ICF Ladies Lounge 2020 – Erfahrungsbericht

Die jährliche Ladies Lounge der ICF fand dieses Jahr mit der Botschaft „Go Further“ statt. Der Anlass musste auf Grund der neuen Schutzmassnahmen zur Bekämpfung von COVID-19 komplett online durchgeführt werden. Wir von relinfo haben auch an der ICF Ladies Lounge 2020 teilgenommen.

Überblick

Nach einer kostenlosen Anmeldung erhält man eine E-Mail mit Links zu einem Online-Booklet und zum Online-Stream bzw. den aufgeschalteten Videos. Auf dem Booklet ist nicht nur das Programm des Events passend verlinkt, sondern auch ein breites Angebot, welches von Rezepten, Gebeten bis hin zu Online-Spenden reicht.

Der Anlass fand am Freitag, 30.10.2020 am Abend und am Samstag, 31.10.2020, von 08.45 Uhr bis 18.00 Uhr statt. Neben verschiedenen Predigten vor Ort in der Samsung Hall, fanden Interviews und Gespräche in Hinterräumen („Lounges“) der Samsung Hall sowie Zuschaltungen aus Predigten in San Diego (US), München, Leiden (NL), Tirana (AL) und Tel Aviv (IL) statt. Der Event wurde durch viele Worship-Sessions – also Jesusanbetung mit Gesang – abgerundet. Die Ladies Lounge wird von Susanna Bigger, Co-Leiter der ICF Movement, geleitet.  

Auffallend ist, dass viel Wert auf eine passende und locker wirkende Ästhetik gelegt wurde. Alle Rednerinnen und Sängerinnen waren „scandinavian business casual“ gekleidet und das Farbschema des Online-Booklets war passend zu den Hinterräumen und wirkt modern und angenehm.   

Botschaft

Go Further (geh weiter, Durchbrechen) war die Botschaft der Ladies Lounge. Die Rednerinnen (und Leo Bigger) wählten unterschiedliche Methoden oder Metaphern und auch verschiedene Bibelverse in ihren Ansprachen. Die übereinstimmende Botschaft war es jedoch, Jesus und Gott näher zu kommen.

Eine Rednerin, und zukünftige Schwiegertochter der Biggers, erzählte, dass sie Gott Briefe schreibt und ihm so näher kommt. So sollten doch auch alle Zuschauerinnen und Zuschauer das versuchen und einen Brief schreiben. Viele erzählten, wie der Glaube an Gott ihnen half, schwierige Zeiten zu überwinden. Neben den Ansprachen wurde diese Thematik auch in Interviews und Gesprächen mit verschiedenen Pastorinnen behandelt.

Hohe Kosten

Bereits zu Beginn macht Leo Bigger darauf aufmerksam, dass der Event ein hoher Kostenaufwand ohne Erträge für die Kriche ist. Die Organisation der Ladies Lounge soll gesamthaft etwa CHF 70’000  kosten und durch die kostenlose Online-Durchführung fallen die Einnahmen aus Ticketverkäufen aus. Das ICF-Team hat sich trotzdem entschieden den Event durchzuführen und kostenlos anzubieten, da alle von den Botschaften profitieren sollen. Daher wird ein Spendenaufruf gemacht und ein QR-Code eingeblendet, der auf die Spendenseite des ICFs verweist.

Der Kostenaufwand von ICF-Events wird später im Programm in einem lockeren Gespräch mit dem Bigger-Ehepaar nochmals angetönt. Hinter jedem Gottesdienst und anderen Anlässen steckt viel Organisationsarbeit dahinter, die mit Kosten verbunden ist. Dieses Jahr seien auch viele Kollekten ausgefallen, da Gottesdienste nicht vor Ort durchgeführt werden konnten. Daher werden in den Online-Gottesdiensten Spendenaufrufe gemacht und der entsprechende QR-Code wird „gross“ eingeblendet. Mit den finanziellen Mitteln werde in die Zukunft des ICFs investiert.

Sonderbares

Am Anfang des Events, nach einer Einleitung von Susanna Bigger, trat die ganze Familie Bigger auf die Bühne, um für alle Frauen zu beten. Ein Sohn wolle speziell für alle Frauen aus der Schweiz und Österreich beten und der andere für die Frauen aus Deutschland, da er selber bald eine deutsche Frau heiraten werde und ihm deshalb die Deutschen am Herzen liegen. Leo Bigger betet für alle anderen Frauen ausserhalb dieser deutschsprachigen Länder, insbesondere für die aus Tirana, Tel Aviv und San Diego, die auch an der Ladies Lounge dabei sind.

Es wurde ein Theater einer spezielleren Small Group durchgeführt. In Small Groups treffen sich ICF-Mitglieder, um Dinge zu unternehmen, die ihren Glauben bekräftigen. Im Theaterstück besuchten drei Frauen einen Töpferkurs und die letztendliche Botschaft war, dass sie sich nicht unterkriegen lassen und weitermachen sollten – Go Further. Eine Frau wurde jedoch mit überspieltem osteuropäischem Akzent dargestellt, die viel zu viel Wert auf ihr Äusseres lege. Die Botschaft dieses Charakters habe ich nicht verstanden.

In einem der Interviews mit Susanna und Leo Bigger, wurden sie über ihr Privatleben ausgefragt. Leo Bigger betont, dass sie eine Kirchenfamilie mit gemeinsamen Prinzipien sind, die sich viel Platz und Freiraum geben. So gibt auch Leo Bigger den Mitgliedern der ICF-Kirche viel Freiraum, sie sollen „Dinge“ anders machen dürfen. Weiter erzählt Leo Bigger, dass er die Wertschöpfung, die seine Frau für Jesus zeigt, sehr schätze. Wenn eine Frau Jesus von ganzem  Herzen liebe, dann wäre das sexy und der grösste Sexappeal überhaupt meint Leo Bigger.

Die aus San Diego eingeschaltete Predigerin war Leanne Mattheaus von der Awaken Church. Bei der Einleitung zu ihrer Predigt meinte Susanna Bigger noch, wie eingeschüchtert sie war, als sie die „perfekt“ aussehende Leanne ansprechen und einladen sollte. Jesus erinnerte sie jedoch daran, selbstbewusst zu sein mit den Worten: „Wer ist in dir drin? Welches Blut fliesst in dir?“. – Ist Jesus Feminist und erinnert Frauen daran sich nicht voneinander einschüchtern zu lassen, sondern gegenseitig zu unterstützen?

Leanne Mattheaus erzählte dann, wie der Geist der Angst und Beleidigung besonders in diesem Jahr durch die Welt gingen. Ihre Lösung gegen diese Geister sei „Vergebung“. Ein kurzer Blick in ihre Social-Media-Profile zeigt, dass sie eine sehr konservative Meinung vertritt und dies in einer moderner Optik präsentiert.

Von Frauen für Frauen

Die Ladies Lounge wird speziell Frauen angepriesen und bis auf Leo Bigger waren auch nur Frauen im Programm enthalten. Im Live-Chat meldeten sich zudem Männer zu Wort, die auch an der Ladies Lounge teilnahmen und herzlich von allen begrüsst wurden. Diesem Live-Chat entnahm ich, dass sich viele Zuschauerinnen sehr wohl fühlten und die Ladies Lounge genossen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die Teilnahme, insbesondere vor Ort, Zusammenhalt, Zugehörigkeit und Wohlbefinden unter den weiblichen Mitgliedern schafft.

Der Inhalt des Programms sprach mich als Frau jedoch nicht wirklich an. Die Predigten waren allgemein gehalten und auch die Botschaft des gesamten Anlasses „Go Further“ spricht alle Geschlechtergruppen an. Bis auf ein paar wenige, persönliche Erzählungen von Schwierigkeiten während Schwangerschaften oder Geburten wurden keine Themen und Probleme behandelt, die Frauen spezifisch ansprechen. 

Dafina Gash, November 2020