60 Jahre Relinfo

Relinfo wurde im November 1963 von Pfr. Dr. theol. Oswald Eggenberger begründet, damals noch unter dem Namen «Evangelische Orientierungsstelle: Kirche, Sondergruppen, religiöse Bewegungen». Oswald Eggenberger erblickte am 4. August 1923 das Licht der Welt in Schwanden GL, wo sein gleichnamiger Vater Oswald Eggenberger (1890-1959) als Pfarrer wirkte. Im Jahr 1931 wechselte Oswald Eggenberger Senior ins Pfarramt von Speicher AR, wo Oswald Junior die Primarschule besuchte. Anschliessend absolvierte Oswald das Gymnasium an der Kantonsschule Trogen AR und studierte dann Theologie in Zürich, Basel und Genf. Im Jahr 1984 machte Oswald Eggenberger sein Vikariat in der Kirchgemeinde Thalwil und empfing im Jahr darauf seine Ordination.

Die erste Pfarrstelle bezog Oswald Eggenberger in Davos-Frauenkirch und Davos-Glaris; die damals überschaubare Berggemeinde ermöglichte es Oswald Eggenberger, neben dem Pfarramt an seiner Dissertation zu arbeiten, die einem konfessionskundlichen Thema gewidmet war: «Die Neuapostolischen. Ihre Geschichte und Lehre. Ein Beitrag zur Kirchenkunde der Gegenwart», erschienen im Jahr 1951. Zwei Jahre darauf wechselte der frischgebackene Dr. theol. von der Landschaft Davos an den Zürichsee und wurde Pfarrhelfer, zehn Jahre später Pfarrer in Richterswil ZH.

Sekten und problematische Gemeinschaften

Neben seiner Tätigkeit als Pfarrhelfer in Richterswil fand Oswald Eggenberger Zeit, sich weiterhin mit konfessionskundlichen Fragestellungen zu beschäftigen, und setzte sich mit den damals geläufigen Sektenbegriffen auseinander, dem religionssoziologischen von der Sekte als radikaler Kleingruppe, dem traditionell römisch-katholischen von der Sekte als Abspaltung und dem traditionell protestantischen von der Sekte als Gemeinschaft, die zur Bibel hinzu weitere Offenbarung(en) kennt. Letzterer Sektenbegriff wurde von Oswald Eggenbergers Vorgänger als Kirchen- und Sektenexperte auf dem Platz Zürich, Prof. Fritz Blanke (1900-1967), auf die einprägsame und für Jahrzehnte die Diskussion dominierende Formel gebracht: «Sekte = Bibel und …». Oswald Eggenberger setzte diesen formalen Sektendefinitionen eine inhaltliche entgegen, wie er sie im Schlusssatz seiner im Jahr 1955 erschienenen Schrift «Wie beurteilt man eine Sekte?» formulierte: «Demgegenüber dringt die biblisch-theologische Beurteilungsart tiefer, bis auf das Wesen, bis in den Wesenskern, um im Blick auf diesen Kern ihr Urteil zu finden. Damit ist der Weg gezeigt: Von der Bibel ausgehend ist theologisch beiderlei, Lehr- und Lebensgestalt der Sondergruppe zu beleuchten» (s.27).

Gründung von Relinfo

Im Jahr 1961 zog Oswald Eggenberger ins Zürcher Oberland weiter, indem er das Pfarramt in Mönchaltorf ZH übernahm. Dort wurde ein neues Pfarrhaus erbaut, das reichlich Platz bot für die im November 1963 begründete Evangelische Orientierungsstelle.

Das Informationsblatt

Erste Handlung der neu gegründeten Orientierungsstelle war die Herausgabe der ersten Nummer des Informationsblattes im November 1963. Auf dem Titelblatt wurden die Motive zur Gründung der Stelle aufgeführt, verfasst von Fritz Blanke «Zum Geleit»: «Es ist noch nicht lange her, dass man in kirchlichen Kreisen einfach zwischen Landeskirche und Sekte unterschieden hat. Heute können wir nicht mehr in diesem allzu bequemen Schema denken. Die Vielfalt der Aeusserungen religiösen Gemeinschaftslebens ist dafür zu reichhaltig. Neben Landeskirche und Sekte gibt es noch die Freikirchen, die Erweckungskreise, die Bruderschaften, die Weltanschauungsvereine und andere Gruppierungen. Die Zahl dieser Richtungen mehrt sich von Jahr zu Jahr. Ein Ueberblick wird zunehmend schwieriger.» Zum Ende seines Geleitwortes greift Fritz Blanke den Beurteilungsrahmen auf, den Oswald Eggenberger in seiner Schrift aus dem Jahr 1955 angedacht hat: «Das ‹Informationsblatt› will nicht bloss über neue und alte Gruppenbildungen unterrichten, sondern es will diese Bildungen immer zugleich an der Botschaft, die uns Christus gebracht hat, messen. Damit ist eine sachliche, gerechte Beurteilung gewährleistet.»

Oswald Eggenbergers Bezugsrahmen

Trotz dieser biblisch-theologischen Zielsetzung beschrieb Oswald Eggenberger Gemeinschaften vorwiegend religionskundlich in ihrer Geschichte und in der Nähe und Distanz zu ihrem Umfeld. Deutlich wurde Oswald Eggenberger da, wo Gemeinschaften faktenwidrig argumentierten. Ein wichtiges Thema war für Oswald Eggenberger auch der Umgang der Kirchen und Gemeinschaften miteinander. Ansprüche, den allein wahren Glauben zu vertreten, wurden offengelegt, so in einem Text über Wim Malgo, den Gründer des «Mitternachtsrufs», der sich auch heute noch in seiner mittlerweile etwas verstaubt wirkenden Zionshalle bei Dübendorf trifft: «Zusammen mit dem nicht fehlenden Sendungsbewusstsein ergibt sich das Bild eines fundamentalistischen Erweckungspredigers, der eine gewisse Anziehungskraft ausübt. … Wim Malgo, der nominell der Zürcher Kirche angehört, praktisch aber ganz für sich arbeitet, hat gegenüber den Kirchen verschiedene Bedenken. Sehr scharf lehnt er die Oekumene ab. Er scheint allerdings ihre Art und Absicht gar nicht richtig zu kennen; denn er sieht und bekämpft in der Oekumene den Beginn einer Einheitskirche, sogar mit Einschluss oder unter Führung Roms, was indessen keineswegs mit den Tatsachen übereinstimmt. Wim Malgos Nein richtet sich weiter gegen den theologischen Freisinn und nicht weniger bestimmt gegen jede Theologie, die mit seiner eigenen nicht übereinstimmt» (Informationsblatt Nr. 3, Mai 1964, s. 20).

Vorausschauende Beschreibungen

Zunehmend fanden auch Auswirkungen auf die Mitglieder Beachtung, etwa beim damals populären amerikanischen Heilungsprediger Tommy Lee Osborn (1923-2013): «Dem unvoreingenommenen Beobachter macht es Mühe, alle Angaben in den Schriften Osborns ernst zu nehmen. Dass grosse Menschenmengen zusammenströmen und viele Kranke hinzugebracht werden, ist allerdings kaum anzuzweifeln. … Schwere Bedenken müssen im Blick auf die Krankenheilungen erhoben werden. Wenn von zahllosen Heilungen sozusagen aller möglichen Krankheiten berichtet wird, so ist dreierlei zu beachten: Als erstes kann man nicht abschätzen, wie weit Propaganda und tatsächliche Heilungen auseinandergehen. Zweitens lässt sich auch die Menge der Kranken nicht zählen, die tief enttäuscht und in ihrem Glauben irre gemacht zurückgelassen werden. Drittens erweist sich die Heilungsart Osborns nicht als biblisch. Dass trotzdem in gewissem Umfang Heilungen vorkommen, durch Suggestivwirkungen oder persönliche Einwirkungen, ändert an der erwähnten Kritik nichts!» (Informationsblatt August 1965, s. 58)

Der «Eggenberger»

Schon in den ersten Jahren seiner Orientierungsstelle nahm es Oswald Eggenberger in die Hand, die religiöse Szene der Schweiz lexikalisch zu beschreiben. Im Jahr 1969 war es soweit, dass die Resultate publiziert werden konnten, als erste Auflage von Oswald Eggenbergers später legendärem Handbuch «Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen». Ziel des Verfassers war explizit eine vollständige Erfassung aller in der Schweiz tätigen Organisationen: «Alle bekannten Kirchen, Gemeinden und Vereinigungen werden genannt und durch knappe geschichtliche Ausführungen, Hinweise auf die Gemeindeordnung und eine kurze Zusammenfassung der Glaubensanschauungen beschrieben. Statistische Angaben und Adressen ergänzen die Darstellung der einzelnen Kirchen und Gemeinden».

Insgesamt 236 unterschiedliche Gemeinschaften hat Oswald Eggenberger in der ersten Ausgabe seines Handbuchs erfasst. Die christlichen Kirchen wurden alphabetisch aufgelistet von «Die Alt-katholischen Kirchen» bis zu «Waldenser-Kirche». Darauf folgten die «Sondergruppen», von «Adventisten» bis «Zeugen Jehovas». Unter die «Sondergruppen» zählte Oswald Eggenberger auch die pfingstlichen Freikirchen und Verbände, z.B. die Schweizerische Pfingstmission, wogegen nichtpfingstliche Freikirchen unter den Kirchen aufgeführt waren. Das dritte Kapitel bildeten die «Ausserchristliche Religionen», wieder alphabetisch von «Buddhistische Strömungen und Vereinigungen» bis «Yoga-Vereinigungen und Yoga-Schulen». Als nächstes kamen unter der Überschrift «Synkretismus und neue Gnosis» Organisationen, die heute eher unter dem Titel «Theosophie und Esoterik» aufgelistet würden, von «Anthroposophie» bis «Werner Zimmermann», ein früher Schweizer Esoteriker aus Ringgenberg BE. Es folgten «Spiritistische und spiritualistische Versammlungen», darunter die «Geistige Loge» in Zürich, in welcher Uriella das Channeln lernte, die «Geistige Vereinigung Methernitha» von Paul Baumann alias «Vatti», der wenige Jahre darauf wegen Missbrauchs von Minderjährigen ins Gefängnis ging, und «Paul Kuhn», der später die St. Michaelsvereinigung in Dozwil gründen sollte. Das Handbuch schloss mit «Freireligiöse und freigeistige Vereinigungen» und «Verschiedene».

Dass eine vollständige Erfassung aller religiösen Gemeinschaften zeitgebunden ist und in Teilen schneller Veraltung ausgesetzt sein könnte, war Oswald Eggenberger klar: «Ausführungen und Zahlen entsprechen den heutigen Verhältnissen. …Die grösste der in diesem Buch erwähnten Kirchen zählt viele Millionen Mitglieder; die kleinste der beschriebenen Vereinigungen umfasst eine einzige Versammlung. Die älteste der Gemeinden hat eine jahrtausendlange Geschichte; die jüngste ist eben erst gegründet worden, und es muss sich erst zeigen, ob sie Bestand haben wird» (Eggenberger 1969, s. 1f.).

Umzug nach Zürich-Wollishofen

Im Jahr 1972 wechselte Oswald Eggenberger vom Zürcher Oberland in die Stadt Zürich, er wurde Pfarrer in Zürich-Wollishofen. Damit war sein dortiges Pfarrhaus Auf der Egg 9 der neue Standort der Orientierungsstelle. Zeit für seine Arbeit an Informationsblatt und Handbuch gewährte ihm damals der Zürcher Kirchenrat, indem Oswald Eggenberger vom Konfirmationsunterricht freigestellt wurde. In der Wollishofer Zeit aktualisierte und ergänzte Oswald Eggenberger die Daten fürs Handbuch und gab 1978 dessen zweite Ausgabe heraus, die nun 263 unterschiedliche Gemeinschaften aufführte.

Weitere Auflagen des Handbuchs

Weitere Auflagen des Handbuchs folgten in immer kürzeren Abständen und in jeweils grösserem Umfang, die dritte Auflage 1983 mit 322 Gemeinschaften, die vierte 1986 mit 351 Einträgen und die fünfte 1990 mit 378 Einträgen. Ab der dritten Auflage wurden die einzelnen Organisationen innerhalb der Religionen nicht mehr alphabetisch, sondern nach ihren Konfessionen und Traditionen und deren jeweiligen Alter geordnet aufgelistet, wodurch die historischen und konfessionskundlichen Bezüge der einzelnen Gemeinschaften verdeutlicht wurden.

Unruhiger Ruhestand

Im Jahr 1988, zwei Jahre nach der vierten Auflage seines Handbuches mit 351 Einträgen, wurde Oswald Eggenberger pensioniert und wechselte vom Pfarrhaus Auf der Egg 9 an die Frohalpstrasse 77, ebenfalls in Zürich Wollishofen, wo der Standort der Orientierungsstelle für die nächsten Jahre sein sollte. In dieser Zeit edierte Oswald Eggenberger im Jahr 1990 die fünfte Auflage mit 378 Einträgen.

Auf Ende 1992 hin, nach dreissig Jahren der Leitung der Orientierungsstelle, gab Oswald Eggenberger diese ab an Prof. Georg Schmid, damals in Greifensee. Oswald Eggenberger besorgte noch die sechste Auflage des Handbuchs im Jahr 1994 mit 380 Einträgen, die aber eine wenig veränderte Variante der fünften Auflage war. Nachher zog sich Oswald Eggenberger aus der Informationsarbeit zurück. Er starb am 21. Februar 2003.

Neue Leitung

Neuer Leiter von Relinfo wurde Prof. Dr. theol. Georg Schmid. Georg Schmid wurde am 21. Juni 1940 in Chur geboren, besuchte da Primar- und Kantonsschule und studierte dann Theologie und Religionswissenschaft in Zürich, Basel, Rom und in Alexandria, Virginia, USA. Ab 1965 wirkte er als Pfarrer in Trimmis und Haldenstein und verfasste in dieser Zeit seine Dissertation: «Interessant und heilig. Auf dem Weg zur integralen Religionswissenschaft». Im Jahr 1970 wechselte er nach Chur, wo er Religionslehrer am damaligen Bündner Lehrerseminar wurde. Im Jahr 1979 habilitierte Georg Schmid an der Universität Zürich mit der Schrift: «Principles of Integral Science of Religion». Darauf erhielt er einen Lehrauftrag an der Theologischen Fakultät Zürich für eine Veranstaltung pro Semester mit Schwerpunkt Asiatische Religionen und Neue Religiöse Bewegungen. Im Lauf der Jahre las Georg Schmid über Hinduismus, Buddhismus, Mystik, Neue Religiöse Bewegungen, New Age, Esoterik und Okkultismus.  Im Jahr 1986 wechselte Georg Schmid als Pfarrer nach Greifensee.

In dieser Zeit verfasste Georg Schmid im Rahmen seines Lehrauftrags an der Universität Zürich verschiedene Werke zu aktuellen spirituellen Trends, so «Die Mystik der Weltreligionen», 1990, und «Im Dschungel der neuen Religiosität», 1992.

Ende der Achtzigerjahre und in den Neunzigerjahren bestand von Kirchgemeinden und Pfarreien ein hoher Bedarf an Vorträgen zu den Themen «Neue Religiöse Bewegungen», «Sekten», «New Age» und «Esoterik», den Oswald Eggenberger immer weniger abdecken konnte, worauf Georg Schmid einsprang und die Vortragstätigkeit der Orientierungsstelle weitgehend übernahm. So war es nur folgerichtig, dass Oswald Eggenberger die Orientierungsstelle auf den Jahresbeginn 1993 an Georg Schmid abgab. 1993 und 1994 war Relinfo im Pfarrhaus Im Baumgarten 24 in Greifensee zu Hause, ab 1995 im historischen Pfarrhaus Im Städli 79 in Greifensee.

Sektendramen und ihre Folgen

Die Sektendramen um die Branch Davidians in Waco 1993, den Ordre du Temple Solaire OTS in Cheiry und Salvan 1994, sowie in Verclos bei Grenoble 1995, um die Gemeinschaft Aum Shinrikyo des Shoko Asahara in Tokyo 1995 und um die UFO-Gruppe Heaven’s Gate in Rancho Santa Fe, Kalifornien 1997 führten zu einem starken Anstieg der Anfragen bei der Orientierungsstelle und zu einem hohen Bedarf an Informationen zum Thema Sekten. In dieser Situation präzisierte Relinfo per Jahresbeginn 1997 die eigene Bezeichnung. Die mittlerweile etwas unklar wirkenden Begriffe «Orientierungsstelle» und «Sondergruppen» wurden ersetzt, und die Benennung der Stelle neu gefasst als «Evangelische Informationsstelle: Kirchen – Sekten – Religionen».

Pioniere im Internet

Bereits im Jahr 1997, als weltweit zweite Infostelle zu Kirchen – Sekten – Religionen, richtete die Informationsstelle eine Website ein, damals noch als Unterseite der Website der Reformierten Kirche Kanton Zürich mit der Adresse www.ref.ch/zh/infoksr. Im Jahr 2000 wurde für die Website eine neue Domain gesucht, wobei das bisherige Kürzel «infoksr» wenig sprechend schien. So wurde schliesslich für die Variante www.relinfo.ch entschieden, welche das Ziel der Information über Religionen zum Ausdruck bringen sollte. Zuerst war angedacht, dass die Benennung «Relinfo» strikte auf die Domain der Website beschränkt werden sollte, woran sich die Vertretenden von Relinfo auch hielten, doch das Publikum setzte «Relinfo» zusehends als (Über-)Name der Infostelle ein.

Breitere Finanzierung

Für den Aufbau der Website hilfreich war die Tatsache, dass die Finanzierung der Informationsstelle in den Neunzigerjahren durch die Reformierte Kirche Kanton Zürich und durch die in der Deutschschweizer Kirchenkonferenz zusammengeschlossenen reformierten Kirchen der Deutschschweiz auf eine breitere Basis gestellt wurde. Dies ermöglichte es, weitere Mitarbeitende einzustellen, vornehmlich Studierende von Theologie, Religionswissenschaft und Psychologie, die teilzeitlich neben ihrem Studium für die Infostelle arbeiteten, Gemeinschaften recherchierten und Infotexte verfassten. Bis heute steuern Studierende einen wesentlichen Teil der Recherchen von Relinfo bei und ermöglichen damit den steten Ausbau unserer Website.

Umzug nach Rüti ZH

Auf die Pensionierung von Georg Schmid als Pfarrer von Greifensee im Januar 2004 hin suchte Relinfo eine neue Adresse, und fand sie in der Gestalt der Liegenschaft Wettsteinweg 9 in Rüti ZH. Die Liegenschaft gehörte damals der Heilsarmee und beherbergte das ehemalige Korps Rüti, das zusammen mit anderen Korps zum Korps Zürcher Oberland mit Sitz in Uster fusioniert wurde. Mit ihrer Lage in unmittelbarer Nähe des Bahnhofs Rüti ZH und ihrem Annex-Gebäude, das die ehemalige Kapelle der Heilsarmee enthielt, schien die Liegenschaft sehr geeignet. Im Herbst 2003 zog die Infostelle nach Rüti um, wo sie auch heute noch domiziliert ist. Es handelt sich mittlerweile um denjenigen Standort, den Relinfo in seiner Geschichte am längsten innehatte.

Letzte Auflage des Handbuchs

Im Herbst 2003 erschien auch die siebente und letzte Auflage des Handbuchs «Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen», nun unter dem Titel «Die Kirchen – Sekten – Religionen», betreut durch Prof. Georg Schmid und seinen Sohn Georg O. Schmid, der seit Anfang 1993 als Mitarbeiter der Infostelle wirkte. Das Handbuch wies nun 492 Einträge unterschiedlicher religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften auf.

Workshop für junge Menschen

Seit dem Jahr 2008 bietet Relinfo einen Workshop zum Themenkreis Sekten, problematische Bewegungen und Okkultismus an, der in einem Einstieg anhand von ein zwei aktuellen Gemeinschaften die typischen Merkmale problematischer Organisationen zeigt. Anschliessend können sich die jungen Menschen eine Gemeinschaft oder Bewegung aussuchen, die sie besonders interessiert, und diese in einer von vier ganz unterschiedlichen Arbeitsformen vertiefen. In der Schlussrunde präsentieren die jungen Leute ihre Resultate, zudem werden Rückfragen beantwortet. Dieser Workshop wurde in den vergangenen fünfzehn Jahren immer wieder aktualisiert, indem neu auftretende Gemeinschaften aufgenommen und weniger relevant gewordene weggelassen wurden.

Verein Relinfo

Auf Jahresbeginn 2014 hin übernahm der Verein Relinfo, der 2012 begründet wurde, die Verantwortung für die Informationsstelle, dies im Auftrag der Deutschschweizer Kirchenkonferenz KIKO, welche Relinfo massgeblich finanziert. Leiter der Stelle wurde Georg O. Schmid, geboren 1966.

Neues Corporate Design

Im Jahr 2016 ermöglichte ein Zusatzbeitrag der Kirchenkonferenz KIKO die Neugestaltung des Corporate Designs, das in Teilen (z.B. beim Informationsblatt) noch auf die Zeit von Oswald Eggenberger zurückging, z.T. von Mitarbeitenden geschaffen wurde (Website, Jahresbericht). Mit der Neugestaltung beauftragt wurde die Firma filmreif. Sie kreierte den neuen grafischen Auftritt mit dem charakteristischen Farbbalken, der für die Vielfalt der Religionen in der Schweiz steht. Nun wurde auch der Name Relinfo offiziell, als «Relinfo – Evangelische Informationsstelle Kirchen – Sekten – Religionen».

Online-Lexikon statt Handbuch

Im gleichen Zug wurde unsere Website, die im Jahr 2000 noch von einem Mitarbeiter in reinem HTML programmiert wurde, neu designt und in WordPress veröffentlicht, sodass die Grafik zeitgemäss aussieht und Aktualisierungen deutlich erleichtert werden. Die neue Website schuf Platz für das Online-Lexikon, das die Einträge der 7. Auflage des Handbuchs in aktualisierter und deutlich vermehrter Form aufnimmt. Zählte das Handbuch im Jahr 2003 429 Einträge, sind es im Online-Lexikon unter www.relinfo.ch zurzeit 1’110. Damit ist das Online-Lexikon von Relinfo das umfangreichste Verzeichnis religiöser und weltanschaulicher Gemeinschaften und Bewegungen in deutscher Sprache.

Stellvertretende Leitung

Während Jahrzehnten verfügte Relinfo zwar über einen Leiter, nicht jedoch über eine reguläre stellvertretende Leitung. Eine solche wurde nur situativ und punktuell benannt. Im November 2021 entschied der Vorstand des Vereins Relinfo, dass diese ad-hoc-Struktur nicht mehr zeitgemäss ist, und beschloss deshalb, die Position der stellvertretenden Leitung auf Dauer einzurichten. Erste stellvertretende Leiterin nach diesem Entscheid wurde Louisa Bernet, B.A. Religionswissenschaft, geboren 1997. Louisa Bernet arbeitete schon seit Januar 2020 als Mitarbeiterin bei Relinfo, verliess die Stelle aber Ende August 2022, um eine neue Ausbildung zu beginnen. Seit September 2022 ist Julia Sulzmann, B.Sc. Psychologie, geboren 1998, als stellvertretende Leiterin tätig.

Ein Christbaumbrand mit Folgen

Am 2. Januar 2022 zerstörte ein Christbaumbrand im Annex-Gebäude den Gruppenraum von Relinfo samt dem Material für die Workshops und einem Teil des Archivs. Dank zahlreicher Spenden konnte das Material für die Workshops wieder zusammengestellt werden. Das ausgebrannte Gebäude wurde inzwischen abgetragen, und ein Neubau befindet sich in Konstruktion. In diesem wird Relinfo eine Kompakt-Anlage für die inzwischen auf 36’500 Titel angewachsene Dokumentation erhalten.

Von der evangelischen zur kirchlichen Fachstelle

Über lange Zeit ihrer Geschichte war Relinfo die evangelische Partnerstelle der in den Achtzigerjahren begründeten katholischen Arbeitsstelle «Neue religiöse Bewegungen», die von Kaplan Joachim Müller (1953 – 2007) geleitet wurde. Seit dem Jahr 2010 wurde diese Stelle nicht mehr besetzt, sodass die katholische Kirche in der Schweiz über keine spezialisierte Beratungsstelle für Fragen zu problematischen Gemeinschaften mehr verfügte. Seit 2019 wird nun Relinfo von der Katholischen Kirche im Kanton Zürich und von Katholisch Stadt Zürich mitunterstützt. Um diese erfreuliche Entwicklung zu verdeutlichen, gibt sich Relinfo ab dem 1. Januar 2024 einen neuen Namen: «Relinfo – Kirchliche Fachstelle Religionen, Sekten, Weltanschauungen».

Georg O. Schmid, Dezember 2023