalitäten und Schulungen, sondern auch von einem obligatorischen "psychologischen Training" in Form geleiteter Meditationen sowie von Ritualen und Handauflegen begleitet. Es handelt sich um Vorgänge, die die Abhängigkeit von der Vereinigung verstärken.

Die organisatorische und geistige Ausrichtung auf Silo ist Verpflichtung. Das grundlegende Buch, "Die innere Landschaft", ist in zahlreichen Sprachen verbreitet (deutsch im Ansata Verlag). Die "Bewegung" möchte die Menschen aus dem Bereich der Determiniertheit zum Bereich der Freiheit bringen und so zum eigentlichen Sein zurückführen, so heisst es. Um dieses Ziel zu erreichen, gelte es die sozialen und geistigen Zustände zu verändern. Die Mitglieder der "Bewegung" suchen denn auch mit Weltveränderungs-Parolen, die dem grün-alternativen Spektrum zuzuordnen sind, neue, vor allem junge Anhänger zu gewinnen. Aufs Ganze gesehen vertritt diese neue Jugendreligion nach der Zusammenfassung von J. Finger eine Lehre mit gnostisch-dualistischen Versatzstücken, Elementen der Lichtmystik, radikalem Führerkult vermischt mit marxistischem und anarchistischem Gedankengut.

Bücher und Gedankengut Silos werden von der Humanistischen Partei, die sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland tätig ist, hoch geschätzt. Im "Kölner Stadt-Anzeiger" vom 22. Aug.1990 wird die Humanistische Partei als "Ableger" der "Bewegung" bezeichnet. Sie ist 1984 aus der Mitte der "Bewegung" heraus gegründet worden. In der Schweiz ist die Partei als solche selbständig organisiert. Die Querverbindung zwischen beiden wird durch Verantwortliche, die sowohl in der "Bewegung" wie auch in der Humanistischen Partei tätig sind, garantiert. Es macht aber den Anschein, dass dieser Zusammenhang manchen Parteimitgliedern verborgen bleibt.

Es ist für Aussenstehende schwierig, den Einfluss der "Bewegung" auf die Humanistische Partei im einzelnen zu durchschauen. Der Partei nahestehende Beobachter reden von einem freien Zusammenschluss unter dem Eindruck von Silos Gedanken. Andere Stimmen sprechen von einer bedeutenden ideologischen und weisungsmässigen Abhängigkeit. Die Ausrichtung auf Silo ist allerdings in beiden Fällen nicht zu übersehen.

Siehe auch: Felix Weiland und Markus Wende: Führerkult als Parteiprogramm. "Grüne Zukunft" und "Humanistische Partei": Lockvögel des siloistischen Okkultismus (Herausg. Arbeitsgemeinschaft Sekten beim Allgemeinen Studentinnenausschuss der Freien Univ. Berlin, Kiebitzweg 23, Berlin).

"Humanistische Partei"/"Humanistische Internationale" sind nicht zu verwechseln mit der "Internationalen Humanistischen und Ethischen Union" der Freidenker.

Oswald Eggenberger, 1990
Letzte Aenderung 1990, © oe 1990, Infostelle 2000
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