Sacred Name Movement

Das Sacred Name Movement SNM hat sich in den 1930er Jahren aus den Churches of God (Seventh Day) entwickelt, die wiederum aus der adventistischen Bewegung des 19. Jahrhunderts hervorgegangen sind, der auch die Siebenten-Tags-Adventisten und die Zeugen Jehovas entstammen.

Als Gründer des Sacred-Name-Movements gilt Clarence Orvil Dodd (1899-1955), der die Bewegung mit seiner 1937 begründeten Schriftenreihe «The Faith» bekannt gemacht hat. Hauptthema des Sacred-Name-Movements war die Lehre, dass Gott mit seinem ursprünglichen Namen angesprochen werden sollte.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Sacred Name Movement stark beeinflusst vom Hebrew Roots Movement HRM, dessen Lehrende seit den Sechzigerjahren fordern, dass christliche Menschen sich an die alttestamentlichen Gebote zu halten hätten.

Das Sacred Name Movement erfreut sich, neben und in Verbindung mit dem Hebrew Roots Movement, zunehmender Beliebtheit, vor allem bei Menschen, die sich aus Freikirchen zurückgezogen haben und nun eine «wahrere», «korrektere» Form des Christentums suchen.

Typisch für heutige Vertretende des Sacred Name Movements sind folgende Überzeugungen:

– Gott will nicht mit seinem Titel («Gott», «Herr»), sondern mit seinem Namen angesprochen werden. Ausgegangen wird dabei vom Tetragrammaton יהוה, das aber von einzelnen Gemeinschaften und Lehrenden unterschiedlich rekonstruiert wird, etwa als Yahveh, Yahuah oder Yahuwah.

– Aus dem Hebräischen wird ein «Urhebräisch» rekonstruiert, das die von Gott geschaffene Ursprache der Menschheit vor dem Turmbau gewesen sein soll. Als Basis für die Rekonstruktion dient die Protosinaitische Schrift (Sinai-Schrift), die vermutlich ein Vorläufer der phönizischen Schrift ist, auf welche die hebräische Schrift zurückgeht. Den bildhaften Zeichen der Sinai-Schrift werden inhaltliche Bedeutungen gegeben und anhand dieser dann hebräische Wurzeln interpretiert.

– Die Forderung nach dem ursprünglichen Namen wird auch auf Jesus bezogen, dessen neutestamentlich bestens bezeugter Name zurückgewiesen und durch eine «urhebräische» Form ersetzt wird. Auch hier bestehen zwischen einzelnen Lehrenden und Gemeinschaften unterschiedliche Auffassungen über die korrekte Lautung, etwa Yahshua, oder Yahusha.

– Auch andere Namen aus dem Alten Testament werden «urhebräisch» rekonstruiert, etwa Yasharal für Israel, Yarusalym für Jerusalem, Daud für David, Mushah für Mose. Ebenso werden biblische Begriffe gerne in einer «urhebräischen» Form wiedergegeben, etwa Qadosh für heilig, Ahabah oder Ahbah für Liebe, Amunah für Glaube etc. Z.T. werden diese «urhebräischen» Formen dann mit englischen Endungen versehen, etwa Qadoshness für Heiligkeit, Yasharalites für Israeliten.

– In der Tradition der Churches of God (Seventh Day) wird anstelle des Sonntags der Sabbat gefeiert, ebenso die jüdischen Feste. Christliche Feste werden als heidnisch abgelehnt.

– Aus dem Hebrew Roots Movement wird der Gedanke übernommen, dass christliche Menschen zwar durch Gnade erlöst sind, aber das ganze Gesetz zu halten haben. Das Einhalten der Gebote auch des Alten Testaments ist heilsnotwendig. Die Gnade Gottes schafft keine Freiheit vom Gesetz, sondern schenkt die Möglichkeit, das Gesetz einzuhalten. Die Bewegung bezieht sich gerne auf Aussagen Jesu im Johannesevangelium, in welchen dieser das Befolgen seiner Gebote anmahnt. Damit meine Jesus, so glaubt die Bewegung, nicht seine eigenen Lehren, sondern die Gesetze des Alten Testaments.

– Im Resultat ergibt sich ein gesetzlich geprägter Glaube, der gegen innen und aussen um Fragen der richtigen Namen und der korrekten Beachtung von Geboten kreist.

Seine Gläubigen findet das Sacred Name Movement vor allem online. Zahlreiche Gemeinschaften existieren vor allem als Online-Community. Den Sabbat feiern die Gläubigen für sich in ihrer Familie, für die grossen jüdischen Feste verabreden sich Gläubige derselben Region zu gemeinsamen Feiern, wo das möglich ist.

Zahlen über die Verbreitung des Sacred Name Movements sind keine bekannt. Zurzeit erfreut es sich auch in der Schweiz wachsender Beliebtheit, insbesondere bei Menschen, die sich aus Freikirchen zurückgezogen haben und nun eine «wahrere», «korrektere» Form des Christentums suchen.

Kritik findet das Sacred Name Movement vor allem in folgenden Punkten:
– Angemahnt wird die gesetzliche Ausprägung des Glaubens, die von der befreienden Kraft des Evangeliums nicht mehr viel erkennen lässt.
– Interne Debatten um richtige Namen und korrekte Beachtung von Geboten wirken dogmatisch und spalterisch.
– Die unhistorischen Vorstellungen eines gottgeschaffenen «Urhebräisch» sind von fundamentalistischer Wissenschaftsferne gezeichnet.
– Die Deutung hebräischer Begriffe anhand der Bedeutungen, die den Zeichen der «urhebräischen Schrift» gegeben werden, öffnet dem Hineinlesen eigener Vorstellungen in den Bibeltext Tür und Tor.
– Die Feier jüdischer Feste unter Verwendung jüdischer Traditionen, aber verbunden mit der Ablehnung des Judentums als Religion, wurde von jüdischer Seite als kulturelle Aneignung kritisiert.

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