Spenden und Missionieren für die Herrlichkeit Gottes – Besuch bei der International Mission Church IMC in Bern

Die Mitfahrgelegenheit nach Bern

Ein kühler Wind blies mir ins Gesicht, als ich an diesem Sonntagmorgen in Unterzollikofen bei Bern vor verschlossenen Toren stand. Ich hatte bereits mehrfach nachgeschaut, ob ich hier wirklich richtig war, denn trotz der Namenstafel der International Mission Church IMC neben der Tür war bis jetzt noch niemand aufgetaucht. Kurzerhand ergriff ich mein Handy und rief die auf der Website angegebene Nummer an. Ich landete beim Leiter der IMC Bern Clyde Bonato. Dann war schnell klar, ich war am falschen Ort. Wegen Renovierungsarbeiten hatte sich die IMC vorübergehend in der Stadt Bern eingemietet. Rechtzeitig wäre es mir unmöglich gewesen, wieder zurück in die Hauptstadt zu fahren. Sehr hilfsbereit organisierte mir Clyde Bonato eine Mitfahrgelegenheit, und nach kurzem Warten war sie auch schon da. Eine spanischsprachige junge Familie, mit zwei entzückenden kleinen Kindern, nahm mich mit in die Innenstadt von Bern, und so kam ich doch noch beim Gottesdienst der International Mission Church Bern an.

Der ohrenbetäubende Einstieg

Am Eingang wurde ich von einem jungen Mann im Anzug freundlich begrüsst und gleich in den Gottesdienstsaal geführt. Dort schallte mir laute Musik entgegen. Der Saal war gefüllt mit geschätzten 50 Menschen, die imbrünstig und laut ein spanisches Loblied mitsangen. Viele warfen ihre Hände in die Luft, wiegten sich, knieten auf dem Boden oder hatten Tränen in den Augen. Als das Lied langsam ausklang schrie Veronica Bonato auf Spanisch ins Mikrofon, mit Sprechpausen für die deutsche Übersetzung. Nach diesen herzzerreissenden Worten kehrte etwas Ruhe ein und Veronica begann aus der Bibel zu zitieren.

Der Schlüssel zu allem

«Amen, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, das wird auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, das wird auch im Himmel gelöst sein.» (Matthäus 18, 18)

Veronica erklärte, dass wir Gott jeden Tag um so vieles bitten würden. Schlussendlich könne uns jedoch nur Gott erfüllen und wir hätten von ihm einen mächtigen Schlüssel bekommen, um alles auf Erden und im Himmel zu erreichen. Durch Gott hätten wir ein Versprechen von Schutz.

Die finanzielle Spende für Gott

«Da nahm Maria ein Pfund echtes, kostbares Nardenöl, salbte Jesus die Füße und trocknete sie mit ihren Haaren. Das Haus wurde vom Duft des Öls erfüllt.» (Johannes 12,3)

Das Opfer für Gott habe kein Limit. Mit unseren eigenen Bedürfnissen zu Gott zu kommen sei einfach, doch wir müssten uns wahrlich hingeben können. Wir bräuchten eine Hingabe sowohl finanziell als auch mit unserem Schweiss. Heute würden wir alle zusammen Spenden sammeln, um damit unseren Duft fliessen zu lassen, wie bei Johannes 12,3. Veronica sprach weiter von Spenden und Gebeten während zwei Frauen vor die kleine Bühne traten mit grossen Eimern für die Spenden. Zu spanischer Popmusik gingen im Anschluss die Gläubigen nach vorne und warfen ihre Spenden für Jesus in die Eimer.

Der Junge, der Gott präsentiert wurde

Neben Veronica Bonato trat nun auch ihr Mann Clyde gemeinsam mit einem jungen Paar auf die Bühne. In den Armen des jungen Vaters lag ein Neugeborenes, welches nun Gott präsentiert werden sollte. Die IMC lehnt Kindertaufen ab, sondern führt die Taufe erst im Erwachsenenalter durch. Um nun für den kleinen Jungen zu beten, mussten alle Gottesdienstbesucher die Hände nach dem Kind ausstrecken, mit den Handflächen nach vorne. Viele schlossen dabei ihre Augen und beteten. Der Junge solle ein Mann Gottes werden und Tag und Nacht geschützt sein. Auch die Eltern sollten von Gott Liebe, Geduld und Weisheit erhalten, um dem Kind zu helfen, die beste Version von sich selbst zu werden.

Der Name des Kindes wurde hinter den stolzen Eltern auf dem Bildschirm eingeblendet und die Menschen jubelten. Mit dieser Vorstellung seien wir nun alle Teil der Fürsorge für diesen kleinen Jungen, wie auch seine Wächter. Das bejahten die Gottesdienstbesucher eifrig und jubelten erneut. Nachdem ein Fotograf einige Bilder gemacht hatte, setzte sich die junge Familie wieder und der eigentliche Gottesdienst wurde weitergeführt.

Die Missionierung als Pflicht für alle

Es folgten einige Ankündigungen zu den Aktivitäten der IMC, wie die Andacht mit dem Apostel Rodolfo Rojas via Instagram, den Einsatz um den Namen Christus gemeinsam auf der Strasse zu proklamieren, die Schule des Reiches und die Zell-Gruppen. Interessierte könnten die Kirche kennenlernen durchs Assistieren im Gottesdienst oder durchs gemeinsame Kochen. Zur Evangelisation am Samstag seien auch alle eingeladen. Auch wenn wir uns nicht bereit dazu fühlen würden, sollten wir einfach rausgehen und mit der Hilfe des Heiligen Geistes würden wir mit denjenigen vereint werden, die Gottes Botschaft hören müssten. Zu den sonntäglichen Gottesdiensten sollten wir alle jede Woche neue Personen mitbringen, als eine Art Spende eines Herzens. Natürlich würde dies nicht die finanzielle Spende ersetzen. Wer Gott liebt, der würde auch Seelen lieben.

Der brüllende Gott

Das würde uns sagen, dass Gott wie ein Löwe brülle. Seine Stimme sei stark und würde von allen anerkannt werden. Dieses Gebrüll würde die Herzen der Menschen erwecken. Veronica forderte uns auf, die Augen zu schliessen und nun Gottes Stimme zu hören. Musik setzte ein und fast alle schlossen die Augen. Gott würde zu uns sprechen wollen und wir würden ihn hören. Die Anwesenden begannen so laut und leidenschaftlich zu singen, wie sie nur konnten und der Saal verdunkelte sich. «Lass den Löwen brüllen, lass die Erde beben vor der Majestät Jesu!» Die Musik dröhnte in meiner Brust, so laut war sie und Veronica schrie darüber in ihr Mikrofon «Die Kirche will dich hören Papa!» und «Brülle, brülle, brülle!». Sie schrie fast mit weinerlicher Stimme, dass Gottes Stimme unsere Feinde fliehen lassen sollte, und die Menschen begannen erneut zu singen.

Das Flehen, Gott als Person kennenlernen zu dürfen

Arme schossen in die Höhe und gemeinsam flehten die Menschen zu Gott, sie würden ihn suchen und lieben. Eine Stimme würde sich erheben und heute würden hier alle gemeinsam Gott um das selbe bitten, nämlich um ihn selbst. Wir alle würden Gott suchen und heute würden wir Gott als Person und sein Herz wollen. Gott wäre nämlich nicht glücklich, wenn wir ihn immer nur um etwas bitten würden, ohne ihn selbst kennenlernen zu wollen, so wie er sei. Dies wäre unser Gebet, im Namen von Jesus.          

Clyde Bonato leitete ein gemeinsames Gebet an. Die meisten Gottesdienstbesucher kamen dafür nach vorne zur Bühne, knieten sich hin und einige legten ihre Köpfe auf den Boden. Clyde flehte zu Gott und die Gemeinde tat es ihm gleich. Einige weinten ergriffen. Nur wenige Menschen standen noch in den Stuhlreihen und beteten mit erhobenen Händen. Ein paar Helferinnen standen mit Decken bereit und legten diese auf die Rücken von Betenden. Vermutlich sollten sie durch das Sich-auf-den-Boden-Werfen nicht entblösst werden, wenn ihre Kleidung verrutschte. Als das Gebet vorbei war, erhoben sich alle wieder und gingen zurück auf ihre Plätze.

Das Wort Gottes, kein chinesischer Glückskeks

So wurden wir alle aufgefordert unsere Bibel zu öffnen und zu lesen. Kolosser 1,27: «Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit.» Die Lichter gingen wieder an und Clyde Bonato wies uns an, aufmerksam zu lesen, denn dies sei Gottes Wort und keine Nachricht aus einem chinesischen Glückskeks. Diese Worte sollten wir leben und jeder Vers in unserem Geist verankert sein. Christus würde auf der Welt leben, in uns allen. In uns sei ein Schatz, ein Geheimnis und das sei Jesus in uns. Mit Christus sei in uns Licht und Reichtum, sowie die Sicherheit, dass wir an der Herrlichkeit teilhaben werden. Alle Gottesdienstbesucher sollten nun nachsprechen: «Gott offenbare mir deine Herrlichkeit, im Namen Jesus, Amen.»

Die Persönlichkeit Gottes

Gottes Wort sei kraftvoll und Reichtum sei in uns allen. Doch wie dieser herauszubringen sei, das sei die Schwierigkeit. Heute sei ein spezieller Sonntag, denn jeder würde normalerweise mit seinen eigenen Wünschen zu Gott kommen. Das sei auch nicht schlecht, denn wir hätten schliesslich sechs Tage überlebt und sicher alle vieles erlebt. Hier in der Kirche würden wir auf Antworten hoffen, auch Clyde selbst würde dies tun. Heute würden wir jedoch alle gemeinsam etwas als Kirche tun, nur diesen Sonntag. Wir würden nicht um unsere Finanzen bitten, nicht um Gesundheit oder unsere Familien. Ausnahmsweise würden wir nichts von Gott erbitten, sondern um Gott selbst bitten. Gleichgeschlechtliche Liebe, Geldgeilheit oder berühmt werden, all diese Bitten an Gott seien schlecht. Wir müssten uns immer für das interessieren, was eine Person sei, nicht für das, was sie habe. Dies sollten wir auch für Gott tun. So bat Clyde Bonato uns alle, den gleichen Wunsch im Herzen zu haben, Gott zu ersehnen.

Die Herrlichkeit in uns

Gott habe seine Herrlichkeit in uns gelegt und wir hätten die Sicherheit an seiner Herrlichkeit teilzuhaben. Da Clyde nun mit sehr vielen Worten immer wieder dasselbe sagte, schweifte ich mit meinen Gedanken irgendwann ab. Er sprach zwar voller Leidenschaft, leider mit wenig Nährwert. Irgendwann war der Gottesdienst dann einfach zu Ende und ich war etwas enttäuscht, dass zum Schluss nicht nochmals ein Lied gesungen wurde. Denn offen gesagt, waren die Songs das Beste an diesem Gottesdienst, der keineswegs so war, inhaltlich und liturgisch, wie ich es von den Landeskirchen kannte.

Das Einlullen der Neuen

Nach dem Gottesdienst in dem Foyer wurde ich mit allen anderen Neuen nochmals speziell empfangen. Sie erklärten uns nochmals, wer sie genau waren und, dass wir natürlich herzlich willkommen seien wiederzukommen. Ich wurde auch gefragt, wer mich eingeladen hätte und wie ich auf die Kirche gestossen sei. Mir wurden viele Fragen gestellt und ich bekam eine Art Willkommenspaket. Darin befand sich neben Taschentüchern und ein paar Süssigkeiten ein Gebetsbüchlein. Zum Schluss kam noch eine der Frauen zu mir, nahm meine Hand in ihre und betete für mich, damit ich auch sicher mit Jesus im Herzen nach Hause gehen würde.

Jasmin Schneider, Oktober 2023

Lexikoneintrag International Mission Church IMC