Rechtsextreme Szene in der Schweiz

Die derzeit bekannteste und am schnellsten wachsende rechtsextreme Gruppierung in der Schweiz. Ihre Mitgliederanzahl soll sich auf 20-30 Personen belaufen (Stand: März 2022. Dies gilt für alle Angaben über Mitgliederanzahlen).

Es soll sich dabei um einen Zusammenschluss von jungen Neonazis der aufgelösten «Eisenjugend» und «Nationalen Jugend Schweiz» handeln. Letztere steht in Verbindung mit der «Jungen Revolution» in Deutschland.

Ihr Merchandising wird per Post aus Thüringen in Ostdeutschland verschickt. Absender ist der 20-jährige Neonazi Sunny K., der sich dem Kampf gegen die angebliche Dekadenz der westlichen Kultur verschrieben hat.

Die Mitglieder machen vor allem durch öffentliche Aktionen und Beiträge auf verschiedenen Sozialen Medien auf sich aufmerksam.

Der Nachrichtendienst des Bundes schätzt das Gewaltpotenzial der Gruppierung als erhöht ein.

Die «Junge Tat» ist die Jugendbewegung der «Nationalen Aktionsfront» (NAF). (1)

Manuel Corchia ist als Anführer und Kameramann bei der «Jungen Tat» tätig. Innerhalb der Schweizer rechtsextremen Szene nimmt er schon länger eine Führungsrolle ein. So war er beim grössten Neonaziaufmarsch 2021 in Sempach (Gedenkmarsch zum Schlachtfeld von Sempach) als Hauptredner eingeladen. Die Veranstaltung wurde von der NAF organisiert. (2)

Die NAF fungiert seit 2014 als Dachorganisation diverser rechtsextremer Gruppierungen in der Schweiz.

Sie versteht sich nicht per Definition als eigenständige Gruppe, sondern als «Sammelbewegung völkisch-nationaler Gruppierungen in der deutschen bzw. alemannischen Schweiz».

Die Website der NAF ist auf das Aargauer «Blood & Honour»-Mitglied Marc Seiler registriert. Dieser hat die NAF mitbegründet. (3)

Der «Jungen Tat» dient Marc Seiler als Mentor. (4)

Seiler steht in Kontakt mit rechtsextremen Gruppierungen und Personen aus dem In- und Ausland. So lässt sich eine Verbindung zwischen ihm und dem in Deutschland unter dem Namen «der Volkslehrer» bekannten Holocaust-Leugner Nikolai Nerling nachweisen. Nerling ist am 30. November 2019 bei der von der NAF organisierten Veranstaltung «Völkisches Forum» aufgetreten. (5)

In Deutschland wurde ein Haftbefehl gegen ihn ausgesprochen, weshalb sich Nerling momentan im Ausland aufhalten soll.

Die rechtsextreme Skinhead-Vereinigung wurde 1980 in England gegründet und gestaltet sich als internationales, militantes Netzwerk. Dessen Mitgliederanzahl wird auf 10.000 Personen geschätzt.

Auch in der Schweiz gibt es eine aktive Sektion von «Blood & Honour», welche 1998 in der Deutschschweiz gegründet wurde.

Bei «Combat 18» (zu Deutsch: «Kampftruppe Adolf Hitler»; C18) handelt es sich um eine Unterorganisation von «Blood & Honour», welche ihr als militanter, bewaffneter Arm fungiert. (6)

Im Gegensatz zur Schweiz wurde die Organisation in Deutschland verboten.

Der Nachrichtendienst des Bundes schätzt das Gewaltpotenzial der Gruppierung als erhöht ein.

«Blood & Honour» und «Combat 18» sind besonders erfolgreich beim Vertrieb von rechtsextremer Musik sowie bei der Organisation von rechtsextremen Konzerten.

Erstmals öffentlich aufgetreten sind die «WG»-Mitglieder an einer Grossdemonstration vom 23. Oktober 2021 in Bern.

Die Gruppe besteht aus ungefähr 20 Personen.

Mittlerweile sind diese immer mal wieder auf Demonstrationen von Corona-Massnahmengegner:innen anzutreffen. Als «Sicherheitsdienst» laufen die Mitglieder ganz vorne mit und schützen die Demonstrierenden vor (linksgesinnten) Gegendemonstrat:innen und der Polizei.

Sandra Pesch-Ebert dient dem «Swiss Mens Club of Freedom» als Koordinatorin. (7)

Unter dem Pseudonym «Muh Muh Enemenemuh» mischt sie seit mehr als einem Jahr in einschlägigen Verschwörungstheorie- und Impfgegner:innen-Chats mit.

Ende März 2021 hat Pesch den Telegramkanal «Demo/Manifs/Protesta/CH» gegründet, der mittlerweile über 5.000 Follower:innen zählt und in welchem sie Informationen zu bevorstehenden Demonstrationen zusammenstellt. Kleineren Kanälen dient «Demo/Manifs/Protesta/CH» als Promoting-Plattform.

2013 lernt Pesch ihren zukünftigen Ehemann Jarno Ebert kennen. (8)

Ebert war 2012 in die Innerschweiz gezogen. Davor war er eine bekannte Nazi-Szenengrösse in Freital, Deutschland. Als Mitglied des «MC Gremium» war er immer wieder in rassistische Attacken und Aktionen sowie in Prügeleien mit der Polizei verwickelt. 2005 war Ebert mutmasslich an einem Angriff auf eine Unterkunft für Migrant:innen beteiligt, bei welchem mehrere Personen verletzt wurden.

Seit 2015 betreibt er in Römerswil, Luzern das Tattoo Studio «Outrage». Daneben arbeitet er im «Living Colour» Studio in Luzern, wo er noch immer Motive wie die Schwarze Sonne tätowiert.

Der «Gremium MC» (Gremium Motorcycle Club) war der grösste deutsche, rechte 1%er-Motorradclub. (9)

Mit mehr als 80 Niederlassungen («Chaptern») in Deutschland, Italien, Polen, den kanarischen Inseln, Slowenien, Bosnien-Herzegowina, Österreich, Spanien, Venezuela, Thailand, Serbien, Norwegen, Dänemark, Russland, Frankreich, Belgien, Chile, Nordmazedonien und der Türkei handelt es sich gleichzeitig auch um einen der grössten Motorrad-Clubs in Europa.

In Deutschland wurde der Verein als kriminelle Vereinigung eingestuft und aufgrund dessen verboten.

In der Schweiz ist die «Identitäre Bewegung» 2017 erstmals öffentlich in Erscheinung getreten, als mehrere Plakate auf Autobahnbrücken aufgehängt wurden und eine Handvoll Mitglieder vor einer Moschee in Biel demonstriert haben.

Die Bewegung hat nebst der Schweizer Sektion Ableger in Frankreich, Österreich und Deutschland.

Deren Anhänger:innen haben sich dem Kampf gegen den von der Regierung angeblich geplanten «grossen Austausch» verschrieben: Dabei handelt es sich um den Mythos, dass die Identität der geschlossenen, ethnisch homogenen «europäischen Kultur» durch eine bevorstehende «Islamisierung» bedroht sei. Mittels Migrant:innen soll die europäische Bevölkerung ausgetauscht und so durch «Kriminelle und Sozialleistungsschleicher:innen» ersetzt werden.

Miran S. (Name geändert) gilt als erster in der Schweiz bekannter Rechtsterrorist.

Im Netz hetzte er gegen Schweizer Muslim:innen und kündigte auf Sozialen Medien und in Whatsapp-Gruppenchats ein von ihm geplantes Attentat auf eine Moschee an. Als Vorbild diente ihm der in Neuseeland am 15. März 2019 ausgeübte Churchill-Terroranschlag, bei welchem über 50 Menschen getötet wurden. Weiter fiel er den Behörden durch den Kauf von Bomben-Material auf.

Seit er im Herbst 2020 aus dem Massnahme Zentrum Uitikon fliehen konnte, hält er sich im Ausland auf. Er ist international zur Fahndung ausgeschrieben.

Die Gruppierung weist zahlreiche Verbindungen zu rechtsextremen Vereinen und Personen im In- und Ausland auf.

Im Sommer 2021 hat «Eisern Luzern» das alljährliche Seilziehturnier der rechtsextremen Szene auf einem Luzerner Bauernhof organisiert, bei welchem Mitglieder der «Jungen Tat», «Blood & Honour», «Nationale Aktionsfront», «Hammerskins», «Partei National Orienteier Schweizer», aber auch Sandra Pesch-Ebert und weitere im Ausland bekannte Rechtsextremisten anwesend waren.

Gegründet wurde die PNOS im September 2020 durch die beiden Neonazis Sacha Kunz und Jonas Gysin.

Mit Kandidaturen für verschiedenste politische Ämter hat die Partei immer wieder versucht, regional und national im Politikbereich Fuss zu fassen. Abgesehen von einem Wahlgewinn 2004, als Tobias Hirschi in den Langenthaler Stadtrat gewählt wurde, blieb das Vorhaben jedoch erfolglos.

Im Februar 2022 hat sich die Partei aufgelöst.

Ab 2019 war der Schweizer Rechtsextremist Florian Gerber PNOS-Präsident, bevor sich die Partei 2022 aufgelöst hat. Davor kam ihm die innerparteiische Rolle als Jugendbeauftragter und stellvertretender Präsident zu. (10)

Er ist Inhaber der Bekleidungsmarke «White Rex», die mit rechtsextremer Symbolik um Kund:innen im Bereich des rechtsextremen Kampfsports wirbt.

Seit seiner Jugend soll Gerber ein Mitglied bei den «Hammerskins» sein.

Die 1980 in den USA gegründete, autoritär und hierarchisch aufgebaute «Bruderschaft» versteht sich als Elite des «arischen Widerstands». Sie gestaltet sich, ähnlich wie «Blood & Honour», als globales, rechtsextremes Netzwerk. (11)

Der erste Schweizer Ableger wurde 1990 von Carlo «Gary» Albisser und Patrick Iten ins Leben gerufen. Das Schweizer «Chapter» machte schon in seiner Anfangsphase mit einem gewalttätigen Auftreten auf sich aufmerksam.

Um Mitglied bei den «Hammerskins» zu werden, muss ein mehrjähriges Aufnahmeprozedere durchlaufen werden.

Es finden regelmässige, europaweite Treffen statt, an welchen sich Delegierte aller Sektionen zusammenfinden. An internationale Veranstaltungen und Konzerte werden in der Regel Abgeordnete gesandt.

Der Nachrichtendienst des Bundes schätzt das Gewaltpotenzial der Gruppierung als erhöht ein.

Um den Freiburger Gael Renevey hat sich ein «Hammerskins»-Hotspot mit jüngeren Mitgliedern geformt, in welchem der Rechtsextreme eine Führungsrolle einnimmt. (12)

Weiterführende Links:

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Antifa (2021): «Die braune Szene der Schweiz», online: https://www.antifa.ch/wp-content/uploads/2021/05/antifa_revue2.pdf

Verwendete Quellen:

https://www.bernerzeitung.ch/das-geheime-rechtsextreme-netzwerk-der-schweiz-273865221529

https://www.shaz.ch/2022/01/21/bereitet-euch-auf-einen-krieg-vor/

https://www.srf.ch/news/schweiz/rechtsradikalismus-junge-neonazis-auf-dem-vormarsch

https://www.megafon.ch/aktuelles/bomben-holocaust-und-physiognomie-wer-ist-der-swiss-mens-club-of-freedom/

https://www.aufbau.org/2021/12/17/diese-neonazi-frau-hat-den-sicherheitsdienst-der-massnahmengegnerinnen-aufgezogen/

https://de.wikipedia.org/wiki/Gremium_MC

https://www.srf.ch/play/tv/investigativ/video/schweizer-terrorverdaechtiger-will-sich-der-justiz-stellen?urn=urn:srf:video:f35a1595-afb4-4b9e-bdd7-5cb25ab04a78

https://www.20min.ch/story/so-entkam-bombenbastler-miran-s-19-den-behoerden-888666854319

Abbildungen:

https://www.aachener-zeitung.de/lokales/dueren/motorradklub-dueren-im-visier-der-drogenfahnder-praesident-in-haft_aid-27207635

https://mobile.twitter.com/jungetat

https://www.antifa.ch/nationale-aktionsfront-naf/

https://www.adl.org/education/references/hate-symbols/blood-honour

https://barrikade.info/article/4913

https://lu.linkedin.com/pub/dir/Marc/Seiler

https://www.blick.ch/schweiz/zentralschweiz/schiesstests-fuer-neumitglieder-organisiert-schweizer-unterstuetzen-rechtes-terror-netzwerk-id8642172.html

https://twitter.com/informantifa/status/1471175238062903299

https://twitter.com/antifa_bern/status/1404044857342058503?lang=es

https://www.instagram.com/aktiverwinterthurer/

https://de.wiktionary.org/wiki/Profilbild

https://www.antifa.ch/generation-identitaires-genevois/

https://www.pnos.ch/?pid=3

https://de.wikipedia.org/wiki/Florian_Gerber

https://twitter.com/antifaluebeck/status/1011944400216363008?lang=de

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