Ältere hinduistische Gemeinschaften im Westen

Grossbritannien dehnte Mitte des 19. Jahrhunderts seine politische und militärische Kontrolle über ganz Indien aus. Der Einfluss der westlich-christlichen Denk- und Lebensweise hatte weitreichende Folgen in Indien. Obwohl nur wenige Hindus zum Christentum konvertierten, setzten sich verschiedene im britischen Bildungssystem erzogene Hindus für soziale und religiöse Reformen in Indien ein. Diese Bewegungen werden als „Neohinduismus“ bezeichnet. Seit dem 18. Jahrhundert lässt sich von einer bis heute anhaltenden Renaissance des Hinduismus, mit wichtigen Personen wie Ramakrishna und Mahatma Gandhi, sprechen. Viele dieser Reformbewegungen des 19. Jahrhunderts waren von christlichen Werten und der westlichen Kultur geprägt. Nur die radikaleren Kräfte innerhalb dieser Reformbewegungen stellten sich gegen die britische Kolonialherrschaft. Gleichzeitig litten sie auch noch am zuvor erlebten Regiment der Grossmogule, die vor der britischen Herrschaft auf dem indischen Subkontinent geherrscht hatten. Die Hoffnung bestand darin, dass die Rückkehr zu den eigenen Wurzeln dabei helfen könne, von der Jahrhundertalten Fremdherrschaft loszukommen. Im Zuge dieser Bewegung wollte man Indien hinduistisch gestalten und die Muslime in Indien zum Hinduismus bringen. Der Hinduismus sollte dabei auch im Westen verbreitet werden.

Zu den bedeutenden Träger der Reformbewegungen zählt Mohan Roy, der dem Bengalischen, Sanskrit, Persischen, Arabischen, Griechischen, Lateinischen und Englischen mächtig war. Er galt als erster Inder, welcher sich auf Englisch zur britischen Religion und ihrer Rolle in Indien äusserte. Er zog den Zorn der orthodoxen Hindus mit seinen Bemühungen für Veränderungen in der hinduistischen Gesellschaft auf sich. So stellte er sich als Sozialreformer beispielsweise gegen die Witwenverbrennung, die Kinderehe und die Kastenvorschriften. 1828 gründete er den Brahmo Samaj, eine Vereinigung zur Förderung eines aufgeklärten ethischen Monotheismus. Dieser gründete in den Upanishaden und dem Brahma-Sutra. Über Indien hinaus berühmt war auch der soziale Reformer Mahatma Gandhi (Mohandas Karamchand Gandhi).

Dayananda Saraswati gründete 1875 den Arya Samaj. Er setzte sich für die Rechte der Frauen ein und betonte die grossen Debatten in den Upanishaden, an denen Frauen teilgenommen hatten. „Women’s uplift“ war ein häufiges Bestreben von Hindureformern. Allgemein wird darunter die Verbesserung der sozialen und rechtlichen Stellung der Frau verstanden. Die Belebung der arischen Vergangenheit verfolgten neben Arya Samaj aber auch Hindu-Nationalisten und andere Protagonisten. Grundgedanke ist dabei die Idee, dass es früher eine grosse Zivilisation gegeben hat, die allmählich durch religiöse Praktiken wie Götterverehrung oder Polytheismus ausgehöhlt worden sei. Solche Perspektiven wurden weitgehend kritisiert, da man einerseits das angebliche goldene Zeitalter und andererseits auch die Vorstellung bezweifelte, dass die Arier eine gegenüber anderen religiösen Gruppen privilegierte Gruppe seien. Arya Samaj war bestrebt darin, die Hindus der niederen Kasten, die sich zum Christentum hingezogen fühlten, wieder zum Hinduismus zurückzubringen.

Ramakrischna stammte aus einer armen Brahmanenfamilie und war ein Priester der Göttin Kali in Kalkutta. Er entwickelte eine tiefe Bindung zur Muttergöttin und soll diese auch später in seiner Frau inkarniert gesehen haben. Er erlernte tantrische und asketische Praktiken und erforschte die christliche und muslimische Spiritualität. Mit seinen Einsichten beeindruckte er viele, unter anderem auch Narendranath Datta, der später den Namen (Swami) Vivekananda annahm. Seine Anhänger formten Ramakrishnas Anschauungen zu einer Weltanschauung, die ihren Weg in den Westen fand und dort weitgehend das Bild des Hinduismus prägte.

Die älteren hinduistischen Gemeinschafen im Westen umfassen die erste Form der hinduistischen Mission im Westen. Sie waren Teil der hinduistischen Erweckungsbewegung, die in Indien den Hinduismus als Religionsform fördern wollte. Dabei prägte Vivekananda das westliche Verständnis des Hinduismus vor 1970, da er die zeitgenössischen hinduistischen Lehren dem Westen präsentieren konnte. Seine Vedanta-Lehre, die Einheit von Atman und Brahman, zog im Westen viele vom Christentum Enttäuschte an, die sich für die neuen philosophischen Lehren interessierten. Als Vivekananda in den Westen kam, war seine Lehre bereits vielen Amerikanern bekannt. Durch Dichter, Autoren und wichtige Denker dieser Zeit wurde ein orientalistisches Bild der neuen Philosophie verbreitet, in dem Indien und der Hinduismus als mystisch, symbolisch, ritualistisch und mythisch romantisiert wurde. Zentral war Vivekanandas Auftritt am Weltparlament der Religionen 1893 in Chicago, an dem er den Hinduismus als eine Weltreligion präsentiert, die allen Menschen offensteht. Dazu propagierte er die Lehre des Advaita Vedanta als Philosophie für alle und nicht mehr als Erlösungsweg für Asketen, wie das ursprünglich der Fall war. Seine Ideen standen dabei in Konkurrenz zu Stimmen in Indien, die besagten, dass man um Hinduist zu sein in Indien leben muss (Vinayak Damodars hindutva „Hindutum“)

Die älteren hinduistischen Gemeinschafen im Westen werden ab den 60er Jahren durch die neueren hinduistischen Gemeinschaften abgelöst.

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