«Die Ehe für alle ist ein Fluch Satans» – Gottesdienstbesuch bei der Krinne 4 in Brugg

Ein Sonntagmorgen in der Altstadt von Brugg. Nicht viele Menschen sind auf den Strassen unterwegs, und die Kirchenglocken läuten, doch nicht für mich. Denn die Freie Gemeinde Brugg oder auch Krinne 4 feiert ihre Gottesdienste in einem der umgebauten Schuppen der Brugger Altstadt. Direkt am Fluss gelegen konnte ich zu jeder Zeit das Rauschen des Wassers hören, was teilweise beruhigender war als das Gesagte im eigentlichen Gottesdienst. Aber ich greife vor. 

Bei der Ankunft wurde ich freundlich begrüsst und auch direkt gefragt wer ich sei. Ich setzte mich dann gemäss den Abstandsregelungen alleine in den doch sehr kleinen Raum. Insgesamt waren es etwa 20 Personen, die am Gottesdienst teilnahmen und ihn mitgestalteten. Etwas fehl am Platz habe ich mich dann doch gefühlt, da das Durchschnittsalter schätzungsweise bei 50 Jahren lag. Die Stühle waren auf einen einfachen Holzaltar ausgerichtet auf dem ein Blumenkranz mit einer Krone und einer Kerze standen. Direkt dahinter befand sich ein grösseres hölzernes Kreuz, etwas unelegant mit einem weissen Tuch geschmückt das sich über den Altar ergoss. 

Eine Frau aus der vordersten Reihe begrüsste uns noch einmal alle und begann den Gottesdienst mit Johannes 17, 15-19: 

 «15Ich bitte dich nicht, sie aus dieser Welt wegzunehmen. Aber ich bitte dich, sie vor dem Bösen zu bewahren. 16Sie gehören nicht zu dieser Welt, so wie auch ich nicht zu ihr gehöre. 17Mach sie durch die Wahrheit zu Menschen, die heilig sind. Dein Wort ist die Wahrheit. 18So wie du mich in die Welt gesandt hast, genau so habe ich sie in die Welt gesandt. 19Für sie gebe ich mein Leben hin und gehöre so ganz zu dir. Dann gehören auch sie ganz zu dir und leben in der Wahrheit.»

Eine andere Frau erhob sich und auf der Leinwand wurden Fotos von arabisch aussehenden Menschen eingeblendet. Die Frau erzählte von einem dieser Männer, und dass er Missionar in Niger sei. Dort habe er eine Erweckungswelle von mehreren tausend Tuaregs erlebt. Diese seien einmal Muslime gewesen, doch dank des Missionars hätten sie die Herzen für Jesus und den wahren Glauben geöffnet. Als Christen würden sie jedoch benachteiligt und deswegen betete nun die ganze Gemeinde in Brugg für die verfolgten Christen auf dieser Welt und dafür, dass noch mehr Menschen zum Glauben finden mögen. 

Im Anschluss an diese Gebete wurde Musik gespielt, eine dreiköpfige Band sang mit der Gemeinde deutsche Freikirchenlieder, wie man sie von überall her kennt.

Zwischen den Liedern gab es kurze Gebete und einige Menschen warfen ihre Hände in die Luft und sangen voller Inbrunst mit. Trotz der sehr kleinen Runde wurden die Gitarre und der Gesang elektronisch verstärkt. 

Nach dieser Gesangseinheit kam eine Lesung aus Daniel 1, die von vier Personen vorgelesen wurde. Das war die Einleitung zur Predigt des heutigen Gottesdienstes. Eine ältere Dame in einem rosa geblümten Kleid erhob sich und dankte Gott für die Inspiration zur heutigen Predigt. Sie begann mit einer Art historischem Vortrag über die Umstände von Daniel und seinen Freunden in Babylon. Das alles illustriert mit einer Powerpoint-Präsentation, wie man sie bei einem Seniorentreffen erwarten würde: Viel Text in unterschiedlichsten Schriftarten und verschiedenen Farben. Die Dame sprach von den Stämmen der Juden und davon, dass Gott Ungehorsam immer bestrafen würde. Das, so betonte sie, sei auch heute noch so. Wenn wir ungehorsam gegenüber Gott seien, zögen wir seine Strafe auf uns. So sollten wir stets seiner Lehre folgen in allen Belangen.  

Mit all den Katastrophen und der Pandemie seien wir in der Endzeit angekommen, so sagte die Predigerin. All diese Vorkommnisse würden sich verdichten und verstärken. Deshalb müssten wir uns alle zu Gott bekennen und erweckt werden.  Daniel sei dabei ein grosses Vorbild, weil er Gott treu geblieben war auch am heidnischen Königshof der Babylonier. Dort seien Daniel und seine Freunde von den Babyloniern umerzogen worden, und sie hätten neue Namen erhalten. Damit seien ihnen mit anderen Worten die Identitäten geraubt worden.

Auch heute wolle Satan uns die göttliche Identität rauben, betonte die Predigerin, denn wenn man nicht wisse, wer man ist, dann sei man offen für Satan. Sie fuhr weiter mit der heutigen Genderdiskussion, welche nur Verunsicherung stifte und Satan in die Hände spiele. Denn der Feind wolle nicht, dass wir wissen, wer wir sind. Die Predigerin wurde nun richtig emotional und meinte: “Die Ehe für Alle ist ein Fluch Satans.” Die Ehe sei nur für Mann und Frau und das müsse man stärken, denn das sei heilig. Auch Samenspenden seien furchtbar, denn dadurch würden Kinder zu Opfern, unschuldige Kinder. Genderunsicherheiten und LGBTQ+ seien Leiden, die manchmal von Gott geheilt werden könnten. Denn Jesus sei mächtiger als alles auf dieser Welt. Die Identität sei dabei das wichtigste. Auch im KZ seien den Menschen ihre Namen geraubt und sie zu Nummern reduziert worden. Doch auch dort hätten viele Menschen noch gewusst, wer sie sind, und hätten ihre Identität in Jesus behalten können.

Nun wurde die Predigerin noch ernster. Wir seien in dieser Welt aber nicht von dieser Welt, denn unsere Heimat sei bei Gott. Wenn wir Gott treu seien, dann stehe er auch zu uns. In der heutigen Zeit würden die Menschen sich viel zu oft an ungöttliche Kulturen anpassen. Diese Menschen stellten Menschenliebe über Gottesliebe, ein furchtbar ungesunder Humanismus. Wir müssten alle versuchen, die Kultur mit den Werten Gottes zu beeinflussen. Wenn Menschen sagten, dass sie Transgender und Homosexualität gut fänden, sei das nur Heuchelei. Diese Menschen seien noch nicht gläubig. 

Danach sprach die Predigerin noch ein Gebet für alle Politiker und Führer dieser Welt, denn sie sollten Weisheit erlangen und die Welt auf einen richtigen Pfad führen. Nun wurde die Predigerin etwas bedrückter, als sie davon erzählte, dass an den Schulen heutzutage kein Wille und kein Mut mehr sei, für das Christentum einzutreten und es zu verbreiten. Sie erzählte von zwei Lehrerinnen, die ein Buch «Das Beste Geschenk» geschrieben hätten, welches die christlichen Feste für Kinder erklären soll. In 3 Wochen würde dieses Buch an alle Schulleiter in der Deutschschweiz geschickt werden in der Hoffnung, dass diese das Buch in ihrer Schule verbreiten und in den Lehrplan mitaufnehmen. Die Gemeinde sollte dafür beten, dass die Schulleiter genug Weisheit besitzen mögen, um dies zu tun, dass alle Menschen das Christentum wieder lehren und verbreiten mögen. 

Zum Abschluss wurde noch einmal gesungen und ein Schlusssegen gesprochen. Die 20 Personen standen dann alle auf und trafen sich draussen in der kleinen Seitengasse, um miteinander zu plaudern. Das war’s dann auch für mich.  

Jasmin Schneider, 16. August 2021

Lexikoneintrag Krinne 4