Besuch bei der City Church – Jesus Worship mit Mindestabstand

Die City Church ist eine neocharismatische Einzelgemeinde in Mitten der Stadt Zürich. An der Ankerstrasse 112, in einem Innenhof nicht weit von der Langstrasse, besuchte ich am 18.10.2020 die „Celebration“ der City Church.

Eintreffen

Vor dem Eingang zum Innenhof, umgeben von Restaurants und Nachtbetrieben, deutet ein grosser City Church – Banner den Weg zur Kirche. Das Gemeindehaus ist ein unscheinbares, rechteckiges Gebäude, das sich durch weitere Banner zu erkennen gibt. Zum Gottesdienst führt eine steile Treppe nach unten. Vor dem Eingang zum Saal gab es zwei Stände. An einem wurde ich freundlich begrüsst und sollte meine Kontaktdaten für das Contact Tracing angeben. Am anderen Tisch hatte ich die Möglichkeit eine kostenlose Hygienemaske zu beziehen und diese zu beschriften. Während Besucher/-innen auf ihre Masken „I LOVE JESUS“ oder „Pray“ schrieben, entschied ich mich meine eigene Maske zu verwenden.

Der fensterlose Raum bestand aus einer kleineren Bühne und einzelnen Stühlen. Ich wählte einen Platz im Hintergrund und wurde von ein paar Personen, insbesondere der Kirchenleitung begrüsst. Mit einer Frau unterhielt ich mich etwas länger und sie bot mir an, das Newcomer-Seminar der Kirche zu besuchen. Sie erzählte mir auch über „MEOS“, ein freikirchlicher Verein, der interkulturelle Gemeindearbeit leistet, über dessen Onlineshop ich christliche Literatur in Fremdsprachen beziehen könne. Nach dem Gottesdienst sollte ich auch unbedingt noch bleiben und vom kostenlosen Cappuccino Gebrauch machen. Spoiler: Obwohl die Dame nett war, verliess ich die City Church nach Ende des Gottesdienstes, bevor sie mich nochmals ansprechen konnte.

Das Publikum war sehr divers. Es waren Menschen mit verschiedenen kulturellen Hintergründen und aus unterschiedlichen Altersgruppen vertreten. Insgesamt nahmen etwa 50-60 Personen am Gottesdienst teil.

Jesus Worship

Der Raum füllte sich schnell und der Gottesdienst begann mit dem „Worship“. So ertönte Lobpreismusik (Contemporary Worship Music) auf Schweizerdeutsch, gespielt von der eigenen Hausband und mit Textangabe auf mehreren Bildschirmen zum Mitsingen. Leadsänger ist Marcel Brennwald, der gemäss Angaben auf der Homepage auch die Worship-Leitung trägt. Die Musik war, besonders gesanglich, ziemlich gut und könnte aus einer Spotify-Worship-Playlist sein. Durch laute Aufrufe aus der Gemeindeleitung mit „Halleluja“ und „Amen“ war der Auftakt gelungen und die Besucher/-innen waren sichtlich berührt. Die Begrüssung übernahm Alex Scherrer, der auch in der Gemeindeleitung sitzt. Er freue sich, dass wir alle heute in die Kirche gefunden haben, um Gott zu ehren. Belächelnd schaute er die Schutzmaske in seiner Hand an. Er sei etwas wütend über die neuen Massnahmen, aber da sich mehr als 30 Personen im Raum befinden, müssen die Bestimmungen über Mindestabstand und Maskenschutz eingehalten werden. Die Bestuhlung sei deshalb mit Absicht versetzt und so sollen wir alle aufstehen, die Arme austrecken und uns drehen. Sofern wir niemanden berühren, sei der Radius des Mindestabstands von 1,50m erreicht und wir dürfen die Maske abnehmen. Da meine Arme keine 1,50m lang sind und meine Sitznachbarn zu dicht neben mir sassen, beschloss ich, als eine der ganz wenigen, meine Maske anzubehalten. In ein paar Stunden fand eine Medienkonferenz des Bundesrats statt und Scherrer forderte das Publikum auf, für unsere Regierung zu beten. So begab sich Scherrer in die Knie und es beteten alle gemeinsam, dass gute Entscheide getroffen werden.

Die Aufmerksamkeit kehrte danach wieder zu Jesus Christus zurück. Scherrer spürt das Evangelium im Raum und wir sollen alle die Augen schliessen, damit wir auch Jesus Christus fühlen. Alle folgten diesem Rat und nickten mit ihren Köpfen. Es folgte ein neues Lied, dieses Mal auf Englisch. Die Besucher/-innen sangen mit und streckten ihre Arme weit auf, um Jesus zu empfangen. Ein paar standen dafür auf, andere blieben auf ihren Stühlen sitzen und wieder andere gingen auf die Knie. Gemeindeleiter und Pastor Hansjörg Stadelmann schwenkte eine Flagge, auf der gross „Jesus“ stand. Er meinte auch, dass alle laut mitsingen sollen. Durch das laute Verkünden unserer Botschaften würden wir frei.

Predigt zur Erweckung

Nach Beendigung des Worships, verliess die Band die Bühne und Pastor Stadelmann leitete die Predigt ein. Sie behandelten momentan das Buch Haggai und in der heutigen Predigt befassen sie sich mit der Erweckung. Eher ungewohnt und anders als in anderen Gottesdiensten startet die Predigt interaktiv. Die Besucherinnen sollen sich über die Bedeutung der Erweckung unterhalten und danach wurden die möglichen Definitionen laut verkündet. Stadelmann nimmt die Vorschläge des Publikums zustimmend an und bietet noch seine Definition an: „Erweckung bedeutet, dass der Geist Gottes unseren Geist erweckt und wir ununterbrochen in den Werken Gottes laufen.“ Er ging auf verschiedene Bibelverse ein und nannte schliesslich vier Schritte, die es für eine Erweckung braucht. Unter anderem benötigt es ein Wort des Herrn, Offene Herzen sowie Menschen, die den Willen Gottes tun und solche, die im Willen Gottes bleiben. Durch die Vollendung des vierten Punktes werden Menschen zu Jüngern gemacht und das Evangelium kann weiter verbreitet werden. Die ca. 50 Minuten lange Predigt kann unter diesem Link aufgerufen werden.

Ausklang

Die Band begab sich wieder auf die Bühne und es wurden mehrere Lieder zur Anbetung Jesu auf Schweizerdeutsch und Englisch gesungen. Neben mir spielte sich eine mir etwas ungewohnte Szene ab. Eine Frau betete für ihre Kollegin auf Portugiesisch und hielt ihre Hände fest, während diese laut weinte. Nach dem Gebet trocknete sie ihre Tränen und ging erfreut auf ihren Platz zurück. Andere begaben sich zur Seite der Bühne und nahmen das Abendmahl zu sich. Eine Person ging noch auf die Bühne und verkündete kurz das persönliche Zeugnis und, dass er nun glücklich sei.

Die Band meinte, dass der Gottesdienst zu Ende ist. Sie würden jedoch weiter spielen und alle seien herzlich willkommen mit ihnen Jesus anzubeten. Die Ersten verliessen bereits den Gottesdienst und so machte ich es diesen Besucher/-innen nach und begab mich zum Ausgang.

Dafina Gash, Oktober 2020

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