Jainismus

Der Jainismus ist eine indische Religion, welche im 5. Jahrhundert v.u.Z. in den indischen Bundesstaaten Bihar und Uttar Pradesh im gleichen Kontext wie der Buddhismus entstand. Dabei gibt es im Jainismus zwei Hauptströmungen: die śvetāmbaras und die digambaras. Sie unterscheiden sich im Traditionsverständnis und in der Auslegung der Schriften. Zudem leben digambaras der Tradition des Religionsgründer Māhavīra folgend nackt, während sich śvetāmbaras weiss kleiden. Aus diesen beiden Hauptströmungen sind im Laufe der Zeit weitere Strömungen entstanden, welche sich in der Auffassung einer „richtigen“ Praxis unterscheiden.

Als historischer Gründer des Jainismus gilt der Jina Māhavīra (Sanskrit „grosser Held“), über dessen Leben wenig bekannt ist. Erst mehrere Jahrhunderte nach seiner Zeit wurde Māhavīra zum Heiligen erklärt und über seine Lehre berichtet. Māhavīra soll ein Zeitgenosse von Siddhartha Gautama gewesen sein und ebenfalls ein Leben in Askese gewählt und andere in der Jaina-Lehre unterwiesen haben. Er gilt als der Letzte der der 24 Jinas, welche Erlösung und einen spirituellen Sieg errungen haben und als allwissend gelten. Jinas werden auch als Tirthankaras (Sanskrit „Wegbereiter“) bezeichnet, da sie den Menschen den Weg zu einem besseren Leben weisen.

Im Kalpasutra, einer Heiligen Schrift der Jainas, sind die Biografien einiger Tirthankaras niedergeschrieben (Rishabha, Neminatha, Parshvanata und Māhavīra), wobei lediglich die Persönlichkeiten von Pārśva und Māhavīra historisch belegt sind.

Jainas verehren 24 mythische Lehrer, welche sie als Jinas oder Tirthankaras bezeichnen. Im Jainismus glaubt man an die Niederkunft von weiteren 24 Jinas in ferner Zukunft.

In der jainistischen Lehre entscheidet das Karma über das Leben. Vorherrschend ist dabei der Glaube an den ewigen Kreislauf der Wiedergeburt, wie das auch im Hinduismus und Buddhismus bekannt ist. Dabei durchwandert die Seele verschiedene Wiedergeburten (je nach Karma im Himmel, in der Hölle oder in der menschlichen Welt), wobei sich das Karma an die Seele heftet. Angestrebt wird dabei das Karma zu löschen und sie Seele dadurch zu reinigen, um eine «bessere» Wiedergeburt zu erlangen. Das Verlassen des Wiedergeburtenkreislaufs ist lediglich den erlösten Jinas möglich.

Im Jainismus gilt das Gebot der Gewaltlosigkeit, welches sowohl Menschen aber auch Tiere, Pflanzen und Kleinstlebewesen miteinbezieht. Alle Lebensformen gelten als beseelt und sollten dabei nicht verletzt oder getötet werden. Die meisten Jainas ernähren sich vegetarisch, um das Gebot der Gewaltlosigkeit einhalten zu können. Auch gewisse Wurzelgemüse sollte man nicht essen, da man mit dem Rausreissen der Wurzel die Lebensgrundlage der Pflanze zerstört.

Sowohl die Lehrmeinungen, als auch die Praktiken sind im Jainismus jedoch sehr divers und daher erstaunt es nicht, dass auch die Speisegebote sehr unterschiedlich umgesetzt werden.

Weltweit rechnet man mit rund 5 Millionen praktizierenden Jainas, wobei die meisten in Indien leben. In der Schweiz leben ca. 100 praktizierende Jainas.

 

Quellen:

Handout “Jina sein”, Museum Rietberg, abgerufen am 28 Juli 2023: https://rietberg.ch/files/ausstellungen/2022/Jain-sein/Handouts/Museum_Rietberg_Handout_Jina_sein.pdf

Johannes Beltz, “Jainismus, Tiere und Veganismus in der Schweiz», Religion.ch, 21.02.2023, abgerufen am 28 Juli 2023https://www.religion.ch/blog/jainismus-tiere-und-veganismus-in-der-schweiz/

Mirjam Iseli, „Mein Jainismus, dein Jainismus? Unser Jainismus!“, Zeitschrift für junge Religionswissenschaft, Online erschienen am: 25 Juli 2015, abgerufen am 28 Juli 2023. URL: http://journals.openedition.org/zjr/328; DOI: https://doi.org/10.4000/zjr.328

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